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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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stirnconstellationen bestätigt wird, hatten also unter allen und jeden Umständen die Aegypter Stationen des Mondes und der Sonne, um die Umläufe derselben und der übrigen Planeten berechnen und die Verfinsterungen der ersteren vorher bestimmen zu können, d. h. einen Thierkreis mit genauer Eintheilung und mit sich daran auschliessenden Sternbildern. So alt nun eine genauere Zeitrechnung mit dem Sonnenjahre und festen Beobachtungen der Planeten, besonders des Mondes und der Sonne sind, eben so alt müssen nothwendig der Thierkreis, ein Kreis zur Berechnung der scheinbaren Monds- und Sonnenbahn sein. Dieser Kreis ist der uralte chaldäische mit dessen Bildern, weil von einem andern Kreise und andern Bildern bis jetzt in Aegypten keine Spur entdeckt worden ist. Vermuthlich haben diesen Kreis die Aegypter nach ihrer geographischen Lage und nach den dadurch begünstigten häufigeren Berührungen von den Chaldäern noch früher erhalten als die Sinesen und jedenfalls mit Hinsicht auf die Sothisperiode mindestens 3000 Jahre v. Chr., möglicher Weise noch einige Jahrhunderte früher. Ob die Constellationsberechnungen von Seyffart und Uhlemann 1) an und für sich richtig sind, darüber steht nur dem wirklichen Astronomen ein Urtheil zu; jedoch könnten sie richtig sein, auch wenn dieselben noch tausend und mehr Jahre höher hinauf sich erstrecken würden. Dass die Aegypter nicht die arische und semitische siebentägige Woche ursprünglich kannten, sondern nach Dekaden den Monat theilten, ist eine ganz untergeordnete Abweichung von den Chaldäern, wie der verlegte Frühling oder Jahresanfang es ist, denn mit und von den Chaldäern besitzen die Aegypter die sieben Planetengottheiten, die sieben Kabiren, das siebentägige Mondsviertel, die sieben schöpferischen Grundkräfte der Welt, gleich wie die 36 Dekangottheiten. Die hieroglyphischen Namen der sieben Planeten und 36 Dekane auf dem Thierkreise zu Denderah hat Uhlemann, a. a. O., IV. S. 206 zu lesen versucht. Wenn das Labyrinth eine symbolische Darstellung der Sonnenbahn war wie z. B. Uhlemann a. a. O., III. S. 138, annimmt, muss der Thierkreis in

1) A. a. O., III. S. 8, und IV. S. 206. vergl. mit II. S. 239

stirnconstellationen bestätigt wird, hatten also unter allen und jeden Umständen die Aegypter Stationen des Mondes und der Sonne, um die Umläufe derselben und der übrigen Planeten berechnen und die Verfinsterungen der ersteren vorher bestimmen zu können, d. h. einen Thierkreis mit genauer Eintheilung und mit sich daran auschliessenden Sternbildern. So alt nun eine genauere Zeitrechnung mit dem Sonnenjahre und festen Beobachtungen der Planeten, besonders des Mondes und der Sonne sind, eben so alt müssen nothwendig der Thierkreis, ein Kreis zur Berechnung der scheinbaren Monds- und Sonnenbahn sein. Dieser Kreis ist der uralte chaldäische mit dessen Bildern, weil von einem andern Kreise und andern Bildern bis jetzt in Aegypten keine Spur entdeckt worden ist. Vermuthlich haben diesen Kreis die Aegypter nach ihrer geographischen Lage und nach den dadurch begünstigten häufigeren Berührungen von den Chaldäern noch früher erhalten als die Sinesen und jedenfalls mit Hinsicht auf die Sothisperiode mindestens 3000 Jahre v. Chr., möglicher Weise noch einige Jahrhunderte früher. Ob die Constellationsberechnungen von Seyffart und Uhlemann 1) an und für sich richtig sind, darüber steht nur dem wirklichen Astronomen ein Urtheil zu; jedoch könnten sie richtig sein, auch wenn dieselben noch tausend und mehr Jahre höher hinauf sich erstrecken würden. Dass die Aegypter nicht die arische und semitische siebentägige Woche ursprünglich kannten, sondern nach Dekaden den Monat theilten, ist eine ganz untergeordnete Abweichung von den Chaldäern, wie der verlegte Frühling oder Jahresanfang es ist, denn mit und von den Chaldäern besitzen die Aegypter die sieben Planetengottheiten, die sieben Kabiren, das siebentägige Mondsviertel, die sieben schöpferischen Grundkräfte der Welt, gleich wie die 36 Dekangottheiten. Die hieroglyphischen Namen der sieben Planeten und 36 Dekane auf dem Thierkreise zu Denderah hat Uhlemann, a. a. O., IV. S. 206 zu lesen versucht. Wenn das Labyrinth eine symbolische Darstellung der Sonnenbahn war wie z. B. Uhlemann a. a. O., III. S. 138, annimmt, muss der Thierkreis in

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 zu können, d. h. einen Thierkreis mit genauer Eintheilung und mit sich daran auschliessenden
 Sternbildern. So alt nun eine genauere Zeitrechnung mit dem Sonnenjahre und festen Beobachtungen der
 Planeten, besonders des Mondes und der Sonne sind, eben so alt müssen nothwendig der Thierkreis, ein
 Kreis zur Berechnung der scheinbaren Monds- und Sonnenbahn sein. Dieser Kreis ist der uralte
 chaldäische mit dessen Bildern, weil von einem andern Kreise und andern Bildern bis jetzt in
 Aegypten keine Spur entdeckt worden ist. Vermuthlich haben diesen Kreis die Aegypter nach ihrer
 geographischen Lage und nach den dadurch begünstigten häufigeren Berührungen von den Chaldäern noch
 früher erhalten als die Sinesen und jedenfalls mit Hinsicht auf die Sothisperiode mindestens 3000
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 Urtheil zu; jedoch könnten sie richtig sein, auch wenn dieselben noch tausend und mehr Jahre höher
 hinauf sich erstrecken würden. Dass die Aegypter nicht die arische und semitische siebentägige Woche
 ursprünglich kannten, sondern nach Dekaden den Monat theilten, ist eine ganz untergeordnete
 Abweichung von den Chaldäern, wie der verlegte Frühling oder Jahresanfang es ist, denn mit und von
 den Chaldäern besitzen die Aegypter die sieben Planetengottheiten, die sieben Kabiren, das
 siebentägige Mondsviertel, die sieben schöpferischen Grundkräfte der Welt, gleich wie die 36
 Dekangottheiten. Die hieroglyphischen Namen der sieben Planeten und 36 Dekane auf dem Thierkreise zu
 Denderah hat Uhlemann, a. a. O., IV. S. 206 zu lesen versucht. Wenn das Labyrinth eine symbolische
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[14/0030] stirnconstellationen bestätigt wird, hatten also unter allen und jeden Umständen die Aegypter Stationen des Mondes und der Sonne, um die Umläufe derselben und der übrigen Planeten berechnen und die Verfinsterungen der ersteren vorher bestimmen zu können, d. h. einen Thierkreis mit genauer Eintheilung und mit sich daran auschliessenden Sternbildern. So alt nun eine genauere Zeitrechnung mit dem Sonnenjahre und festen Beobachtungen der Planeten, besonders des Mondes und der Sonne sind, eben so alt müssen nothwendig der Thierkreis, ein Kreis zur Berechnung der scheinbaren Monds- und Sonnenbahn sein. Dieser Kreis ist der uralte chaldäische mit dessen Bildern, weil von einem andern Kreise und andern Bildern bis jetzt in Aegypten keine Spur entdeckt worden ist. Vermuthlich haben diesen Kreis die Aegypter nach ihrer geographischen Lage und nach den dadurch begünstigten häufigeren Berührungen von den Chaldäern noch früher erhalten als die Sinesen und jedenfalls mit Hinsicht auf die Sothisperiode mindestens 3000 Jahre v. Chr., möglicher Weise noch einige Jahrhunderte früher. Ob die Constellationsberechnungen von Seyffart und Uhlemann 1) an und für sich richtig sind, darüber steht nur dem wirklichen Astronomen ein Urtheil zu; jedoch könnten sie richtig sein, auch wenn dieselben noch tausend und mehr Jahre höher hinauf sich erstrecken würden. Dass die Aegypter nicht die arische und semitische siebentägige Woche ursprünglich kannten, sondern nach Dekaden den Monat theilten, ist eine ganz untergeordnete Abweichung von den Chaldäern, wie der verlegte Frühling oder Jahresanfang es ist, denn mit und von den Chaldäern besitzen die Aegypter die sieben Planetengottheiten, die sieben Kabiren, das siebentägige Mondsviertel, die sieben schöpferischen Grundkräfte der Welt, gleich wie die 36 Dekangottheiten. Die hieroglyphischen Namen der sieben Planeten und 36 Dekane auf dem Thierkreise zu Denderah hat Uhlemann, a. a. O., IV. S. 206 zu lesen versucht. Wenn das Labyrinth eine symbolische Darstellung der Sonnenbahn war wie z. B. Uhlemann a. a. O., III. S. 138, annimmt, muss der Thierkreis in 1) A. a. O., III. S. 8, und IV. S. 206. vergl. mit II. S. 239

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/30>, abgerufen am 26.04.2024.