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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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§. 217. In jus, in factum conceptae formulae. (Fortsetzung.)
da die Erzählung, die nun die Intentio gebildet haben
würde (§ 216), durchaus keine Unbestimmtheit in sich schließt.

Es ergiebt sich hieraus, daß diese actio in factum ci-
vilis
in der That eine formula in jus concepta hatte, so
leicht auch der Name über diesen Punkt täuschen kann (q).
Zu dem schon aus dem Zusammenhang der angeführten
Stellen für die Richtigkeit dieser Behauptung hervorge-
henden Beweise kommen nun noch folgende einzelne bestä-
tigende Zeugnisse hinzu. -- Nach den Institutionen ist die
hier erwähnte Klage bonae fidei (r); wir wissen aber aus
Gajus, daß die mit diesem Character versehenen Klagen
eine Intentio in jus concepta hatten in folgender Fassung:
Quidquid eum dare facere oportet ex fide bona (s); die
Intentio in factum concepta war zu diesem Zusatz, wor-
auf sich doch der Name jener Klasse von Klagen grün-
dete, durchaus nicht geeignet (t). -- Wenn Sejus dem
Titius den Sklaven Stichus gab, damit Titius den Skla-
ven Pamphilus frey lasse, Titius auch seine Verbindlichkeit

(q) Die hier aufgestellte Lehre
ist schon von Anderen auf über-
zeugende Weise vorgetragen wor-
den. Keller Litiscontestation
S. 252. 253. Hasse a. a. O.,
S. 41 -- 46. G. E. Heimbach
Bedeutung der in factum actio
in Linde's Zeitschrift B. 11 S. 285
fg. -- Vorsichtig gewählt war al-
lerdings der Ausdruck in factum
civilis
nicht, da er so leicht zu
der Verwechslung dieser Klagen
mit der formula in factum con-
cepta
einiger Civilklagen (§ 216. k)
verleiten konnte, womit sie doch in
der That gar Nichts gemein hatten.
(r) § 28 J. de act. (4. 6.).
(s) Gajus IV. § 47.
(t) Die Worte ex fide bona
enthalten die nähere Bestimmung
und Einschränkung des oportet,
das heißt des in der Verpflichtung
liegenden Rechtsverhältnisses; da-
gegen hätte es keinen Sinn ge-
habt, der reinen Thatsache: Si
paret Agerium mensam depo-
suisse
den Zusatz ex fide bona
zu geben.
7*

§. 217. In jus, in factum conceptae formulae. (Fortſetzung.)
da die Erzählung, die nun die Intentio gebildet haben
würde (§ 216), durchaus keine Unbeſtimmtheit in ſich ſchließt.

Es ergiebt ſich hieraus, daß dieſe actio in factum ci-
vilis
in der That eine formula in jus concepta hatte, ſo
leicht auch der Name über dieſen Punkt täuſchen kann (q).
Zu dem ſchon aus dem Zuſammenhang der angeführten
Stellen für die Richtigkeit dieſer Behauptung hervorge-
henden Beweiſe kommen nun noch folgende einzelne beſtä-
tigende Zeugniſſe hinzu. — Nach den Inſtitutionen iſt die
hier erwähnte Klage bonae fidei (r); wir wiſſen aber aus
Gajus, daß die mit dieſem Character verſehenen Klagen
eine Intentio in jus concepta hatten in folgender Faſſung:
Quidquid eum dare facere oportet ex fide bona (s); die
Intentio in factum concepta war zu dieſem Zuſatz, wor-
auf ſich doch der Name jener Klaſſe von Klagen grün-
dete, durchaus nicht geeignet (t). — Wenn Sejus dem
Titius den Sklaven Stichus gab, damit Titius den Skla-
ven Pamphilus frey laſſe, Titius auch ſeine Verbindlichkeit

(q) Die hier aufgeſtellte Lehre
iſt ſchon von Anderen auf über-
zeugende Weiſe vorgetragen wor-
den. Keller Litisconteſtation
S. 252. 253. Haſſe a. a. O.,
S. 41 — 46. G. E. Heimbach
Bedeutung der in factum actio
in Linde’s Zeitſchrift B. 11 S. 285
fg. — Vorſichtig gewählt war al-
lerdings der Ausdruck in factum
civilis
nicht, da er ſo leicht zu
der Verwechslung dieſer Klagen
mit der formula in factum con-
cepta
einiger Civilklagen (§ 216. k)
verleiten konnte, womit ſie doch in
der That gar Nichts gemein hatten.
(r) § 28 J. de act. (4. 6.).
(s) Gajus IV. § 47.
(t) Die Worte ex fide bona
enthalten die nähere Beſtimmung
und Einſchränkung des oportet,
das heißt des in der Verpflichtung
liegenden Rechtsverhältniſſes; da-
gegen hätte es keinen Sinn ge-
habt, der reinen Thatſache: Si
paret Agerium mensam depo-
suisse
den Zuſatz ex fide bona
zu geben.
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[99/0113] §. 217. In jus, in factum conceptae formulae. (Fortſetzung.) da die Erzählung, die nun die Intentio gebildet haben würde (§ 216), durchaus keine Unbeſtimmtheit in ſich ſchließt. Es ergiebt ſich hieraus, daß dieſe actio in factum ci- vilis in der That eine formula in jus concepta hatte, ſo leicht auch der Name über dieſen Punkt täuſchen kann (q). Zu dem ſchon aus dem Zuſammenhang der angeführten Stellen für die Richtigkeit dieſer Behauptung hervorge- henden Beweiſe kommen nun noch folgende einzelne beſtä- tigende Zeugniſſe hinzu. — Nach den Inſtitutionen iſt die hier erwähnte Klage bonae fidei (r); wir wiſſen aber aus Gajus, daß die mit dieſem Character verſehenen Klagen eine Intentio in jus concepta hatten in folgender Faſſung: Quidquid eum dare facere oportet ex fide bona (s); die Intentio in factum concepta war zu dieſem Zuſatz, wor- auf ſich doch der Name jener Klaſſe von Klagen grün- dete, durchaus nicht geeignet (t). — Wenn Sejus dem Titius den Sklaven Stichus gab, damit Titius den Skla- ven Pamphilus frey laſſe, Titius auch ſeine Verbindlichkeit (q) Die hier aufgeſtellte Lehre iſt ſchon von Anderen auf über- zeugende Weiſe vorgetragen wor- den. Keller Litisconteſtation S. 252. 253. Haſſe a. a. O., S. 41 — 46. G. E. Heimbach Bedeutung der in factum actio in Linde’s Zeitſchrift B. 11 S. 285 fg. — Vorſichtig gewählt war al- lerdings der Ausdruck in factum civilis nicht, da er ſo leicht zu der Verwechslung dieſer Klagen mit der formula in factum con- cepta einiger Civilklagen (§ 216. k) verleiten konnte, womit ſie doch in der That gar Nichts gemein hatten. (r) § 28 J. de act. (4. 6.). (s) Gajus IV. § 47. (t) Die Worte ex fide bona enthalten die nähere Beſtimmung und Einſchränkung des oportet, das heißt des in der Verpflichtung liegenden Rechtsverhältniſſes; da- gegen hätte es keinen Sinn ge- habt, der reinen Thatſache: Si paret Agerium mensam depo- suisse den Zuſatz ex fide bona zu geben. 7*

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/113>, abgerufen am 26.04.2024.