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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Abtödtung.


Die Drey und Dreissigste Geistliche
LECTION
Von der Abtödtung.
Qui Christi sunt, carnem suam crucifixerunt cumGal. 5. 24
vitiis & concupiscentiis suis.

Welche Christi seynd/ die haben ihr Fleisch sambt
den Lastern und bösen Lusten gecreutziget.

Der Erste Theil.

1. GLeich wie die Speiß zur Erhaltung deß Leben deß Leibs nothwen-
dig ist/ also ist die Tägliche Abtödtung nothwendig das Leben
der Seelen zu erhalten. Es ist aber die Abtödtung nichts anders
als eine Unterdruckung der bösen Anmuthungen/ welche auß dem Laster der
verderbten Natur oder auß Eingebung deß Teuffels im Menschen zu ent-
springen pflegen. Die Ursach aber/ warumb ein stets währende Abtöd-
tung in einem Christlichen Menschen erfordert werde/ ist/ dieweil er der
Natur nach/ von der Wiegen an zur Boßheit geneigt ist/ deßwegen hat er
nöthig alle Tag zu arbeiten/ damit er das rebellirende Fleisch durch die Abtöd-
tungen dem Geist unterwerffe. Ohne welcher Bemühung einer das AmbtRod riq.
p. 2. tr. [1].
c.
18.

weder eines Menschen/ weder eines Christen/ weder eines Geist-
lichen wohl verrichten kan/ sondern es begibt sich/ was wir in ei-
nem Garten den Bildern/ die auß Myrthen oder anderer Art der
Kräuter gemacht/ zu geschehen sehen/ daß sie nemblich deß Men-
schen oder eines andern Dings Figur verlieren/ wann nicht die Geil-Sup.
Cant.
552.

wachsende Blätter stets beschnitten werden. Daher hat S. Bernardus recht ge-
sagt: Es ist wenig/ einmal beschniten zu haben/ man muß offt beschneiden/ ja/
so es geschehen kan/ allezeit: dieweil du allezeit finden wirst/ welches muß be-
schnitten werden/ wan du es nit verhälest[z] dan das Beschnittene wächset wie-

der/
Von der Abtoͤdtung.


Die Drey und Dreiſſigſte Geiſtliche
LECTION
Von der Abtoͤdtung.
Qui Chriſti ſunt, carnem ſuam crucifixerunt cumGal. 5. 24
vitiis & concupiſcentiis ſuis.

Welche Chriſti ſeynd/ die haben ihr Fleiſch ſambt
den Laſtern und boͤſen Lůſten gecreutziget.

Der Erſte Theil.

1. GLeich wie die Speiß zur Erhaltung deß Leben deß Leibs nothwen-
dig iſt/ alſo iſt die Taͤgliche Abtoͤdtung nothwendig das Leben
der Seelen zu erhalten. Es iſt aber die Abtoͤdtung nichts anders
als eine Unterdruckung der boͤſen Anmuthungen/ welche auß dem Laſter der
verderbten Natur oder auß Eingebung deß Teuffels im Menſchen zu ent-
ſpringen pflegen. Die Urſach aber/ warumb ein ſtets waͤhrende Abtoͤd-
tung in einem Chriſtlichen Menſchen erfordert werde/ iſt/ dieweil er der
Natur nach/ von der Wiegen an zur Boßheit geneigt iſt/ deßwegen hat er
noͤthig alle Tag zu arbeiten/ damit er das rebellirende Fleiſch durch die Abtoͤd-
tungen dem Geiſt unterwerffe. Ohne welcher Bemuͤhung einer das AmbtRod riq.
p. 2. tr. [1].
c.
18.

weder eines Menſchen/ weder eines Chriſten/ weder eines Geiſt-
lichen wohl verrichten kan/ ſondern es begibt ſich/ was wir in ei-
nem Garten den Bildern/ die auß Myrthen oder anderer Art der
Kraͤuter gemacht/ zu geſchehen ſehen/ daß ſie nemblich deß Men-
ſchen oder eines andern Dings Figur verlieren/ wann nicht die Geil-Sup.
Cant.
552.

wachſende Blaͤtter ſtets beſchnitten werden. Daher hat S. Bernardus recht ge-
ſagt: Es iſt wenig/ einmal beſchniten zu haben/ man muß offt beſchneiden/ ja/
ſo es geſchehen kan/ allezeit: dieweil du allezeit finden wirſt/ welches muß be-
ſchnitten werden/ wan du es nit verhaͤleſt[z] dan das Beſchnittene waͤchſet wie-

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[399/0427] Von der Abtoͤdtung. Die Drey und Dreiſſigſte Geiſtliche LECTION Von der Abtoͤdtung. Qui Chriſti ſunt, carnem ſuam crucifixerunt cum vitiis & concupiſcentiis ſuis. Welche Chriſti ſeynd/ die haben ihr Fleiſch ſambt den Laſtern und boͤſen Lůſten gecreutziget. Der Erſte Theil. 1. GLeich wie die Speiß zur Erhaltung deß Leben deß Leibs nothwen- dig iſt/ alſo iſt die Taͤgliche Abtoͤdtung nothwendig das Leben der Seelen zu erhalten. Es iſt aber die Abtoͤdtung nichts anders als eine Unterdruckung der boͤſen Anmuthungen/ welche auß dem Laſter der verderbten Natur oder auß Eingebung deß Teuffels im Menſchen zu ent- ſpringen pflegen. Die Urſach aber/ warumb ein ſtets waͤhrende Abtoͤd- tung in einem Chriſtlichen Menſchen erfordert werde/ iſt/ dieweil er der Natur nach/ von der Wiegen an zur Boßheit geneigt iſt/ deßwegen hat er noͤthig alle Tag zu arbeiten/ damit er das rebellirende Fleiſch durch die Abtoͤd- tungen dem Geiſt unterwerffe. Ohne welcher Bemuͤhung einer das Ambt weder eines Menſchen/ weder eines Chriſten/ weder eines Geiſt- lichen wohl verrichten kan/ ſondern es begibt ſich/ was wir in ei- nem Garten den Bildern/ die auß Myrthen oder anderer Art der Kraͤuter gemacht/ zu geſchehen ſehen/ daß ſie nemblich deß Men- ſchen oder eines andern Dings Figur verlieren/ wann nicht die Geil- wachſende Blaͤtter ſtets beſchnitten werden. Daher hat S. Bernardus recht ge- ſagt: Es iſt wenig/ einmal beſchniten zu haben/ man muß offt beſchneiden/ ja/ ſo es geſchehen kan/ allezeit: dieweil du allezeit finden wirſt/ welches muß be- ſchnitten werden/ wan du es nit verhaͤleſtz dan das Beſchnittene waͤchſet wie- der/ Rod riq. p. 2. tr. 1. c. 18. Sup. Cant. 552.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/427>, abgerufen am 21.11.2024.