Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] menschliche Zufälle/ insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf- und Zumachens der Thore/ welcher bey des Janus Tempel beobachtet wurde/ gezielet hat. Uber dis waren auf dem Marckte zu Rom/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten/ zwey Jani: dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten Janus-Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den Gott aller Anfänge gehalten/ deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt/ und mit dem Namen Junonius benennet wurde/ dieweil er/ wie auch die Juno/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte/ und die [Spaltenumbruch] Wucherer/ an den ersten Tägen eines ieden Monats/ ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des Janus Ehrenpforten/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des Janus-Tempels durch die Stadt aufgerichtet wurden/ viergestaltig und Durchgängig zu nennen/ weil sie vier Angesichter hatten/ und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero Svetonius/ da er von des Domitianus Hochmuht und Hoffarth redet/ unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt Janus-Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen.



Von dem Apollo/ oder Phoebus/
der auch Sol, oder die Son-
ne
/ genennet wird. [Spaltenumbruch]

Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden. ES sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen/ dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens/ und von der Materia/ woraus es zusammen gefügt worden/ geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten/ so vor allen andern von den Göttern geschrieben/ deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt/ auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt/ auch insonderheit die vier Elementa/ die Sonne/ den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet/ denselben auch folgbarlich Tempel/ Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier/ die/ wie Lucianus schreibet/ ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen/ die nicht gesehen werden konten/ sie dannoch der Sonne und dem Mond/ als die ihnen aller Orten erschienen/ durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten/ wie sie zu sagen pflegten/ sobald wir gen Himmel sehen/ in die Augen fallen/ was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen/ wann man die Sache selbsten hat ? Jedoch erzehlet Macrobius/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und Jupiter für[Spaltenumbruch] eins geehrt/ und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild/ und zwar ohne Bart/ zu beschauen gewest/ welches in der ausgestreckten rechten Hand/ gleich einem Fuhrmann/ eine Peitsche geschwungen/ in der Lincken/ neben einem Donnerstrahl/ einige Aehren gehalten/ die der Sonne und des Jupiters Macht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet/ die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen/ daß sie gesagt/ die andern Götter werden für den Apollo gesetzt/ nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet/ und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige/ so in der Sprache von einander unterschieden/ sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten/ wie wir etwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn Apollo oder Phoebus genannt/ worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden/ ausgenommen das Wörtlein Sol, welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen Alciatus/ in seinen Emblematibus, als er die Jugend ausbilden wolte/ den Apollo und Bacchus vorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten/ ist sonderlich bekannt/ gestalten von ihnen Tibullus der Poet

[Spaltenumbruch] menschliche Zufälle/ insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf- und Zumachens der Thore/ welcher bey des Janus Tempel beobachtet wurde/ gezielet hat. Uber dis waren auf dem Marckte zu Rom/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten/ zwey Jani: dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten Janus-Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den Gott aller Anfänge gehalten/ deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt/ und mit dem Namen Junonius benennet wurde/ dieweil er/ wie auch die Juno/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte/ und die [Spaltenumbruch] Wucherer/ an den ersten Tägen eines ieden Monats/ ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des Janus Ehrenpforten/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des Janus-Tempels durch die Stadt aufgerichtet wurden/ viergestaltig und Durchgängig zu nennen/ weil sie vier Angesichter hatten/ und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero Svetonius/ da er von des Domitianus Hochmuht und Hoffarth redet/ unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt Janus-Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen.



Von dem Apollo/ oder Phoebus/
der auch Sol, oder die Son-
ne
/ genennet wird. [Spaltenumbruch]

Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden. ES sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen/ dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens/ und von der Materia/ woraus es zusammen gefügt worden/ geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten/ so vor allen andern von den Göttern geschrieben/ deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt/ auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt/ auch insonderheit die vier Elementa/ die Sonne/ den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet/ denselben auch folgbarlich Tempel/ Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier/ die/ wie Lucianus schreibet/ ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen/ die nicht gesehen werden konten/ sie dannoch der Sonne und dem Mond/ als die ihnen aller Orten erschienen/ durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten/ wie sie zu sagen pflegten/ sobald wir gen Himmel sehen/ in die Augen fallen/ was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen/ wann man die Sache selbsten hat ? Jedoch erzehlet Macrobius/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und Jupiter für[Spaltenumbruch] eins geehrt/ und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild/ und zwar ohne Bart/ zu beschauen gewest/ welches in der ausgestreckten rechten Hand/ gleich einem Fuhrmann/ eine Peitsche geschwungen/ in der Lincken/ neben einem Donnerstrahl/ einige Aehren gehalten/ die der Sonne und des Jupiters Macht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet/ die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen/ daß sie gesagt/ die andern Götter werden für den Apollo gesetzt/ nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet/ und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige/ so in der Sprache von einander unterschieden/ sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten/ wie wir etwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn Apollo oder Phoebus genannt/ worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden/ ausgenommen das Wörtlein Sol, welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen Alciatus/ in seinen Emblematibus, als er die Jugend ausbilden wolte/ den Apollo und Bacchus vorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten/ ist sonderlich bekannt/ gestalten von ihnen Tibullus der Poet

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0076" xml:id="pb-1367" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 20"/><cb/>
menschliche Zufälle/ insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf- und Zumachens der Thore/ welcher bey des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-360">Janus Tempel</placeName> beobachtet wurde/ gezielet hat. Uber dis waren auf dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-446">Marckte</placeName>  zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten/ zwey <hi rendition="#aq">Jani:</hi> dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-886">Janus</persName>-Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4146 http://d-nb.info/gnd/4021469-2">Gott</persName> aller Anfänge gehalten/ deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt/ und mit dem Namen Junonius benennet wurde/ dieweil er/ wie auch die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte/ und die
<cb/>
Wucherer/ an den ersten Tägen eines ieden Monats/ ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-886">Janus</persName> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1873 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2109320 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150969">Ehrenpforten</placeName>/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-360">Janus-Tempels</placeName> durch die Stadt aufgerichtet wurden/ viergestaltig und Durchgängig zu nennen/ weil sie vier Angesichter hatten/ und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-850 http://d-nb.info/gnd/118619918 http://viaf.org/viaf/100218597">Svetonius</persName>/ da er von des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-864 http://d-nb.info/gnd/118672231 http://viaf.org/viaf/96284078">Domitianus</persName> Hochmuht und Hoffarth redet/ unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-886">Janus</persName>-Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen.</p>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div xml:id="d1367.1">
          <head>Von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName>/ oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName>/<lb/>
der auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3218 http://d-nb.info/gnd/124659187 http://viaf.org/viaf/50166625"><hi rendition="#aq">Sol</hi></persName>, oder die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3218 http://d-nb.info/gnd/124659187 http://viaf.org/viaf/50166625">Son-<lb/>
ne</persName>/ genennet wird.</head>
          <cb/>
          <p xml:id="p1367.1"><note place="right">Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden.</note><hi rendition="#in">E</hi>S sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen/ dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens/ und von der Materia/ woraus es zusammen gefügt worden/ geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten/ so vor allen andern von den Göttern geschrieben/ deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt/ auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt/ auch insonderheit die vier Elementa/ die Sonne/ den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet/ denselben auch folgbarlich Tempel/ Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier/ die/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-119 http://d-nb.info/gnd/118575228 http://viaf.org/viaf/89552688">Lucianus</persName> schreibet/ ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen/ die nicht gesehen werden konten/ sie dannoch der Sonne und dem Mond/ als die ihnen aller Orten erschienen/ durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten/ wie sie zu sagen pflegten/ sobald wir gen Himmel sehen/ in die Augen fallen/ was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen/ wann man die Sache selbsten hat ? Jedoch erzehlet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName>/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410"><choice><sic>Jupier</sic><corr>Jupiter</corr></choice></persName> für<cb/>
eins geehrt/ und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild/ und zwar ohne Bart/ zu beschauen gewest/ welches in der ausgestreckten rechten Hand/ gleich einem Fuhrmann/ eine Peitsche geschwungen/ in der Lincken/ neben einem Donnerstrahl/ einige Aehren gehalten/ die der Sonne und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName> Macht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet/ die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen/ daß sie gesagt/ die andern Götter werden für den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> gesetzt/ nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet/ und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige/ so in der Sprache von einander unterschieden/ sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> etwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName> genannt/ worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden/ ausgenommen das Wörtlein <hi rendition="#aq">Sol,</hi> welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2445 http://d-nb.info/gnd/118644432 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500048282 http://viaf.org/viaf/51699991">Alciatus</persName>/ in seinen <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1037"><hi rendition="#aq">Emblematibus,</hi></ref></bibl> als er die Jugend ausbilden wolte/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> vorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten/ ist sonderlich bekannt/ gestalten von ihnen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1411 http://d-nb.info/gnd/11862251X http://viaf.org/viaf/100219266">Tibullus</persName> der Poet
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 20/0076] menschliche Zufälle/ insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf- und Zumachens der Thore/ welcher bey des Janus Tempel beobachtet wurde/ gezielet hat. Uber dis waren auf dem Marckte zu Rom/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten/ zwey Jani: dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten Janus-Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den Gott aller Anfänge gehalten/ deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt/ und mit dem Namen Junonius benennet wurde/ dieweil er/ wie auch die Juno/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte/ und die Wucherer/ an den ersten Tägen eines ieden Monats/ ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des Janus Ehrenpforten/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des Janus-Tempels durch die Stadt aufgerichtet wurden/ viergestaltig und Durchgängig zu nennen/ weil sie vier Angesichter hatten/ und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero Svetonius/ da er von des Domitianus Hochmuht und Hoffarth redet/ unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt Janus-Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen. Von dem Apollo/ oder Phoebus/ der auch Sol, oder die Son- ne/ genennet wird. ES sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen/ dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens/ und von der Materia/ woraus es zusammen gefügt worden/ geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten/ so vor allen andern von den Göttern geschrieben/ deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt/ auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt/ auch insonderheit die vier Elementa/ die Sonne/ den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet/ denselben auch folgbarlich Tempel/ Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier/ die/ wie Lucianus schreibet/ ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen/ die nicht gesehen werden konten/ sie dannoch der Sonne und dem Mond/ als die ihnen aller Orten erschienen/ durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten/ wie sie zu sagen pflegten/ sobald wir gen Himmel sehen/ in die Augen fallen/ was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen/ wann man die Sache selbsten hat ? Jedoch erzehlet Macrobius/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und Jupiter für eins geehrt/ und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild/ und zwar ohne Bart/ zu beschauen gewest/ welches in der ausgestreckten rechten Hand/ gleich einem Fuhrmann/ eine Peitsche geschwungen/ in der Lincken/ neben einem Donnerstrahl/ einige Aehren gehalten/ die der Sonne und des Jupiters Macht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet/ die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen/ daß sie gesagt/ die andern Götter werden für den Apollo gesetzt/ nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet/ und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige/ so in der Sprache von einander unterschieden/ sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten/ wie wir etwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn Apollo oder Phoebus genannt/ worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden/ ausgenommen das Wörtlein Sol, welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen Alciatus/ in seinen Emblematibus, als er die Jugend ausbilden wolte/ den Apollo und Bacchus vorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten/ ist sonderlich bekannt/ gestalten von ihnen Tibullus der Poet Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/76
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/76>, abgerufen am 18.11.2024.