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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] diese/ wann sie dann von den Banden des Leibes wiederum sind erlöset/ verbergen sich in den Schooß der Ewigkeit/ welches durch Hülffe der Natur geschicht/ die allen Dingen das Leben mittheilet/ dasselbe auch zu der von ihr bestimmten Zeit wieder nimmet; dannenhero sie vor die Thür der Ewigkeit gesetzet wird. Der alte Greiß/ so in der Höhle die Zeiten nach dem Gestirne abtheilet/ wird nicht unfüglich für einen Gott gehalten/ nicht zwar/ daß er in Warheit alt sey/ dann in der Ewigkeit kein Unterschied des Alters ist) sondern weil wir wolbetagte Leute/ nach unserer Gewonheit zu reden/ Alte zu nennen pflegen. Nach meiner Meinung aber stellet uns der Alte das Fatum/ oder die Göttliche Schickung und das Verhängnus vor/ weil er dem Phoebus die Ehrenbüschel[Spaltenumbruch] unterleget/ wann er vor das Loch der Höhle tritt/ welchen wir für Gott halten können. Und weil iedermann bekannt/ was das Wort Saeculum bedeute/ gedencket dessen Boccatius nicht weiter/ daher wir es gleichfalls übergehen/ und uns zu der Bildnus des Saturnus/ den die Alten für die Zeit gehalten/ wenden/ von welchem wir bereits oben/ da wir von der Ewigkeit geredt/ etwas zu gedencken angefangen. Dieses sey also gesagt von der Ewigkeit/ die ich dieser meiner Arbeit zu wünschen niemals gesinnt gewesen/ wünsche iedoch von Hertzen/ daß der Geber alles Guten mir das Leben noch in etwas gnädiglich fristen wolle.



Von dem Saturnus.
PRimus abaetherio venit Saturnus Olympo,
Arma Jovis fugiens, & regnis exsul ademptis.
Is genus indocile, ac dispersum montibus altis
Composuit, legesque dedit, Latiumque vocari
Maluit, his qvoniam latuisset tutus in oris:
Aureaque (ut perhibent) illo sub Rege fuere
Saecula: sic placida populos in pace regebat.
ES ist Saturnus erst vom Himmel hergekommen/
Als ihm vom Jupiter sein Reich ward abgenommen
und er floh dessen Macht. Der hat die groben Leut/
so hin und wieder man auf Bergen sah' zerstreut/
in Ordnung wieder bracht/ und Satzungen gegeben/
nach deren Innhalt sie hinfuhro solten leben.
Er hat dasselbe Land genennet Latien/
weils ihm da sicher hat und ruhig können gehn.
Es ist die güldne Zeit gewesen (wie man saget)
da er regieret hat: Das Volck hat nicht geklaget;
Man hatte Fried und Ruh. --- ---
[Spaltenumbruch]

Platte C.ALso schreibet Virgilius vom Saturnus/ die Fabel mit einer Historie vermischend: Dann so wir der Sachen eigentliche Beschaffenheit ergründen wollen/ werden wir befinden/ daß Saturnus von seinem eignen Sohne/ dem Jupiter/ aus Griechenland/ allda er herrschete/ vertrieben worden/ und in Italien angeländet sey. Es pflegen aber die Poeten/ nach ihrer Gewonheit/ die Sache an sich selbsten mit ihren Gedichten zu verstellen: dann sie haben gedichtet/ es sey[Spaltenumbruch] Saturnus von seinem Sohne aus dem Himmel verstossen worden/ weil Griechenland/ das sich gegen Morgen erstrecket/ höher als Italien/ so gegen den Abend gelegen/ lieget. Dahin nun ist Saturnus ohngefehr gerahten/ woselbsten er sich zum Janus/ der zur selben Zeit allda regierete/ wo nachmals Rom erbauet worden/ und nach alter Gewonheit/ mit seinem Volcke ein grobes Leben führte/ verfüget/ der ihn nicht allein sehr freundlich auf- sondern auch zum Reichs-Gehülffen angenommen/ dieweil gedachter Saturnus dem Janus sowohl die rechte Art und Weise

[Spaltenumbruch] diese/ wann sie dann von den Banden des Leibes wiederum sind erlöset/ verbergen sich in den Schooß der Ewigkeit/ welches durch Hülffe der Natur geschicht/ die allen Dingen das Leben mittheilet/ dasselbe auch zu der von ihr bestimmten Zeit wieder nimmet; dannenhero sie vor die Thür der Ewigkeit gesetzet wird. Der alte Greiß/ so in der Höhle die Zeiten nach dem Gestirne abtheilet/ wird nicht unfüglich für einen Gott gehalten/ nicht zwar/ daß er in Warheit alt sey/ dann in der Ewigkeit kein Unterschied des Alters ist) sondern weil wir wolbetagte Leute/ nach unserer Gewonheit zu reden/ Alte zu nennen pflegen. Nach meiner Meinung aber stellet uns der Alte das Fatum/ oder die Göttliche Schickung und das Verhängnus vor/ weil er dem Phoebus die Ehrenbüschel[Spaltenumbruch] unterleget/ wann er vor das Loch der Höhle tritt/ welchen wir für Gott halten können. Und weil iedermann bekannt/ was das Wort Saeculum bedeute/ gedencket dessen Boccatius nicht weiter/ daher wir es gleichfalls übergehen/ und uns zu der Bildnus des Saturnus/ den die Alten für die Zeit gehalten/ wenden/ von welchem wir bereits oben/ da wir von der Ewigkeit geredt/ etwas zu gedencken angefangen. Dieses sey also gesagt von der Ewigkeit/ die ich dieser meiner Arbeit zu wünschen niemals gesinnt gewesen/ wünsche iedoch von Hertzen/ daß der Geber alles Guten mir das Leben noch in etwas gnädiglich fristen wolle.



Von dem Saturnus.
PRimus abaetherio venit Saturnus Olympo,
Arma Jovis fugiens, & regnis exsul ademptis.
Is genus indocile, ac dispersum montibus altis
Composuit, legesque dedit, Latiumque vocari
Maluit, his qvoniam latuisset tutus in oris:
Aureaque (ut perhibent) illo sub Rege fuêre
Saecula: sic placida populos in pace regebat.
ES ist Saturnus erst vom Himmel hergekommen/
Als ihm vom Jupiter sein Reich ward abgenommen
und er floh dessen Macht. Der hat die groben Leut/
so hin und wieder man auf Bergen sah’ zerstreut/
in Ordnung wieder bracht/ und Satzungen gegeben/
nach deren Innhalt sie hinfuhro solten leben.
Er hat dasselbe Land genennet Latien/
weils ihm da sicher hat und ruhig können gehn.
Es ist die güldne Zeit gewesen (wie man saget)
da er regieret hat: Das Volck hat nicht geklaget;
Man hatte Fried und Ruh. --- ---
[Spaltenumbruch]

Platte C.ALso schreibet Virgilius vom Saturnus/ die Fabel mit einer Historie vermischend: Dann so wir der Sachen eigentliche Beschaffenheit ergründen wollen/ werden wir befinden/ daß Saturnus von seinem eignen Sohne/ dem Jupiter/ aus Griechenland/ allda er herrschete/ vertrieben worden/ und in Italien angeländet sey. Es pflegen aber die Poeten/ nach ihrer Gewonheit/ die Sache an sich selbsten mit ihren Gedichten zu verstellen: dann sie haben gedichtet/ es sey[Spaltenumbruch] Saturnus von seinem Sohne aus dem Himmel verstossen worden/ weil Griechenland/ das sich gegen Morgen erstrecket/ höher als Italien/ so gegen den Abend gelegen/ lieget. Dahin nun ist Saturnus ohngefehr gerahten/ woselbsten er sich zum Janus/ der zur selben Zeit allda regierete/ wo nachmals Rom erbauet worden/ und nach alter Gewonheit/ mit seinem Volcke ein grobes Leben führte/ verfüget/ der ihn nicht allein sehr freundlich auf- sondern auch zum Reichs-Gehülffen angenommen/ dieweil gedachter Saturnus dem Janus sowohl die rechte Art und Weise

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 13/0069] diese/ wann sie dann von den Banden des Leibes wiederum sind erlöset/ verbergen sich in den Schooß der Ewigkeit/ welches durch Hülffe der Natur geschicht/ die allen Dingen das Leben mittheilet/ dasselbe auch zu der von ihr bestimmten Zeit wieder nimmet; dannenhero sie vor die Thür der Ewigkeit gesetzet wird. Der alte Greiß/ so in der Höhle die Zeiten nach dem Gestirne abtheilet/ wird nicht unfüglich für einen Gott gehalten/ nicht zwar/ daß er in Warheit alt sey/ dann in der Ewigkeit kein Unterschied des Alters ist) sondern weil wir wolbetagte Leute/ nach unserer Gewonheit zu reden/ Alte zu nennen pflegen. Nach meiner Meinung aber stellet uns der Alte das Fatum/ oder die Göttliche Schickung und das Verhängnus vor/ weil er dem Phoebus die Ehrenbüschel unterleget/ wann er vor das Loch der Höhle tritt/ welchen wir für Gott halten können. Und weil iedermann bekannt/ was das Wort Saeculum bedeute/ gedencket dessen Boccatius nicht weiter/ daher wir es gleichfalls übergehen/ und uns zu der Bildnus des Saturnus/ den die Alten für die Zeit gehalten/ wenden/ von welchem wir bereits oben/ da wir von der Ewigkeit geredt/ etwas zu gedencken angefangen. Dieses sey also gesagt von der Ewigkeit/ die ich dieser meiner Arbeit zu wünschen niemals gesinnt gewesen/ wünsche iedoch von Hertzen/ daß der Geber alles Guten mir das Leben noch in etwas gnädiglich fristen wolle. Von dem Saturnus. PRimus abaetherio venit Saturnus Olympo, Arma Jovis fugiens, & regnis exsul ademptis. Is genus indocile, ac dispersum montibus altis Composuit, legesque dedit, Latiumque vocari Maluit, his qvoniam latuisset tutus in oris: Aureaque (ut perhibent) illo sub Rege fuêre Saecula: sic placida populos in pace regebat. ES ist Saturnus erst vom Himmel hergekommen/ Als ihm vom Jupiter sein Reich ward abgenommen und er floh dessen Macht. Der hat die groben Leut/ so hin und wieder man auf Bergen sah’ zerstreut/ in Ordnung wieder bracht/ und Satzungen gegeben/ nach deren Innhalt sie hinfuhro solten leben. Er hat dasselbe Land genennet Latien/ weils ihm da sicher hat und ruhig können gehn. Es ist die güldne Zeit gewesen (wie man saget) da er regieret hat: Das Volck hat nicht geklaget; Man hatte Fried und Ruh. --- --- ALso schreibet Virgilius vom Saturnus/ die Fabel mit einer Historie vermischend: Dann so wir der Sachen eigentliche Beschaffenheit ergründen wollen/ werden wir befinden/ daß Saturnus von seinem eignen Sohne/ dem Jupiter/ aus Griechenland/ allda er herrschete/ vertrieben worden/ und in Italien angeländet sey. Es pflegen aber die Poeten/ nach ihrer Gewonheit/ die Sache an sich selbsten mit ihren Gedichten zu verstellen: dann sie haben gedichtet/ es sey Saturnus von seinem Sohne aus dem Himmel verstossen worden/ weil Griechenland/ das sich gegen Morgen erstrecket/ höher als Italien/ so gegen den Abend gelegen/ lieget. Dahin nun ist Saturnus ohngefehr gerahten/ woselbsten er sich zum Janus/ der zur selben Zeit allda regierete/ wo nachmals Rom erbauet worden/ und nach alter Gewonheit/ mit seinem Volcke ein grobes Leben führte/ verfüget/ der ihn nicht allein sehr freundlich auf- sondern auch zum Reichs-Gehülffen angenommen/ dieweil gedachter Saturnus dem Janus sowohl die rechte Art und Weise Platte C.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/69>, abgerufen am 18.11.2024.