Die Kunstvorsteherin Pallas redet/ vom Kupfer Titelblat dieses Dritten Theils/ Zur Kunstliebenden Tugend.
KOmm/ Jugend/ die du trägst das Feuer in den Sinnen/ den Pinsel in der Hand. Ich/ Haupt der Pierinnen/ ich Pallas führe dich in diesen Kunst-palast/ wo du des Geistes Speiß in Mäng zu finden hast. Auf/ schwing dich über dich/ kreuch nicht so an der Erde. Rett/ wie Bellerofon/ auf unsrem Pegas-Pferde/ und flieg den Sternen zu/ setz Adler-Augen ein: Du must sonst/ Dürer nicht/ ein Albrer Tüncher seyn. Ein Mensch/ des Himmels Kind/ soll nach dem Himmel fliegen. Ihr Ursprung kan allein die hohe Seel vergnügen. Wer nicht geht immerfort/ wer steht/ der geht zurück. Bleib vor der Pforte nicht/ tritt ein/ und such dein Glück/ der Kunst Vollkommenheit. Hier lerne recht beseelen die Kunst/ die Poesy der Mahlerey vermählen/ das Leben mit der Farb. Hier ist der grosse Saal/ da ihre Sinnen schärft die dreygedritte Zahl/ der Hauf der Künstinen/ die hoch-erleuchte Schule. Hier such und mach amour, hier/Männer-Jugend/ buhle/ setz die Gedanken hoch. Mach Göttinen dir hold/ des Mägde-Pöbels lach/ nicht wehle Bley für Gold. Man sagt/ das Vögel-Volk einst einen Reichstag hielten: Einn König über sich sie zu erwehlen zielten/ und dieser solt es seyn/ der seiner Flügel Zug am höchsten tragen wird in wind-geschwindem Flug. Was hatte da zu thun die Grasmück/ o die schlaue? Sie dacht: den Schwingen hier/ den schwachen/ ich nicht traue.
Die Kunstvorsteherin Pallas redet/ vom Kupfer Titelblat dieses Dritten Theils/ Zur Kunstliebenden Tugend.
KOmm/ Jugend/ die du trägst das Feuer in den Sinnen/ den Pinsel in der Hand. Ich/ Haupt der Pierinnen/ ich Pallas führe dich in diesen Kunst-palast/ wo du des Geistes Speiß in Mäng zu finden hast. Auf/ schwing dich über dich/ kreuch nicht so an der Erde. Rett/ wie Bellerofon/ auf unsrem Pegas-Pferde/ und flieg den Sternen zu/ setz Adler-Augen ein: Du must sonst/ Dürer nicht/ ein Albrer Tüncher seyn. Ein Mensch/ des Himmels Kind/ soll nach dem Himmel fliegen. Ihr Ursprung kan allein die hohe Seel vergnügen. Wer nicht geht immerfort/ wer steht/ der geht zurück. Bleib vor der Pforte nicht/ tritt ein/ und such dein Glück/ der Kunst Vollkommenheit. Hier lerne recht beseelen die Kunst/ die Poesy der Mahlerey vermählen/ das Leben mit der Farb. Hier ist der grosse Saal/ da ihre Sinnen schärft die dreygedritte Zahl/ der Hauf der Künstinen/ die hoch-erleuchte Schule. Hier such und mach amour, hier/Männer-Jugend/ buhle/ setz die Gedanken hoch. Mach Göttinen dir hold/ des Mägde-Pöbels lach/ nicht wehle Bley für Gold. Man sagt/ das Vögel-Volk einst einen Reichstag hielten: Einn König über sich sie zu erwehlen zielten/ und dieser solt es seyn/ der seiner Flügel Zug am höchsten tragen wird in wind-geschwindem Flug. Was hatte da zu thun die Grasmück/ ô die schlaue? Sie dacht: den Schwingen hier/ den schwachen/ ich nicht traue.
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[[III (Malerei), S. 9]/0013]
Die Kunstvorsteherin
Pallas
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dieses Dritten Theils/
Zur Kunstliebenden Tugend.
KOmm/ Jugend/ die du trägst das Feuer in den Sinnen/
den Pinsel in der Hand. Ich/ Haupt der Pierinnen/
ich Pallas führe dich in diesen Kunst-palast/
wo du des Geistes Speiß in Mäng zu finden hast.
Auf/ schwing dich über dich/ kreuch nicht so an der Erde.
Rett/ wie Bellerofon/ auf unsrem Pegas-Pferde/
und flieg den Sternen zu/ setz Adler-Augen ein:
Du must sonst/ Dürer nicht/ ein Albrer Tüncher seyn.
Ein Mensch/ des Himmels Kind/ soll nach dem Himmel fliegen.
Ihr Ursprung kan allein die hohe Seel vergnügen.
Wer nicht geht immerfort/ wer steht/ der geht zurück.
Bleib vor der Pforte nicht/ tritt ein/ und such dein Glück/
der Kunst Vollkommenheit. Hier lerne recht beseelen
die Kunst/ die Poesy der Mahlerey vermählen/
das Leben mit der Farb. Hier ist der grosse Saal/
da ihre Sinnen schärft die dreygedritte Zahl/
der Hauf der Künstinen/ die hoch-erleuchte Schule.
Hier such und mach amour, hier/Männer-Jugend/ buhle/
setz die Gedanken hoch. Mach Göttinen dir hold/
des Mägde-Pöbels lach/ nicht wehle Bley für Gold.
Man sagt/ das Vögel-Volk einst einen Reichstag hielten:
Einn König über sich sie zu erwehlen zielten/
und dieser solt es seyn/ der seiner Flügel Zug
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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/13>, abgerufen am 21.12.2024.
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