Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] Handrisse und Brevier. vielen anderen. Von Zeichnungen oder Handrissen/ ist gleichfalls eine unvergleichliche Menge in und auser Büchern zu sehen. Unter diesen leuchtet ein Brevier in quarto, darinn von iedes Heiligen Leben/ der erste grosse Buchstab von Albrecht Dürer mit der Feder/ entweder von schwarzer Dinten/ oder grün und anderen Farben gemacht/ mit Bildern/ Crotesken und Laubwerk überall herum dermassen holdseelig bereichert/ daß niemals etwas in dieser Materie vernünftiger und fleissiger gesehen/ als dieses Buch/ welches Ihr Churfürstl. Durchl. selbst mir gnädig gezeiget/ und mein Urtheil davon zu hören begehrt/ auch über meine gehorsamste Aussage sich gnädigst content verspüren lassen. Ich genosse auch die Gnad zu sehen/ ein Cabinet von Cypressenholtz/und darin eines von Helfenbein/ von Cypressenholtz gemachtes Cabinet/ drey Schuh hoch/ in sich haltend ein viel köstlichers von Helfenbein/ voll erhobner Bildlein: dessen Ordnung und Arbeit also künstlich ist/ daß es vor allen den Vorzug behält/ in schöner Ersinnung und guter Zeichnung auch 1400. Medaglien/ oder Münzbilder von Göld. Alles vorhergehende aber wird übertroffen/ durch die alda in zwanzig Schublädlein enthaltene [Spaltenumbruch] vierzehenhundert Medaglien von Gold/ allermeist wegen der guten historischen Ordnung/ sowol der Römischen Kaiser/ als der Griechischen Helden/ und sind deren bey vierhundert wahre Originalia, die Zahl zu compliren/ diese/ auch die Abgüsse derer/ so mit grossem Gold nicht zu erhalten/ eben so sauber darzu gelegt. Dis alles ist so vollkommen// daß/ neben mir/ auch andere der Subtilsten sich nicht wol darein finden können/ und den grossen Fleiß bewundern müssen. Was ferner in der berühmten grossen Kunstkammer/ an Medaglien und Antichen-Metallen/ auch zur Menge von dergleichen alten Statuen/ rare Agat-Jaspis-Geschirren/ und künstlichen Bildereyen der alten Griechen und Römer/ auch der Modernen Meister/ samt andren unvergleichlichen großen Schatz zu sehen gewesen/ die waren bey meiner Zeit/ wie ich Hochgedachter Churfürstl. Durchl. gehorsamst gedient/ nicht mehr vorhanden/ sondern vorher bey Einnehmung der Stadt München/ durch den König Gustav Adolph zu Schweden über das Baltische Meer versendet worden. [Spaltenumbruch]
WAnn ich alles/ was in der Chur-Sächsischen Kunst-kammer zu Dreßden zusehen ist/ specificiren wolte/ müste ich ein absonderliches Buch mir zu schreiben vornehmen. Ich erwähne demnach allein/ weil ohne das schon Beschreibung davon vorhanden/ wie alda von Albrecht Dürer und anderer/ insonderheit von des alten und jungen Lucas Kranach/ allerbester Arbeit viel zu sehen ist. Und von der Hand dieser[Spaltenumbruch] letzern findet man unterschiedliche gute Conterfäte der Helden aus dem Churfürstl. Hause Sachsen/ nach dem Leben sehr sauber und rein/ und zwar auf damalige Art glatt gemacht/ mit vielen andern aus Helfenbein/ Holtz und Stein gebildten Figuren/ köstlichen Crystallinen Geschirren und geschnittenen Gläsern/ eines grossen Schatzes wehrt. Kurtz: es ist hier zu sehen/ was die Kunst vermag; massen auch die Cabinete der Medaglien alda in hoher Vollkommenheit gehalten werden. [Spaltenumbruch]
EIne weitläufftige Lobrede verdiente auch Ihro Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Residenz zu Berlin/ oder Cölln an der Spree/ als welche mit einer Weltberühmten Bibliothek/ mit einer vortrefflichen auserlesenen Mahlerey/ auch dergleichen antichen-Statuen und Medaglien pranget. Weil ich aber nicht selbst alda gewesen/ und die ferne Entlegenheit mich zurücke gehalten/ als erwähne ich allein davon/ was mir andere glaubwürdig davon erzehlet Es besteht diese Stadt in dreyen andern Städten/ deren Gebäude wol regulirt/ und meist von[Spaltenumbruch] vollkommener guter Architectur sind. Die Churfürstl. Residenz ist theils alt/ aber dannoch deren Gebäude Majestätisch/ der neue Bau aber vollkommen: Darinn die Bibliothek/ Darinn unter andern auch die herrliche Bibliothek zu sehen ist/ welche/ sowol wegen Auserlesenheit/ als wegen Menge der Bücher/ für eine der allerberühmtesten in der Welt erkant wird. Die Churfürstliche Zimmer sämtlich/ sind gleichsam und fast so viel Kunstkammern/ als Gemächer. soviel vortreffliche Kunstkammern/ alle von den Welt-berühmtesten Italiänischen und Niederländischen/ sowol alten/ als ietziger Zeit hochschätzbaren besten Mahlern ausgezieret: Welches leicht zu glauben/ weil Ihr Churfürstl. Durchl. selbst alles angeordnet haben/ als Die/ mit hohem Verstande [Spaltenumbruch] Handrisse und Brevier. vielen anderen. Von Zeichnungen oder Handrissen/ ist gleichfalls eine unvergleichliche Menge in und auser Büchern zu sehen. Unter diesen leuchtet ein Brevier in quarto, darinn von iedes Heiligen Leben/ der erste grosse Buchstab von Albrecht Dürer mit der Feder/ entweder von schwarzer Dinten/ oder grün und anderen Farben gemacht/ mit Bildern/ Crotesken und Laubwerk überall herum dermassen holdseelig bereichert/ daß niemals etwas in dieser Materie vernünftiger und fleissiger gesehen/ als dieses Buch/ welches Ihr Churfürstl. Durchl. selbst mir gnädig gezeiget/ und mein Urtheil davon zu hören begehrt/ auch über meine gehorsamste Aussage sich gnädigst content verspüren lassen. Ich genosse auch die Gnad zu sehen/ ein Cabinet von Cypressenholtz/und darin eines von Helfenbein/ von Cypressenholtz gemachtes Cabinet/ drey Schuh hoch/ in sich haltend ein viel köstlichers von Helfenbein/ voll erhobner Bildlein: dessen Ordnung und Arbeit also künstlich ist/ daß es vor allen den Vorzug behält/ in schöner Ersinnung und guter Zeichnung auch 1400. Medaglien/ oder Münzbilder von Göld. Alles vorhergehende aber wird übertroffen/ durch die alda in zwanzig Schublädlein enthaltene [Spaltenumbruch] vierzehenhundert Medaglien von Gold/ allermeist wegen der guten historischen Ordnung/ sowol der Römischen Kaiser/ als der Griechischen Helden/ und sind deren bey vierhundert wahre Originalia, die Zahl zu compliren/ diese/ auch die Abgüsse derer/ so mit grossem Gold nicht zu erhalten/ eben so sauber darzu gelegt. Dis alles ist so vollkommen// daß/ neben mir/ auch andere der Subtilsten sich nicht wol darein finden können/ und den grossen Fleiß bewundern müssen. Was ferner in der berühmten grossen Kunstkammer/ an Medaglien und Antichen-Metallen/ auch zur Menge von dergleichen alten Statuen/ rare Agat-Jaspis-Geschirren/ und künstlichen Bildereyen der alten Griechen und Römer/ auch der Modernen Meister/ samt andren unvergleichlichen großen Schatz zu sehen gewesen/ die waren bey meiner Zeit/ wie ich Hochgedachter Churfürstl. Durchl. gehorsamst gedient/ nicht mehr vorhanden/ sondern vorher bey Einnehmung der Stadt München/ durch den König Gustav Adolph zu Schweden über das Baltische Meer versendet worden. [Spaltenumbruch]
WAnn ich alles/ was in der Chur-Sächsischen Kunst-kammer zu Dreßden zusehen ist/ specificiren wolte/ müste ich ein absonderliches Buch mir zu schreiben vornehmen. Ich erwähne demnach allein/ weil ohne das schon Beschreibung davon vorhanden/ wie alda von Albrecht Dürer und anderer/ insonderheit von des alten und jungen Lucas Kranach/ allerbester Arbeit viel zu sehen ist. Und von der Hand dieser[Spaltenumbruch] letzern findet man unterschiedliche gute Conterfäte der Helden aus dem Churfürstl. Hause Sachsen/ nach dem Leben sehr sauber und rein/ und zwar auf damalige Art glatt gemacht/ mit vielen andern aus Helfenbein/ Holtz und Stein gebildten Figuren/ köstlichen Crystallinen Geschirren und geschnittenen Gläsern/ eines grossen Schatzes wehrt. Kurtz: es ist hier zu sehen/ was die Kunst vermag; massen auch die Cabinete der Medaglien alda in hoher Vollkommenheit gehalten werden. [Spaltenumbruch]
EIne weitläufftige Lobrede verdiente auch Ihro Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Residenz zu Berlin/ oder Cölln an der Spree/ als welche mit einer Weltberühmten Bibliothek/ mit einer vortrefflichen auserlesenen Mahlerey/ auch dergleichen antichen-Statuen und Medaglien pranget. Weil ich aber nicht selbst alda gewesen/ und die ferne Entlegenheit mich zurücke gehalten/ als erwähne ich allein davon/ was mir andere glaubwürdig davon erzehlet Es besteht diese Stadt in dreyen andern Städten/ deren Gebäude wol regulirt/ und meist von[Spaltenumbruch] vollkommener guter Architectur sind. Die Churfürstl. Residenz ist theils alt/ aber dannoch deren Gebäude Majestätisch/ der neue Bau aber vollkommen: Darinn die Bibliothek/ Darinn unter andern auch die herrliche Bibliothek zu sehen ist/ welche/ sowol wegen Auserlesenheit/ als wegen Menge der Bücher/ für eine der allerberühmtesten in der Welt erkant wird. Die Churfürstliche Zimmer sämtlich/ sind gleichsam und fast so viel Kunstkammern/ als Gemächer. soviel vortreffliche Kunstkammern/ alle von den Welt-berühmtesten Italiänischen und Niederländischen/ sowol alten/ als ietziger Zeit hochschätzbaren besten Mahlern ausgezieret: Welches leicht zu glauben/ weil Ihr Churfürstl. Durchl. selbst alles angeordnet haben/ als Die/ mit hohem Verstande <TEI> <text> <body> <div xml:id="d962.2"> <div xml:id="d963"> <p xml:id="p963.6"><pb facs="#f0103" xml:id="pb-964" n="[II (Skulptur), S. 73]"/><cb/><note place="right">Handrisse und <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1017"><hi rendition="#aq">Brevier</hi></ref></bibl>.</note> vielen anderen. Von Zeichnungen oder Handrissen/ ist gleichfalls eine unvergleichliche Menge in und auser Büchern zu sehen. 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vielen anderen. Von Zeichnungen oder Handrissen/ ist gleichfalls eine unvergleichliche Menge in und auser Büchern zu sehen. Unter diesen leuchtet ein Brevier in quarto, darinn von iedes Heiligen Leben/ der erste grosse Buchstab von Albrecht Dürer mit der Feder/ entweder von schwarzer Dinten/ oder grün und anderen Farben gemacht/ mit Bildern/ Crotesken und Laubwerk überall herum dermassen holdseelig bereichert/ daß niemals etwas in dieser Materie vernünftiger und fleissiger gesehen/ als dieses Buch/ welches Ihr Churfürstl. Durchl. selbst mir gnädig gezeiget/ und mein Urtheil davon zu hören begehrt/ auch über meine gehorsamste Aussage sich gnädigst content verspüren lassen. Ich genosse auch die Gnad zu sehen/ ein von Cypressenholtz gemachtes Cabinet/ drey Schuh hoch/ in sich haltend ein viel köstlichers von Helfenbein/ voll erhobner Bildlein: dessen Ordnung und Arbeit also künstlich ist/ daß es vor allen den Vorzug behält/ in schöner Ersinnung und guter Zeichnung
Handrisse und Brevier. Alles vorhergehende aber wird übertroffen/ durch die alda in zwanzig Schublädlein enthaltene
vierzehenhundert Medaglien von Gold/ allermeist wegen der guten historischen Ordnung/ sowol der Römischen Kaiser/ als der Griechischen Helden/ und sind deren bey vierhundert wahre Originalia, die Zahl zu compliren/ diese/ auch die Abgüsse derer/ so mit grossem Gold nicht zu erhalten/ eben so sauber darzu gelegt. Dis alles ist so vollkommen// daß/ neben mir/ auch andere der Subtilsten sich nicht wol darein finden können/ und den grossen Fleiß bewundern müssen.
auch 1400. Medaglien/ oder Münzbilder von Göld.Was ferner in der berühmten grossen Kunstkammer/ an Medaglien und Antichen-Metallen/ auch zur Menge von dergleichen alten Statuen/ rare Agat-Jaspis-Geschirren/ und künstlichen Bildereyen der alten Griechen und Römer/ auch der Modernen Meister/ samt andren unvergleichlichen großen Schatz zu sehen gewesen/ die waren bey meiner Zeit/ wie ich Hochgedachter Churfürstl. Durchl. gehorsamst gedient/ nicht mehr vorhanden/ sondern vorher bey Einnehmung der Stadt München/ durch den König Gustav Adolph zu Schweden über das Baltische Meer versendet worden.
Kunstkammer in der Churfürstl.
Residenz Dreßden.
WAnn ich alles/ was in der Chur-Sächsischen Kunst-kammer zu Dreßden zusehen ist/ specificiren wolte/ müste ich ein absonderliches Buch mir zu schreiben vornehmen. Ich erwähne demnach allein/ weil ohne das schon Beschreibung davon vorhanden/ wie alda von Albrecht Dürer und anderer/ insonderheit von des alten und jungen Lucas Kranach/ allerbester Arbeit viel zu sehen ist. Und von der Hand dieser
letzern findet man unterschiedliche gute Conterfäte der Helden aus dem Churfürstl. Hause Sachsen/ nach dem Leben sehr sauber und rein/ und zwar auf damalige Art glatt gemacht/ mit vielen andern aus Helfenbein/ Holtz und Stein gebildten Figuren/ köstlichen Crystallinen Geschirren und geschnittenen Gläsern/ eines grossen Schatzes wehrt. Kurtz: es ist hier zu sehen/ was die Kunst vermag; massen auch die Cabinete der Medaglien alda in hoher Vollkommenheit gehalten werden.
Churfürstl. Residenz zu Berlin.
EIne weitläufftige Lobrede verdiente auch Ihro Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Residenz zu Berlin/ oder Cölln an der Spree/ als welche mit einer Weltberühmten Bibliothek/ mit einer vortrefflichen auserlesenen Mahlerey/ auch dergleichen antichen-Statuen und Medaglien pranget. Weil ich aber nicht selbst alda gewesen/ und die ferne Entlegenheit mich zurücke gehalten/ als erwähne ich allein davon/ was mir andere glaubwürdig davon erzehlet
Es besteht diese Stadt in dreyen andern Städten/ deren Gebäude wol regulirt/ und meist von
vollkommener guter Architectur sind. Die Churfürstl. Residenz ist theils alt/ aber dannoch deren Gebäude Majestätisch/ der neue Bau aber vollkommen: Darinn unter andern auch die herrliche Bibliothek zu sehen ist/ welche/ sowol wegen Auserlesenheit/ als wegen Menge der Bücher/ für eine der allerberühmtesten in der Welt erkant wird. Die Churfürstliche Zimmer sämtlich/ sind gleichsam soviel vortreffliche Kunstkammern/ alle von den Welt-berühmtesten Italiänischen und Niederländischen/ sowol alten/ als ietziger Zeit hochschätzbaren besten Mahlern ausgezieret: Welches leicht zu glauben/ weil Ihr Churfürstl. Durchl. selbst alles angeordnet haben/ als Die/ mit hohem Verstande
Darinn die Bibliothek/
und fast so viel Kunstkammern/ als Gemächer.
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