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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Stoiker den Apostel Paulum gar nicht vertragen/ da er ihnen das Evangelium von der Auferstehung verkündigte. Und dieweil die Araber lehrten/ daß die Seele endlich mit dem Leib ausgelöst/ und zu nicht würde; so hat sich Tatianus, als ein Christ/ mit dergleichen harten Red-arten mercklich verstossen/ indem er denjenigen nachgefolgt/ und ihren Irrthum angenommen.

Es hatten zwar der Thebaner und Saiter Könige auch herrlich-erbaute Gräber/ allein sie gleichten den Memphitischen der Egypter bey weitem nit: Und war sich darob am allermeinsten zu verwundern/ daß die überaus-grosse Gebäue so viel hundert Jahre gestanden/ und bis an der Welt Ende stehen werden; darum sie auch Diodorus ewige Häuser/ ohne Scheu/ nennen dürfen. Zumal weil nicht alle und iede Pyramides auf einerley Zeit erbauet worden: Herodotus will/ der achte König in Egypten/ Cerpheres, habe den kleinern; und/ nach Syncelli Meinung/ Suphis, der zehende König/ den grössern Pyramidem erbauet; Nach der Zeit aber hat die Königinn Nitocris, welche zugleich zu Memphi und Thebis regirt/ den dritten davon aufgerichtet: Mit solchem Bau nun haben die Memphitische Könige fast auf die siebenhundert Jahre zugebracht; also daß fast annoch so viel Pyramides übrig sind/ als dazumal Könige regirt hatten. Daß [Spaltenumbruch] aber solche des Patriarchen Josephs Kornscheuern gewest seyn solten/ wird/ als eine ungereimte Meinung/ billich verworffen und verlacht: Denn wofern es sich mit deroselben Erbauung also verhält/ wie uns Plinius berichtet/ daß nemlich an einem Pyramide, von den berühmtesten/ zwantzig Jahre lang von dreymalhundert und sechtzig tausend Menschen gearbeitet; drey andere aber in siebentzig Jahren/ und vier Monaten/ verfertiget worden; wie hat dann der Patriarch Joseph/ wegen der kurtz zuvor erschienenen Fruchtbarkeit/ so bald mit solchem Bau auskommen und fertig werden können? Ist demnach glaublicher/ daß die Egyptische Könige eben durch dieses Mittel dem müssigen Volck zu arbeiten schaffen/ den Reichen/ durch schwere Auflagen/ den Muth benommen/ und zugleich ihre grosse Macht und Herrlichkeit der Nachwelt zu verstehen geben wollen.

Dis Wunderwerck der Welt ist billich hoch
zu achten;

so wir den hohen Sinn der Könige be-
trachten:

So lang die Welt noch steht/
die Sonne auf- und niedergeht/
so lang wird auch verbleiben
ihr Ruhm/ so lang wir Bücher schreiben:
Ihr grosser Fleiß
verdient den Preis!
Das XXIV. Capittel.

Die Römischen Stadt-thore. Woher die Naevische Pforte ihren Namen habe? Die Naevische Pforte versetzt. Unterschiedliche Stein-schrifften/ dreyer unterschiedlicher Keyser/ Claudii, Vespasiani, und Titi, die Claudische Wasserkunst betreffend.

[Spaltenumbruch]

INs gemein wird von denen vornemsten Scribenten dafür gehalten/ daß die wol verwahrte Stadt Rom mit 24. Pforten/ oder Stadt-thoren/ versehen gewest/ darunter auch die Porta Naevia gezehlet wurde/ welche ihren Namen habe. von den Naevischen Wäldern/ die sich ehdessen in derselben Gegend befunden/ ihren Nomen bekommen: Sintemal uns Varro und Festus so viel berichten/ daß ein Römer/ Naevius genannt/ nicht weit von der Stadt einen Wald gehabt/ der ihm zuständig war. Heut zu Tag aber ist solches Stadtthor eines von den berühmtesten/ und wird auch deswegen ins gemein das grössere Thor genennet/ so bey der Einleitung der Claudischen Wasserkunst gelegen: Vor Alters hieß solches Porta Labicana, oder Praenestina, welcher Procopius in seiner Beschreibung des Gothischen Kriegs an unterschiedlichen Orten gedenckt. Praeneste aber/ wovon dieses Stadt-thor seinen Namen hatte/ war eine weiland von den Griechen im Latio erbaute Stadt/ auf einem sehr hohen/ und von der Natur wolverwahrtem Ort gelegen/ mit vielen Bergen/ und darauf stehenden Eichen umgeben;[Spaltenumbruch] welche Praenestus, des Ulyssis und der Ovid. lib. 6. Fast. Lucanus lib. I. Circes Ehnänkel; oder wie Virgilius und Strabo dafür halten/ Caeculus, als des Vulcani Sohn/ erbauet haben soll. Daselbst war weiland ein herrlicher Glücks-tempel/ von L. Sylla, mit zierlichen Steinen belegt/ woselbst die sehr berühmte Göttinn Fortuna Praenestina verehret/ und angeruffen wurde. Die Labicos betreffend/ so waren solche Völcker in alt Welschland wohnhaft/ und bekannt/ deren Stamm-vater Glaucus der Minois Sohn gewest seyn soll; welcher darum Labicus genennet wurde/ dieweil er einen Schild getragen/ der innenher eine Λαβην oder Handheb hatte: Welche Schilde er/ in Welschland/ am ersten bekant gemacht. Derer gedenckt Livius, daß sie als angräntzende Nachbarn unfern der Stadt sich aufgehalten.

Onuphrius zwar will diese Portam Naeviam zum Esquilinischen Stadt-thor machen/ in Meinung/ der Praenestinische und Labicanische Weg habe von der Esquilinischen Pforten seinen Anfang und Ausgang genommen: Allein/ wie dem allen/ dieweil in so viel hundert Jahren die Stein-gepflasterte Wege gantz vertreten worden/ und allerdings zu Grund gegangen; so ist leicht zu

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/286>, abgerufen am 07.01.2025.