Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] PIUM, DISCIPULUM. FERENS. QUI. PER. CRUCIS. PRAEDICATIONEM. DE. ROMANIS. BARBARISQUE. TRIUMPHAVIT. Wer solche Seulen aufgerichtet. Woraus so viel zu erlernen/ daß M. Aurelius Antoninus, als der Sohn (vielleicht mit Beliebung und Verwilligung des Raths) seinem Vatter Antonino Pio solche aufrichten lassen;daran desselben tapffere Thaten/ wider die Armenier/ Parther/ Wenden/ Teutschen/ und zwar insonderheit wider die Marcomannos und Quados, (welche dazumal Mähren/ Böhmen und Schlesien innen gehabt) sehr künstlich gehauen/ und wol zu sehen waren. Der Marcomanniche Krieg. Derjenige Krieg aber/ welchen Marcus Antoninus wider die Marcomannos geführt/ war mitten im Sommer; da dann die Römischen Soldaten gantzer fünff Tage lang grossen Mangel am Wasser erlidten/ und zwischen dem engen Gebirg von den Quadis gantz umringet/ fast Dursts sterben müssen: Bis endlich der obriste Höfmeister dem Keyser/ aus höchster Angst/ so viel zu verstehen Christen/ eines Heidnischen Keysers/ Soldaten. gegeben; wie daß sehr viel Christen (denen sonst eben dieser Keyser aller Orten sehr zuwider gewest/ und sie heftig verfolgt/ wo er gekunt) unter dem zehenden Regiment wären: Von welchen er/ aus Erfahrung/ für gewiß zu berichten wüste/ daß sie/ durch ihr Gebet/ von Gott alles erhalten könten/ was sie nur wünschten und verlangten. Nachdem nun der Keyser solches bey sich genugsam überlegt hatte/ begehrte er endlich an dieselbigen Christen/ daß sie ihren GOtt um Wasser bittlich anflehen möchten. Da sie dann alsobald auf ihre Knie Regen/ durch Gebet erhalten. niedergefallen/ und von ihrem HErrn Christo/ durch eifriges Bitten und Flehen (und nicht durch M. Antonini Gebet/ wie Capitolinus ihm solches fälschlich beygemessen) einen reichen und ersprießlichen Regen erhalten; welchen das gantze Kriegsvolck theils mit ihrem Mund/ theils mit den Schilden aufgefangen/ und sich kräftiglich damit gelabet: Dahingegen die Quadi, als der Römer Feinde/ von denen sie umgeben gewest/ durch starcke Donnerkeile und Hagel/ zerstreuet/ und in[Spaltenumbruch] die Flucht gejagt wurden. Welches Wunderwerck dann dem Heidnischen Keyser dermassen zu Hertzen gegangen/ daß er den Christen/ an statt der vormaligen Verfolgung/ alle Ehre angethan/ zu ewigem Angedencken dasselbige Regiment Legionem Die Christen erlangen grosse Gnade. Fulminatricem, nennen lassen; und deswegen auch ein absonderliches Schreiben an den Rath zu Rom abgehen lassen; in welchem er den gantzen Verlauff besagter massen erzehlet/ und befohlen/ man solte hinfüro die Christen passiren lassen; damit sie nicht dermaleins eben dasjenige Ungewitter/ Schlossen und Hagel/ durch ihr Gebet/ über die Römer brächten/ welches für dismal ihre Feinde mit Schrecken erfahren und ausstehen müssen. Dannenhero siehet man unter andern/ wie Jupiter Pluvius, das ist/ derjenige GOtt/ so Regen und Wetter macht/ an derjenigen Seiten stehet. So viel aber von solchem Marck/ dessen zuvor gedacht/ übergeblieben/ das stehet noch bey der Kirche S. Stephani del Trullo; woselbst eilf/ nach Corinthischer Art/ erhabene Marmelstuben/ von den 42. so weiland daherum gewesen/ annoch stehen. Im übrigen/ dieweil P. Victor Donat. lib. 3. de Urbe Roma. cap. 16. auch eines Tempels/ bey des Antonini Triumphseule gedenckt/ so hält Donatus dafür/ davon sey eben noch diejenigen starcken Mauren übrig/ samt einem ziemlichen Stuck/ von einem sehr starcken Schwibbogen/ welcher heutiges Tages gleich gegen dem Römischen Seminario über stehet. So muß das Heidenthum den Christen
Zeugnus geben/ daß ihr Gebet und Leben/ GOtt wolgefällig sey; der sie so bald erhört/ und ihnen das beschert/ was/ in der höchsten Noth/ sie sämtlich kunt' ergetzen/ und überflüssig nätzen. Das hat der Keyser nicht/ noch Jupi ter gethan: Der Christen wahrer GOtt ists/ der dis alles kan; von Ihm komt Regen/ Hülf/ Heil und Segen! Plat. 23. Das XXIII. Capittel. Wer das Pantheon erbauet ? Warum dieser Tempel Pantheon geheissen? Hoch-schätzbares Ohren-gehäng Veneris. Unterschied der himmlischen und irdischen Götter. Runde Gestalt desselbigen Tempels. Warum die Tempel vor Alters oben-her offen gewest? Von unterschiedlichen Keysern wieder auferbaut. Dessen schöner Vor-saal. Pabst Urbanus VIII. gebrauchte das Kupffer davon zu Kirchen- und Kriegs- sachen. Des Pasquino Schertz-urtheil hievon. Pabst Urbanus VIII. erhielt solchen Tempel bäulich. Wird der Heiligen Jungfrau Mariae gewidmet. Egyptische Gräber. Die Ursach solcher Egyptischen Gräber/ der Seelen Unsterblichkeit. [Spaltenumbruch] PIUM, DISCIPULUM. FERENS. QUI. PER. CRUCIS. PRAEDICATIONEM. DE. ROMANIS. BARBARISQUE. TRIUMPHAVIT. Wer solche Seulen aufgerichtet. Woraus so viel zu erlernen/ daß M. Aurelius Antoninus, als der Sohn (vielleicht mit Beliebung und Verwilligung des Raths) seinem Vatter Antonino Pio solche aufrichten lassen;daran desselben tapffere Thaten/ wider die Armenier/ Parther/ Wenden/ Teutschen/ und zwar insonderheit wider die Marcomannos und Quados, (welche dazumal Mähren/ Böhmen und Schlesien innen gehabt) sehr künstlich gehauen/ und wol zu sehen waren. Der Marcomanniche Krieg. Derjenige Krieg aber/ welchen Marcus Antoninus wider die Marcomannos geführt/ war mitten im Sommer; da dann die Römischen Soldaten gantzer fünff Tage lang grossen Mangel am Wasser erlidten/ und zwischen dem engen Gebirg von den Quadis gantz umringet/ fast Dursts sterben müssen: Bis endlich der obriste Höfmeister dem Keyser/ aus höchster Angst/ so viel zu verstehen Christen/ eines Heidnischen Keysers/ Soldaten. gegeben; wie daß sehr viel Christen (denen sonst eben dieser Keyser aller Orten sehr zuwider gewest/ und sie heftig verfolgt/ wo er gekunt) unter dem zehenden Regiment wären: Von welchen er/ aus Erfahrung/ für gewiß zu berichten wüste/ daß sie/ durch ihr Gebet/ von Gott alles erhalten könten/ was sie nur wünschten und verlangten. Nachdem nun der Keyser solches bey sich genugsam überlegt hatte/ begehrte er endlich an dieselbigen Christen/ daß sie ihren GOtt um Wasser bittlich anflehen möchten. Da sie dann alsobald auf ihre Knie Regen/ durch Gebet erhalten. niedergefallen/ und von ihrem HErrn Christo/ durch eifriges Bitten und Flehen (und nicht durch M. Antonini Gebet/ wie Capitolinus ihm solches fälschlich beygemessen) einen reichen und ersprießlichen Regen erhalten; welchen das gantze Kriegsvolck theils mit ihrem Mund/ theils mit den Schilden aufgefangen/ und sich kräftiglich damit gelabet: Dahingegen die Quadi, als der Römer Feinde/ von denen sie umgeben gewest/ durch starcke Donnerkeile und Hagel/ zerstreuet/ und in[Spaltenumbruch] die Flucht gejagt wurden. Welches Wunderwerck dann dem Heidnischen Keyser dermassen zu Hertzen gegangen/ daß er den Christen/ an statt der vormaligen Verfolgung/ alle Ehre angethan/ zu ewigem Angedencken dasselbige Regiment Legionem Die Christen erlangen grosse Gnade. Fulminatricem, nennen lassen; und deswegen auch ein absonderliches Schreiben an den Rath zu Rom abgehen lassen; in welchem er den gantzen Verlauff besagter massen erzehlet/ und befohlen/ man solte hinfüro die Christen passiren lassen; damit sie nicht dermaleins eben dasjenige Ungewitter/ Schlossen und Hagel/ durch ihr Gebet/ über die Römer brächten/ welches für dismal ihre Feinde mit Schrecken erfahren und ausstehen müssen. Dannenhero siehet man unter andern/ wie Jupiter Pluvius, das ist/ derjenige GOtt/ so Regen und Wetter macht/ an derjenigen Seiten stehet. So viel aber von solchem Marck/ dessen zuvor gedacht/ übergeblieben/ das stehet noch bey der Kirche S. Stephani del Trullo; woselbst eilf/ nach Corinthischer Art/ erhabene Marmelstuben/ von den 42. so weiland daherum gewesen/ annoch stehen. Im übrigen/ dieweil P. Victor Donat. lib. 3. de Urbe Roma. cap. 16. auch eines Tempels/ bey des Antonini Triumphseule gedenckt/ so hält Donatus dafür/ davon sey eben noch diejenigen starcken Mauren übrig/ samt einem ziemlichen Stuck/ von einem sehr starcken Schwibbogen/ welcher heutiges Tages gleich gegen dem Römischen Seminario über stehet. So muß das Heidenthum den Christen
Zeugnus geben/ daß ihr Gebet und Leben/ GOtt wolgefällig sey; der sie so bald erhört/ und ihnen das beschert/ was/ in der höchsten Noth/ sie sämtlich kunt’ ergetzen/ und überflüssig nätzen. Das hat der Keyser nicht/ noch Jupi ter gethan: Der Christen wahrer GOtt ists/ der dis alles kan; von Ihm komt Regen/ Hülf/ Heil und Segen! Plat. 23. Das XXIII. Capittel. Wer das Pantheon erbauet ? Warum dieser Tempel Pantheon geheissen? Hoch-schätzbares Ohren-gehäng Veneris. Unterschied der himmlischen und irdischen Götter. Runde Gestalt desselbigen Tempels. Warum die Tempel vor Alters oben-her offen gewest? Von unterschiedlichen Keysern wieder auferbaut. Dessen schöner Vor-saal. Pabst Urbanus VIII. gebrauchte das Kupffer davon zu Kirchen- und Kriegs- sachen. Des Pasquino Schertz-urtheil hievon. Pabst Urbanus VIII. erhielt solchen Tempel bäulich. Wird der Heiligen Jungfrau Mariae gewidmet. Egyptische Gräber. 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PIUM, DISCIPULUM. FERENS. QUI. PER. CRUCIS. PRAEDICATIONEM. DE. ROMANIS. BARBARISQUE. TRIUMPHAVIT.
Woraus so viel zu erlernen/ daß M. Aurelius Antoninus, als der Sohn (vielleicht mit Beliebung und Verwilligung des Raths) seinem Vatter Antonino Pio solche aufrichten lassen;daran desselben tapffere Thaten/ wider die Armenier/ Parther/ Wenden/ Teutschen/ und zwar insonderheit wider die Marcomannos und Quados, (welche dazumal Mähren/ Böhmen und Schlesien innen gehabt) sehr künstlich gehauen/ und wol zu sehen waren.
Wer solche Seulen aufgerichtet. Derjenige Krieg aber/ welchen Marcus Antoninus wider die Marcomannos geführt/ war mitten im Sommer; da dann die Römischen Soldaten gantzer fünff Tage lang grossen Mangel am Wasser erlidten/ und zwischen dem engen Gebirg von den Quadis gantz umringet/ fast Dursts sterben müssen: Bis endlich der obriste Höfmeister dem Keyser/ aus höchster Angst/ so viel zu verstehen gegeben; wie daß sehr viel Christen (denen sonst eben dieser Keyser aller Orten sehr zuwider gewest/ und sie heftig verfolgt/ wo er gekunt) unter dem zehenden Regiment wären: Von welchen er/ aus Erfahrung/ für gewiß zu berichten wüste/ daß sie/ durch ihr Gebet/ von Gott alles erhalten könten/ was sie nur wünschten und verlangten. Nachdem nun der Keyser solches bey sich genugsam überlegt hatte/ begehrte er endlich an dieselbigen Christen/ daß sie ihren GOtt um Wasser bittlich anflehen möchten. Da sie dann alsobald auf ihre Knie niedergefallen/ und von ihrem HErrn Christo/ durch eifriges Bitten und Flehen (und nicht durch M. Antonini Gebet/ wie Capitolinus ihm solches fälschlich beygemessen) einen reichen und ersprießlichen Regen erhalten; welchen das gantze Kriegsvolck theils mit ihrem Mund/ theils mit den Schilden aufgefangen/ und sich kräftiglich damit gelabet: Dahingegen die Quadi, als der Römer Feinde/ von denen sie umgeben gewest/ durch starcke Donnerkeile und Hagel/ zerstreuet/ und in
die Flucht gejagt wurden. Welches Wunderwerck dann dem Heidnischen Keyser dermassen zu Hertzen gegangen/ daß er den Christen/ an statt der vormaligen Verfolgung/ alle Ehre angethan/ zu ewigem Angedencken dasselbige Regiment Legionem Fulminatricem, nennen lassen; und deswegen auch ein absonderliches Schreiben an den Rath zu Rom abgehen lassen; in welchem er den gantzen Verlauff besagter massen erzehlet/ und befohlen/ man solte hinfüro die Christen passiren lassen; damit sie nicht dermaleins eben dasjenige Ungewitter/ Schlossen und Hagel/ durch ihr Gebet/ über die Römer brächten/ welches für dismal ihre Feinde mit Schrecken erfahren und ausstehen müssen. Dannenhero siehet man unter andern/ wie Jupiter Pluvius, das ist/ derjenige GOtt/ so Regen und Wetter macht/ an derjenigen Seiten stehet.
Der Marcomanniche Krieg.
Christen/ eines Heidnischen Keysers/ Soldaten.
Regen/ durch Gebet erhalten.
Die Christen erlangen grosse Gnade.So viel aber von solchem Marck/ dessen zuvor gedacht/ übergeblieben/ das stehet noch bey der Kirche S. Stephani del Trullo; woselbst eilf/ nach Corinthischer Art/ erhabene Marmelstuben/ von den 42. so weiland daherum gewesen/ annoch stehen. Im übrigen/ dieweil P. Victor auch eines Tempels/ bey des Antonini Triumphseule gedenckt/ so hält Donatus dafür/ davon sey eben noch diejenigen starcken Mauren übrig/ samt einem ziemlichen Stuck/ von einem sehr starcken Schwibbogen/ welcher heutiges Tages gleich gegen dem Römischen Seminario über stehet.
Donat. lib. 3. de Urbe Roma. cap. 16. So muß das Heidenthum den Christen
Zeugnus geben/
daß ihr Gebet und Leben/
GOtt wolgefällig sey; der sie so bald
erhört/
und ihnen das beschert/
was/ in der höchsten Noth/ sie sämtlich
kunt’ ergetzen/
und überflüssig nätzen.
Das hat der Keyser nicht/ noch Jupi
ter gethan:
Der Christen wahrer GOtt ists/ der
dis alles kan;
von Ihm komt Regen/
Hülf/ Heil und Segen!
Das XXIII. Capittel.
Wer das Pantheon erbauet ? Warum dieser Tempel Pantheon geheissen? Hoch-schätzbares Ohren-gehäng Veneris. Unterschied der himmlischen und irdischen Götter. Runde Gestalt desselbigen Tempels. Warum die Tempel vor Alters oben-her offen gewest? Von unterschiedlichen Keysern wieder auferbaut. Dessen schöner Vor-saal. Pabst Urbanus VIII. gebrauchte das Kupffer davon zu Kirchen- und Kriegs- sachen. Des Pasquino Schertz-urtheil hievon. Pabst Urbanus VIII. erhielt solchen Tempel bäulich. Wird der Heiligen Jungfrau Mariae gewidmet. Egyptische Gräber. Die Ursach solcher Egyptischen Gräber/ der Seelen Unsterblichkeit.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 86]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/283>, abgerufen am 03.03.2025. |