Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Erklärung gar wol behalten und behauptet werden könne; indem solches Grabmal (darauf des Severi Bildnis gestanden) gleich einem Mausoleo, und dessen Tabernackel/ oder aufgeschlichten Scheiderhauffens (die Todten darauf zu verbrennen) formiret und erbaut gewesen. Demnach habe es gar wol seyn können/ daß über den vierdten Absatz/ mit kleinern Seulen also fortgefahren/ und gantz in die Höhe/ (als ob gleichsam sieben Gäden übereinander stünden) völlig gebracht worden: Wie uns solches Herodianus um so viel desto besser zu verstehen gibt/ indem er eben dieses Grab denjenigen Feuerthürnen/ die man Pharos nennet/ und immerdar Staffelweis abnehmen/ verglichen. Zudem so könte dis auch aus unterschiedlichen Müntzen gezeigt und erwiesen werden/ wiewol die Absätze nicht so deutlich daraus zu erkennen. Ist derohalben derjenige Abriß/ welcher allhie vorstellig gemacht wird/ nicht nur allein zerstümmelt/ sondern kaum die Hälffte; welche doch noch wol/ mit seinen zugehörigen Reichen ersetzt werden könte.

Dabey ist ferner auch dis zu erinnern/ daß es Dergleichen Gebäue waren mehr in Rom. auch vor Alters/ eh dieses Grabmal Severi erbaut worden/ mehr dergleichen siebenfache Gebäue in Rom gegeben habe; welches daraus abzunchmen/ indem Suetonius des Titi gedenckt/ daß er[Spaltenumbruch] nächst dem Septizonio in einem gar schlechten Haus geboren worden: So wird auch solches/ zum Unterscheid/ das alte Septizonium genennet; dieweil dasjenige/ so Severus erbaut/ viel neuer gewest. Uberdis alles so wird in der Lebens-beschreibung des Pabsts Gregorii IX. gelesen/ daß er zum Pabst erwehlet worden nächst dem Septizonio, in der Pfarr S. Lucia, und zwar in der Kirche Septisolio genant: wobey L. S. Petro, recht in der neuen Strassen/ diejenige Binden entfallen seyn sol/ damit er sein im Gefängnis versehrtes Bein verbunden hatte: von welcher Binden der Nam einer Kirche/ und alte Titel der Cardinäle Fisciola, hergekommen.

Es scheint/ Severus hab'/ aus Gleichheit
der Planeten/

sein Grabmal wollen nöthen.
zu steigen Himmel an; wo sieben Liechter
sind/

und man die Götter find.
Allein der stoltze Bau wurd' auf die Hälfft
verkürtzet/

und in den Grund gestürtzet/
durch der Planeten Macht;
die ihn nicht werth geacht/
daß er solt' ihnen gleichen/
und an die Wolcken reichen.
Das XIX. Capittel.

Warum man die Todten/ ausser der Stadt/ begraben müssen? Warum die Gräber Pl. 18. an den Landstrassen erbaut worden? Antii Lupi altes Geschlecht. Was des Tribuni militum Amt gewest? Wer solches Grab erbaut? Die Form desjenigen Grabs. Zweytes Grabmal P. Vibii Mariani.

[Spaltenumbruch]

Seneca lib 2. Controv.DIe Todten begraben/ spricht Seneca, gehört unter diejenige Gesetze/ die zwar nicht beschrieben/ aber viel gewisser sind/ dann die beschriebene selbst seyn mögen: Denn solche Neigung gegen die Verstorbenen ist allen Völkern von der Natur eingepflantzt/ und in Sinn gegeben. Diesem nach haben die alten Römer andern Völckern hierinnen nichts bevor gegeben/ sondern sich äusserst dahin bemühet/ wie sie den löblichen Nachruhm ihrer abgestorbenen Freunde und naher Anverwandten gleichsam verewigen/ und durch prächtige Grabmahle deren Ehren gedächtnis immerdar auf die spate Nachkömmlinge bringen/ und beständig erhalten möchten. Dergleichen nun findet sich drey Welscher Meilwegs/ von der Stadt Rom/ so an der Ostiensischen Landstrasse/ Warum man die Todten ausser der Stadt begraben müssen? gelegen: Sintemal es zu alten Zeiten/ die Todten in der Stadt zu begraben/ um zweyer erheblichen Ursachen willen/ nicht zugelassen war. Denn erstlich scheueten sie die Entweihung und Verunreinigung ihres wiewol heidnischen Gottesdiensts/ wann die Leichen innerhalb der Stadt behalten würden; welches dann ihrer abergläubischen Meinung nach/ so wol durch das Anschauen/ als durch das Anrühren selbst gar leicht geschehen kunte: Um[Spaltenumbruch] welcher Ursache willen kein heidnischer Priester/ Agell. lib. 10.cap.15. Flamen Dialis genant/ an einen solchen Ort gehen/ da des Grab war; noch viel weniger einen Todten anrühren durffte. Ja/ es war ihm auch so gar die Todtenpfeiffer zu hören/ verbotten/ wie Festus berichtet. Zum andern wolten die Römer ihre Todten nicht in der Stadt begraben lassen/ damit die Lufft von dem üblen Gestanck der faulenden Todten-cörper nicht angesteckt würden/ noch die Stadt durch den nachmals gebräuchlichen Todtenbrand einige Gefahr/ wegen des grossen Feuers/ zu befürchten hätte: dergleichen Brunst dazumal in dem Rathaus selbst entstanden/ als man des Clodii Leichnam zu Aschen verbrennen wolte. Daher es Warum die Gräber an den Land-Strassen erbaut worden. denn gekommen/ daß die meinsten und berühmtesten Gräber fürnehmer Leute an den öffentlichen Heer- und Landstrassen erbauet worden; als da waren Via Appia, Aurelia, Flaminia, Latina, Lavicana, Laurentina, Ostiensis, Praevestina, Salaria, und Tiburtina. Damit sich alle vorbeyreisende ihrer Sterbligkeit erinnern/ und dabey die Namen der Verstorbenen in guter Gedächtnis behalten möchten. Also war nun dieses Kirchmannus lib. 1. de Fun. Rom. cap. Grab in Via Ostiensi, das ist/ auf demjenigen Weg/ da man auf die Stadt Ostiam zugieng/ welche der Röm. König Ancus Martius, erbauet hatte/ auf welcher Strassen auch der Apostel

[Spaltenumbruch] Erklärung gar wol behalten und behauptet werden könne; indem solches Grabmal (darauf des Severi Bildnis gestanden) gleich einem Mausoleo, und dessen Tabernackel/ oder aufgeschlichten Scheiderhauffens (die Todten darauf zu verbrennen) formiret und erbaut gewesen. Demnach habe es gar wol seyn können/ daß über den vierdten Absatz/ mit kleinern Seulen also fortgefahren/ und gantz in die Höhe/ (als ob gleichsam sieben Gäden übereinander stünden) völlig gebracht worden: Wie uns solches Herodianus um so viel desto besser zu verstehen gibt/ indem er eben dieses Grab denjenigen Feuerthürnen/ die man Pharos nennet/ und immerdar Staffelweis abnehmen/ verglichen. Zudem so könte dis auch aus unterschiedlichen Müntzen gezeigt und erwiesen werden/ wiewol die Absätze nicht so deutlich daraus zu erkennen. Ist derohalben derjenige Abriß/ welcher allhie vorstellig gemacht wird/ nicht nur allein zerstümmelt/ sondern kaum die Hälffte; welche doch noch wol/ mit seinen zugehörigen Reichen ersetzt werden könte.

Dabey ist ferner auch dis zu erinnern/ daß es Dergleichen Gebäue waren mehr in Rom. auch vor Alters/ eh dieses Grabmal Severi erbaut worden/ mehr dergleichen siebenfache Gebäue in Rom gegeben habe; welches daraus abzunchmen/ indem Suetonius des Titi gedenckt/ daß er[Spaltenumbruch] nächst dem Septizonio in einem gar schlechten Haus geboren worden: So wird auch solches/ zum Unterscheid/ das alte Septizonium genennet; dieweil dasjenige/ so Severus erbaut/ viel neuer gewest. Uberdis alles so wird in der Lebens-beschreibung des Pabsts Gregorii IX. gelesen/ daß er zum Pabst erwehlet worden nächst dem Septizonio, in der Pfarr S. Lucia, und zwar in der Kirche Septisolio genant: wobey L. S. Petro, recht in der neuen Strassen/ diejenige Binden entfallen seyn sol/ damit er sein im Gefängnis versehrtes Bein verbunden hatte: von welcher Binden der Nam einer Kirche/ und alte Titel der Cardinäle Fisciola, hergekommen.

Es scheint/ Severus hab’/ aus Gleichheit
der Planeten/

sein Grabmal wollen nöthen.
zu steigen Himmel an; wo sieben Liechter
sind/

und man die Götter find.
Allein der stoltze Bau wurd’ auf die Hälfft
verkürtzet/

und in den Grund gestürtzet/
durch der Planeten Macht;
die ihn nicht werth geacht/
daß er solt’ ihnen gleichen/
und an die Wolcken reichen.
Das XIX. Capittel.

Warum man die Todten/ ausser der Stadt/ begraben müssen? Warum die Gräber Pl. 18. an den Landstrassen erbaut worden? Antii Lupi altes Geschlecht. Was des Tribuni militum Amt gewest? Wer solches Grab erbaut? Die Form desjenigen Grabs. Zweytes Grabmal P. Vibii Mariani.

[Spaltenumbruch]

Seneca lib 2. Controv.DIe Todten begraben/ spricht Seneca, gehört unter diejenige Gesetze/ die zwar nicht beschrieben/ aber viel gewisser sind/ dann die beschriebene selbst seyn mögen: Denn solche Neigung gegen die Verstorbenen ist allen Völkern von der Natur eingepflantzt/ und in Sinn gegeben. Diesem nach haben die alten Römer andern Völckern hierinnen nichts bevor gegeben/ sondern sich äusserst dahin bemühet/ wie sie den löblichen Nachruhm ihrer abgestorbenen Freunde und naher Anverwandten gleichsam verewigen/ und durch prächtige Grabmahle deren Ehren gedächtnis immerdar auf die spate Nachkömmlinge bringen/ und beständig erhalten möchten. Dergleichen nun findet sich drey Welscher Meilwegs/ von der Stadt Rom/ so an der Ostiensischen Landstrasse/ Warum man die Todten ausser der Stadt begraben müssen? gelegen: Sintemal es zu alten Zeiten/ die Todten in der Stadt zu begraben/ um zweyer erheblichen Ursachen willen/ nicht zugelassen war. Denn erstlich scheueten sie die Entweihung und Verunreinigung ihres wiewol heidnischen Gottesdiensts/ wann die Leichen innerhalb der Stadt behalten würden; welches dann ihrer abergläubischen Meinung nach/ so wol durch das Anschauen/ als durch das Anrühren selbst gar leicht geschehen kunte: Um[Spaltenumbruch] welcher Ursache willen kein heidnischer Priester/ Agell. lib. 10.cap.15. Flamen Dialis genant/ an einen solchen Ort gehen/ da des Grab war; noch viel weniger einen Todten anrühren durffte. Ja/ es war ihm auch so gar die Todtenpfeiffer zu hören/ verbotten/ wie Festus berichtet. Zum andern wolten die Römer ihre Todten nicht in der Stadt begraben lassen/ damit die Lufft von dem üblen Gestanck der faulenden Todten-cörper nicht angesteckt würden/ noch die Stadt durch den nachmals gebräuchlichen Todtenbrand einige Gefahr/ wegen des grossen Feuers/ zu befürchten hätte: dergleichen Brunst dazumal in dem Rathaus selbst entstanden/ als man des Clodii Leichnam zu Aschen verbrennen wolte. Daher es Warum die Gräber an den Land-Strassen erbaut worden. denn gekommen/ daß die meinsten und berühmtesten Gräber fürnehmer Leute an den öffentlichen Heer- und Landstrassen erbauet worden; als da waren Via Appia, Aurelia, Flaminia, Latina, Lavicana, Laurentina, Ostiensis, Praevestina, Salaria, und Tiburtina. Damit sich alle vorbeyreisende ihrer Sterbligkeit erinnern/ und dabey die Namen der Verstorbenen in guter Gedächtnis behalten möchten. Also war nun dieses Kirchmannus lib. 1. de Fun. Rom. cap. Grab in Via Ostiensi, das ist/ auf demjenigen Weg/ da man auf die Stadt Ostiam zugieng/ welche der Röm. König Ancus Martius, erbauet hatte/ auf welcher Strassen auch der Apostel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div xml:id="d767.1">
            <div>
              <p><pb facs="#f0278" xml:id="pb-813" n="[I (Architektur), S. 81]"/><cb/><choice><sic>Erkläruug</sic><corr>Erklärung</corr></choice> gar wol behalten und behauptet werden könne; indem solches Grabmal (darauf des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-322 http://d-nb.info/gnd/118764659 http://viaf.org/viaf/36952961">Severi</persName></hi> Bildnis gestanden) gleich einem <hi rendition="#aq">Mausoleo,</hi> und dessen Tabernackel/ oder aufgeschlichten Scheiderhauffens (die Todten darauf zu verbrennen) formiret und erbaut gewesen. Demnach habe es gar wol seyn können/ daß über den vierdten Absatz/ mit kleinern Seulen also fortgefahren/ und gantz in die Höhe/ (als ob gleichsam sieben Gäden übereinander stünden) völlig gebracht worden: Wie uns solches <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1022 http://d-nb.info/gnd/118639587 http://viaf.org/viaf/100161542">Herodianus</persName></hi> um so viel desto besser zu verstehen gibt/ indem er eben dieses Grab denjenigen Feuerthürnen/ die man <hi rendition="#aq">Pharos</hi> nennet/ und immerdar Staffelweis abnehmen/ verglichen. Zudem so könte dis auch aus unterschiedlichen Müntzen gezeigt und erwiesen werden/ wiewol die Absätze nicht so deutlich daraus zu erkennen. Ist derohalben derjenige Abriß/ welcher allhie vorstellig gemacht wird/ nicht nur allein zerstümmelt/ sondern kaum die Hälffte; welche doch noch wol/ mit seinen zugehörigen Reichen ersetzt werden könte.</p>
              <p>Dabey ist ferner auch dis zu erinnern/ daß es <note place="right">Dergleichen Gebäue waren mehr in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>.</note> auch vor Alters/ eh dieses <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1537 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2109361 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150806">Grabmal <hi rendition="#aq">Severi</hi></placeName> erbaut worden/ mehr dergleichen siebenfache Gebäue in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gegeben habe; welches daraus abzunchmen/ indem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-850 http://d-nb.info/gnd/118619918 http://viaf.org/viaf/100218597">Suetonius</persName></hi> des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1024 http://d-nb.info/gnd/118622951 http://viaf.org/viaf/83217593">Titi</persName></hi> gedenckt/ daß er<cb/>
nächst dem <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1537 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2109361 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150806">Septizonio</placeName></hi> in einem gar schlechten Haus geboren worden: So wird auch solches/ zum Unterscheid/ das <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">alte <hi rendition="#aq">Septizonium</hi></placeName> genennet; dieweil dasjenige/ so <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-322 http://d-nb.info/gnd/118764659 http://viaf.org/viaf/36952961">Severus</persName></hi> erbaut/ viel neuer gewest. Uberdis alles so wird in der Lebens-beschreibung des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1179 http://d-nb.info/gnd/118541870 http://viaf.org/viaf/91013639">Pabsts <hi rendition="#aq">Gregorii IX.</hi></persName> gelesen/ daß er zum Pabst erwehlet worden nächst dem <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1537 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2109361 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150806">Septizonio</placeName>,</hi> in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Pfarr <hi rendition="#aq">S. Lucia</hi></placeName>, und zwar in der Kirche <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1786">Septisolio</placeName></hi> genant: wobey <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">L. S. Petro</persName>,</hi> recht in der neuen Strassen/ diejenige Binden entfallen seyn sol/ damit er sein im Gefängnis versehrtes Bein verbunden hatte: von welcher Binden der Nam einer <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2201 http://www.geonames.org/8299696/">Kirche</placeName>/ und alte Titel der Cardinäle <hi rendition="#aq">Fisciola,</hi> hergekommen.</p>
              <lg rendition="#c" type="poem">
                <l>Es scheint/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-322 http://d-nb.info/gnd/118764659 http://viaf.org/viaf/36952961">Severus</persName></hi> hab&#x2019;/ aus Gleichheit<lb/>
der Planeten/</l><lb/>
                <l>sein Grabmal wollen nöthen.</l><lb/>
                <l>zu steigen Himmel an; wo sieben Liechter<lb/>
sind/</l><lb/>
                <l>und man die Götter find.</l><lb/>
                <l>Allein der stoltze Bau wurd&#x2019; auf die Hälfft<lb/>
verkürtzet/</l><lb/>
                <l>und in den Grund gestürtzet/</l><lb/>
                <l>durch der Planeten Macht;</l><lb/>
                <l>die ihn nicht werth geacht/</l><lb/>
                <l>daß er solt&#x2019; ihnen gleichen/</l><lb/>
                <l>und an die Wolcken reichen.</l><lb/>
              </lg>
            </div>
            <div>
              <head>Das <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Capittel.</head><lb/>
              <argument>
                <p>Warum man die Todten/ ausser der Stadt/ begraben müssen? Warum die Gräber <note place="right"><ref target="http://ta.sandrart.net/de/text/674#figure-0674.1"><hi rendition="#aq">Pl.</hi> 18.</ref></note> an den Landstrassen erbaut worden? <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4655">Antii Lupi</persName></hi> altes Geschlecht. Was des <hi rendition="#aq">Tribuni militum</hi> Amt gewest? Wer solches Grab erbaut? Die Form desjenigen Grabs. <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1715">Zweytes Grabmal <hi rendition="#aq">P. Vibii Mariani</hi></placeName>.</p>
              </argument>
              <cb/>
              <p><note rendition="#aq" place="right"><bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2453"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5604 http://d-nb.info/gnd/118764543 http://viaf.org/viaf/23497389">Seneca</persName> lib 2. Controv.</ref></bibl></note><hi rendition="#in">D</hi>Ie Todten begraben/ spricht <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5604 http://d-nb.info/gnd/118764543 http://viaf.org/viaf/23497389">Seneca</persName>,</hi> gehört unter diejenige Gesetze/ die zwar nicht beschrieben/ aber viel gewisser sind/ dann die beschriebene selbst seyn mögen: Denn solche Neigung gegen die Verstorbenen ist allen Völkern von der Natur eingepflantzt/ und in Sinn gegeben. Diesem nach haben die alten Römer andern Völckern hierinnen nichts bevor gegeben/ sondern sich äusserst dahin bemühet/ wie sie den löblichen Nachruhm ihrer abgestorbenen Freunde und naher Anverwandten gleichsam verewigen/ und durch prächtige Grabmahle deren Ehren gedächtnis immerdar auf die spate Nachkömmlinge bringen/ und beständig erhalten möchten. Dergleichen nun findet sich drey Welscher Meilwegs/ von der Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ so an der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1442"><hi rendition="#aq">Ostiensi</hi>schen Landstrasse</placeName>/ <note place="right">Warum man die Todten ausser der Stadt begraben müssen?</note> gelegen: Sintemal es zu alten Zeiten/ die Todten in der Stadt zu begraben/ um zweyer erheblichen Ursachen willen/ nicht zugelassen war. Denn erstlich scheueten sie die Entweihung und Verunreinigung ihres wiewol heidnischen Gottesdiensts/ wann die Leichen innerhalb der Stadt behalten würden; welches dann ihrer abergläubischen Meinung nach/ so wol durch das Anschauen/ als durch das Anrühren selbst gar leicht geschehen kunte: Um<cb/>
welcher Ursache willen kein heidnischer Priester/ <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-773 http://d-nb.info/gnd/118716735 http://viaf.org/viaf/100198334">Agell.</persName> lib. 10.cap</hi>.15.</note> <hi rendition="#aq">Flamen Dialis</hi> genant/ an einen solchen Ort gehen/ da des Grab war; noch viel weniger einen Todten anrühren durffte. Ja/ es war ihm auch so gar die Todtenpfeiffer zu hören/ verbotten/ wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2983 http://d-nb.info/gnd/118683489 http://viaf.org/viaf/89813732">Festus</persName></hi> berichtet. Zum andern wolten die Römer ihre Todten nicht in der Stadt begraben lassen/ damit die Lufft von dem üblen Gestanck der faulenden Todten-cörper nicht angesteckt würden/ noch die Stadt durch den nachmals gebräuchlichen Todtenbrand einige Gefahr/ wegen des grossen Feuers/ zu befürchten hätte: dergleichen Brunst dazumal in dem Rathaus selbst entstanden/ als man des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3022 http://d-nb.info/gnd/118822187 http://viaf.org/viaf/89741484">Clodii</persName></hi> Leichnam zu Aschen verbrennen wolte. Daher es <note place="right">Warum die Gräber an den Land-Strassen erbaut worden.</note> denn gekommen/ daß die meinsten und berühmtesten Gräber fürnehmer Leute an den öffentlichen Heer- und Landstrassen erbauet worden; als da waren <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-244 http://arachne.uni-koeln.de/item/topographie/8002124 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=6006324">Via Appia</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1597">Aurelia</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-649 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=6006327">Flaminia</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1992 http://arachne.uni-koeln.de/item/topographie/8002088">Latina</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1809">Lavicana</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1991 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=250745">Laurentina</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1442">Ostiensis</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1808">Praevestina</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1897">Salaria</placeName>,</hi> und <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1990 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=250548">Tiburtina</placeName></hi>. Damit sich alle vorbeyreisende ihrer Sterbligkeit erinnern/ und dabey die Namen der Verstorbenen in guter Gedächtnis behalten möchten. Also war nun dieses <note rendition="#aq" place="right"><bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1710"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5199 http://d-nb.info/gnd/123847737 http://viaf.org/viaf/5850834">Kirchmannus</persName> lib. 1. de Fun. Rom. cap.</ref></bibl></note> Grab in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1442">Via Ostiensi</placeName>,</hi> das ist/ auf demjenigen Weg/ da man auf die Stadt <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-464 http://www.geonames.org/8378691/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007018">Ostiam</placeName></hi> zugieng/ welche der Röm. König <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1191 http://d-nb.info/gnd/118847422 http://viaf.org/viaf/25399761">Ancus Martius</persName>,</hi> erbauet hatte/ auf welcher Strassen auch der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-256 http://d-nb.info/gnd/118641549 http://viaf.org/viaf/100178828">Apostel</persName>
</p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[I (Architektur), S. 81]/0278] Erklärung gar wol behalten und behauptet werden könne; indem solches Grabmal (darauf des Severi Bildnis gestanden) gleich einem Mausoleo, und dessen Tabernackel/ oder aufgeschlichten Scheiderhauffens (die Todten darauf zu verbrennen) formiret und erbaut gewesen. Demnach habe es gar wol seyn können/ daß über den vierdten Absatz/ mit kleinern Seulen also fortgefahren/ und gantz in die Höhe/ (als ob gleichsam sieben Gäden übereinander stünden) völlig gebracht worden: Wie uns solches Herodianus um so viel desto besser zu verstehen gibt/ indem er eben dieses Grab denjenigen Feuerthürnen/ die man Pharos nennet/ und immerdar Staffelweis abnehmen/ verglichen. Zudem so könte dis auch aus unterschiedlichen Müntzen gezeigt und erwiesen werden/ wiewol die Absätze nicht so deutlich daraus zu erkennen. Ist derohalben derjenige Abriß/ welcher allhie vorstellig gemacht wird/ nicht nur allein zerstümmelt/ sondern kaum die Hälffte; welche doch noch wol/ mit seinen zugehörigen Reichen ersetzt werden könte. Dabey ist ferner auch dis zu erinnern/ daß es auch vor Alters/ eh dieses Grabmal Severi erbaut worden/ mehr dergleichen siebenfache Gebäue in Rom gegeben habe; welches daraus abzunchmen/ indem Suetonius des Titi gedenckt/ daß er nächst dem Septizonio in einem gar schlechten Haus geboren worden: So wird auch solches/ zum Unterscheid/ das alte Septizonium genennet; dieweil dasjenige/ so Severus erbaut/ viel neuer gewest. Uberdis alles so wird in der Lebens-beschreibung des Pabsts Gregorii IX. gelesen/ daß er zum Pabst erwehlet worden nächst dem Septizonio, in der Pfarr S. Lucia, und zwar in der Kirche Septisolio genant: wobey L. S. Petro, recht in der neuen Strassen/ diejenige Binden entfallen seyn sol/ damit er sein im Gefängnis versehrtes Bein verbunden hatte: von welcher Binden der Nam einer Kirche/ und alte Titel der Cardinäle Fisciola, hergekommen. Dergleichen Gebäue waren mehr in Rom. Es scheint/ Severus hab’/ aus Gleichheit der Planeten/ sein Grabmal wollen nöthen. zu steigen Himmel an; wo sieben Liechter sind/ und man die Götter find. Allein der stoltze Bau wurd’ auf die Hälfft verkürtzet/ und in den Grund gestürtzet/ durch der Planeten Macht; die ihn nicht werth geacht/ daß er solt’ ihnen gleichen/ und an die Wolcken reichen. Das XIX. Capittel. Warum man die Todten/ ausser der Stadt/ begraben müssen? Warum die Gräber an den Landstrassen erbaut worden? Antii Lupi altes Geschlecht. Was des Tribuni militum Amt gewest? Wer solches Grab erbaut? Die Form desjenigen Grabs. Zweytes Grabmal P. Vibii Mariani. Pl. 18. DIe Todten begraben/ spricht Seneca, gehört unter diejenige Gesetze/ die zwar nicht beschrieben/ aber viel gewisser sind/ dann die beschriebene selbst seyn mögen: Denn solche Neigung gegen die Verstorbenen ist allen Völkern von der Natur eingepflantzt/ und in Sinn gegeben. Diesem nach haben die alten Römer andern Völckern hierinnen nichts bevor gegeben/ sondern sich äusserst dahin bemühet/ wie sie den löblichen Nachruhm ihrer abgestorbenen Freunde und naher Anverwandten gleichsam verewigen/ und durch prächtige Grabmahle deren Ehren gedächtnis immerdar auf die spate Nachkömmlinge bringen/ und beständig erhalten möchten. Dergleichen nun findet sich drey Welscher Meilwegs/ von der Stadt Rom/ so an der Ostiensischen Landstrasse/ gelegen: Sintemal es zu alten Zeiten/ die Todten in der Stadt zu begraben/ um zweyer erheblichen Ursachen willen/ nicht zugelassen war. Denn erstlich scheueten sie die Entweihung und Verunreinigung ihres wiewol heidnischen Gottesdiensts/ wann die Leichen innerhalb der Stadt behalten würden; welches dann ihrer abergläubischen Meinung nach/ so wol durch das Anschauen/ als durch das Anrühren selbst gar leicht geschehen kunte: Um welcher Ursache willen kein heidnischer Priester/ Flamen Dialis genant/ an einen solchen Ort gehen/ da des Grab war; noch viel weniger einen Todten anrühren durffte. Ja/ es war ihm auch so gar die Todtenpfeiffer zu hören/ verbotten/ wie Festus berichtet. Zum andern wolten die Römer ihre Todten nicht in der Stadt begraben lassen/ damit die Lufft von dem üblen Gestanck der faulenden Todten-cörper nicht angesteckt würden/ noch die Stadt durch den nachmals gebräuchlichen Todtenbrand einige Gefahr/ wegen des grossen Feuers/ zu befürchten hätte: dergleichen Brunst dazumal in dem Rathaus selbst entstanden/ als man des Clodii Leichnam zu Aschen verbrennen wolte. Daher es denn gekommen/ daß die meinsten und berühmtesten Gräber fürnehmer Leute an den öffentlichen Heer- und Landstrassen erbauet worden; als da waren Via Appia, Aurelia, Flaminia, Latina, Lavicana, Laurentina, Ostiensis, Praevestina, Salaria, und Tiburtina. Damit sich alle vorbeyreisende ihrer Sterbligkeit erinnern/ und dabey die Namen der Verstorbenen in guter Gedächtnis behalten möchten. Also war nun dieses Grab in Via Ostiensi, das ist/ auf demjenigen Weg/ da man auf die Stadt Ostiam zugieng/ welche der Röm. König Ancus Martius, erbauet hatte/ auf welcher Strassen auch der Apostel Seneca lib 2. Controv. Warum man die Todten ausser der Stadt begraben müssen? Agell. lib. 10.cap.15. Warum die Gräber an den Land-Strassen erbaut worden. Kirchmannus lib. 1. de Fun. Rom. cap.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/278
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 81]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/278>, abgerufen am 21.12.2024.