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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] Ulysses hatte ihn im Leben überwunden. Er belustigte sich auch in klein zu mahlen allerley Buhlereyen und Leichtsinnigkeiten/ und sagte: wie daß er dardurch wieder Athem schöpfte.

XVIII. TIMANTHES.VOn besagtem TIMANTHES weiß man nicht/ wo und wann er geboren worden. Er hat aber in der 93 Olympiade gelebet/ und floriret/ und durch seine kunstreiche Werke einen Namen und Lob erworben. Er war ein Mann von großem Sein Werk. Die Opferung der Iphigenia. Verstand. Er mahlte/ unter andern/ ein besonders Haupt-Stuck/ die Historie von der betrübten Aufopferung der Iphigenien/ im Tempel der Göttin Diana , als die Griechen ihren Heer- und Meer-Zug nach Troja thäten/ wie solchen beschreibet Ovid. 10. Metamorph. und Valer. Max. lib.8. cap. 12. Diesem Stuck zu Ehren sind viel Griechische Gedichte gemacht worden: Dann er hatte großen Fleiß daran verwendet. Er hatte Iphigeniam gemahlt/ stehend vor dem Altar/ als ein unschuldiges Schlacht-Opfer/ alle Umstehende sich jämmerlich gebärdend/ über den Tode dieser jungen und ädlen Prinzessin; den Warsager Colchas betrübt/ den Ulysses schwermütig/ den Ajax, als ob er die Götter anrufte; Menelaum, als ihren Vettern/ weinend und klagend/ dem betrübten Vatter mahlte er das Angesicht mit dem Ende des Mantels verhüllet/ weilen er für unmöglich schäzte/ die Betrübnis eines Vatters/ der den gewaltsamen Tod eines Kindes ansehen muß/ mit Farben auszubilden.

Er hat noch viel andere Tafeln/ reich von inventionen/ Andere seine Werke. verfärtiget; sonderlich einen schlaffenden Riesen oder Cyclopen/ dessen ungeheure Grösse/ in so kleinem Raum natürlich auszubilden/ er etliche kleine Wald-Knaben oder Satyren hinzu gemahlet/ welche bemüht waren/ dessen großen Daumen mit Spiß-Ruthen abzumessen. Er hatte eine so kunstreiche Behendigkeit/ in aller seiner Arbeit/ daß allezeit ein heimlicher Verstand oder Auslegung darunter begriffen ware. Wiewol die Kunst an ihr selber groß ist/ saget Plinius, so schweben dannoch die tiefsinnige Erfindungen und Anmerkungen in herrlichem Lobe. Er mahlte auch einst einen jungen Prinzen so wolständig/ daß man darfür gehalten/ es sey alle Kunst in diesem Gemälde begriffen: Diese Tafel ist/ noch zu Plinii Zeiten/ zu Rom im Tempel des Friedens gestanden.

XIX. EUPOMPUS von SicyonZU Zeiten dieser Viere/ nämlich in der 93 Olympiade, ist auch berühmt gewesen EUPOMPUS von Sicyon, ein künstlicher Mahler. Unter seinen Werken war der vornehmsten eines/ ein Ringer/ der den Preiß gewonnen in einem Trauer-Spiele/ die man bey der Griechen Leichbegängnisen/ durch nackende Männer/ zu halten pflegte: und diesen hatte er mit einem Palm-Zweig in der Hand gemahlet. Er ware zu seiner Zeit in hohem Ruhm/ weil man Er erfande die dritte Manier im Mahlen. um seinetwillen die Manier von Mahlen veränderte/ und in dreyerley Arten theilete/ da man zuvor nur von zweyerley gewust/ und allein auf Griechische und Asiatische Weise gemahlt hatte. Dann/ weil Eupompus ein Sicyonier ware/ begunte man nun von der Jonischen/ Sicyonischen und Attischen Manier zu reden: Ware/ meines Erachtens/[Spaltenumbruch] so viel gesagt/ als wie man/ zu unsren Zeiten/ die Niderländische/ Italianische und Venetianische Mahlerey-Arten zu unterscheiden pfleget. Und dieses kame von der großen Vollkommenheit/ die in seinen Kunst-reichen Werken/ nackenden und andern Bildern zu sehen gewesen.

Lysippus, ein Bildhauer. Lysippus, auch ein Sicyoner/ der in seiner Jugend das Bildhauen von sich selbst/ und ohne Meister gelernet/ kame einsmals zu dem Eupompus, ihn in etlichen Dingen/ wegen der Kunst/ zu befragen/ weil er damals noch ein geringer Gesell ware: wiewol er hernach ein berühmter Meister worden. Unter andern begehrte er von ihme zu wissen/ welchem exemplar oder Fürbild der Alten er in seiner Kunst nachahmte/ und in seinen Werken am meisten Des Eupompus Vernunft im Antworten. nachfolgte? Eupompus führte ihn alsofort auf den Markt/ der dann mit allerley Volk/ von Manns- und Frauen-Personen/ auch Kindern/ angefüllet war/ und sagte: Sehet/ das ist mein Exemplar, deme ich zum meisten in meiner Arbeit nachfolge. Diese Antwort ist Lysippo so angenehm und förderlich gewesen/ daß er Herz und Muht bekommen/ in seiner Kunst fort zu fahren/ und also nach und nach viel Kunst-berühmte herrliche Stücke verfärtiget Ruhm Lysippi. hat. Er hat unter andern die Bildnis des Socrates von Metall gegossen: welches der Raht von Athen auf den fürnehmsten Plaz der Stadt stellen lassen/ nachdem die Athener dieses Philosophi unschuldigen Tod bereuet/ auch die Ursacher dessen hinrichten lassen. Er kame nachmals bey dem Großen Alexander in solches Ansehen/ daß niemand/ als er/ dessen Bildnis giessen dorfte. Vom Eupompus Pamphilus, Apellis Lehrmeister. finde ich ferner nichtes/ als daß er ein Lehr-Meister des Pamphilus gewesen/ der nachmals den großen Apelles zum Lehr-Schuler bekommen.

XX. NICOMACHUS.NICOMACHUS, von dessen Ankunft man nichts findet/ als daß er ein Sohn und Discipel Aristodemi, eines kunstreichen Bildhauers/ geheißen. Er war sehr kunstreich/ die Kämpfer und Ringer auszubilden/ wie Plinius lib. 34. cap. 8. Seine Werke. erwehnet. Er mahlte eine Entführung Proserpinae, welche nachmals im Capitolio zu Rom/ in den Tempel Minervae, über der kleinen Capell der Göttin Hebe, zu stehen gekommen. Er machte auch eine Victorie, mit vier eingespannten Pferden/ auf einem Triumf-Wagen gegen Himmel fahrend: Welches Stuck/ durch den Römischen Feldherrn Plancum, auch in das Capitolium verschafft worden. Er war der erste/ so Ulyssem mit einem Hut auf dem Haupt gemahlt. Es ware auch in Rom von ihme zu sehen/ Apollo und Diana, wie auch der Götter Mutter Cybele sitzend auf einem Löwen. Widerum machte er eine Scylla, und ferner eine Tafel/ worinn etliche Jungfrauen von des Bacchus Gesellschaft ausgebildet waren/ um welche etliche kleine Satyren herum sprungen.

Er hat in Färtigkeit alle andre Mahler seiner Zeit übertroffen/ und geschahe einst/ daß er ein Verding schloß/ mit Aristrato dem Könige der Sicyonier/ auf einen bestimten Tag/ das Grabmahl des Poeten Telestus gemahlt zu liefern: Da hat er die Arbeit biß fast auf die letzen versparet/ und gleichwol/ auf selbige Zeit/ fertig geliefert. Nach seinem Tod hinterließe

[Spaltenumbruch] Ulysses hatte ihn im Leben überwunden. Er belustigte sich auch in klein zu mahlen allerley Buhlereyen und Leichtsinnigkeiten/ und sagte: wie daß er dardurch wieder Athem schöpfte.

XVIII. TIMANTHES.VOn besagtem TIMANTHES weiß man nicht/ wo und wann er geboren worden. Er hat aber in der 93 Olympiade gelebet/ und floriret/ und durch seine kunstreiche Werke einen Namen und Lob erworben. Er war ein Mann von großem Sein Werk. Die Opferung der Iphigenia. Verstand. Er mahlte/ unter andern/ ein besonders Haupt-Stuck/ die Historie von der betrübten Aufopferung der Iphigenien/ im Tempel der Göttin Diana , als die Griechen ihren Heer- und Meer-Zug nach Troja thäten/ wie solchen beschreibet Ovid. 10. Metamorph. und Valer. Max. lib.8. cap. 12. Diesem Stuck zu Ehren sind viel Griechische Gedichte gemacht worden: Dann er hatte großen Fleiß daran verwendet. Er hatte Iphigeniam gemahlt/ stehend vor dem Altar/ als ein unschuldiges Schlacht-Opfer/ alle Umstehende sich jämmerlich gebärdend/ über den Tode dieser jungen und ädlen Prinzessin; den Warsager Colchas betrübt/ den Ulysses schwermütig/ den Ajax, als ob er die Götter anrufte; Menelaum, als ihren Vettern/ weinend und klagend/ dem betrübten Vatter mahlte er das Angesicht mit dem Ende des Mantels verhüllet/ weilen er für unmöglich schäzte/ die Betrübnis eines Vatters/ der den gewaltsamen Tod eines Kindes ansehen muß/ mit Farben auszubilden.

Er hat noch viel andere Tafeln/ reich von inventionen/ Andere seine Werke. verfärtiget; sonderlich einen schlaffenden Riesen oder Cyclopen/ dessen ungeheure Grösse/ in so kleinem Raum natürlich auszubilden/ er etliche kleine Wald-Knaben oder Satyren hinzu gemahlet/ welche bemüht waren/ dessen großen Daumen mit Spiß-Ruthen abzumessen. Er hatte eine so kunstreiche Behendigkeit/ in aller seiner Arbeit/ daß allezeit ein heimlicher Verstand oder Auslegung darunter begriffen ware. Wiewol die Kunst an ihr selber groß ist/ saget Plinius, so schweben dannoch die tiefsinnige Erfindungen und Anmerkungen in herrlichem Lobe. Er mahlte auch einst einen jungen Prinzen so wolständig/ daß man darfür gehalten/ es sey alle Kunst in diesem Gemälde begriffen: Diese Tafel ist/ noch zu Plinii Zeiten/ zu Rom im Tempel des Friedens gestanden.

XIX. EUPOMPUS von SicyonZU Zeiten dieser Viere/ nämlich in der 93 Olympiade, ist auch berühmt gewesen EUPOMPUS von Sicyon, ein künstlicher Mahler. Unter seinen Werken war der vornehmsten eines/ ein Ringer/ der den Preiß gewonnen in einem Trauer-Spiele/ die man bey der Griechen Leichbegängnisen/ durch nackende Männer/ zu halten pflegte: und diesen hatte er mit einem Palm-Zweig in der Hand gemahlet. Er ware zu seiner Zeit in hohem Ruhm/ weil man Er erfande die dritte Manier im Mahlen. um seinetwillen die Manier von Mahlen veränderte/ und in dreyerley Arten theilete/ da man zuvor nur von zweyerley gewust/ und allein auf Griechische und Asiatische Weise gemahlt hatte. Dann/ weil Eupompus ein Sicyonier ware/ begunte man nun von der Jonischen/ Sicyonischen und Attischen Manier zu reden: Ware/ meines Erachtens/[Spaltenumbruch] so viel gesagt/ als wie man/ zu unsren Zeiten/ die Niderländische/ Italianische und Venetianische Mahlerey-Arten zu unterscheiden pfleget. Und dieses kame von der großen Vollkommenheit/ die in seinen Kunst-reichen Werken/ nackenden und andern Bildern zu sehen gewesen.

Lysippus, ein Bildhauer. Lysippus, auch ein Sicyoner/ der in seiner Jugend das Bildhauen von sich selbst/ und ohne Meister gelernet/ kame einsmals zu dem Eupompus, ihn in etlichen Dingen/ wegen der Kunst/ zu befragen/ weil er damals noch ein geringer Gesell ware: wiewol er hernach ein berühmter Meister worden. Unter andern begehrte er von ihme zu wissen/ welchem exemplar oder Fürbild der Alten er in seiner Kunst nachahmte/ und in seinen Werken am meisten Des Eupompus Vernunft im Antworten. nachfolgte? Eupompus führte ihn alsofort auf den Markt/ der dann mit allerley Volk/ von Manns- und Frauen-Personen/ auch Kindern/ angefüllet war/ und sagte: Sehet/ das ist mein Exemplar, deme ich zum meisten in meiner Arbeit nachfolge. Diese Antwort ist Lysippo so angenehm und förderlich gewesen/ daß er Herz und Muht bekommen/ in seiner Kunst fort zu fahren/ und also nach und nach viel Kunst-berühmte herrliche Stücke verfärtiget Ruhm Lysippi. hat. Er hat unter andern die Bildnis des Socrates von Metall gegossen: welches der Raht von Athen auf den fürnehmsten Plaz der Stadt stellen lassen/ nachdem die Athener dieses Philosophi unschuldigen Tod bereuet/ auch die Ursacher dessen hinrichten lassen. Er kame nachmals bey dem Großen Alexander in solches Ansehen/ daß niemand/ als er/ dessen Bildnis giessen dorfte. Vom Eupompus Pamphilus, Apellis Lehrmeister. finde ich ferner nichtes/ als daß er ein Lehr-Meister des Pamphilus gewesen/ der nachmals den großen Apelles zum Lehr-Schuler bekommen.

XX. NICOMACHUS.NICOMACHUS, von dessen Ankunft man nichts findet/ als daß er ein Sohn und Discipel Aristodemi, eines kunstreichen Bildhauers/ geheißen. Er war sehr kunstreich/ die Kämpfer und Ringer auszubilden/ wie Plinius lib. 34. cap. 8. Seine Werke. erwehnet. Er mahlte eine Entführung Proserpinae, welche nachmals im Capitolio zu Rom/ in den Tempel Minervae, über der kleinen Capell der Göttin Hebe, zu stehen gekommen. Er machte auch eine Victorie, mit vier eingespannten Pferden/ auf einem Triumf-Wagen gegen Himmel fahrend: Welches Stuck/ durch den Römischen Feldherrn Plancum, auch in das Capitolium verschafft worden. Er war der erste/ so Ulyssem mit einem Hut auf dem Haupt gemahlt. Es ware auch in Rom von ihme zu sehen/ Apollo und Diana, wie auch der Götter Mutter Cybele sitzend auf einem Löwen. Widerum machte er eine Scylla, und ferner eine Tafel/ worinn etliche Jungfrauen von des Bacchus Gesellschaft ausgebildet waren/ um welche etliche kleine Satyren herum sprungen.

Er hat in Färtigkeit alle andre Mahler seiner Zeit übertroffen/ und geschahe einst/ daß er ein Verding schloß/ mit Aristrato dem Könige der Sicyonier/ auf einen bestimten Tag/ das Grabmahl des Poëten Telestus gemahlt zu liefern: Da hat er die Arbeit biß fast auf die letzen versparet/ und gleichwol/ auf selbige Zeit/ fertig geliefert. Nach seinem Tod hinterließe

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        <p xml:id="p222.5"><note><hi rendition="#aq">XX. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-464 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500091943 http://viaf.org/viaf/96353098">NICOMACHUS</persName>.</hi></note><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-464 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500091943 http://viaf.org/viaf/96353098">NICOMACHUS</persName>,</hi> von dessen Ankunft man nichts findet/ als daß er ein Sohn und <hi rendition="#aq">Discipel <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-508 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500080397 http://viaf.org/viaf/96255708">Aristodemi</persName>,</hi> eines kunstreichen Bildhauers/ geheißen. Er war sehr kunstreich/ die Kämpfer und Ringer auszubilden/ wie <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1348"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName> lib. 34. cap. 8</hi>.</ref></bibl> <note place="right">Seine Werke.</note> erwehnet. Er mahlte eine Entführung <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpinae</persName></hi>, welche nachmals im <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-191 http://www.geonames.org/3180706/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006963">Capitolio</placeName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ in den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-188">Tempel <hi rendition="#aq">Minervae</hi></placeName>, über der kleinen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1698"><hi rendition="#aq">Capell</hi> der Göttin <hi rendition="#aq">Hebe</hi></placeName>, zu stehen gekommen. Er machte auch eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-338 http://d-nb.info/gnd/118768344 http://viaf.org/viaf/37712095">Victorie</persName>,</hi> mit vier eingespannten Pferden/ auf einem Triumf-Wagen gegen Himmel fahrend: Welches Stuck/ durch den Römischen Feldherrn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3999 http://d-nb.info/gnd/118785354 http://viaf.org/viaf/52485591">Plancum</persName>,</hi> auch in das <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-191 http://www.geonames.org/3180706/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006963">Capitolium</placeName></hi> verschafft worden. Er war der erste/ so <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-488 http://d-nb.info/gnd/118589385 http://viaf.org/viaf/120700269">Ulyssem</persName></hi> mit einem Hut auf dem Haupt gemahlt. Es ware auch in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> von ihme zu sehen/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName>,</hi> wie auch der Götter Mutter <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-492 http://d-nb.info/gnd/118640283 http://viaf.org/viaf/10639267">Cybele</persName></hi> sitzend auf einem Löwen. Widerum machte er eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4233">Scylla</persName>,</hi> und ferner eine Tafel/ worinn etliche Jungfrauen von des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName></hi> Gesellschaft ausgebildet waren/ um welche etliche kleine <hi rendition="#aq">Satyr</hi>en herum sprungen.</p>
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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 22]/0030] Ulysses hatte ihn im Leben überwunden. Er belustigte sich auch in klein zu mahlen allerley Buhlereyen und Leichtsinnigkeiten/ und sagte: wie daß er dardurch wieder Athem schöpfte. VOn besagtem TIMANTHES weiß man nicht/ wo und wann er geboren worden. Er hat aber in der 93 Olympiade gelebet/ und floriret/ und durch seine kunstreiche Werke einen Namen und Lob erworben. Er war ein Mann von großem Verstand. Er mahlte/ unter andern/ ein besonders Haupt-Stuck/ die Historie von der betrübten Aufopferung der Iphigenien/ im Tempel der Göttin Diana , als die Griechen ihren Heer- und Meer-Zug nach Troja thäten/ wie solchen beschreibet Ovid. 10. Metamorph. und Valer. Max. lib.8. cap. 12. Diesem Stuck zu Ehren sind viel Griechische Gedichte gemacht worden: Dann er hatte großen Fleiß daran verwendet. Er hatte Iphigeniam gemahlt/ stehend vor dem Altar/ als ein unschuldiges Schlacht-Opfer/ alle Umstehende sich jämmerlich gebärdend/ über den Tode dieser jungen und ädlen Prinzessin; den Warsager Colchas betrübt/ den Ulysses schwermütig/ den Ajax, als ob er die Götter anrufte; Menelaum, als ihren Vettern/ weinend und klagend/ dem betrübten Vatter mahlte er das Angesicht mit dem Ende des Mantels verhüllet/ weilen er für unmöglich schäzte/ die Betrübnis eines Vatters/ der den gewaltsamen Tod eines Kindes ansehen muß/ mit Farben auszubilden. XVIII. TIMANTHES. Sein Werk. Die Opferung der Iphigenia. Er hat noch viel andere Tafeln/ reich von inventionen/ verfärtiget; sonderlich einen schlaffenden Riesen oder Cyclopen/ dessen ungeheure Grösse/ in so kleinem Raum natürlich auszubilden/ er etliche kleine Wald-Knaben oder Satyren hinzu gemahlet/ welche bemüht waren/ dessen großen Daumen mit Spiß-Ruthen abzumessen. Er hatte eine so kunstreiche Behendigkeit/ in aller seiner Arbeit/ daß allezeit ein heimlicher Verstand oder Auslegung darunter begriffen ware. Wiewol die Kunst an ihr selber groß ist/ saget Plinius, so schweben dannoch die tiefsinnige Erfindungen und Anmerkungen in herrlichem Lobe. Er mahlte auch einst einen jungen Prinzen so wolständig/ daß man darfür gehalten/ es sey alle Kunst in diesem Gemälde begriffen: Diese Tafel ist/ noch zu Plinii Zeiten/ zu Rom im Tempel des Friedens gestanden. Andere seine Werke. ZU Zeiten dieser Viere/ nämlich in der 93 Olympiade, ist auch berühmt gewesen EUPOMPUS von Sicyon, ein künstlicher Mahler. Unter seinen Werken war der vornehmsten eines/ ein Ringer/ der den Preiß gewonnen in einem Trauer-Spiele/ die man bey der Griechen Leichbegängnisen/ durch nackende Männer/ zu halten pflegte: und diesen hatte er mit einem Palm-Zweig in der Hand gemahlet. Er ware zu seiner Zeit in hohem Ruhm/ weil man um seinetwillen die Manier von Mahlen veränderte/ und in dreyerley Arten theilete/ da man zuvor nur von zweyerley gewust/ und allein auf Griechische und Asiatische Weise gemahlt hatte. Dann/ weil Eupompus ein Sicyonier ware/ begunte man nun von der Jonischen/ Sicyonischen und Attischen Manier zu reden: Ware/ meines Erachtens/ so viel gesagt/ als wie man/ zu unsren Zeiten/ die Niderländische/ Italianische und Venetianische Mahlerey-Arten zu unterscheiden pfleget. Und dieses kame von der großen Vollkommenheit/ die in seinen Kunst-reichen Werken/ nackenden und andern Bildern zu sehen gewesen. XIX. EUPOMPUS von Sicyon Er erfande die dritte Manier im Mahlen. Lysippus, auch ein Sicyoner/ der in seiner Jugend das Bildhauen von sich selbst/ und ohne Meister gelernet/ kame einsmals zu dem Eupompus, ihn in etlichen Dingen/ wegen der Kunst/ zu befragen/ weil er damals noch ein geringer Gesell ware: wiewol er hernach ein berühmter Meister worden. Unter andern begehrte er von ihme zu wissen/ welchem exemplar oder Fürbild der Alten er in seiner Kunst nachahmte/ und in seinen Werken am meisten nachfolgte? Eupompus führte ihn alsofort auf den Markt/ der dann mit allerley Volk/ von Manns- und Frauen-Personen/ auch Kindern/ angefüllet war/ und sagte: Sehet/ das ist mein Exemplar, deme ich zum meisten in meiner Arbeit nachfolge. Diese Antwort ist Lysippo so angenehm und förderlich gewesen/ daß er Herz und Muht bekommen/ in seiner Kunst fort zu fahren/ und also nach und nach viel Kunst-berühmte herrliche Stücke verfärtiget hat. Er hat unter andern die Bildnis des Socrates von Metall gegossen: welches der Raht von Athen auf den fürnehmsten Plaz der Stadt stellen lassen/ nachdem die Athener dieses Philosophi unschuldigen Tod bereuet/ auch die Ursacher dessen hinrichten lassen. Er kame nachmals bey dem Großen Alexander in solches Ansehen/ daß niemand/ als er/ dessen Bildnis giessen dorfte. Vom Eupompus finde ich ferner nichtes/ als daß er ein Lehr-Meister des Pamphilus gewesen/ der nachmals den großen Apelles zum Lehr-Schuler bekommen. Lysippus, ein Bildhauer. Des Eupompus Vernunft im Antworten. Ruhm Lysippi. Pamphilus, Apellis Lehrmeister. XX. NICOMACHUS.NICOMACHUS, von dessen Ankunft man nichts findet/ als daß er ein Sohn und Discipel Aristodemi, eines kunstreichen Bildhauers/ geheißen. Er war sehr kunstreich/ die Kämpfer und Ringer auszubilden/ wie Plinius lib. 34. cap. 8. erwehnet. Er mahlte eine Entführung Proserpinae, welche nachmals im Capitolio zu Rom/ in den Tempel Minervae, über der kleinen Capell der Göttin Hebe, zu stehen gekommen. Er machte auch eine Victorie, mit vier eingespannten Pferden/ auf einem Triumf-Wagen gegen Himmel fahrend: Welches Stuck/ durch den Römischen Feldherrn Plancum, auch in das Capitolium verschafft worden. Er war der erste/ so Ulyssem mit einem Hut auf dem Haupt gemahlt. Es ware auch in Rom von ihme zu sehen/ Apollo und Diana, wie auch der Götter Mutter Cybele sitzend auf einem Löwen. Widerum machte er eine Scylla, und ferner eine Tafel/ worinn etliche Jungfrauen von des Bacchus Gesellschaft ausgebildet waren/ um welche etliche kleine Satyren herum sprungen. Seine Werke. Er hat in Färtigkeit alle andre Mahler seiner Zeit übertroffen/ und geschahe einst/ daß er ein Verding schloß/ mit Aristrato dem Könige der Sicyonier/ auf einen bestimten Tag/ das Grabmahl des Poëten Telestus gemahlt zu liefern: Da hat er die Arbeit biß fast auf die letzen versparet/ und gleichwol/ auf selbige Zeit/ fertig geliefert. Nach seinem Tod hinterließe

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/30>, abgerufen am 26.04.2024.