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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

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Vorrede
über
das dritte Buch
dieser
Teutschen Academie.
[Spaltenumbruch]

Die Mahlerey-Kunst ware jeder-zeit in grossem ansehenDIe Edle Mahlerey-Kunst/ eine Tochter der Vernunft/ als der natürlichen Nehrerin von allen Künsten und Wissenschaften/ war bey den meisten Helden und hochgelehrten jederzeit in großer Würde: wie sie dann von den alten Griechischen Weißen in solchem ansehen gehalten worden/ daß sie/ zur Zeit des Kunstreichen Mahlers Pamphilii, neben den andern freyen Künsten/ in gleichem Platz der und eine von den freyen Künsten. Ehren gestanden. Ob sie aber von gemeldter freyen Künste Gesellschaft beadlet/ oder solchen/ durch ihre hohe Würdigkeit/ den Adel mitgetheilet/ davon will ich mein Urtheil verhelen/ um nicht mit schälen Augen angesehen zu werden/ oder deswegen eine Strittigkeit zu verursachen: wiewol man behaupten könte/ daß ihr/ unter den andern/ der Vorzug von den Griechen zuerkant worden.

Es ward allein den Edlen/ solche zu lernen/ vergünstigt.Solches ist auch daraus abzunehmen/ daß sie allein/ unter den freyen Künsten/ in so großer Hochachtung gewesen/ daß vorzeiten/ durch offentlichen Verbot in Sycion, den gemeinen Leuten/ selbige zu lernen/ untersaget worden/ und solches allein den Edel-gebohrnen/ wie der Cavalier Ridolfi fol. 7 in seiner Kunst-Beschreibung bezeuget/ vergunnet Instit. lib. 2. tit. 1. §. 33/34. worden. In den Käyserlichen Rechten stehet ein Gesätz/ daß/ wann ein Mahler auf eines andern seine Tafel etwas gemahlet/ er solche/ wann es ihme gleich bezahlt wolte werden/ nicht schuldig sey/ zurucke zu geben. Da hingegen ein Scribent das Perment oder Papier eines andern/ so er überschrieben/ wann es auch güldene oder silberne Buchstaben wären/ ohne Entgelt ihm überlassen mus.

Sie ward höher/ als andere/ belohnet.Es wird auch ihr Vorzug behauptet/ durch die sonderbare Remuneration und Belohnung/ welche unserer Pictura widerfahren. Man findet ja ein Trophaeum dieser Kunst/[Spaltenumbruch] da man den güldenen Zepter Alexandri Magni mit des Apelles Pensel vereinigt und verbunden hangen sihet. Anderswo sihet man des Lydischen Königs Candaules Gold/ gegen des Bularchus, und die Reichtumer der Städte/ gegen des Apelles , (ob es auch nur vierfärbig gewesen) des Melanthus und Nicomachus Kunst-Stucken/ auf der Waage ligen. Wir hören achzig Talent Golds für eine Medea und den Ajax, des Timotheus Eine Tafel mit hundert Talent bezahlt Gemälde/ ja gar 100 Talent/ (sind 90000 Thaler) für eine Tafel des Aristides von Thebe, die in dem Ausruff verkauffet worden/ darbieten. Wir sehen den König Attalus ganz betrübt und bestürzt stehen/ weil ihme/ für 6000 Sesterzen/ ein gemahlter Bacchus abgeschlagen und verweigert worden. Ja/ das noch mehr ist/ beschauet mir ein rauhes Tuch/ vom Apelles und Protogenes nur schlecht überfahren: das wurde theurer/ als alle köstliche Stucke in Caesars Palast/ geachtet. Gemälde/ verhüten dreyer Städte Untergang. Es gereichet auch unserer Kunst zur hohen Ruhm-Würde/ daß drey Städte/ Rhodus, Sycion und Saragusa , ihr viel Danks schuldig worden/ weil sie/ um ihrent willen/ von dem grausamen Mars und der rasenden Bellona, mit der blutigen Verheerung verschonet worden.

Theure Gemälde/ zu unsrer Zeit.Auch von unsren Zeiten etwas zu sagen/ so ist zu wissen/ daß ich für ein gemahltes Passion-Stuck/ von Hans Holbein/ zu Basel/ in Namen eines großen Churfürsten/ bis auf 10000 fl. baar Geld geboten/ aber selbiges hierum von dem löbl. Magistrat nicht erhalten können/ der es lieber in ihrem Rathaus/ zu ewigen Ehren/ behalten wollen. Ich habe auch/ für ein Contrafät Don Balthasars von Castilion, so nur ein halbes Bild und Gemälde von Raphael d'Urbino gewesen/ An. 1639 den 9 April/ in des von Uffelen Ausruff zu Amsterdam/ 3400 fl. geboten/ welches mir dannoch nicht ist zutheil worden/ sondern dem Herrn Alfonso Lopes, gegen 3500 gefolget. Eben dieser Herr hat/ für ein

Vorrede
über
das dritte Buch
dieser
Teutschen Academie.
[Spaltenumbruch]

Die Mahlerey-Kunst ware jeder-zeit in grossem ansehenDIe Edle Mahlerey-Kunst/ eine Tochter der Vernunft/ als der natürlichen Nehrerin von allen Künsten und Wissenschaften/ war bey den meisten Helden und hochgelehrten jederzeit in großer Würde: wie sie dann von den alten Griechischen Weißen in solchem ansehen gehalten worden/ daß sie/ zur Zeit des Kunstreichen Mahlers Pamphilii, neben den andern freyen Künsten/ in gleichem Platz der und eine von den freyen Künsten. Ehren gestanden. Ob sie aber von gemeldter freyen Künste Gesellschaft beadlet/ oder solchen/ durch ihre hohe Würdigkeit/ den Adel mitgetheilet/ davon will ich mein Urtheil verhelen/ um nicht mit schälen Augen angesehen zu werden/ oder deswegen eine Strittigkeit zu verursachen: wiewol man behaupten könte/ daß ihr/ unter den andern/ der Vorzug von den Griechen zuerkant worden.

Es ward allein den Edlen/ solche zu lernen/ vergünstigt.Solches ist auch daraus abzunehmen/ daß sie allein/ unter den freyen Künsten/ in so großer Hochachtung gewesen/ daß vorzeiten/ durch offentlichen Verbot in Sycion, den gemeinen Leuten/ selbige zu lernen/ untersaget worden/ und solches allein den Edel-gebohrnen/ wie der Cavalier Ridolfi fol. 7 in seiner Kunst-Beschreibung bezeuget/ vergunnet Instit. lib. 2. tit. 1. §. 33/34. worden. In den Käyserlichen Rechten stehet ein Gesätz/ daß/ wann ein Mahler auf eines andern seine Tafel etwas gemahlet/ er solche/ wann es ihme gleich bezahlt wolte werden/ nicht schuldig sey/ zurucke zu geben. Da hingegen ein Scribent das Perment oder Papier eines andern/ so er überschrieben/ wann es auch güldene oder silberne Buchstaben wären/ ohne Entgelt ihm überlassen mus.

Sie ward höher/ als andere/ belohnet.Es wird auch ihr Vorzug behauptet/ durch die sonderbare Remuneration und Belohnung/ welche unserer Pictura widerfahren. Man findet ja ein Trophaeum dieser Kunst/[Spaltenumbruch] da man den güldenen Zepter Alexandri Magni mit des Apelles Pensel vereinigt und verbunden hangen sihet. Anderswo sihet man des Lydischen Königs Candaules Gold/ gegen des Bularchus, und die Reichtumer der Städte/ gegen des Apelles , (ob es auch nur vierfärbig gewesen) des Melanthus und Nicomachus Kunst-Stucken/ auf der Waage ligen. Wir hören achzig Talent Golds für eine Medea und den Ajax, des Timotheus Eine Tafel mit hundert Talent bezahlt Gemälde/ ja gar 100 Talent/ (sind 90000 Thaler) für eine Tafel des Aristides von Thebe, die in dem Ausruff verkauffet worden/ darbieten. Wir sehen den König Attalus ganz betrübt und bestürzt stehen/ weil ihme/ für 6000 Sesterzen/ ein gemahlter Bacchus abgeschlagen und verweigert worden. Ja/ das noch mehr ist/ beschauet mir ein rauhes Tuch/ vom Apelles und Protogenes nur schlecht überfahren: das wurde theurer/ als alle köstliche Stucke in Caesars Palast/ geachtet. Gemälde/ verhüten dreyer Städte Untergang. Es gereichet auch unserer Kunst zur hohen Ruhm-Würde/ daß drey Städte/ Rhodus, Sycion und Saragusa , ihr viel Danks schuldig worden/ weil sie/ um ihrent willen/ von dem grausamen Mars und der rasenden Bellona, mit der blutigen Verheerung verschonet worden.

Theure Gemälde/ zu unsrer Zeit.Auch von unsren Zeiten etwas zu sagen/ so ist zu wissen/ daß ich für ein gemahltes Passion-Stuck/ von Hans Holbein/ zu Basel/ in Namen eines großen Churfürsten/ bis auf 10000 fl. baar Geld geboten/ aber selbiges hierum von dem löbl. Magistrat nicht erhalten können/ der es lieber in ihrem Rathaus/ zu ewigen Ehren/ behalten wollen. Ich habe auch/ für ein Contrafät Don Balthasars von Castilion, so nur ein halbes Bild und Gemälde von Raphaël d’Urbino gewesen/ An. 1639 den 9 April/ in des von Uffelen Ausruff zu Amsterdam/ 3400 fl. geboten/ welches mir dannoch nicht ist zutheil worden/ sondern dem Herrn Alfonso Lopes, gegen 3500 gefolget. Eben dieser Herr hat/ für ein

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[[I, Buch 3 (Malerei), S. 55]/0234] Vorrede über das dritte Buch dieser Teutschen Academie. DIe Edle Mahlerey-Kunst/ eine Tochter der Vernunft/ als der natürlichen Nehrerin von allen Künsten und Wissenschaften/ war bey den meisten Helden und hochgelehrten jederzeit in großer Würde: wie sie dann von den alten Griechischen Weißen in solchem ansehen gehalten worden/ daß sie/ zur Zeit des Kunstreichen Mahlers Pamphilii, neben den andern freyen Künsten/ in gleichem Platz der Ehren gestanden. Ob sie aber von gemeldter freyen Künste Gesellschaft beadlet/ oder solchen/ durch ihre hohe Würdigkeit/ den Adel mitgetheilet/ davon will ich mein Urtheil verhelen/ um nicht mit schälen Augen angesehen zu werden/ oder deswegen eine Strittigkeit zu verursachen: wiewol man behaupten könte/ daß ihr/ unter den andern/ der Vorzug von den Griechen zuerkant worden. Die Mahlerey-Kunst ware jeder-zeit in grossem ansehen und eine von den freyen Künsten.Solches ist auch daraus abzunehmen/ daß sie allein/ unter den freyen Künsten/ in so großer Hochachtung gewesen/ daß vorzeiten/ durch offentlichen Verbot in Sycion, den gemeinen Leuten/ selbige zu lernen/ untersaget worden/ und solches allein den Edel-gebohrnen/ wie der Cavalier Ridolfi fol. 7 in seiner Kunst-Beschreibung bezeuget/ vergunnet Instit. lib. 2. tit. 1. §. 33/34. worden. In den Käyserlichen Rechten stehet ein Gesätz/ daß/ wann ein Mahler auf eines andern seine Tafel etwas gemahlet/ er solche/ wann es ihme gleich bezahlt wolte werden/ nicht schuldig sey/ zurucke zu geben. Da hingegen ein Scribent das Perment oder Papier eines andern/ so er überschrieben/ wann es auch güldene oder silberne Buchstaben wären/ ohne Entgelt ihm überlassen mus. Es ward allein den Edlen/ solche zu lernen/ vergünstigt.Es wird auch ihr Vorzug behauptet/ durch die sonderbare Remuneration und Belohnung/ welche unserer Pictura widerfahren. Man findet ja ein Trophaeum dieser Kunst/ da man den güldenen Zepter Alexandri Magni mit des Apelles Pensel vereinigt und verbunden hangen sihet. Anderswo sihet man des Lydischen Königs Candaules Gold/ gegen des Bularchus, und die Reichtumer der Städte/ gegen des Apelles , (ob es auch nur vierfärbig gewesen) des Melanthus und Nicomachus Kunst-Stucken/ auf der Waage ligen. Wir hören achzig Talent Golds für eine Medea und den Ajax, des Timotheus Gemälde/ ja gar 100 Talent/ (sind 90000 Thaler) für eine Tafel des Aristides von Thebe, die in dem Ausruff verkauffet worden/ darbieten. Wir sehen den König Attalus ganz betrübt und bestürzt stehen/ weil ihme/ für 6000 Sesterzen/ ein gemahlter Bacchus abgeschlagen und verweigert worden. Ja/ das noch mehr ist/ beschauet mir ein rauhes Tuch/ vom Apelles und Protogenes nur schlecht überfahren: das wurde theurer/ als alle köstliche Stucke in Caesars Palast/ geachtet. Es gereichet auch unserer Kunst zur hohen Ruhm-Würde/ daß drey Städte/ Rhodus, Sycion und Saragusa , ihr viel Danks schuldig worden/ weil sie/ um ihrent willen/ von dem grausamen Mars und der rasenden Bellona, mit der blutigen Verheerung verschonet worden. Sie ward höher/ als andere/ belohnet. Eine Tafel mit hundert Talent bezahlt Gemälde/ verhüten dreyer Städte Untergang.Auch von unsren Zeiten etwas zu sagen/ so ist zu wissen/ daß ich für ein gemahltes Passion-Stuck/ von Hans Holbein/ zu Basel/ in Namen eines großen Churfürsten/ bis auf 10000 fl. baar Geld geboten/ aber selbiges hierum von dem löbl. Magistrat nicht erhalten können/ der es lieber in ihrem Rathaus/ zu ewigen Ehren/ behalten wollen. Ich habe auch/ für ein Contrafät Don Balthasars von Castilion, so nur ein halbes Bild und Gemälde von Raphaël d’Urbino gewesen/ An. 1639 den 9 April/ in des von Uffelen Ausruff zu Amsterdam/ 3400 fl. geboten/ welches mir dannoch nicht ist zutheil worden/ sondern dem Herrn Alfonso Lopes, gegen 3500 gefolget. Eben dieser Herr hat/ für ein Theure Gemälde/ zu unsrer Zeit.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 55]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/234>, abgerufen am 21.11.2024.