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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] wann sie von schätzbarem und reichem Silber wären gemacht worden. Dieser Stein ist seinem Meister nicht widerspenstig/ sondern nimmet deßen Hammer-Streich sehr fruchtbar und gedeylich an. Derenthalben hat Florenz ein Mandat ergehen laßen/ daß sich keiner daselbst erkünen soll/ einen offentlichen Bau zu führen/ der nicht vorher die Kunst/ ermeldten Stein zu demütigen/ satsam ergriffen. Eben von diesem Stein hat auch höchst-gedachter Herzog Cosmus, zu dem neu-aufgerichteten Kauff-Haus in Florenz/ herrliche Säulen und Zierahten verfärtigen laßen.

15. Stein Serena. Hierzu kommet schließlich noch ein wunderbarer Stein/ so Serena oder der klare und helle benamet wird: welcher zwar nicht so schön-färbig/ als voriger/ doch viel stärker und vester/ angetroffen wird/ ist auch/ zu deßen Ausarbeitung/ mehrere Müh und Arbeit anzuwenden. Aus diesem sind sehr viel und köstliche Säulen/ in ermeldtem Florentinischen Gebiete/ gearbeitet worden/ so allem Ungewitter/ Blitz/ Donner/ Hitz und Kälte/ auch langem und ewigen Alter/ die Zähne bieten dörfen. Wie dann mit großer Lust und Verwunderung anzusehen sind/ die köstliche zween Bögen bey S. Michael in Florenz/ so aus ermeldtem Stein verfärtiget/ wie auch die Marianische Kirche/ der Pitianische/ Strotzische und Florentinische Paläste/ und alle Brucken dieser ganzen Stadt.

Wiewol nun von diesem Stein/ auch von seiner Zubereitung/ Ausarbeitung und Verfärtigung/ viel Obacht-würdiges und notwendiges zu sagen/ will ich doch hiermit enden/ und zu einem andern mehr-notwendigen Stuck schreiten/ ohne welches man nicht zur notwendigen Vollkommenheit gelangen mag.

Ich habe aber von den Egyptischen/ Griechischen und Italiänischen Steinen/ darum also weitläuffig erzehlet/ weil uns solche in Teutschland/ gleichwie auch dero Art/ Qualität/ Gebrauch/ und wie sie gemeistert kan werden/ unbekant ist. Was Teutschland hat auch allerley Steine. aber für Gattungen und Sorten wir selbst in Teutschland haben/ auch wie man solche meistern mus/ zu beschreiben/ würde nur (zumal aller Orten ein besonderer Gebrauch/ also auch billich nach Lands-Art beobachtet werden mus) den günstigen Leser vergebens lang aufzuhalten dienen/ und können hiervon die Baumeister/ Bildhauer und Maurer/[Spaltenumbruch] völlige Anzeig geben/ auf deren vernünftige Fremde Mäurer sind schädlich. Aussag und Beschreibung ich mich beziehe. Ich will aber absonderlich den günstigen Leser hierbey noch erinnert haben/ daß die meiste Fehler bey den Gebäuen und Mauren dardurch geschehen/ wann man von weiten Oertern her die Werkleute zur Arbeit beruffet und gebrauchet/ die des Grundes/ Wassers/ Sandes und Luft nicht erfahren sind. Deswegen hat man solche Artisten/ welche im Land selber lang gewesen/ viel gehöret/ und oft gebauet/ Die im Land erfahren sind die bäste. immer für die sichereste zu halten/ um beständige Gebäude zuführen. Und ob man wol mit köstlichem Marmelstein/ von allerley Farben/ in Ungarn/ Böheim und Salzburger-Gebiete/ bey Lüttich/ auch sonst unser Teutschland fast überall/ mit Bau-materialien/ dermaßen wol versehen/ daß es Italien im wenigsten zu weichen hat: so finden sich doch vor In H. Graf Hansen von Naßau Landen finden sich allerley köstliche Steine. allen in H. Graf Hansen von Naßau Sarbrück-Landen/ um Itzstein und anderswo/ aus allerhand Farben/ verwunderlich-vermischte/ überaus schöne/ ingleichen ganz schwarze/ ganz weißlichte/ bleiche/ grünlichte/ weiss und rohte Marmelsteine/ die einer sehr harten Art/ und sich poliren laßen/ wie Juweln/ darzu viel Calcedonier-Agaten und andere/ in unvergleichlicher Perfection. Wie dann hochgedachter H. Graf/ von besagten raren Marmelstein/ eine Kunstreiche Muschel 101/2 Schuch lang/ und 61/2 Schuch breit/ aus einem Stuck/ dem H. Churfürsten zu Trier / zu dessen Saal im Thal zu Ehrenbreitstein praesentirt: welches von S. Churfl. Gn. auch sonst von allen Verständigen für incomparable geschätzet wird. Diese schöne Arbeiten wären/ durch der Herzogen von Lothringen / in selbigen Landen nunmehr viel Jahre her verursachte Ruinen/ viel mehr hernacher durch die Franzosen in Abgang gekommen/ wann nicht die Tugend und der Fleiß dieses berühmten H. Grafen solches alles wider/ und zwar in noch bäßern Stand/ erhoben und gesetzet hätte/ um unserm Teutschland/ mit solchen schönen und nutzlichen Juweln/ wol gedienet zu sehen. Wie er dann durchgehends einen Vatter aller Tugenden/ sonderlich der Gebäue/ der edlen guten Mahlerey/ und anderer Studien/ vorderst der neuen Kirchen/ auch der Palazzen/ Kunst-Zimmer und Cabineten/ mit welchen er reichlich versehen/ sich zu zeigen pfleget.


[Spaltenumbruch] wann sie von schätzbarem und reichem Silber wären gemacht worden. Dieser Stein ist seinem Meister nicht widerspenstig/ sondern nimmet deßen Hammer-Streich sehr fruchtbar und gedeylich an. Derenthalben hat Florenz ein Mandat ergehen laßen/ daß sich keiner daselbst erkünen soll/ einen offentlichen Bau zu führen/ der nicht vorher die Kunst/ ermeldten Stein zu demütigen/ satsam ergriffen. Eben von diesem Stein hat auch höchst-gedachter Herzog Cosmus, zu dem neu-aufgerichteten Kauff-Haus in Florenz/ herrliche Säulen und Zierahten verfärtigen laßen.

15. Stein Serena. Hierzu kommet schließlich noch ein wunderbarer Stein/ so Serena oder der klare und helle benamet wird: welcher zwar nicht so schön-färbig/ als voriger/ doch viel stärker und vester/ angetroffen wird/ ist auch/ zu deßen Ausarbeitung/ mehrere Müh und Arbeit anzuwenden. Aus diesem sind sehr viel und köstliche Säulen/ in ermeldtem Florentinischen Gebiete/ gearbeitet worden/ so allem Ungewitter/ Blitz/ Donner/ Hitz und Kälte/ auch langem und ewigen Alter/ die Zähne bieten dörfen. Wie dann mit großer Lust und Verwunderung anzusehen sind/ die köstliche zween Bögen bey S. Michael in Florenz/ so aus ermeldtem Stein verfärtiget/ wie auch die Marianische Kirche/ der Pitianische/ Strotzische und Florentinische Paläste/ und alle Brucken dieser ganzen Stadt.

Wiewol nun von diesem Stein/ auch von seiner Zubereitung/ Ausarbeitung und Verfärtigung/ viel Obacht-würdiges und notwendiges zu sagen/ will ich doch hiermit enden/ und zu einem andern mehr-notwendigen Stuck schreiten/ ohne welches man nicht zur notwendigen Vollkommenheit gelangen mag.

Ich habe aber von den Egyptischen/ Griechischen und Italiänischen Steinen/ darum also weitläuffig erzehlet/ weil uns solche in Teutschland/ gleichwie auch dero Art/ Qualität/ Gebrauch/ und wie sie gemeistert kan werden/ unbekant ist. Was Teutschland hat auch allerley Steine. aber für Gattungen und Sorten wir selbst in Teutschland haben/ auch wie man solche meistern mus/ zu beschreiben/ würde nur (zumal aller Orten ein besonderer Gebrauch/ also auch billich nach Lands-Art beobachtet werden mus) den günstigen Leser vergebens lang aufzuhalten dienen/ und können hiervon die Baumeister/ Bildhauer und Maurer/[Spaltenumbruch] völlige Anzeig geben/ auf deren vernünftige Fremde Mäurer sind schädlich. Aussag und Beschreibung ich mich beziehe. Ich will aber absonderlich den günstigen Leser hierbey noch erinnert haben/ daß die meiste Fehler bey den Gebäuen und Mauren dardurch geschehen/ wann man von weiten Oertern her die Werkleute zur Arbeit beruffet und gebrauchet/ die des Grundes/ Wassers/ Sandes und Luft nicht erfahren sind. Deswegen hat man solche Artisten/ welche im Land selber lang gewesen/ viel gehöret/ und oft gebauet/ Die im Land erfahren sind die bäste. immer für die sichereste zu halten/ um beständige Gebäude zuführen. Und ob man wol mit köstlichem Marmelstein/ von allerley Farben/ in Ungarn/ Böheim und Salzburger-Gebiete/ bey Lüttich/ auch sonst unser Teutschland fast überall/ mit Bau-materialien/ dermaßen wol versehen/ daß es Italien im wenigsten zu weichen hat: so finden sich doch vor In H. Graf Hansen von Naßau Landen finden sich allerley köstliche Steine. allen in H. Graf Hansen von Naßau Sarbrück-Landen/ um Itzstein und anderswo/ aus allerhand Farben/ verwunderlich-vermischte/ überaus schöne/ ingleichen ganz schwarze/ ganz weißlichte/ bleiche/ grünlichte/ weiss und rohte Marmelsteine/ die einer sehr harten Art/ und sich poliren laßen/ wie Juweln/ darzu viel Calcedonier-Agaten und andere/ in unvergleichlicher Perfection. Wie dann hochgedachter H. Graf/ von besagten raren Marmelstein/ eine Kunstreiche Muschel 10½ Schuch lang/ und 6½ Schuch breit/ aus einem Stuck/ dem H. Churfürsten zu Trier / zu dessen Saal im Thal zu Ehrenbreitstein praesentirt: welches von S. Churfl. Gn. auch sonst von allen Verständigen für incomparable geschätzet wird. Diese schöne Arbeiten wären/ durch der Herzogen von Lothringen / in selbigen Landen nunmehr viel Jahre her verursachte Ruinen/ viel mehr hernacher durch die Franzosen in Abgang gekommen/ wann nicht die Tugend und der Fleiß dieses berühmten H. Grafen solches alles wider/ und zwar in noch bäßern Stand/ erhoben und gesetzet hätte/ um unserm Teutschland/ mit solchen schönen und nutzlichen Juweln/ wol gedienet zu sehen. Wie er dann durchgehends einen Vatter aller Tugenden/ sonderlich der Gebäue/ der edlen guten Mahlerey/ und anderer Studien/ vorderst der neuen Kirchen/ auch der Palazzen/ Kunst-Zimmer und Cabineten/ mit welchen er reichlich versehen/ sich zu zeigen pfleget.


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[[I, Buch 1 (Architektur), S. 11]/0110] wann sie von schätzbarem und reichem Silber wären gemacht worden. Dieser Stein ist seinem Meister nicht widerspenstig/ sondern nimmet deßen Hammer-Streich sehr fruchtbar und gedeylich an. Derenthalben hat Florenz ein Mandat ergehen laßen/ daß sich keiner daselbst erkünen soll/ einen offentlichen Bau zu führen/ der nicht vorher die Kunst/ ermeldten Stein zu demütigen/ satsam ergriffen. Eben von diesem Stein hat auch höchst-gedachter Herzog Cosmus, zu dem neu-aufgerichteten Kauff-Haus in Florenz/ herrliche Säulen und Zierahten verfärtigen laßen. Hierzu kommet schließlich noch ein wunderbarer Stein/ so Serena oder der klare und helle benamet wird: welcher zwar nicht so schön-färbig/ als voriger/ doch viel stärker und vester/ angetroffen wird/ ist auch/ zu deßen Ausarbeitung/ mehrere Müh und Arbeit anzuwenden. Aus diesem sind sehr viel und köstliche Säulen/ in ermeldtem Florentinischen Gebiete/ gearbeitet worden/ so allem Ungewitter/ Blitz/ Donner/ Hitz und Kälte/ auch langem und ewigen Alter/ die Zähne bieten dörfen. Wie dann mit großer Lust und Verwunderung anzusehen sind/ die köstliche zween Bögen bey S. Michael in Florenz/ so aus ermeldtem Stein verfärtiget/ wie auch die Marianische Kirche/ der Pitianische/ Strotzische und Florentinische Paläste/ und alle Brucken dieser ganzen Stadt. 15. Stein Serena.Wiewol nun von diesem Stein/ auch von seiner Zubereitung/ Ausarbeitung und Verfärtigung/ viel Obacht-würdiges und notwendiges zu sagen/ will ich doch hiermit enden/ und zu einem andern mehr-notwendigen Stuck schreiten/ ohne welches man nicht zur notwendigen Vollkommenheit gelangen mag. Ich habe aber von den Egyptischen/ Griechischen und Italiänischen Steinen/ darum also weitläuffig erzehlet/ weil uns solche in Teutschland/ gleichwie auch dero Art/ Qualität/ Gebrauch/ und wie sie gemeistert kan werden/ unbekant ist. Was aber für Gattungen und Sorten wir selbst in Teutschland haben/ auch wie man solche meistern mus/ zu beschreiben/ würde nur (zumal aller Orten ein besonderer Gebrauch/ also auch billich nach Lands-Art beobachtet werden mus) den günstigen Leser vergebens lang aufzuhalten dienen/ und können hiervon die Baumeister/ Bildhauer und Maurer/ völlige Anzeig geben/ auf deren vernünftige Aussag und Beschreibung ich mich beziehe. Ich will aber absonderlich den günstigen Leser hierbey noch erinnert haben/ daß die meiste Fehler bey den Gebäuen und Mauren dardurch geschehen/ wann man von weiten Oertern her die Werkleute zur Arbeit beruffet und gebrauchet/ die des Grundes/ Wassers/ Sandes und Luft nicht erfahren sind. Deswegen hat man solche Artisten/ welche im Land selber lang gewesen/ viel gehöret/ und oft gebauet/ immer für die sichereste zu halten/ um beständige Gebäude zuführen. Und ob man wol mit köstlichem Marmelstein/ von allerley Farben/ in Ungarn/ Böheim und Salzburger-Gebiete/ bey Lüttich/ auch sonst unser Teutschland fast überall/ mit Bau-materialien/ dermaßen wol versehen/ daß es Italien im wenigsten zu weichen hat: so finden sich doch vor allen in H. Graf Hansen von Naßau Sarbrück-Landen/ um Itzstein und anderswo/ aus allerhand Farben/ verwunderlich-vermischte/ überaus schöne/ ingleichen ganz schwarze/ ganz weißlichte/ bleiche/ grünlichte/ weiss und rohte Marmelsteine/ die einer sehr harten Art/ und sich poliren laßen/ wie Juweln/ darzu viel Calcedonier-Agaten und andere/ in unvergleichlicher Perfection. Wie dann hochgedachter H. Graf/ von besagten raren Marmelstein/ eine Kunstreiche Muschel 10½ Schuch lang/ und 6½ Schuch breit/ aus einem Stuck/ dem H. Churfürsten zu Trier / zu dessen Saal im Thal zu Ehrenbreitstein praesentirt: welches von S. Churfl. Gn. auch sonst von allen Verständigen für incomparable geschätzet wird. Diese schöne Arbeiten wären/ durch der Herzogen von Lothringen / in selbigen Landen nunmehr viel Jahre her verursachte Ruinen/ viel mehr hernacher durch die Franzosen in Abgang gekommen/ wann nicht die Tugend und der Fleiß dieses berühmten H. Grafen solches alles wider/ und zwar in noch bäßern Stand/ erhoben und gesetzet hätte/ um unserm Teutschland/ mit solchen schönen und nutzlichen Juweln/ wol gedienet zu sehen. Wie er dann durchgehends einen Vatter aller Tugenden/ sonderlich der Gebäue/ der edlen guten Mahlerey/ und anderer Studien/ vorderst der neuen Kirchen/ auch der Palazzen/ Kunst-Zimmer und Cabineten/ mit welchen er reichlich versehen/ sich zu zeigen pfleget. Teutschland hat auch allerley Steine. Fremde Mäurer sind schädlich. Die im Land erfahren sind die bäste. In H. Graf Hansen von Naßau Landen finden sich allerley köstliche Steine.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 1 (Architektur), S. 11]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/110>, abgerufen am 21.12.2024.