angefangen. Der vorige war Ebel, der in der Predigt stecken blieb. Das Kloster hat Zehendeinnehmer, Amt- leute etc. Es muß auch oft mit Preussen streiten. Man kan nicht sagen, wie reich es ist. Für den ersten Landstand muß der Abt bei Vermeidung der Ungnade erkannt werden.
Reise von Hannover bis Hamburg;
im Frühjahr 1775.
Der Weg ist beinahe überall nichts als Sand und Wasser *). Man sieht nichts als rothes Moos, Heidekraut, und wenige Bäume. Aber Sümpfe und Moräste sind desto häufiger, besonders zwischen Han- nover und Celle, wo man immer durch Wasser fährt,
gleich
*) Indessen ist doch wohl 6. Meilen in der Länge und 4. Stunden in der Breite das schönste ebne Land. Wäre es ein Boden wie am Rhein, so wäre der Morgen 300. Gulden werth, jetzt kaum 1 Groschen, denn man kan nichts mit anfangen, lauter magrer Sand ist alles. Man hat allerlei vorgeschlagen, aber der wichtigste Umstand ist immer der Mangel an Wasser. Fehlte dies nicht, so könnte man da Städte und Dör- fer anlegen, und eine Menge Volk sich ernähren. Jetzt sieht man nichts als elende kleine Schaafe; schlechte, armselige Bauerhütten, worin das Feuer auf der Erde brennt, ein Schaafstall auf der Erde darneben. Brei- hahn und grobes Roggenbrod ist alles, was die Leute haben. Fichten und Tannen, die man da angelegt hat, bleiben immer Sträucher und werden niemals Stammholz.
angefangen. Der vorige war Ebel, der in der Predigt ſtecken blieb. Das Kloſter hat Zehendeinnehmer, Amt- leute ꝛc. Es muß auch oft mit Preuſſen ſtreiten. Man kan nicht ſagen, wie reich es iſt. Fuͤr den erſten Landſtand muß der Abt bei Vermeidung der Ungnade erkannt werden.
Reiſe von Hannover bis Hamburg;
im Fruͤhjahr 1775.
Der Weg iſt beinahe uͤberall nichts als Sand und Waſſer *). Man ſieht nichts als rothes Moos, Heidekraut, und wenige Baͤume. Aber Suͤmpfe und Moraͤſte ſind deſto haͤufiger, beſonders zwiſchen Han- nover und Celle, wo man immer durch Waſſer faͤhrt,
gleich
*) Indeſſen iſt doch wohl 6. Meilen in der Laͤnge und 4. Stunden in der Breite das ſchoͤnſte ebne Land. Waͤre es ein Boden wie am Rhein, ſo waͤre der Morgen 300. Gulden werth, jetzt kaum 1 Groſchen, denn man kan nichts mit anfangen, lauter magrer Sand iſt alles. Man hat allerlei vorgeſchlagen, aber der wichtigſte Umſtand iſt immer der Mangel an Waſſer. Fehlte dies nicht, ſo koͤnnte man da Staͤdte und Doͤr- fer anlegen, und eine Menge Volk ſich ernaͤhren. Jetzt ſieht man nichts als elende kleine Schaafe; ſchlechte, armſelige Bauerhuͤtten, worin das Feuer auf der Erde brennt, ein Schaafſtall auf der Erde darneben. Brei- hahn und grobes Roggenbrod iſt alles, was die Leute haben. Fichten und Tannen, die man da angelegt hat, bleiben immer Straͤucher und werden niemals Stammholz.
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angefangen. Der vorige war Ebel, der in der Predigt
ſtecken blieb. Das Kloſter hat Zehendeinnehmer, Amt-
leute ꝛc. Es muß auch oft mit Preuſſen ſtreiten.
Man kan nicht ſagen, wie reich es iſt. Fuͤr den erſten
Landſtand muß der Abt bei Vermeidung der Ungnade
erkannt werden.
Reiſe von Hannover bis Hamburg;
im Fruͤhjahr 1775.
Der Weg iſt beinahe uͤberall nichts als Sand und
Waſſer *). Man ſieht nichts als rothes Moos,
Heidekraut, und wenige Baͤume. Aber Suͤmpfe und
Moraͤſte ſind deſto haͤufiger, beſonders zwiſchen Han-
nover und Celle, wo man immer durch Waſſer faͤhrt,
gleich
*) Indeſſen iſt doch wohl 6. Meilen in der Laͤnge und
4. Stunden in der Breite das ſchoͤnſte ebne Land.
Waͤre es ein Boden wie am Rhein, ſo waͤre der
Morgen 300. Gulden werth, jetzt kaum 1 Groſchen,
denn man kan nichts mit anfangen, lauter magrer
Sand iſt alles. Man hat allerlei vorgeſchlagen, aber
der wichtigſte Umſtand iſt immer der Mangel an Waſſer.
Fehlte dies nicht, ſo koͤnnte man da Staͤdte und Doͤr-
fer anlegen, und eine Menge Volk ſich ernaͤhren. Jetzt
ſieht man nichts als elende kleine Schaafe; ſchlechte,
armſelige Bauerhuͤtten, worin das Feuer auf der Erde
brennt, ein Schaafſtall auf der Erde darneben. Brei-
hahn und grobes Roggenbrod iſt alles, was die Leute
haben. Fichten und Tannen, die man da angelegt
hat, bleiben immer Straͤucher und werden niemals
Stammholz.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/690>, abgerufen am 25.02.2025.
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