Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
Den 11ten Mai.

Dieser Tag ging mit der

Rückreise von Oedenburg nach Wien

hin. Der Weg lief auf der herrlichsten Strasse, und
durch die angenehmsten Gegenden hin. Auch war's ein
vortreflicher heitrer Tag, aber um der Winde willen
konnte man doch den Pelz immer auch im Zimmer beim
Mittagessen anhaben.

Es war grade Fasttag, da trift man freilich immer
nur Eierspeisen und Fische auf der Strasse an. Die
Leute backen schnell einen Fisch auf dem Rost, streuen ge-
riebenen Meerrettig darüber und stellen ihn so auf. Man-
cher ißt/ gesottene, gebratene und gebackene Fische auf
einmahl.

In Winpassin kommt man auf dieser Seite wieder
aus Ungarn *).

Die Fuhrleute haben die Gewohnheit, den Pferden
unterwegs von Zeit zu Zeit einen Wisch grobstenglich-
tes Heu in einem Vocke vorzusetzen, sich aufs höchste eine
Viertelstunde aufzuhalten, und dann wieder davon zu ja-
gen. Mir dünkt, daß diese Gewohnheit den Pferden
mehr schade, als nütze.

Ich
*) Weitere unterhaltende und interessante Nachrichten,
obwohl von älterm Datum, von Presburg, Oeden-
burg, Esterhas
und Ungarn überhaupt, finden sich
in v. R. Reisen durch einen Theil von Ungarn im
J.
1763, die in den 9ten und 10. B. der Bernouilli-
schen Samml. k. Reiseb.
Jahrgang 1783. eingerückt
sind. Herausgeber.
Den 11ten Mai.

Dieſer Tag ging mit der

Ruͤckreiſe von Oedenburg nach Wien

hin. Der Weg lief auf der herrlichſten Straſſe, und
durch die angenehmſten Gegenden hin. Auch war’s ein
vortreflicher heitrer Tag, aber um der Winde willen
konnte man doch den Pelz immer auch im Zimmer beim
Mittageſſen anhaben.

Es war grade Faſttag, da trift man freilich immer
nur Eierſpeiſen und Fiſche auf der Straſſe an. Die
Leute backen ſchnell einen Fiſch auf dem Roſt, ſtreuen ge-
riebenen Meerrettig daruͤber und ſtellen ihn ſo auf. Man-
cher ißt/ geſottene, gebratene und gebackene Fiſche auf
einmahl.

In Winpaſſin kommt man auf dieſer Seite wieder
aus Ungarn *).

Die Fuhrleute haben die Gewohnheit, den Pferden
unterwegs von Zeit zu Zeit einen Wiſch grobſtenglich-
tes Heu in einem Vocke vorzuſetzen, ſich aufs hoͤchſte eine
Viertelſtunde aufzuhalten, und dann wieder davon zu ja-
gen. Mir duͤnkt, daß dieſe Gewohnheit den Pferden
mehr ſchade, als nuͤtze.

Ich
*) Weitere unterhaltende und intereſſante Nachrichten,
obwohl von aͤlterm Datum, von Presburg, Oeden-
burg, Eſterhas
und Ungarn uͤberhaupt, finden ſich
in v. R. Reiſen durch einen Theil von Ungarn im
J.
1763, die in den 9ten und 10. B. der Bernouilli-
ſchen Samml. k. Reiſeb.
Jahrgang 1783. eingeruͤckt
ſind. Herausgeber.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0611" n="573"/>
          <div n="2">
            <head>Den 11ten Mai.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Tag ging mit der</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Ru&#x0364;ckrei&#x017F;e</hi> von <hi rendition="#fr">Oedenburg</hi> nach <hi rendition="#fr">Wien</hi></hi> </p><lb/>
            <p>hin. Der Weg lief auf der herrlich&#x017F;ten Stra&#x017F;&#x017F;e, und<lb/>
durch die angenehm&#x017F;ten Gegenden hin. Auch war&#x2019;s ein<lb/>
vortreflicher heitrer Tag, aber um der Winde willen<lb/>
konnte man doch den Pelz immer auch im Zimmer beim<lb/>
Mittage&#x017F;&#x017F;en anhaben.</p><lb/>
            <p>Es war grade <hi rendition="#fr">Fa&#x017F;ttag,</hi> da trift man freilich immer<lb/>
nur Eier&#x017F;pei&#x017F;en und Fi&#x017F;che auf der Stra&#x017F;&#x017F;e an. Die<lb/>
Leute backen &#x017F;chnell einen Fi&#x017F;ch auf dem Ro&#x017F;t, &#x017F;treuen ge-<lb/>
riebenen Meerrettig daru&#x0364;ber und &#x017F;tellen ihn &#x017F;o auf. Man-<lb/>
cher ißt/ ge&#x017F;ottene, gebratene und gebackene Fi&#x017F;che auf<lb/>
einmahl.</p><lb/>
            <p>In <hi rendition="#fr">Winpa&#x017F;&#x017F;in</hi> kommt man auf die&#x017F;er Seite wieder<lb/>
aus <hi rendition="#fr">Ungarn</hi> <note place="foot" n="*)">Weitere unterhaltende und intere&#x017F;&#x017F;ante Nachrichten,<lb/>
obwohl von a&#x0364;lterm Datum, von <hi rendition="#fr">Presburg, Oeden-<lb/>
burg, E&#x017F;terhas</hi> und <hi rendition="#fr">Ungarn</hi> u&#x0364;berhaupt, finden &#x017F;ich<lb/>
in <hi rendition="#fr">v. R. Rei&#x017F;en durch einen Theil von Ungarn im<lb/>
J.</hi> 1763, die in den 9ten und 10. B. der <hi rendition="#fr">Bernouilli-<lb/>
&#x017F;chen Samml. k. Rei&#x017F;eb.</hi> Jahrgang 1783. eingeru&#x0364;ckt<lb/>
&#x017F;ind. <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note>.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Fuhrleute</hi> haben die Gewohnheit, den Pferden<lb/>
unterwegs von Zeit zu Zeit einen Wi&#x017F;ch grob&#x017F;tenglich-<lb/>
tes Heu in einem Vocke vorzu&#x017F;etzen, &#x017F;ich aufs ho&#x0364;ch&#x017F;te eine<lb/>
Viertel&#x017F;tunde aufzuhalten, und dann wieder davon zu ja-<lb/>
gen. Mir du&#x0364;nkt, daß die&#x017F;e Gewohnheit den Pferden<lb/>
mehr &#x017F;chade, als nu&#x0364;tze.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[573/0611] Den 11ten Mai. Dieſer Tag ging mit der Ruͤckreiſe von Oedenburg nach Wien hin. Der Weg lief auf der herrlichſten Straſſe, und durch die angenehmſten Gegenden hin. Auch war’s ein vortreflicher heitrer Tag, aber um der Winde willen konnte man doch den Pelz immer auch im Zimmer beim Mittageſſen anhaben. Es war grade Faſttag, da trift man freilich immer nur Eierſpeiſen und Fiſche auf der Straſſe an. Die Leute backen ſchnell einen Fiſch auf dem Roſt, ſtreuen ge- riebenen Meerrettig daruͤber und ſtellen ihn ſo auf. Man- cher ißt/ geſottene, gebratene und gebackene Fiſche auf einmahl. In Winpaſſin kommt man auf dieſer Seite wieder aus Ungarn *). Die Fuhrleute haben die Gewohnheit, den Pferden unterwegs von Zeit zu Zeit einen Wiſch grobſtenglich- tes Heu in einem Vocke vorzuſetzen, ſich aufs hoͤchſte eine Viertelſtunde aufzuhalten, und dann wieder davon zu ja- gen. Mir duͤnkt, daß dieſe Gewohnheit den Pferden mehr ſchade, als nuͤtze. Ich *) Weitere unterhaltende und intereſſante Nachrichten, obwohl von aͤlterm Datum, von Presburg, Oeden- burg, Eſterhas und Ungarn uͤberhaupt, finden ſich in v. R. Reiſen durch einen Theil von Ungarn im J. 1763, die in den 9ten und 10. B. der Bernouilli- ſchen Samml. k. Reiſeb. Jahrgang 1783. eingeruͤckt ſind. Herausgeber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/611
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/611>, abgerufen am 30.12.2024.