Oedenburg präsentirt sich von weitem sehr schön auf einem Berge. Sie hat aber freilich innerhalb eben nicht viel vorzügliches, die Vorstädte noch weniger; aber die Gegend ist herelich.
Den 10ten Mai.
Oedenburg. Hr. Pillich, auch ein Göttinger Bekannter, fand sich am frühen Morgen bei mir ein, und wir plauderten das alles, was man zu schwatzen hat, wenn man einander in 7. Jahren nicht gesehen hat.
Beim lieben Dr. Conradi sah ich
1) Donaukiesel, zum Theil so weis, wie unser Rhein- kiesel, aber auch einige, die geschliffen so aussehen, wie Rauchtspase.
2) Ein Turmalin aus Ceylon, wohl 3/4 Zoll lang, der- gleichen man in den größten Sammlungen nicht sieht. Zieht vortreflich.
3) Viele andre Steine aus Ceylon, von einem dorti- gen guten Freunde, wovon viele Turmaline sind, und ich auch einige zum Geschenk bekam.
4) Römische Urnen und Münzen, die man allent- halben in Römischen Gräbern, die hier gar keine Sel- tenheit sind, findet. Darunter waren: a)Goldene Münzen von Nero und Domitian.b) Ein sil- berner Alexander.c) Ein silberner Kaiser Ves- pasian.d) Auch ein silberner Otho Caes. Aug. die bekanntlich allemahl selten sind.
Um zu sehen, wie die Ungarn ihre Weinstöcke bauen, fuhren Hr. D. Conradt, Hr. Pillich und ich spazieren. Der Wein steht zum Theil auf Gebürgen, zum Theil aber auch auf ebenem Lande. Jeder Stock bekömmt
seinen
Oedenburg praͤſentirt ſich von weitem ſehr ſchoͤn auf einem Berge. Sie hat aber freilich innerhalb eben nicht viel vorzuͤgliches, die Vorſtaͤdte noch weniger; aber die Gegend iſt herelich.
Den 10ten Mai.
Oedenburg. Hr. Pillich, auch ein Goͤttinger Bekannter, fand ſich am fruͤhen Morgen bei mir ein, und wir plauderten das alles, was man zu ſchwatzen hat, wenn man einander in 7. Jahren nicht geſehen hat.
Beim lieben Dr. Conradi ſah ich
1) Donaukieſel, zum Theil ſo weis, wie unſer Rhein- kieſel, aber auch einige, die geſchliffen ſo ausſehen, wie Rauchtspaſe.
2) Ein Turmalin aus Ceylon, wohl ¾ Zoll lang, der- gleichen man in den groͤßten Sammlungen nicht ſieht. Zieht vortreflich.
3) Viele andre Steine aus Ceylon, von einem dorti- gen guten Freunde, wovon viele Turmaline ſind, und ich auch einige zum Geſchenk bekam.
4) Roͤmiſche Urnen und Muͤnzen, die man allent- halben in Roͤmiſchen Graͤbern, die hier gar keine Sel- tenheit ſind, findet. Darunter waren: a)Goldene Muͤnzen von Nero und Domitian.b) Ein ſil- berner Alexander.c) Ein ſilberner Kaiſer Ves- paſian.d) Auch ein ſilberner Otho Caeſ. Aug. die bekanntlich allemahl ſelten ſind.
Um zu ſehen, wie die Ungarn ihre Weinſtoͤcke bauen, fuhren Hr. D. Conradt, Hr. Pillich und ich ſpazieren. Der Wein ſteht zum Theil auf Gebuͤrgen, zum Theil aber auch auf ebenem Lande. Jeder Stock bekoͤmmt
ſeinen
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Oedenburg praͤſentirt ſich von weitem ſehr ſchoͤn auf
einem Berge. Sie hat aber freilich innerhalb eben nicht
viel vorzuͤgliches, die Vorſtaͤdte noch weniger; aber die
Gegend iſt herelich.
Den 10ten Mai.
Oedenburg. Hr. Pillich, auch ein Goͤttinger
Bekannter, fand ſich am fruͤhen Morgen bei mir ein,
und wir plauderten das alles, was man zu ſchwatzen hat,
wenn man einander in 7. Jahren nicht geſehen hat.
Beim lieben Dr. Conradi ſah ich
1) Donaukieſel, zum Theil ſo weis, wie unſer Rhein-
kieſel, aber auch einige, die geſchliffen ſo ausſehen,
wie Rauchtspaſe.
2) Ein Turmalin aus Ceylon, wohl ¾ Zoll lang, der-
gleichen man in den groͤßten Sammlungen nicht ſieht.
Zieht vortreflich.
3) Viele andre Steine aus Ceylon, von einem dorti-
gen guten Freunde, wovon viele Turmaline ſind, und
ich auch einige zum Geſchenk bekam.
4) Roͤmiſche Urnen und Muͤnzen, die man allent-
halben in Roͤmiſchen Graͤbern, die hier gar keine Sel-
tenheit ſind, findet. Darunter waren: a) Goldene
Muͤnzen von Nero und Domitian. b) Ein ſil-
berner Alexander. c) Ein ſilberner Kaiſer Ves-
paſian. d) Auch ein ſilberner Otho Caeſ. Aug.
die bekanntlich allemahl ſelten ſind.
Um zu ſehen, wie die Ungarn ihre Weinſtoͤcke
bauen, fuhren Hr. D. Conradt, Hr. Pillich und ich
ſpazieren. Der Wein ſteht zum Theil auf Gebuͤrgen, zum
Theil aber auch auf ebenem Lande. Jeder Stock bekoͤmmt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/606>, abgerufen am 21.12.2024.
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