Die Bedienten in vornehmen Häusern haben mei- stens Kostgeld und gehen vorher zum Essen.
Den 18ten April.
Heute machte ich verschiedene Besuche in der Stadt und zwar bei Hrn. Vogel, der auf des Baron Fries Comtoir Handelsbedienter ist und an den ich Addresse hatte; bei Hrn. Hofr. von Born, den ich aber nicht zu Hause fand; beim Hrn. Archivar. Schmidt, der im Ar- chive war; beim Hrn. v. Retzer, an den ich von Mada- me La Roche aus Speier ein Empfehlungsschreiben hatte; beim Hrn. Geh. Reichsrefer. v. Leykamm, an den ich einen Brief von Hrn. Oberlin aus Strasburg hatte; beim Hrn. von Lassolaye; beim Hrn. von Son- nenfels, der mich aber nicht annehmen konnte und beim Kandidat Hr. Reismann, an den Hr. Hofr. Schreber in Erlangen meinetwegen schrieb, er war aber nicht zu erfragen.
So viel ich bei dieser Gelegenheit bemerken konnte, sind die Häuser durchgängig von Stein, auch die Zwi- schenwände und die Treppen, daher hier die Feuersgefahr nicht sehr gros ist. Viele fragen: In welchem Stock? und können sich sicher auf die guten Anstalten verlassen. Sehr theuer sind hier die Hausmiethen. Ein einziger unterer Stock kostet jährlich 1000. Gulden, davon sah ich einen Kontrakt und nur auf 1. Jahr. Wäre die Stadt selbst so schön und weitläuftig gebaut, wie die Vorstädte, so würde man die vielen Palläste besser erkennen. Vie- le Häuser gehen hinten hin bis an die andre Gasse, daher entstehen die Durchgangshäuser, die eine grosse Bequem- lichkeit sind. Das Trattnerische Haus, eins der schön- sten Gebäude hier, trägt allein seinem Herrn jährlich so-
viel
Die Bedienten in vornehmen Haͤuſern haben mei- ſtens Koſtgeld und gehen vorher zum Eſſen.
Den 18ten April.
Heute machte ich verſchiedene Beſuche in der Stadt und zwar bei Hrn. Vogel, der auf des Baron Fries Comtoir Handelsbedienter iſt und an den ich Addreſſe hatte; bei Hrn. Hofr. von Born, den ich aber nicht zu Hauſe fand; beim Hrn. Archivar. Schmidt, der im Ar- chive war; beim Hrn. v. Retzer, an den ich von Mada- me La Roche aus Speier ein Empfehlungsſchreiben hatte; beim Hrn. Geh. Reichsrefer. v. Leykamm, an den ich einen Brief von Hrn. Oberlin aus Strasburg hatte; beim Hrn. von Laſſolaye; beim Hrn. von Son- nenfels, der mich aber nicht annehmen konnte und beim Kandidat Hr. Reismann, an den Hr. Hofr. Schreber in Erlangen meinetwegen ſchrieb, er war aber nicht zu erfragen.
So viel ich bei dieſer Gelegenheit bemerken konnte, ſind die Haͤuſer durchgaͤngig von Stein, auch die Zwi- ſchenwaͤnde und die Treppen, daher hier die Feuersgefahr nicht ſehr gros iſt. Viele fragen: In welchem Stock? und koͤnnen ſich ſicher auf die guten Anſtalten verlaſſen. Sehr theuer ſind hier die Hausmiethen. Ein einziger unterer Stock koſtet jaͤhrlich 1000. Gulden, davon ſah ich einen Kontrakt und nur auf 1. Jahr. Waͤre die Stadt ſelbſt ſo ſchoͤn und weitlaͤuftig gebaut, wie die Vorſtaͤdte, ſo wuͤrde man die vielen Pallaͤſte beſſer erkennen. Vie- le Haͤuſer gehen hinten hin bis an die andre Gaſſe, daher entſtehen die Durchgangshaͤuſer, die eine groſſe Bequem- lichkeit ſind. Das Trattneriſche Haus, eins der ſchoͤn- ſten Gebaͤude hier, traͤgt allein ſeinem Herrn jaͤhrlich ſo-
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Die Bedienten in vornehmen Haͤuſern haben mei-
ſtens Koſtgeld und gehen vorher zum Eſſen.
Den 18ten April.
Heute machte ich verſchiedene Beſuche in der Stadt
und zwar bei Hrn. Vogel, der auf des Baron Fries
Comtoir Handelsbedienter iſt und an den ich Addreſſe
hatte; bei Hrn. Hofr. von Born, den ich aber nicht zu
Hauſe fand; beim Hrn. Archivar. Schmidt, der im Ar-
chive war; beim Hrn. v. Retzer, an den ich von Mada-
me La Roche aus Speier ein Empfehlungsſchreiben
hatte; beim Hrn. Geh. Reichsrefer. v. Leykamm, an
den ich einen Brief von Hrn. Oberlin aus Strasburg
hatte; beim Hrn. von Laſſolaye; beim Hrn. von Son-
nenfels, der mich aber nicht annehmen konnte und beim
Kandidat Hr. Reismann, an den Hr. Hofr. Schreber
in Erlangen meinetwegen ſchrieb, er war aber nicht zu
erfragen.
So viel ich bei dieſer Gelegenheit bemerken konnte,
ſind die Haͤuſer durchgaͤngig von Stein, auch die Zwi-
ſchenwaͤnde und die Treppen, daher hier die Feuersgefahr
nicht ſehr gros iſt. Viele fragen: In welchem Stock?
und koͤnnen ſich ſicher auf die guten Anſtalten verlaſſen.
Sehr theuer ſind hier die Hausmiethen. Ein einziger
unterer Stock koſtet jaͤhrlich 1000. Gulden, davon ſah ich
einen Kontrakt und nur auf 1. Jahr. Waͤre die Stadt
ſelbſt ſo ſchoͤn und weitlaͤuftig gebaut, wie die Vorſtaͤdte,
ſo wuͤrde man die vielen Pallaͤſte beſſer erkennen. Vie-
le Haͤuſer gehen hinten hin bis an die andre Gaſſe, daher
entſtehen die Durchgangshaͤuſer, die eine groſſe Bequem-
lichkeit ſind. Das Trattneriſche Haus, eins der ſchoͤn-
ſten Gebaͤude hier, traͤgt allein ſeinem Herrn jaͤhrlich ſo-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/506>, abgerufen am 21.11.2024.
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