Das Land wird immer besser, doch sieht die Land- strasse oft noch mehr einem Feldwege gleich, geht auch häufig über Berge etc.
Das Frühjahr kam jetzt Stuffenweise heran. Viehbremen liessen sich sehen, Vögel fingen an am frühen Morgen zu singen, die Haselstauden hatten ge- trieben, doch wolte der Wald noch nicht grün werden.
Durchgängig hat man hier zu Lande der Kälte we- gen Vorfenster, und viele lassen sie auch im Sommer wegen der Schlagregen stehen, damit es nicht ins Zim- mer regne. Zwischen diesen doppelten Fenstern erzieht man gelbe und rothe Levkoien etc. aber oft erfrieren sie doch auch. Auch in den Landstädtchen und Flecken sieht man, wie in Salzburg, viele italiänische flachdachich- te Häuser.
Der Aberglaube ist so gros, daß sie I. N. R. I. an jedes Butterstosfaß schreiben.
Sonntags früh und Mittags kan man alle Wirths- häuser voll Bauern antreffen, die saufen und spielen, mit Weibsleuten dazwischen. Sie laufen mit der To- bakspfeife im Maule an die Kirchenthüre. Der Sonn- tag hat wegen den vielen Feiertagen wenig feierliches für sie.
In Neumarkt lief Nachmittags alles in die Kir- che, weil der geistliche Herr den Kreuzweg abbet- ten thäte, sagten sie mir, aber 3.-4. Leute, die ich dar- um befragte, wußten mir das Ding nicht zu erklären. Armes Volk! --
Den
Den 14ten April. Reiſe nach Linz.
Das Land wird immer beſſer, doch ſieht die Land- ſtraſſe oft noch mehr einem Feldwege gleich, geht auch haͤufig uͤber Berge ꝛc.
Das Fruͤhjahr kam jetzt Stuffenweiſe heran. Viehbremen lieſſen ſich ſehen, Voͤgel fingen an am fruͤhen Morgen zu ſingen, die Haſelſtauden hatten ge- trieben, doch wolte der Wald noch nicht gruͤn werden.
Durchgaͤngig hat man hier zu Lande der Kaͤlte we- gen Vorfenſter, und viele laſſen ſie auch im Sommer wegen der Schlagregen ſtehen, damit es nicht ins Zim- mer regne. Zwiſchen dieſen doppelten Fenſtern erzieht man gelbe und rothe Levkoien ꝛc. aber oft erfrieren ſie doch auch. Auch in den Landſtaͤdtchen und Flecken ſieht man, wie in Salzburg, viele italiaͤniſche flachdachich- te Haͤuſer.
Der Aberglaube iſt ſo gros, daß ſie I. N. R. I. an jedes Butterſtosfaß ſchreiben.
Sonntags fruͤh und Mittags kan man alle Wirths- haͤuſer voll Bauern antreffen, die ſaufen und ſpielen, mit Weibsleuten dazwiſchen. Sie laufen mit der To- bakspfeife im Maule an die Kirchenthuͤre. Der Sonn- tag hat wegen den vielen Feiertagen wenig feierliches fuͤr ſie.
In Neumarkt lief Nachmittags alles in die Kir- che, weil der geiſtliche Herr den Kreuzweg abbet- ten thaͤte, ſagten ſie mir, aber 3.-4. Leute, die ich dar- um befragte, wußten mir das Ding nicht zu erklaͤren. Armes Volk! —
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Den 14ten April.
Reiſe nach Linz.
Das Land wird immer beſſer, doch ſieht die Land-
ſtraſſe oft noch mehr einem Feldwege gleich, geht auch
haͤufig uͤber Berge ꝛc.
Das Fruͤhjahr kam jetzt Stuffenweiſe heran.
Viehbremen lieſſen ſich ſehen, Voͤgel fingen an am
fruͤhen Morgen zu ſingen, die Haſelſtauden hatten ge-
trieben, doch wolte der Wald noch nicht gruͤn werden.
Durchgaͤngig hat man hier zu Lande der Kaͤlte we-
gen Vorfenſter, und viele laſſen ſie auch im Sommer
wegen der Schlagregen ſtehen, damit es nicht ins Zim-
mer regne. Zwiſchen dieſen doppelten Fenſtern erzieht
man gelbe und rothe Levkoien ꝛc. aber oft erfrieren ſie
doch auch. Auch in den Landſtaͤdtchen und Flecken ſieht
man, wie in Salzburg, viele italiaͤniſche flachdachich-
te Haͤuſer.
Der Aberglaube iſt ſo gros, daß ſie I. N. R. I.
an jedes Butterſtosfaß ſchreiben.
Sonntags fruͤh und Mittags kan man alle Wirths-
haͤuſer voll Bauern antreffen, die ſaufen und ſpielen,
mit Weibsleuten dazwiſchen. Sie laufen mit der To-
bakspfeife im Maule an die Kirchenthuͤre. Der Sonn-
tag hat wegen den vielen Feiertagen wenig feierliches fuͤr
ſie.
In Neumarkt lief Nachmittags alles in die Kir-
che, weil der geiſtliche Herr den Kreuzweg abbet-
ten thaͤte, ſagten ſie mir, aber 3.-4. Leute, die ich dar-
um befragte, wußten mir das Ding nicht zu erklaͤren.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/498>, abgerufen am 21.11.2024.
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