tags, und von 3. bis halb 8. Uhr Nachm. täglich -- Sonn- und Feiertags ausgenommen -- lesen. Der Katalog wird gedruckt, es ist ein Aufseher da, der Bü- cher gibt, und wieder aufhebt; nach Haus nehmen darf aber niemand etwas. Diese Einrichtung gefällt mir in einer Stadt besser als Lesegesellschaften.
Im Schlosse Ambras sieht man nichts mehr, als ausgeschuppte Harnische, das Beste soll längst nach Wien gekommen seyn, von aussen sieht's auch einem guten Bauernhause gleich.
Reise nach Hall.
Unterwegs begegneten mir ganze Truppe von Pfer- den, die 2. Säcke voll Salz ins höchste Gebürge auf steilen Wegen trugen. Die Leute sind das seit alten Zei- ten so gewohnt. Der ganze Hals des Pferdes ist mit Schellen behängt etc.
Die Stadt selbst liegt hinten am Berge, präsen- tirt sich aber eben deswegen in der Ferne sehr gut. Die Vorstadt ist neuer und schöner. Die Leute sind träg, schwerfällig, bigott, dumm, es ist keine rechte Art in ihnen etc. Ich machte gleich beim
Hrn. Salzamstrath Le Noble, an den ich Brie- fe vom Hrn. Gubernialrath von Sternbach aus In- spruck wegen des Salzwerks hatte, einen Besuch. Die Kanzleigeschäfte sind auch hier sehr überhäuft, des Nach- mittags sind mehr Stunden als Vormittags. Man ver- mindert die Dienerschaft und vermehrt die Geschäfte. Ich fand ihn im Amte, er war aber doch so gefällig und zeig- te mir
die
tags, und von 3. bis halb 8. Uhr Nachm. taͤglich — Sonn- und Feiertags ausgenommen — leſen. Der Katalog wird gedruckt, es iſt ein Aufſeher da, der Buͤ- cher gibt, und wieder aufhebt; nach Haus nehmen darf aber niemand etwas. Dieſe Einrichtung gefaͤllt mir in einer Stadt beſſer als Leſegeſellſchaften.
Im Schloſſe Ambras ſieht man nichts mehr, als ausgeſchuppte Harniſche, das Beſte ſoll laͤngſt nach Wien gekommen ſeyn, von auſſen ſieht’s auch einem guten Bauernhauſe gleich.
Reiſe nach Hall.
Unterwegs begegneten mir ganze Truppe von Pfer- den, die 2. Saͤcke voll Salz ins hoͤchſte Gebuͤrge auf ſteilen Wegen trugen. Die Leute ſind das ſeit alten Zei- ten ſo gewohnt. Der ganze Hals des Pferdes iſt mit Schellen behaͤngt ꝛc.
Die Stadt ſelbſt liegt hinten am Berge, praͤſen- tirt ſich aber eben deswegen in der Ferne ſehr gut. Die Vorſtadt iſt neuer und ſchoͤner. Die Leute ſind traͤg, ſchwerfaͤllig, bigott, dumm, es iſt keine rechte Art in ihnen ꝛc. Ich machte gleich beim
Hrn. Salzamstrath Le Noble, an den ich Brie- fe vom Hrn. Gubernialrath von Sternbach aus In- ſpruck wegen des Salzwerks hatte, einen Beſuch. Die Kanzleigeſchaͤfte ſind auch hier ſehr uͤberhaͤuft, des Nach- mittags ſind mehr Stunden als Vormittags. Man ver- mindert die Dienerſchaft und vermehrt die Geſchaͤfte. Ich fand ihn im Amte, er war aber doch ſo gefaͤllig und zeig- te mir
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Sonn- und Feiertags ausgenommen — leſen. Der
Katalog wird gedruckt, es iſt ein Aufſeher da, der Buͤ-
cher gibt, und wieder aufhebt; nach Haus nehmen darf
aber niemand etwas. Dieſe Einrichtung gefaͤllt mir in
einer Stadt beſſer als Leſegeſellſchaften.
Im Schloſſe Ambras ſieht man nichts mehr, als
ausgeſchuppte Harniſche, das Beſte ſoll laͤngſt nach Wien
gekommen ſeyn, von auſſen ſieht’s auch einem guten
Bauernhauſe gleich.
Reiſe nach Hall.
Unterwegs begegneten mir ganze Truppe von Pfer-
den, die 2. Saͤcke voll Salz ins hoͤchſte Gebuͤrge auf
ſteilen Wegen trugen. Die Leute ſind das ſeit alten Zei-
ten ſo gewohnt. Der ganze Hals des Pferdes iſt mit
Schellen behaͤngt ꝛc.
Die Stadt ſelbſt liegt hinten am Berge, praͤſen-
tirt ſich aber eben deswegen in der Ferne ſehr gut. Die
Vorſtadt iſt neuer und ſchoͤner. Die Leute ſind traͤg,
ſchwerfaͤllig, bigott, dumm, es iſt keine rechte Art in
ihnen ꝛc. Ich machte gleich beim
Hrn. Salzamstrath Le Noble, an den ich Brie-
fe vom Hrn. Gubernialrath von Sternbach aus In-
ſpruck wegen des Salzwerks hatte, einen Beſuch. Die
Kanzleigeſchaͤfte ſind auch hier ſehr uͤberhaͤuft, des Nach-
mittags ſind mehr Stunden als Vormittags. Man ver-
mindert die Dienerſchaft und vermehrt die Geſchaͤfte. Ich
fand ihn im Amte, er war aber doch ſo gefaͤllig und zeig-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/485>, abgerufen am 03.12.2024.
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