errichtet. Er muß auf der Kanzlei Akten schreiben etc. Der würdige und fleissige Mann klagte über den Mangel eines vernünftigen Umgangs, und allgemeine Unachtsam- keit auf sein Lieblings-Studium. -- In der Mitte der Tyroler Berge finde man wohl Insekten, aber nicht in der Höhe, dort ists wahrscheinlich auch für Käfer zu kalt. Wir sprachen viel über Linne'e, Fabrizius, Götze etc.
Von Hrn. Vizedir. Bobb, der auch von Mühlen mit herein gefahren war.
Ueber die Augenkrankheit des Kaisers sprechen die Pfaffen und Mönche immer mit einem gewissen hämischen Lächeln: sie sagen laut, das sei die Strafe Gottes an dem Monarchen wegen dem, was er an den Klöstern thue. -- Andre trösten sich ganz philosophisch damit, daß der katholische Glaube existirt habe, und existiren werde, ohne Klöster. -- Es ging aber in diesen Tagen das Examen aller Klostergeistlichen, beim Bischof an, nach dem Befehle des Kaisers.
Den 10ten April.
Beim Hrn. Gubernialrath, Baron v. Stern- bach, sah ich heute Abdrücke von Kupfern in Pasta und mit einem solchen Firnis überzogen, daß man's für ein Gemälde unter weissem Glas halten sollte. Der Firnis wird hernach abgeschliffen und polirt.
In der Stiftskirche war ich heute auch. In der- selben ist da, wo Kaiser FranzI. vom Schlage gerührt wurde, ein goldenes breites Kreuz in einer Nische; vor diesem stehen 3. Figuren aus Alabaster, die Maria mit dem todten Christus, und 2. Weiber. Neben dem
goldenen
errichtet. Er muß auf der Kanzlei Akten ſchreiben ꝛc. Der wuͤrdige und fleiſſige Mann klagte uͤber den Mangel eines vernuͤnftigen Umgangs, und allgemeine Unachtſam- keit auf ſein Lieblings-Studium. — In der Mitte der Tyroler Berge finde man wohl Inſekten, aber nicht in der Hoͤhe, dort iſts wahrſcheinlich auch fuͤr Kaͤfer zu kalt. Wir ſprachen viel uͤber Linne’e, Fabrizius, Goͤtze ꝛc.
Von Hrn. Vizedir. Bobb, der auch von Muͤhlen mit herein gefahren war.
Ueber die Augenkrankheit des Kaiſers ſprechen die Pfaffen und Moͤnche immer mit einem gewiſſen haͤmiſchen Laͤcheln: ſie ſagen laut, das ſei die Strafe Gottes an dem Monarchen wegen dem, was er an den Kloͤſtern thue. — Andre troͤſten ſich ganz philoſophiſch damit, daß der katholiſche Glaube exiſtirt habe, und exiſtiren werde, ohne Kloͤſter. — Es ging aber in dieſen Tagen das Examen aller Kloſtergeiſtlichen, beim Biſchof an, nach dem Befehle des Kaiſers.
Den 10ten April.
Beim Hrn. Gubernialrath, Baron v. Stern- bach, ſah ich heute Abdruͤcke von Kupfern in Paſta und mit einem ſolchen Firnis uͤberzogen, daß man’s fuͤr ein Gemaͤlde unter weiſſem Glas halten ſollte. Der Firnis wird hernach abgeſchliffen und polirt.
In der Stiftskirche war ich heute auch. In der- ſelben iſt da, wo Kaiſer FranzI. vom Schlage geruͤhrt wurde, ein goldenes breites Kreuz in einer Niſche; vor dieſem ſtehen 3. Figuren aus Alabaſter, die Maria mit dem todten Chriſtus, und 2. Weiber. Neben dem
goldenen
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keit auf ſein Lieblings-Studium. — In der Mitte der
Tyroler Berge finde man wohl Inſekten, aber nicht in
der Hoͤhe, dort iſts wahrſcheinlich auch fuͤr Kaͤfer zu kalt.
Wir ſprachen viel uͤber Linne’e, Fabrizius, Goͤtze ꝛc.
Von Hrn. Vizedir. Bobb, der auch von Muͤhlen
mit herein gefahren war.
Ueber die Augenkrankheit des Kaiſers ſprechen die
Pfaffen und Moͤnche immer mit einem gewiſſen haͤmiſchen
Laͤcheln: ſie ſagen laut, das ſei die Strafe Gottes an
dem Monarchen wegen dem, was er an den Kloͤſtern
thue. — Andre troͤſten ſich ganz philoſophiſch damit,
daß der katholiſche Glaube exiſtirt habe, und exiſtiren
werde, ohne Kloͤſter. — Es ging aber in dieſen Tagen
das Examen aller Kloſtergeiſtlichen, beim Biſchof an,
nach dem Befehle des Kaiſers.
Den 10ten April.
Beim Hrn. Gubernialrath, Baron v. Stern-
bach, ſah ich heute Abdruͤcke von Kupfern in Paſta und
mit einem ſolchen Firnis uͤberzogen, daß man’s fuͤr ein
Gemaͤlde unter weiſſem Glas halten ſollte. Der Firnis
wird hernach abgeſchliffen und polirt.
In der Stiftskirche war ich heute auch. In der-
ſelben iſt da, wo Kaiſer Franz I. vom Schlage geruͤhrt
wurde, ein goldenes breites Kreuz in einer Niſche; vor
dieſem ſtehen 3. Figuren aus Alabaſter, die Maria mit
dem todten Chriſtus, und 2. Weiber. Neben dem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/483>, abgerufen am 21.11.2024.
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