Abends aß ich in Gesellschaft des Pagenhofmeisters Hrn. Fuchs und Hrn. Rendant Siegfrieds. Jener ist ein geschworner Feind vom guten D. Bloch.
Den 14ten Sept.
Heute kriegte ich das
Zeughaus zu sehen, eins der prächtigsten Gebäude dieser Stadt. Ich war vom Generalchirurgus, Hrn. Theden, an den Zeugkapit. Hrn. Lehmann empfohlen, und auf diese Weise kam ich hinein. Unten im Viereck des Hauses stehen schrecklich viel Kanonen auf Lavetten, und Haubitzen, von jenen welche, die 24. Pfund schies- sen, und vor welche 18-20. Pferde gespannt werden. Haubitzen, die 12. Pfund Pulver schiessen und schwere Kugeln. Darneben ist eine Stückgiesserei und Bohre- rei, worin die Arbeit Tag und Nacht fortgeht. Der Bohrer wird von einer Maschine, die 4. Pferde treiben, hineingetrieben. Man sieht auch die im letztern Kriege von den Oesterreichern erbeuteten Kanonen, die aber eingeschmolzen werden; nur 2. waren noch übrig. Sie sind auch viel plumper, und haben keine Proportion. Oben liegt eine Last von Gewehren, dreimahl so viel, als die ganze Preussische Armee stark ist, für Infanterie und Kavallerie. Husarensäbel liegen auf Haufen beisammen. Für jedes Regiment allemahl ein Haufen besonders. La- destöcke in greulichen Kasten. Trommeln auf einander gesetzt bis an die Decke. Sättel und Zäume greulich viele. Pistolen immer Paarweise an einander. Kü- rasse auf einander gesetzt. Karabiner für die Husaren. Musketierpallasche auf dem Boden aufgehäuft. Bajo- netscheiden in Kasten. Es kommt einem ein Schauer
an,
N 5
Abends aß ich in Geſellſchaft des Pagenhofmeiſters Hrn. Fuchs und Hrn. Rendant Siegfrieds. Jener iſt ein geſchworner Feind vom guten D. Bloch.
Den 14ten Sept.
Heute kriegte ich das
Zeughaus zu ſehen, eins der praͤchtigſten Gebaͤude dieſer Stadt. Ich war vom Generalchirurgus, Hrn. Theden, an den Zeugkapit. Hrn. Lehmann empfohlen, und auf dieſe Weiſe kam ich hinein. Unten im Viereck des Hauſes ſtehen ſchrecklich viel Kanonen auf Lavetten, und Haubitzen, von jenen welche, die 24. Pfund ſchieſ- ſen, und vor welche 18-20. Pferde geſpannt werden. Haubitzen, die 12. Pfund Pulver ſchieſſen und ſchwere Kugeln. Darneben iſt eine Stuͤckgieſſerei und Bohre- rei, worin die Arbeit Tag und Nacht fortgeht. Der Bohrer wird von einer Maſchine, die 4. Pferde treiben, hineingetrieben. Man ſieht auch die im letztern Kriege von den Oeſterreichern erbeuteten Kanonen, die aber eingeſchmolzen werden; nur 2. waren noch uͤbrig. Sie ſind auch viel plumper, und haben keine Proportion. Oben liegt eine Laſt von Gewehren, dreimahl ſo viel, als die ganze Preuſſiſche Armee ſtark iſt, fuͤr Infanterie und Kavallerie. Huſarenſaͤbel liegen auf Haufen beiſammen. Fuͤr jedes Regiment allemahl ein Haufen beſonders. La- deſtoͤcke in greulichen Kaſten. Trommeln auf einander geſetzt bis an die Decke. Saͤttel und Zaͤume greulich viele. Piſtolen immer Paarweiſe an einander. Kuͤ- raſſe auf einander geſetzt. Karabiner fuͤr die Huſaren. Musketierpallaſche auf dem Boden aufgehaͤuft. Bajo- netſcheiden in Kaſten. Es kommt einem ein Schauer
an,
N 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0239"n="201"/><p>Abends aß ich in Geſellſchaft des Pagenhofmeiſters<lb/>
Hrn. <hirendition="#fr">Fuchs</hi> und Hrn. Rendant <hirendition="#fr">Siegfrieds.</hi> Jener<lb/>
iſt ein geſchworner Feind vom guten D. <hirendition="#fr">Bloch.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>Den 14ten Sept.</head><lb/><p>Heute kriegte ich das</p><lb/><p><hirendition="#fr">Zeughaus</hi> zu ſehen, eins der praͤchtigſten Gebaͤude<lb/>
dieſer Stadt. Ich war vom Generalchirurgus, Hrn.<lb/><hirendition="#fr">Theden,</hi> an den Zeugkapit. Hrn. <hirendition="#fr">Lehmann</hi> empfohlen,<lb/>
und auf dieſe Weiſe kam ich hinein. Unten im Viereck<lb/>
des Hauſes ſtehen ſchrecklich viel Kanonen auf Lavetten,<lb/>
und Haubitzen, von jenen welche, die 24. Pfund ſchieſ-<lb/>ſen, und vor welche 18-20. Pferde geſpannt werden.<lb/>
Haubitzen, die 12. Pfund Pulver ſchieſſen und ſchwere<lb/>
Kugeln. Darneben iſt eine Stuͤckgieſſerei und Bohre-<lb/>
rei, worin die Arbeit Tag und Nacht fortgeht. Der<lb/>
Bohrer wird von einer Maſchine, die 4. Pferde treiben,<lb/>
hineingetrieben. Man ſieht auch die im letztern Kriege<lb/>
von den Oeſterreichern erbeuteten <hirendition="#fr">Kanonen,</hi> die aber<lb/>
eingeſchmolzen werden; nur 2. waren noch uͤbrig. Sie<lb/>ſind auch viel plumper, und haben keine Proportion.<lb/>
Oben liegt eine Laſt von Gewehren, dreimahl ſo viel, als<lb/>
die ganze Preuſſiſche Armee ſtark iſt, fuͤr Infanterie und<lb/>
Kavallerie. Huſarenſaͤbel liegen auf Haufen beiſammen.<lb/>
Fuͤr jedes Regiment allemahl ein Haufen beſonders. La-<lb/>
deſtoͤcke in greulichen Kaſten. Trommeln auf einander<lb/>
geſetzt bis an die Decke. Saͤttel und Zaͤume greulich<lb/>
viele. Piſtolen immer Paarweiſe an einander. Kuͤ-<lb/>
raſſe auf einander geſetzt. Karabiner fuͤr die Huſaren.<lb/>
Musketierpallaſche auf dem Boden aufgehaͤuft. Bajo-<lb/>
netſcheiden in Kaſten. Es kommt einem ein Schauer<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">an,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[201/0239]
Abends aß ich in Geſellſchaft des Pagenhofmeiſters
Hrn. Fuchs und Hrn. Rendant Siegfrieds. Jener
iſt ein geſchworner Feind vom guten D. Bloch.
Den 14ten Sept.
Heute kriegte ich das
Zeughaus zu ſehen, eins der praͤchtigſten Gebaͤude
dieſer Stadt. Ich war vom Generalchirurgus, Hrn.
Theden, an den Zeugkapit. Hrn. Lehmann empfohlen,
und auf dieſe Weiſe kam ich hinein. Unten im Viereck
des Hauſes ſtehen ſchrecklich viel Kanonen auf Lavetten,
und Haubitzen, von jenen welche, die 24. Pfund ſchieſ-
ſen, und vor welche 18-20. Pferde geſpannt werden.
Haubitzen, die 12. Pfund Pulver ſchieſſen und ſchwere
Kugeln. Darneben iſt eine Stuͤckgieſſerei und Bohre-
rei, worin die Arbeit Tag und Nacht fortgeht. Der
Bohrer wird von einer Maſchine, die 4. Pferde treiben,
hineingetrieben. Man ſieht auch die im letztern Kriege
von den Oeſterreichern erbeuteten Kanonen, die aber
eingeſchmolzen werden; nur 2. waren noch uͤbrig. Sie
ſind auch viel plumper, und haben keine Proportion.
Oben liegt eine Laſt von Gewehren, dreimahl ſo viel, als
die ganze Preuſſiſche Armee ſtark iſt, fuͤr Infanterie und
Kavallerie. Huſarenſaͤbel liegen auf Haufen beiſammen.
Fuͤr jedes Regiment allemahl ein Haufen beſonders. La-
deſtoͤcke in greulichen Kaſten. Trommeln auf einander
geſetzt bis an die Decke. Saͤttel und Zaͤume greulich
viele. Piſtolen immer Paarweiſe an einander. Kuͤ-
raſſe auf einander geſetzt. Karabiner fuͤr die Huſaren.
Musketierpallaſche auf dem Boden aufgehaͤuft. Bajo-
netſcheiden in Kaſten. Es kommt einem ein Schauer
an,
N 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/239>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.