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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Den 26sten Jul.

Heute Vormittags besah ich die Gegend zwischen
Stuttgard und Kanstatt. Sie scheint ein ausgetrock-
netes Sumpfmoor zu seyn, doch aber noch kein wahrer
Torf, mehr Kalk und Sand, als Petrolium; man be-
merkt aber eine Menge Wurzeln etc. die zum Theil noch
grün sind, und da, wo sie in den Steinbrüchen der Luft
ausgesetzt sind, wieder reviresziren.

Kanstatt muß einen herrlichen Salzschatz in seinen
Gebürgen haben, es ist eine Menge mineralischer Wasser
da. Einige warme Quellen im Mühlenbach machen,
daß das Wasser auch im Winter nicht zufriert. Das ei-
gentliche Badwasser ist gut gegen gichterische Zufälle
und kontrakte Glieder. Getrunken schmeckt es wie Sel-
ter
wasser. Der Krug kostet 1/2. Kreuzer. Es wird ver-
führt, setzt überall Ocker, und Kalksinter in den Röhren
ab, hat aber einen starken vitriolartigen Nachgeschmack.
D. Ofterdinger war jetzt hier, der sonst in Vayhingen
war, und Zückerten fortgesetzt hat. Er kannte die
Schlammbäder noch nicht (s. S. 410. des 1sten B.).

Man baut hier herum viel Einkorn. Das Wild
soll ihm wegen der Stacheln nicht so viel Schaden thun,
als andern minder stachlichten Cerealibus.

Aufm Rückwege machte ich Bekanntschaft mit Hrn.
Pfarrer Schütz von Rohracker einem guten Oekono-
men, der viel Obst, sonderlich Aprikosen zieht.

Nachmittags, war ich erst in Kornwestheim
beim Hrn. Pfarrer Hahn, seine Rechenmaschine *)

und
*) Man sehe davon den deutschen Merkur nach.
E 2
Den 26ſten Jul.

Heute Vormittags beſah ich die Gegend zwiſchen
Stuttgard und Kanſtatt. Sie ſcheint ein ausgetrock-
netes Sumpfmoor zu ſeyn, doch aber noch kein wahrer
Torf, mehr Kalk und Sand, als Petrolium; man be-
merkt aber eine Menge Wurzeln ꝛc. die zum Theil noch
gruͤn ſind, und da, wo ſie in den Steinbruͤchen der Luft
ausgeſetzt ſind, wieder reviresziren.

Kanſtatt muß einen herrlichen Salzſchatz in ſeinen
Gebuͤrgen haben, es iſt eine Menge mineraliſcher Waſſer
da. Einige warme Quellen im Muͤhlenbach machen,
daß das Waſſer auch im Winter nicht zufriert. Das ei-
gentliche Badwaſſer iſt gut gegen gichteriſche Zufaͤlle
und kontrakte Glieder. Getrunken ſchmeckt es wie Sel-
ter
waſſer. Der Krug koſtet ½. Kreuzer. Es wird ver-
fuͤhrt, ſetzt uͤberall Ocker, und Kalkſinter in den Roͤhren
ab, hat aber einen ſtarken vitriolartigen Nachgeſchmack.
D. Ofterdinger war jetzt hier, der ſonſt in Vayhingen
war, und Zuͤckerten fortgeſetzt hat. Er kannte die
Schlammbaͤder noch nicht (ſ. S. 410. des 1ſten B.).

Man baut hier herum viel Einkorn. Das Wild
ſoll ihm wegen der Stacheln nicht ſo viel Schaden thun,
als andern minder ſtachlichten Cerealibus.

Aufm Ruͤckwege machte ich Bekanntſchaft mit Hrn.
Pfarrer Schuͤtz von Rohracker einem guten Oekono-
men, der viel Obſt, ſonderlich Aprikoſen zieht.

Nachmittags, war ich erſt in Kornweſtheim
beim Hrn. Pfarrer Hahn, ſeine Rechenmaſchine *)

und
*) Man ſehe davon den deutſchen Merkur nach.
E 2
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[67/0105] Den 26ſten Jul. Heute Vormittags beſah ich die Gegend zwiſchen Stuttgard und Kanſtatt. Sie ſcheint ein ausgetrock- netes Sumpfmoor zu ſeyn, doch aber noch kein wahrer Torf, mehr Kalk und Sand, als Petrolium; man be- merkt aber eine Menge Wurzeln ꝛc. die zum Theil noch gruͤn ſind, und da, wo ſie in den Steinbruͤchen der Luft ausgeſetzt ſind, wieder reviresziren. Kanſtatt muß einen herrlichen Salzſchatz in ſeinen Gebuͤrgen haben, es iſt eine Menge mineraliſcher Waſſer da. Einige warme Quellen im Muͤhlenbach machen, daß das Waſſer auch im Winter nicht zufriert. Das ei- gentliche Badwaſſer iſt gut gegen gichteriſche Zufaͤlle und kontrakte Glieder. Getrunken ſchmeckt es wie Sel- terwaſſer. Der Krug koſtet ½. Kreuzer. Es wird ver- fuͤhrt, ſetzt uͤberall Ocker, und Kalkſinter in den Roͤhren ab, hat aber einen ſtarken vitriolartigen Nachgeſchmack. D. Ofterdinger war jetzt hier, der ſonſt in Vayhingen war, und Zuͤckerten fortgeſetzt hat. Er kannte die Schlammbaͤder noch nicht (ſ. S. 410. des 1ſten B.). Man baut hier herum viel Einkorn. Das Wild ſoll ihm wegen der Stacheln nicht ſo viel Schaden thun, als andern minder ſtachlichten Cerealibus. Aufm Ruͤckwege machte ich Bekanntſchaft mit Hrn. Pfarrer Schuͤtz von Rohracker einem guten Oekono- men, der viel Obſt, ſonderlich Aprikoſen zieht. Nachmittags, war ich erſt in Kornweſtheim beim Hrn. Pfarrer Hahn, ſeine Rechenmaſchine *) und *) Man ſehe davon den deutſchen Merkur nach. E 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/105>, abgerufen am 21.11.2024.