Frankenthal -- eine schöne, wohlgebaute Land- stadt. Die dasige Porzellanfabrik liefert viele saubre Sachen. An Weisse übertrift es das Baadener, und an Zeichnung und Farben das Delfter. Man verfer- tigt eine Menge Pagoden -- auch Vögel mit Eiern im Nest. Eine Probe von der Erde bekömmt man nicht. Ein geschlungener Seidenwickler kostet 30. Kreuzer.
Den 12ten Sept.
Heute war ich in
Manheim. Dies ist die glückliche Stadt, die einen Fürsten hat, der Künste und Wissenschaft nicht nur lobt und liebt, nein, der sie auch thätig unterstützt, auf- muntert und belohnt. Wie heist der Verwahrloste, dems hier nicht gefällt? Karl Theodor's Thron, um- ringt von Apoll und den Musen, sei mir gesegnet, drei- mahl gesegnet, du Thron eines Landesvaters! Willkom- men, willkommen, -- Edler unter den deutschen Für- sten! Du, der du den Gelehrten nicht fürs Brod sorgen, den Künstler nicht verhungern lässest! -- Mehr darf man nicht sagen in Deutschland! -- Holland liegt hinter mir. --
Ich säumte nun nicht, alles Merkwürdige des deu[t]- schen Athen's zu besehen, und lies
Das physische und mathematische Kabinet mein Erstes seyn. Hr. Abt Hemmer hat die Aufsicht darü- ber. Es steht in dem Theil des Schlosses, der ganz den Wissenschaften gewidmet ist. Es muß dem grossen Churfürsten viel gekostet haben. Man findet darin viele Nolletsche, viele Englische Maschinen etc. eine zur Be-
rechnung
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Frankenthal — eine ſchoͤne, wohlgebaute Land- ſtadt. Die daſige Porzellanfabrik liefert viele ſaubre Sachen. An Weiſſe uͤbertrift es das Baadener, und an Zeichnung und Farben das Delfter. Man verfer- tigt eine Menge Pagoden — auch Voͤgel mit Eiern im Neſt. Eine Probe von der Erde bekoͤmmt man nicht. Ein geſchlungener Seidenwickler koſtet 30. Kreuzer.
Den 12ten Sept.
Heute war ich in
Manheim. Dies iſt die gluͤckliche Stadt, die einen Fuͤrſten hat, der Kuͤnſte und Wiſſenſchaft nicht nur lobt und liebt, nein, der ſie auch thaͤtig unterſtuͤtzt, auf- muntert und belohnt. Wie heiſt der Verwahrloste, dems hier nicht gefaͤllt? Karl Theodor’s Thron, um- ringt von Apoll und den Muſen, ſei mir geſegnet, drei- mahl geſegnet, du Thron eines Landesvaters! Willkom- men, willkommen, — Edler unter den deutſchen Fuͤr- ſten! Du, der du den Gelehrten nicht fuͤrs Brod ſorgen, den Kuͤnſtler nicht verhungern laͤſſeſt! — Mehr darf man nicht ſagen in Deutſchland! — Holland liegt hinter mir. —
Ich ſaͤumte nun nicht, alles Merkwuͤrdige des deu[t]- ſchen Athen’s zu beſehen, und lies
Das phyſiſche und mathematiſche Kabinet mein Erſtes ſeyn. Hr. Abt Hemmer hat die Aufſicht daruͤ- ber. Es ſteht in dem Theil des Schloſſes, der ganz den Wiſſenſchaften gewidmet iſt. Es muß dem groſſen Churfuͤrſten viel gekoſtet haben. Man findet darin viele Nolletſche, viele Engliſche Maſchinen ꝛc. eine zur Be-
rechnung
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Frankenthal — eine ſchoͤne, wohlgebaute Land-
ſtadt. Die daſige Porzellanfabrik liefert viele ſaubre
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an Zeichnung und Farben das Delfter. Man verfer-
tigt eine Menge Pagoden — auch Voͤgel mit Eiern
im Neſt. Eine Probe von der Erde bekoͤmmt man nicht.
Ein geſchlungener Seidenwickler koſtet 30. Kreuzer.
Den 12ten Sept.
Heute war ich in
Manheim. Dies iſt die gluͤckliche Stadt, die
einen Fuͤrſten hat, der Kuͤnſte und Wiſſenſchaft nicht nur
lobt und liebt, nein, der ſie auch thaͤtig unterſtuͤtzt, auf-
muntert und belohnt. Wie heiſt der Verwahrloste,
dems hier nicht gefaͤllt? Karl Theodor’s Thron, um-
ringt von Apoll und den Muſen, ſei mir geſegnet, drei-
mahl geſegnet, du Thron eines Landesvaters! Willkom-
men, willkommen, — Edler unter den deutſchen Fuͤr-
ſten! Du, der du den Gelehrten nicht fuͤrs Brod ſorgen,
den Kuͤnſtler nicht verhungern laͤſſeſt! — Mehr darf
man nicht ſagen in Deutſchland! — Holland liegt
hinter mir. —
Ich ſaͤumte nun nicht, alles Merkwuͤrdige des deut-
ſchen Athen’s zu beſehen, und lies
Das phyſiſche und mathematiſche Kabinet mein
Erſtes ſeyn. Hr. Abt Hemmer hat die Aufſicht daruͤ-
ber. Es ſteht in dem Theil des Schloſſes, der ganz
den Wiſſenſchaften gewidmet iſt. Es muß dem groſſen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/653>, abgerufen am 21.11.2024.
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