Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Bemerkungen.

Die Holländer lieben ihren Thee so sehr, daß sie
auch aufm Schiff, das nur von einer Stadt zur andern
geht, kochen. -- Zu ihrem Tobak trinken sie rothen
Wein.

Perucken sind hier im Lande so gewöhnlich, daß sie
auch von kleinen Kindern getragen werden. Die Klei-
der sind meistens entweder schwarz oder blau. -- Kauf-
leute auf den Komtoirs, wickeln über den Aufschlag aus
Sparsamkeit ein Stück Flor, damit das Kleid nicht abge-
rieben wird. -- Die Kleidung der Friesländer ist von
der übrigen sehr verschieden.

Den 22sten Aug.

Heute besucht' ich gleich den

Botanischen Garten, -- den man hier den
Stadts Tuyn onder de Linden nennt. Ich fand
ihn ziemlich gros, schön eingerichtet und wohl versehen.
Doch sind die Namen noch gröstentheils wachendor-
f
isch. Neuhaus, ein feister Mann, ist Prof. der Bo-
tanik hier. Ich fand darin: 1) Basella americana,
aus deren schwarzen Früchten die Indianer eine schwarze
Dinte machen. 2) Caffee, aus eigenen Früchten ge-
zogen. 3) Myrtis odor. deren Blätter einen herrli-
chen Caneelgeruch von sich geben. 4) Die Japanesi-
sche Palme,
mit ihren rauhen Blättern, wovon der
Palmwein gemacht wird. 5) Palma Chamaerops.
die hier und sonst noch nirgends im Lande geblüht hat.
6) Polypodium americanum, -- Das Gelbe, was
man auf den Blättern sieht, -- sei's nun Blüte oder

schon
Bemerkungen.

Die Hollaͤnder lieben ihren Thee ſo ſehr, daß ſie
auch aufm Schiff, das nur von einer Stadt zur andern
geht, kochen. — Zu ihrem Tobak trinken ſie rothen
Wein.

Perucken ſind hier im Lande ſo gewoͤhnlich, daß ſie
auch von kleinen Kindern getragen werden. Die Klei-
der ſind meiſtens entweder ſchwarz oder blau. — Kauf-
leute auf den Komtoirs, wickeln uͤber den Aufſchlag aus
Sparſamkeit ein Stuͤck Flor, damit das Kleid nicht abge-
rieben wird. — Die Kleidung der Frieslaͤnder iſt von
der uͤbrigen ſehr verſchieden.

Den 22ſten Aug.

Heute beſucht’ ich gleich den

Botaniſchen Garten, — den man hier den
Stadts Tuyn onder de Linden nennt. Ich fand
ihn ziemlich gros, ſchoͤn eingerichtet und wohl verſehen.
Doch ſind die Namen noch groͤſtentheils wachendor-
f
iſch. Neuhaus, ein feiſter Mann, iſt Prof. der Bo-
tanik hier. Ich fand darin: 1) Baſella americana,
aus deren ſchwarzen Fruͤchten die Indianer eine ſchwarze
Dinte machen. 2) Caffee, aus eigenen Fruͤchten ge-
zogen. 3) Myrtis odor. deren Blaͤtter einen herrli-
chen Caneelgeruch von ſich geben. 4) Die Japaneſi-
ſche Palme,
mit ihren rauhen Blaͤttern, wovon der
Palmwein gemacht wird. 5) Palma Chamaerops.
die hier und ſonſt noch nirgends im Lande gebluͤht hat.
6) Polypodium americanum, — Das Gelbe, was
man auf den Blaͤttern ſieht, — ſei’s nun Bluͤte oder

ſchon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0615" n="591"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Bemerkungen.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Holla&#x0364;nder lieben ihren <hi rendition="#fr">Thee</hi> &#x017F;o &#x017F;ehr, daß &#x017F;ie<lb/>
auch aufm Schiff, das nur von einer Stadt zur andern<lb/>
geht, kochen. &#x2014; Zu ihrem Tobak trinken &#x017F;ie rothen<lb/>
Wein.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Perucken</hi> &#x017F;ind hier im Lande &#x017F;o gewo&#x0364;hnlich, daß &#x017F;ie<lb/>
auch von kleinen Kindern getragen werden. Die Klei-<lb/>
der &#x017F;ind mei&#x017F;tens entweder &#x017F;chwarz oder blau. &#x2014; Kauf-<lb/>
leute auf den Komtoirs, wickeln u&#x0364;ber den Auf&#x017F;chlag aus<lb/>
Spar&#x017F;amkeit ein Stu&#x0364;ck Flor, damit das Kleid nicht abge-<lb/>
rieben wird. &#x2014; Die Kleidung der <hi rendition="#fr">Friesla&#x0364;nder</hi> i&#x017F;t von<lb/>
der u&#x0364;brigen &#x017F;ehr ver&#x017F;chieden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Den 22&#x017F;ten Aug.</head><lb/>
            <p>Heute be&#x017F;ucht&#x2019; ich gleich den</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Botani&#x017F;chen Garten,</hi> &#x2014; den man hier den<lb/><hi rendition="#aq">Stadts Tuyn onder de Linden</hi> nennt. Ich fand<lb/>
ihn ziemlich gros, &#x017F;cho&#x0364;n eingerichtet und wohl ver&#x017F;ehen.<lb/>
Doch &#x017F;ind die Namen noch gro&#x0364;&#x017F;tentheils <hi rendition="#fr">wachendor-<lb/>
f</hi>i&#x017F;ch. <hi rendition="#fr">Neuhaus,</hi> ein fei&#x017F;ter Mann, i&#x017F;t Prof. der Bo-<lb/>
tanik hier. Ich fand darin: 1) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ba&#x017F;ella americana</hi>,</hi><lb/>
aus deren &#x017F;chwarzen Fru&#x0364;chten die Indianer eine &#x017F;chwarze<lb/>
Dinte machen. 2) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Caffee</hi>,</hi> aus eigenen Fru&#x0364;chten ge-<lb/>
zogen. 3) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Myrtis odor.</hi></hi> deren Bla&#x0364;tter einen herrli-<lb/>
chen Caneelgeruch von &#x017F;ich geben. 4) Die <hi rendition="#fr">Japane&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;che Palme,</hi> mit ihren rauhen Bla&#x0364;ttern, wovon der<lb/>
Palmwein gemacht wird. 5) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Palma Chamaerops.</hi></hi><lb/>
die hier und &#x017F;on&#x017F;t noch nirgends im Lande geblu&#x0364;ht hat.<lb/>
6) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Polypodium americanum</hi>,</hi> &#x2014; Das Gelbe, was<lb/>
man auf den Bla&#x0364;ttern &#x017F;ieht, &#x2014; &#x017F;ei&#x2019;s nun Blu&#x0364;te oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chon</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[591/0615] Bemerkungen. Die Hollaͤnder lieben ihren Thee ſo ſehr, daß ſie auch aufm Schiff, das nur von einer Stadt zur andern geht, kochen. — Zu ihrem Tobak trinken ſie rothen Wein. Perucken ſind hier im Lande ſo gewoͤhnlich, daß ſie auch von kleinen Kindern getragen werden. Die Klei- der ſind meiſtens entweder ſchwarz oder blau. — Kauf- leute auf den Komtoirs, wickeln uͤber den Aufſchlag aus Sparſamkeit ein Stuͤck Flor, damit das Kleid nicht abge- rieben wird. — Die Kleidung der Frieslaͤnder iſt von der uͤbrigen ſehr verſchieden. Den 22ſten Aug. Heute beſucht’ ich gleich den Botaniſchen Garten, — den man hier den Stadts Tuyn onder de Linden nennt. Ich fand ihn ziemlich gros, ſchoͤn eingerichtet und wohl verſehen. Doch ſind die Namen noch groͤſtentheils wachendor- fiſch. Neuhaus, ein feiſter Mann, iſt Prof. der Bo- tanik hier. Ich fand darin: 1) Baſella americana, aus deren ſchwarzen Fruͤchten die Indianer eine ſchwarze Dinte machen. 2) Caffee, aus eigenen Fruͤchten ge- zogen. 3) Myrtis odor. deren Blaͤtter einen herrli- chen Caneelgeruch von ſich geben. 4) Die Japaneſi- ſche Palme, mit ihren rauhen Blaͤttern, wovon der Palmwein gemacht wird. 5) Palma Chamaerops. die hier und ſonſt noch nirgends im Lande gebluͤht hat. 6) Polypodium americanum, — Das Gelbe, was man auf den Blaͤttern ſieht, — ſei’s nun Bluͤte oder ſchon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/615
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/615>, abgerufen am 21.11.2024.