Die Maschine hat 8. Sägen, und zieht den Baum im- mer selber nach sich. Man kann so viel Sägen gehen lassen, als man will, und eben so auch die Dicke der Breter sehr leicht bestimmen. Ist der Wind sehr schwach; so geht die Maschine nicht. Kommt er aber nur nicht von der rechten Seite, so ist zu oberst eine Einrichtung, daß man die ganze Mühle am Kopf drehen kan. Eine Achse, die auf vielen Rollen liegt, dreht ein Rad, und das Rad dreht den Baum, an dem die Flügel sind. Steigt man bis hinauf, so hat man oben eine liebliche Aussicht. Den Schmutz von den Händen reiben die Leute mit dem feinen Sägemehl ab.
Bemerkungen.
Eine Probe von der Verachtung, womit in grossen und reichen Städten unser heiliges Christenthum belegt wird, ist folgendes. Eine schlechte Gasse in der Stadt, wo lauter liederliche Weibspersonen wohnen, heist: der süsse Jesus Steg. -- Wie erschrecklich weit geht der Leichtsinn und der Undank!
Den 19ten Aug.
Das Wichtigste von dem, was mich heute beschäftig- te, war, weil einige Bestellungen wieder kontremandirt wurden, die
Bibliothek des Sgr. Crevenna, eines sehr reichen italiänischen Kaufmanns. Er spricht nur fran- zösisch und italiänisch, und hat eine Bibliothek für sein Vergnügen aus allen Fächern der Gelehrsamkeit ge- sammelt. Ich sah die Naturgeschichte und die klassi-
schen
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Die Maſchine hat 8. Saͤgen, und zieht den Baum im- mer ſelber nach ſich. Man kann ſo viel Saͤgen gehen laſſen, als man will, und eben ſo auch die Dicke der Breter ſehr leicht beſtimmen. Iſt der Wind ſehr ſchwach; ſo geht die Maſchine nicht. Kommt er aber nur nicht von der rechten Seite, ſo iſt zu oberſt eine Einrichtung, daß man die ganze Muͤhle am Kopf drehen kan. Eine Achſe, die auf vielen Rollen liegt, dreht ein Rad, und das Rad dreht den Baum, an dem die Fluͤgel ſind. Steigt man bis hinauf, ſo hat man oben eine liebliche Ausſicht. Den Schmutz von den Haͤnden reiben die Leute mit dem feinen Saͤgemehl ab.
Bemerkungen.
Eine Probe von der Verachtung, womit in groſſen und reichen Staͤdten unſer heiliges Chriſtenthum belegt wird, iſt folgendes. Eine ſchlechte Gaſſe in der Stadt, wo lauter liederliche Weibsperſonen wohnen, heiſt: der ſuͤſſe Jeſus Steg. — Wie erſchrecklich weit geht der Leichtſinn und der Undank!
Den 19ten Aug.
Das Wichtigſte von dem, was mich heute beſchaͤftig- te, war, weil einige Beſtellungen wieder kontremandirt wurden, die
Bibliothek des Sgr. Crevenna, eines ſehr reichen italiaͤniſchen Kaufmanns. Er ſpricht nur fran- zoͤſiſch und italiaͤniſch, und hat eine Bibliothek fuͤr ſein Vergnuͤgen aus allen Faͤchern der Gelehrſamkeit ge- ſammelt. Ich ſah die Naturgeſchichte und die klaſſi-
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Die Maſchine hat 8. Saͤgen, und zieht den Baum im-
mer ſelber nach ſich. Man kann ſo viel Saͤgen gehen
laſſen, als man will, und eben ſo auch die Dicke der
Breter ſehr leicht beſtimmen. Iſt der Wind ſehr ſchwach;
ſo geht die Maſchine nicht. Kommt er aber nur nicht
von der rechten Seite, ſo iſt zu oberſt eine Einrichtung,
daß man die ganze Muͤhle am Kopf drehen kan. Eine
Achſe, die auf vielen Rollen liegt, dreht ein Rad, und das
Rad dreht den Baum, an dem die Fluͤgel ſind. Steigt
man bis hinauf, ſo hat man oben eine liebliche Ausſicht.
Den Schmutz von den Haͤnden reiben die Leute mit dem
feinen Saͤgemehl ab.
Bemerkungen.
Eine Probe von der Verachtung, womit in groſſen
und reichen Staͤdten unſer heiliges Chriſtenthum belegt
wird, iſt folgendes. Eine ſchlechte Gaſſe in der Stadt,
wo lauter liederliche Weibsperſonen wohnen, heiſt: der
ſuͤſſe Jeſus Steg. — Wie erſchrecklich weit geht der
Leichtſinn und der Undank!
Den 19ten Aug.
Das Wichtigſte von dem, was mich heute beſchaͤftig-
te, war, weil einige Beſtellungen wieder kontremandirt
wurden, die
Bibliothek des Sgr. Crevenna, eines ſehr
reichen italiaͤniſchen Kaufmanns. Er ſpricht nur fran-
zoͤſiſch und italiaͤniſch, und hat eine Bibliothek fuͤr
ſein Vergnuͤgen aus allen Faͤchern der Gelehrſamkeit ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/609>, abgerufen am 21.11.2024.
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