senschaften hold sind, und jeden umarmen, der eben so denkt und lebt? Von diesem Manne ging ich noch zuletzt für heute in den
Blumengarten des Myn Heer Kreeps, ei- nes berühmten Gärtners, der auch Kommissionen nach Karlsruhe hat. Ich fand alles eben so, wie bei van Campen. Ein grosses mit Zwiebeln 5. Etagen über- einander angefülltes Magazin. Man packte eben grosse Kisten nach Engelland ein, und nimmt das graue Zu- ckerpapier darzu. Vor einiger Zeit war der Prinz Statt- halter mit seiner Familie hier, Kreepsens Vater lebte noch, freute sich, sührte die vornehmen Beschauer herum, und sank mit einmahl hinter sich todt zu den Füssen des Prinzen nieder. So überschleicht der Tod den Menschen im Blumengefilde, und scheucht den Prinzen weg, wenn er sich ergötzen will. -- Kreeps hat einen Onkel in Mühlburg bei Sr. Durchl. dem Pr. Wilh. Ludwig. -- Ich fand bei ihm mehr gelbe Blumen, als bei jenem.
Bemerkungen.
In Hatlem wird alle Nacht von 9. bis halb 10. Uhr mit einer silbernen Glocke zum Andenken der Erret- tung von den Spaniern geläutet. Auch ist die Stadt Nachts mit Laternen erleuchtet.
Reise nach Amsterdam.
Den 9ten Aug.
Man rechnet den Weg an die 4. Stunden, und auf dem Schiffe zahlt die Person 6. Stüber. Dafür fährt man einen auf dem schönsten Wege der grossen Stadt ent-
gegen.
ſenſchaften hold ſind, und jeden umarmen, der eben ſo denkt und lebt? Von dieſem Manne ging ich noch zuletzt fuͤr heute in den
Blumengarten des Myn Heer Kreeps, ei- nes beruͤhmten Gaͤrtners, der auch Kommiſſionen nach Karlsruhe hat. Ich fand alles eben ſo, wie bei van Campen. Ein groſſes mit Zwiebeln 5. Etagen uͤber- einander angefuͤlltes Magazin. Man packte eben groſſe Kiſten nach Engelland ein, und nimmt das graue Zu- ckerpapier darzu. Vor einiger Zeit war der Prinz Statt- halter mit ſeiner Familie hier, Kreepſens Vater lebte noch, freute ſich, ſuͤhrte die vornehmen Beſchauer herum, und ſank mit einmahl hinter ſich todt zu den Fuͤſſen des Prinzen nieder. So uͤberſchleicht der Tod den Menſchen im Blumengefilde, und ſcheucht den Prinzen weg, wenn er ſich ergoͤtzen will. — Kreeps hat einen Onkel in Muͤhlburg bei Sr. Durchl. dem Pr. Wilh. Ludwig. — Ich fand bei ihm mehr gelbe Blumen, als bei jenem.
Bemerkungen.
In Hatlem wird alle Nacht von 9. bis halb 10. Uhr mit einer ſilbernen Glocke zum Andenken der Erret- tung von den Spaniern gelaͤutet. Auch iſt die Stadt Nachts mit Laternen erleuchtet.
Reiſe nach Amſterdam.
Den 9ten Aug.
Man rechnet den Weg an die 4. Stunden, und auf dem Schiffe zahlt die Perſon 6. Stuͤber. Dafuͤr faͤhrt man einen auf dem ſchoͤnſten Wege der groſſen Stadt ent-
gegen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0566"n="542"/>ſenſchaften hold ſind, und jeden umarmen, der eben ſo<lb/>
denkt und lebt? Von dieſem Manne ging ich noch zuletzt<lb/>
fuͤr heute in den</p><lb/><p><hirendition="#fr">Blumengarten</hi> des Myn Heer <hirendition="#fr">Kreeps,</hi> ei-<lb/>
nes beruͤhmten Gaͤrtners, der auch Kommiſſionen nach<lb/><hirendition="#fr">Karlsruhe</hi> hat. Ich fand alles eben ſo, wie bei <hirendition="#fr">van<lb/>
Campen.</hi> Ein groſſes mit Zwiebeln 5. Etagen uͤber-<lb/>
einander angefuͤlltes Magazin. Man packte eben groſſe<lb/>
Kiſten nach <hirendition="#fr">Engelland</hi> ein, und nimmt das graue Zu-<lb/>
ckerpapier darzu. Vor einiger Zeit war der Prinz Statt-<lb/>
halter mit ſeiner Familie hier, <hirendition="#fr">Kreepſens</hi> Vater lebte<lb/>
noch, freute ſich, ſuͤhrte die vornehmen Beſchauer herum,<lb/>
und ſank mit einmahl hinter ſich todt zu den Fuͤſſen des<lb/>
Prinzen nieder. So uͤberſchleicht der Tod den Menſchen<lb/>
im Blumengefilde, und ſcheucht den Prinzen weg, wenn<lb/>
er ſich ergoͤtzen will. —<hirendition="#fr">Kreeps</hi> hat einen Onkel in<lb/><hirendition="#fr">Muͤhlburg</hi> bei Sr. Durchl. dem Pr. <hirendition="#fr">Wilh. Ludwig.</hi><lb/>— Ich fand bei ihm mehr gelbe Blumen, als bei jenem.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#fr">Bemerkungen.</hi></head><lb/><p>In <hirendition="#fr">Hatlem</hi> wird alle Nacht von 9. bis halb 10. Uhr<lb/>
mit einer <hirendition="#fr">ſilbernen Glocke</hi> zum Andenken der Erret-<lb/>
tung von den Spaniern gelaͤutet. Auch iſt die Stadt<lb/>
Nachts mit Laternen erleuchtet.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Reiſe</hi> nach <hirendition="#fr">Amſterdam.</hi></head><lb/><divn="3"><head>Den 9ten Aug.</head><lb/><p>Man rechnet den Weg an die 4. Stunden, und auf<lb/>
dem Schiffe zahlt die Perſon 6. Stuͤber. Dafuͤr faͤhrt<lb/>
man einen auf dem ſchoͤnſten Wege der groſſen Stadt ent-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gegen.</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[542/0566]
ſenſchaften hold ſind, und jeden umarmen, der eben ſo
denkt und lebt? Von dieſem Manne ging ich noch zuletzt
fuͤr heute in den
Blumengarten des Myn Heer Kreeps, ei-
nes beruͤhmten Gaͤrtners, der auch Kommiſſionen nach
Karlsruhe hat. Ich fand alles eben ſo, wie bei van
Campen. Ein groſſes mit Zwiebeln 5. Etagen uͤber-
einander angefuͤlltes Magazin. Man packte eben groſſe
Kiſten nach Engelland ein, und nimmt das graue Zu-
ckerpapier darzu. Vor einiger Zeit war der Prinz Statt-
halter mit ſeiner Familie hier, Kreepſens Vater lebte
noch, freute ſich, ſuͤhrte die vornehmen Beſchauer herum,
und ſank mit einmahl hinter ſich todt zu den Fuͤſſen des
Prinzen nieder. So uͤberſchleicht der Tod den Menſchen
im Blumengefilde, und ſcheucht den Prinzen weg, wenn
er ſich ergoͤtzen will. — Kreeps hat einen Onkel in
Muͤhlburg bei Sr. Durchl. dem Pr. Wilh. Ludwig.
— Ich fand bei ihm mehr gelbe Blumen, als bei jenem.
Bemerkungen.
In Hatlem wird alle Nacht von 9. bis halb 10. Uhr
mit einer ſilbernen Glocke zum Andenken der Erret-
tung von den Spaniern gelaͤutet. Auch iſt die Stadt
Nachts mit Laternen erleuchtet.
Reiſe nach Amſterdam.
Den 9ten Aug.
Man rechnet den Weg an die 4. Stunden, und auf
dem Schiffe zahlt die Perſon 6. Stuͤber. Dafuͤr faͤhrt
man einen auf dem ſchoͤnſten Wege der groſſen Stadt ent-
gegen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/566>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.