sie kommen, erscheinen, wirken, zeigen, daß sie von Gott sind, und schweben wieder empor gen Himmel!
Den 7ten Aug.
Heute Vormittags machte ich die
Reise nach Harlem.
Man rechnet nur 4. Stunden bis dahin, aber in Deutschland wärens wenigstens sechse. Jede Person zahlt 13. Stüber, davon bekommen die Städte Leyden und Harlem, und das Land dafür, daß das Pferd ne- denher im Sande waten darf, allemahl 6. Stüber. Das übrige gehört der Gesellschaft, die das Schiff und die Pferde dazu hält. Der Kanal ist nicht so mit Wasser- linsen überwachsen wie die andern, sondern hat meist kla- res, helles Wasser, die Nymphaea, mit ihren gelben Blumen und langen Stielen aber wächst so häufig darin, daß das Schiff oft Mühe hat, über die Verwachsungen hinüber zu kommen. In den Kiel des Schiffs dringt doch immer Wasser ein. Man hat deswegen vorne eine Oefnung, und eine kleine Pumpe, wodurch mans von Zeit zu Zeit auspumpt. Wir passirten
Catwock ein edelmännisches Dorf nahe an der Nordsee. Von da sieht man beständig die grossen Sand- dünen voller Hasen und Kaninchen, die das platte Land hinablaufen.
Harlem selber, empfiehlt sich beim ersten Anblick nicht sonderlich. Und in der That, ists auch die schlech- teste unter allen holländischen Städten. Mir kamen die
Leute
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ſie kommen, erſcheinen, wirken, zeigen, daß ſie von Gott ſind, und ſchweben wieder empor gen Himmel!
Den 7ten Aug.
Heute Vormittags machte ich die
Reiſe nach Harlem.
Man rechnet nur 4. Stunden bis dahin, aber in Deutſchland waͤrens wenigſtens ſechſe. Jede Perſon zahlt 13. Stuͤber, davon bekommen die Staͤdte Leyden und Harlem, und das Land dafuͤr, daß das Pferd ne- denher im Sande waten darf, allemahl 6. Stuͤber. Das uͤbrige gehoͤrt der Geſellſchaft, die das Schiff und die Pferde dazu haͤlt. Der Kanal iſt nicht ſo mit Waſſer- linſen uͤberwachſen wie die andern, ſondern hat meiſt kla- res, helles Waſſer, die Nymphaea, mit ihren gelben Blumen und langen Stielen aber waͤchſt ſo haͤufig darin, daß das Schiff oft Muͤhe hat, uͤber die Verwachſungen hinuͤber zu kommen. In den Kiel des Schiffs dringt doch immer Waſſer ein. Man hat deswegen vorne eine Oefnung, und eine kleine Pumpe, wodurch mans von Zeit zu Zeit auspumpt. Wir paſſirten
Catwock ein edelmaͤnniſches Dorf nahe an der Nordſee. Von da ſieht man beſtaͤndig die groſſen Sand- duͤnen voller Haſen und Kaninchen, die das platte Land hinablaufen.
Harlem ſelber, empfiehlt ſich beim erſten Anblick nicht ſonderlich. Und in der That, iſts auch die ſchlech- teſte unter allen hollaͤndiſchen Staͤdten. Mir kamen die
Leute
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ſie kommen, erſcheinen, wirken, zeigen, daß ſie von
Gott ſind, und ſchweben wieder empor gen Himmel!
Den 7ten Aug.
Heute Vormittags machte ich die
Reiſe nach Harlem.
Man rechnet nur 4. Stunden bis dahin, aber in
Deutſchland waͤrens wenigſtens ſechſe. Jede Perſon
zahlt 13. Stuͤber, davon bekommen die Staͤdte Leyden
und Harlem, und das Land dafuͤr, daß das Pferd ne-
denher im Sande waten darf, allemahl 6. Stuͤber. Das
uͤbrige gehoͤrt der Geſellſchaft, die das Schiff und die
Pferde dazu haͤlt. Der Kanal iſt nicht ſo mit Waſſer-
linſen uͤberwachſen wie die andern, ſondern hat meiſt kla-
res, helles Waſſer, die Nymphaea, mit ihren gelben
Blumen und langen Stielen aber waͤchſt ſo haͤufig darin,
daß das Schiff oft Muͤhe hat, uͤber die Verwachſungen
hinuͤber zu kommen. In den Kiel des Schiffs dringt
doch immer Waſſer ein. Man hat deswegen vorne eine
Oefnung, und eine kleine Pumpe, wodurch mans von
Zeit zu Zeit auspumpt. Wir paſſirten
Catwock ein edelmaͤnniſches Dorf nahe an der
Nordſee. Von da ſieht man beſtaͤndig die groſſen Sand-
duͤnen voller Haſen und Kaninchen, die das platte Land
hinablaufen.
Harlem ſelber, empfiehlt ſich beim erſten Anblick
nicht ſonderlich. Und in der That, iſts auch die ſchlech-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/555>, abgerufen am 21.12.2024.
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