Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.Bemerkungen. Dem vielen Waschen und Putzen in Holland Das Thee- und Kaffetrinken ist bei den Bedien- Noch bei Tische stopft der Holländer seine Pfeife. Bei den Herrschaften sind die deutschen Bedienten und *) Sobald es in Holland geregnet hat, schütten die
Mägde, -- die, im Vorbeigehen gesagt, beständig, selbst bei ihrer Arbeit, Reifröcke tragen, -- Wasser auf die Haustreppe und aufs Pflaster vorm Hause, und waschen nun das Wasser mit Wasser weg. Ue- berhaupt ist in Holland ein ewiges Scheuern und Pu- tzen. Die Vorderseiten und Fenster der Häuser wer- den oft mit Sprützen besprützt und solchergestalt ge- reinigt. Alle Jahr streicht man das Holzwerk, als Thüren, Fensterladen etc. mit neuer Oelfarbe an: daher der Aufwand an Farben und Oel dort sehr gros ist. Kurz, alles ist dort nett und reinlich, nur mei- stens der Hausherr nicht in seinem schmutzigen Japon oder Schlafrock. Herausgeber. Bemerkungen. Dem vielen Waſchen und Putzen in Holland Das Thee- und Kaffetrinken iſt bei den Bedien- Noch bei Tiſche ſtopft der Hollaͤnder ſeine Pfeife. Bei den Herrſchaften ſind die deutſchen Bedienten und *) Sobald es in Holland geregnet hat, ſchuͤtten die
Maͤgde, — die, im Vorbeigehen geſagt, beſtaͤndig, ſelbſt bei ihrer Arbeit, Reifroͤcke tragen, — Waſſer auf die Haustreppe und aufs Pflaſter vorm Hauſe, und waſchen nun das Waſſer mit Waſſer weg. Ue- berhaupt iſt in Holland ein ewiges Scheuern und Pu- tzen. Die Vorderſeiten und Fenſter der Haͤuſer wer- den oft mit Spruͤtzen beſpruͤtzt und ſolchergeſtalt ge- reinigt. Alle Jahr ſtreicht man das Holzwerk, als Thuͤren, Fenſterladen ꝛc. mit neuer Oelfarbe an: daher der Aufwand an Farben und Oel dort ſehr gros iſt. Kurz, alles iſt dort nett und reinlich, nur mei- ſtens der Hausherr nicht in ſeinem ſchmutzigen Japon oder Schlafrock. Herausgeber. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0538" n="514"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#fr">Bemerkungen.</hi> </head><lb/> <p>Dem vielen <hi rendition="#fr">Waſchen</hi> und <hi rendition="#fr">Putzen</hi> in <hi rendition="#fr">Holland</hi><lb/> gibt man die feuchte Luft, wodurch gleich alles ſchimlicht<lb/> wird, ſchuld. Das Waſſer, das die Hollaͤnder ſelbſt<lb/> uͤberall hinbringen, wird wieder ſorgfaͤltig weggenommen.<lb/> In manchen Haͤuſern faͤllt man aber damit ins Laͤcher-<lb/> liche <note place="foot" n="*)">Sobald es in <hi rendition="#fr">Holland</hi> geregnet hat, ſchuͤtten die<lb/> Maͤgde, — die, im Vorbeigehen geſagt, beſtaͤndig,<lb/> ſelbſt bei ihrer Arbeit, Reifroͤcke tragen, — Waſſer<lb/> auf die Haustreppe und aufs Pflaſter vorm Hauſe,<lb/> und waſchen nun das Waſſer mit <hi rendition="#fr">Waſſer</hi> weg. Ue-<lb/> berhaupt iſt in <hi rendition="#fr">Holland</hi> ein ewiges Scheuern und Pu-<lb/> tzen. Die Vorderſeiten und Fenſter der Haͤuſer wer-<lb/> den oft mit Spruͤtzen beſpruͤtzt und ſolchergeſtalt ge-<lb/> reinigt. Alle Jahr ſtreicht man das Holzwerk,<lb/> als Thuͤren, Fenſterladen ꝛc. mit neuer Oelfarbe an:<lb/> daher der Aufwand an Farben und Oel dort ſehr gros<lb/> iſt. Kurz, alles iſt dort nett und reinlich, nur mei-<lb/> ſtens der Hausherr nicht in ſeinem ſchmutzigen <hi rendition="#aq">Japon</hi><lb/> oder Schlafrock.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note>.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">Thee-</hi> und <hi rendition="#fr">Kaffetrinken</hi> iſt bei den Bedien-<lb/> ten und geringſten Leuten ſehr ſtark Mode. Alle aber ſe-<lb/> hen ſehr blaß aus.</p><lb/> <p>Noch bei Tiſche ſtopft der Hollaͤnder ſeine <hi rendition="#fr">Pfeife.</hi><lb/> Er raucht faſt immer aus neuen. Die Pfeifen bezahlt<lb/> man in den Aubergen gar nicht.</p><lb/> <p>Bei den Herrſchaften ſind die <hi rendition="#fr">deutſchen</hi> Bedienten<lb/> ſehr geliebt. Aber die Hollaͤnder haſſen ſie deswegen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [514/0538]
Bemerkungen.
Dem vielen Waſchen und Putzen in Holland
gibt man die feuchte Luft, wodurch gleich alles ſchimlicht
wird, ſchuld. Das Waſſer, das die Hollaͤnder ſelbſt
uͤberall hinbringen, wird wieder ſorgfaͤltig weggenommen.
In manchen Haͤuſern faͤllt man aber damit ins Laͤcher-
liche *).
Das Thee- und Kaffetrinken iſt bei den Bedien-
ten und geringſten Leuten ſehr ſtark Mode. Alle aber ſe-
hen ſehr blaß aus.
Noch bei Tiſche ſtopft der Hollaͤnder ſeine Pfeife.
Er raucht faſt immer aus neuen. Die Pfeifen bezahlt
man in den Aubergen gar nicht.
Bei den Herrſchaften ſind die deutſchen Bedienten
ſehr geliebt. Aber die Hollaͤnder haſſen ſie deswegen
und
*) Sobald es in Holland geregnet hat, ſchuͤtten die
Maͤgde, — die, im Vorbeigehen geſagt, beſtaͤndig,
ſelbſt bei ihrer Arbeit, Reifroͤcke tragen, — Waſſer
auf die Haustreppe und aufs Pflaſter vorm Hauſe,
und waſchen nun das Waſſer mit Waſſer weg. Ue-
berhaupt iſt in Holland ein ewiges Scheuern und Pu-
tzen. Die Vorderſeiten und Fenſter der Haͤuſer wer-
den oft mit Spruͤtzen beſpruͤtzt und ſolchergeſtalt ge-
reinigt. Alle Jahr ſtreicht man das Holzwerk,
als Thuͤren, Fenſterladen ꝛc. mit neuer Oelfarbe an:
daher der Aufwand an Farben und Oel dort ſehr gros
iſt. Kurz, alles iſt dort nett und reinlich, nur mei-
ſtens der Hausherr nicht in ſeinem ſchmutzigen Japon
oder Schlafrock.
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Zitationshilfe: | Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/538>, abgerufen am 25.02.2025. |