kapitain, der war ein homo quadratus! Zwölf Pari- ser hätt' er wie Mücken weggeschleudert. Auch Weibs- personen findet man hier, wie Bäume so groß, und da- bei starkgliedrig. Der kältere Himmelsstrich, die Ent- fernung vom Luxus, die frühe Angewöhnung zur Arbeit, machen den Körper fest und dauerhaft.
Die Reinlichkeit der Holländer geht erstaunend weit. Oft weis man nicht, wo man hinspucken soll. Sie ge- ben einem gleich ihr Quispedoordje (Spuknäpfchen) *). Kommt man mit dem nassen Regenschirm nach Hause, so nimmt ihn die Aufwärterin einem gleich ab, und trock- net ihn in einer schlechten Stube. In mein Zimmer durft' ich ihn nicht mitnehmen. **)
Den 30sten Jul.
Dieser Morgen war beim allerhäslichsten Regenwet- ter dazu bestimmt, die Empfehlungsschreiben, die ich von
Paris
*)Holberg sagt daher wohl mit Recht von der Reinlich- keit dieser amphibischen Nation: Die Häuser der Hol- länder sind aus lauter Reinlichkeit schmutzig. Sie speien nicht auf den Fußboden, besetzen aber die Ti- sche mit Spucknäpfchen. -- Diesen ekelhaften Ge- brauch unterlassen sie auch nicht bei Tische, wenn gleich Frauenzimmer oder Fremde zugegen sind, oder die Speisen noch auf dem Tische stehen. Mit Ver- lust seines Appetits erfuhr dies auch der Herausgeber.
**) Mit Stiefeln über die Schwelle eines Holländers zu kommen, würde für die gröste Unhöflichkeit gehalten werden. Herausgeber.
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kapitain, der war ein homo quadratus! Zwoͤlf Pari- ſer haͤtt’ er wie Muͤcken weggeſchleudert. Auch Weibs- perſonen findet man hier, wie Baͤume ſo groß, und da- bei ſtarkgliedrig. Der kaͤltere Himmelsſtrich, die Ent- fernung vom Luxus, die fruͤhe Angewoͤhnung zur Arbeit, machen den Koͤrper feſt und dauerhaft.
Die Reinlichkeit der Hollaͤnder geht erſtaunend weit. Oft weis man nicht, wo man hinſpucken ſoll. Sie ge- ben einem gleich ihr Quispedoordje (Spuknaͤpfchen) *). Kommt man mit dem naſſen Regenſchirm nach Hauſe, ſo nimmt ihn die Aufwaͤrterin einem gleich ab, und trock- net ihn in einer ſchlechten Stube. In mein Zimmer durft’ ich ihn nicht mitnehmen. **)
Den 30ſten Jul.
Dieſer Morgen war beim allerhaͤslichſten Regenwet- ter dazu beſtimmt, die Empfehlungsſchreiben, die ich von
Paris
*)Holberg ſagt daher wohl mit Recht von der Reinlich- keit dieſer amphibiſchen Nation: Die Haͤuſer der Hol- laͤnder ſind aus lauter Reinlichkeit ſchmutzig. Sie ſpeien nicht auf den Fußboden, beſetzen aber die Ti- ſche mit Spucknaͤpfchen. — Dieſen ekelhaften Ge- brauch unterlaſſen ſie auch nicht bei Tiſche, wenn gleich Frauenzimmer oder Fremde zugegen ſind, oder die Speiſen noch auf dem Tiſche ſtehen. Mit Ver- luſt ſeines Appetits erfuhr dies auch der Herausgeber.
**) Mit Stiefeln uͤber die Schwelle eines Hollaͤnders zu kommen, wuͤrde fuͤr die groͤſte Unhoͤflichkeit gehalten werden. Herausgeber.
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kapitain, der war ein homo quadratus! Zwoͤlf Pari-
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perſonen findet man hier, wie Baͤume ſo groß, und da-
bei ſtarkgliedrig. Der kaͤltere Himmelsſtrich, die Ent-
fernung vom Luxus, die fruͤhe Angewoͤhnung zur Arbeit,
machen den Koͤrper feſt und dauerhaft.
Die Reinlichkeit der Hollaͤnder geht erſtaunend
weit. Oft weis man nicht, wo man hinſpucken ſoll. Sie ge-
ben einem gleich ihr Quispedoordje (Spuknaͤpfchen) *).
Kommt man mit dem naſſen Regenſchirm nach Hauſe,
ſo nimmt ihn die Aufwaͤrterin einem gleich ab, und trock-
net ihn in einer ſchlechten Stube. In mein Zimmer
durft’ ich ihn nicht mitnehmen. **)
Den 30ſten Jul.
Dieſer Morgen war beim allerhaͤslichſten Regenwet-
ter dazu beſtimmt, die Empfehlungsſchreiben, die ich von
Paris
*) Holberg ſagt daher wohl mit Recht von der Reinlich-
keit dieſer amphibiſchen Nation: Die Haͤuſer der Hol-
laͤnder ſind aus lauter Reinlichkeit ſchmutzig. Sie
ſpeien nicht auf den Fußboden, beſetzen aber die Ti-
ſche mit Spucknaͤpfchen. — Dieſen ekelhaften Ge-
brauch unterlaſſen ſie auch nicht bei Tiſche, wenn
gleich Frauenzimmer oder Fremde zugegen ſind, oder
die Speiſen noch auf dem Tiſche ſtehen. Mit Ver-
luſt ſeines Appetits erfuhr dies auch der
Herausgeber.
**) Mit Stiefeln uͤber die Schwelle eines Hollaͤnders zu
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/509>, abgerufen am 25.02.2025.
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