Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

mich machen wird, verlass' ich morgen Brabant und
Flandern, und trete die

Reise nach Rotterdam

an. Man rechnet zu Lande etliche 20. Stunden. Mit
einer Pistole kan man in einem Tage hinkommen. Auf
dem Wasser aber rechnet man etliche 40. bis 50. Stun-
den, und die Zeit, die man dazu braucht, beruht auf
dem Winde.

Den 25sten Jul.

Ein Schiff ist in der That das Bild einer guten
Ordnung und Einrichtung. Man erstaunt, wie vieler-
lei Dinge in den Raum hinein gebracht werden. Alles
ist hohl, alles ist Schrank. Jeder Sitz hat unten seine
Höhlung, seinen Kasten. Hinter jeder Wand kan man
etwas verwahren, und in den vieleckichten, vielwinklich-
ten, irregulären Kasten findet sich immer ein oder das
andre Gepäcke, das recht gut hinein paßt. Der hinter-
ste Theil heist die Kajüte, und ist ein ordentliches Zim-
mer mit Fenstern, Spiegel, Gläsern, Stühlen, Betten
etc. Der Leuchter ist an die Wand geschraubt, und hat
über sich einen Deckel von Messing. Der Spiegel hängt
an einem Schranke. Der Tisch kan zusammengeklappt
werden. Die Stühle sind Tabourets; die Betten sind
schmal, neben und über einander gegen die Mitte des
Schiffs zu angebracht, und mit Vorhängen und Unter-
schieden versehen. Der Abtritt ist ein Sitz, den man
aufhebt; unter dem Brete ist ein Loch, das grade in die
See geht. Die Kelchgläser hängen in Einschnitten in
einem Wandschranke. Die Teller stehen zwischen den

Schäften,

mich machen wird, verlaſſ’ ich morgen Brabant und
Flandern, und trete die

Reiſe nach Rotterdam

an. Man rechnet zu Lande etliche 20. Stunden. Mit
einer Piſtole kan man in einem Tage hinkommen. Auf
dem Waſſer aber rechnet man etliche 40. bis 50. Stun-
den, und die Zeit, die man dazu braucht, beruht auf
dem Winde.

Den 25ſten Jul.

Ein Schiff iſt in der That das Bild einer guten
Ordnung und Einrichtung. Man erſtaunt, wie vieler-
lei Dinge in den Raum hinein gebracht werden. Alles
iſt hohl, alles iſt Schrank. Jeder Sitz hat unten ſeine
Hoͤhlung, ſeinen Kaſten. Hinter jeder Wand kan man
etwas verwahren, und in den vieleckichten, vielwinklich-
ten, irregulaͤren Kaſten findet ſich immer ein oder das
andre Gepaͤcke, das recht gut hinein paßt. Der hinter-
ſte Theil heiſt die Kajuͤte, und iſt ein ordentliches Zim-
mer mit Fenſtern, Spiegel, Glaͤſern, Stuͤhlen, Betten
ꝛc. Der Leuchter iſt an die Wand geſchraubt, und hat
uͤber ſich einen Deckel von Meſſing. Der Spiegel haͤngt
an einem Schranke. Der Tiſch kan zuſammengeklappt
werden. Die Stuͤhle ſind Tabourets; die Betten ſind
ſchmal, neben und uͤber einander gegen die Mitte des
Schiffs zu angebracht, und mit Vorhaͤngen und Unter-
ſchieden verſehen. Der Abtritt iſt ein Sitz, den man
aufhebt; unter dem Brete iſt ein Loch, das grade in die
See geht. Die Kelchglaͤſer haͤngen in Einſchnitten in
einem Wandſchranke. Die Teller ſtehen zwiſchen den

Schaͤften,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0485" n="461"/>
mich machen wird, verla&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich morgen <hi rendition="#fr">Brabant</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Flandern,</hi> und trete die</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Rei&#x017F;e</hi> nach <hi rendition="#fr">Rotterdam</hi></head><lb/>
          <p>an. Man rechnet zu Lande etliche 20. Stunden. Mit<lb/>
einer Pi&#x017F;tole kan man in einem Tage hinkommen. Auf<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er aber rechnet man etliche 40. bis 50. Stun-<lb/>
den, und die Zeit, die man dazu braucht, beruht auf<lb/>
dem Winde.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head>Den 25&#x017F;ten Jul.</head><lb/>
            <p>Ein <hi rendition="#fr">Schiff</hi> i&#x017F;t in der That das Bild einer guten<lb/>
Ordnung und Einrichtung. Man er&#x017F;taunt, wie vieler-<lb/>
lei Dinge in den Raum hinein gebracht werden. Alles<lb/>
i&#x017F;t hohl, alles i&#x017F;t Schrank. Jeder Sitz hat unten &#x017F;eine<lb/>
Ho&#x0364;hlung, &#x017F;einen Ka&#x017F;ten. Hinter jeder Wand kan man<lb/>
etwas verwahren, und in den vieleckichten, vielwinklich-<lb/>
ten, irregula&#x0364;ren Ka&#x017F;ten findet &#x017F;ich immer ein oder das<lb/>
andre Gepa&#x0364;cke, das recht gut hinein paßt. Der hinter-<lb/>
&#x017F;te Theil hei&#x017F;t die <hi rendition="#fr">Kaju&#x0364;te,</hi> und i&#x017F;t ein ordentliches Zim-<lb/>
mer mit Fen&#x017F;tern, Spiegel, Gla&#x0364;&#x017F;ern, Stu&#x0364;hlen, Betten<lb/>
&#xA75B;c. Der Leuchter i&#x017F;t an die Wand ge&#x017F;chraubt, und hat<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ich einen Deckel von Me&#x017F;&#x017F;ing. Der Spiegel ha&#x0364;ngt<lb/>
an einem Schranke. Der Ti&#x017F;ch kan zu&#x017F;ammengeklappt<lb/>
werden. Die Stu&#x0364;hle &#x017F;ind Tabourets; die Betten &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;chmal, neben und u&#x0364;ber einander gegen die Mitte des<lb/>
Schiffs zu angebracht, und mit Vorha&#x0364;ngen und Unter-<lb/>
&#x017F;chieden ver&#x017F;ehen. Der Abtritt i&#x017F;t ein Sitz, den man<lb/>
aufhebt; unter dem Brete i&#x017F;t ein Loch, das grade in die<lb/>
See geht. Die Kelchgla&#x0364;&#x017F;er ha&#x0364;ngen in Ein&#x017F;chnitten in<lb/>
einem Wand&#x017F;chranke. Die Teller &#x017F;tehen zwi&#x017F;chen den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Scha&#x0364;ften,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[461/0485] mich machen wird, verlaſſ’ ich morgen Brabant und Flandern, und trete die Reiſe nach Rotterdam an. Man rechnet zu Lande etliche 20. Stunden. Mit einer Piſtole kan man in einem Tage hinkommen. Auf dem Waſſer aber rechnet man etliche 40. bis 50. Stun- den, und die Zeit, die man dazu braucht, beruht auf dem Winde. Den 25ſten Jul. Ein Schiff iſt in der That das Bild einer guten Ordnung und Einrichtung. Man erſtaunt, wie vieler- lei Dinge in den Raum hinein gebracht werden. Alles iſt hohl, alles iſt Schrank. Jeder Sitz hat unten ſeine Hoͤhlung, ſeinen Kaſten. Hinter jeder Wand kan man etwas verwahren, und in den vieleckichten, vielwinklich- ten, irregulaͤren Kaſten findet ſich immer ein oder das andre Gepaͤcke, das recht gut hinein paßt. Der hinter- ſte Theil heiſt die Kajuͤte, und iſt ein ordentliches Zim- mer mit Fenſtern, Spiegel, Glaͤſern, Stuͤhlen, Betten ꝛc. Der Leuchter iſt an die Wand geſchraubt, und hat uͤber ſich einen Deckel von Meſſing. Der Spiegel haͤngt an einem Schranke. Der Tiſch kan zuſammengeklappt werden. Die Stuͤhle ſind Tabourets; die Betten ſind ſchmal, neben und uͤber einander gegen die Mitte des Schiffs zu angebracht, und mit Vorhaͤngen und Unter- ſchieden verſehen. Der Abtritt iſt ein Sitz, den man aufhebt; unter dem Brete iſt ein Loch, das grade in die See geht. Die Kelchglaͤſer haͤngen in Einſchnitten in einem Wandſchranke. Die Teller ſtehen zwiſchen den Schaͤften,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/485
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/485>, abgerufen am 21.11.2024.