Spas, oder mußte man schnell absteigen; so sah mans ihm an den Lippen an, wie er eilte, um ja das Gebet ganz zu absolviren. Ich dachte, ich sähe den Pharisäer, den Christus schildert. Die beiden Frauenzimmer konn- ten mir vom Aufenthalt des Prinzen Friedrichs von Baaden in Mastricht Nachricht geben. Da ich eine Viertelstunde nach der Ankunft in Antwerpen durch die Kathedralkirche ging, gefiel mirs doch, daß der Mann mit seinen beiden Frauenzimmern schon da war, und auf den Knien der Vorsehung für die vollbrachte Reise dankte.
Den 24ten Jul.
Das Regenwetter peitschte schon in der Früh meine Fenster, und, weil ich nun nach Holland wollte, muste ich auch auf den Wind, wie der strich und sich drehte, Acht geben.
Ich hatte Hrn. Bataille den Sohn zum Frühstück gebethen. Nachher gingen wir aus, und trafen, da wir an der Schelde hinauf gingen, eine Reihe Wagen an, die mit Fässern voll Moules (Pinn. Linn.*)) beladen, nach Brüssel fuhren. Die Bootsknechte assen sie am Morgen ohne Brod aus den Schalen heraus. Ich sah hier das Thier in seiner natürlichen Lage. Einen kleinen braunen, dunkeln Theil, fast in der Mitte, nannten die Leute die Zunge des Thiers. Zu meinem Erstaunen fras- sen auch die Hunde von diesen Thieren.
Ohn-
*) Das sind die Muscheln, an denen die unter den Kon- chylien sonst seltenste Farbe die gewöhnliche ist. So ist nichts in der Natur ohne die frappanteste Aus- nahme! --
F f 2
Spas, oder mußte man ſchnell abſteigen; ſo ſah mans ihm an den Lippen an, wie er eilte, um ja das Gebet ganz zu abſolviren. Ich dachte, ich ſaͤhe den Phariſaͤer, den Chriſtus ſchildert. Die beiden Frauenzimmer konn- ten mir vom Aufenthalt des Prinzen Friedrichs von Baaden in Maſtricht Nachricht geben. Da ich eine Viertelſtunde nach der Ankunft in Antwerpen durch die Kathedralkirche ging, gefiel mirs doch, daß der Mann mit ſeinen beiden Frauenzimmern ſchon da war, und auf den Knien der Vorſehung fuͤr die vollbrachte Reiſe dankte.
Den 24ten Jul.
Das Regenwetter peitſchte ſchon in der Fruͤh meine Fenſter, und, weil ich nun nach Holland wollte, muſte ich auch auf den Wind, wie der ſtrich und ſich drehte, Acht geben.
Ich hatte Hrn. Bataille den Sohn zum Fruͤhſtuͤck gebethen. Nachher gingen wir aus, und trafen, da wir an der Schelde hinauf gingen, eine Reihe Wagen an, die mit Faͤſſern voll Moules (Pinn. Linn.*)) beladen, nach Bruͤſſel fuhren. Die Bootsknechte aſſen ſie am Morgen ohne Brod aus den Schalen heraus. Ich ſah hier das Thier in ſeiner natuͤrlichen Lage. Einen kleinen braunen, dunkeln Theil, faſt in der Mitte, nannten die Leute die Zunge des Thiers. Zu meinem Erſtaunen fraſ- ſen auch die Hunde von dieſen Thieren.
Ohn-
*) Das ſind die Muſcheln, an denen die unter den Kon- chylien ſonſt ſeltenſte Farbe die gewoͤhnliche iſt. So iſt nichts in der Natur ohne die frappanteſte Aus- nahme! —
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Spas, oder mußte man ſchnell abſteigen; ſo ſah mans
ihm an den Lippen an, wie er eilte, um ja das Gebet
ganz zu abſolviren. Ich dachte, ich ſaͤhe den Phariſaͤer,
den Chriſtus ſchildert. Die beiden Frauenzimmer konn-
ten mir vom Aufenthalt des Prinzen Friedrichs von
Baaden in Maſtricht Nachricht geben. Da ich eine
Viertelſtunde nach der Ankunft in Antwerpen durch die
Kathedralkirche ging, gefiel mirs doch, daß der Mann
mit ſeinen beiden Frauenzimmern ſchon da war, und auf
den Knien der Vorſehung fuͤr die vollbrachte Reiſe dankte.
Den 24ten Jul.
Das Regenwetter peitſchte ſchon in der Fruͤh meine
Fenſter, und, weil ich nun nach Holland wollte, muſte
ich auch auf den Wind, wie der ſtrich und ſich drehte,
Acht geben.
Ich hatte Hrn. Bataille den Sohn zum Fruͤhſtuͤck
gebethen. Nachher gingen wir aus, und trafen, da
wir an der Schelde hinauf gingen, eine Reihe Wagen an,
die mit Faͤſſern voll Moules (Pinn. Linn. *)) beladen,
nach Bruͤſſel fuhren. Die Bootsknechte aſſen ſie am
Morgen ohne Brod aus den Schalen heraus. Ich ſah
hier das Thier in ſeiner natuͤrlichen Lage. Einen kleinen
braunen, dunkeln Theil, faſt in der Mitte, nannten die
Leute die Zunge des Thiers. Zu meinem Erſtaunen fraſ-
ſen auch die Hunde von dieſen Thieren.
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*) Das ſind die Muſcheln, an denen die unter den Kon-
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iſt nichts in der Natur ohne die frappanteſte Aus-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/475>, abgerufen am 30.12.2024.
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