traurig und niedergeschlagen weg, und schrieb an Hr. Hi- zig nach Paris, und machte mir die Regel zur ersten auf der Reise, die mir noch Niemand gegeben hatte: künftig nie mehr ohne meinen Kuffer zu reisen. -- Ein Umstand, der mir manches Vergnügen der Reise und des Aufenthalts in Valenciennes verbitterte.
Den 15ten Jul.
Nach einigen Stunden verließ ich die Pikardie, Artois, Frankreich ganz, und war in Flandern. Wie gern hätte ich Frankreich verlassen, hätt' ich nicht eine so wichtige Forderung an Paris zu machen gehabt.
Flandern hat viele kleine Berge, sehr wenig und fast gar keine Waldungen, keinen Wein, aber brave, gute Leute, in deren ganzen Charakter und Wesen schon mehr deutsche, gesetzte, männliche, ehrliche Art ist. Man hört da nicht immer singen, leiern, tändeln, fluchen, schwören, lügen, zotteln, wie in Frankreichs grossen Städten. Die Leute sind dienstfertig, stille, und doch weder mürrisch, noch grob. Die Strassen sind von Bomtaim -- einer Station zwischen Cambray und Valenciennes, -- aus, fast ganz grade, und zu bei- den Seiten, mit Bäumen, wie Alleen, besetzt.
Man baut erstaunend viel Mohn. An manchen Orten kömmt einem der betäubende Geruch, wenn ihn der Wind herweht, so stark in die Nase, daß man fast dumm wird. -- Die rothen Mohnblumen sind aber auch unterm Getreide so stark ausgebreitet, daß manche Felder wie ein recht schöner rother Teppich aus- sehen.
Die
traurig und niedergeſchlagen weg, und ſchrieb an Hr. Hi- zig nach Paris, und machte mir die Regel zur erſten auf der Reiſe, die mir noch Niemand gegeben hatte: kuͤnftig nie mehr ohne meinen Kuffer zu reiſen. — Ein Umſtand, der mir manches Vergnuͤgen der Reiſe und des Aufenthalts in Valenciennes verbitterte.
Den 15ten Jul.
Nach einigen Stunden verließ ich die Pikardie, Artois, Frankreich ganz, und war in Flandern. Wie gern haͤtte ich Frankreich verlaſſen, haͤtt’ ich nicht eine ſo wichtige Forderung an Paris zu machen gehabt.
Flandern hat viele kleine Berge, ſehr wenig und faſt gar keine Waldungen, keinen Wein, aber brave, gute Leute, in deren ganzen Charakter und Weſen ſchon mehr deutſche, geſetzte, maͤnnliche, ehrliche Art iſt. Man hoͤrt da nicht immer ſingen, leiern, taͤndeln, fluchen, ſchwoͤren, luͤgen, zotteln, wie in Frankreichs groſſen Staͤdten. Die Leute ſind dienſtfertig, ſtille, und doch weder muͤrriſch, noch grob. Die Straſſen ſind von Bomtaim — einer Station zwiſchen Cambray und Valenciennes, — aus, faſt ganz grade, und zu bei- den Seiten, mit Baͤumen, wie Alleen, beſetzt.
Man baut erſtaunend viel Mohn. An manchen Orten koͤmmt einem der betaͤubende Geruch, wenn ihn der Wind herweht, ſo ſtark in die Naſe, daß man faſt dumm wird. — Die rothen Mohnblumen ſind aber auch unterm Getreide ſo ſtark ausgebreitet, daß manche Felder wie ein recht ſchoͤner rother Teppich aus- ſehen.
Die
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traurig und niedergeſchlagen weg, und ſchrieb an Hr. Hi-
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auf der Reiſe, die mir noch Niemand gegeben hatte:
kuͤnftig nie mehr ohne meinen Kuffer zu reiſen. — Ein
Umſtand, der mir manches Vergnuͤgen der Reiſe und des
Aufenthalts in Valenciennes verbitterte.
Den 15ten Jul.
Nach einigen Stunden verließ ich die Pikardie,
Artois, Frankreich ganz, und war in Flandern.
Wie gern haͤtte ich Frankreich verlaſſen, haͤtt’ ich nicht
eine ſo wichtige Forderung an Paris zu machen gehabt.
Flandern hat viele kleine Berge, ſehr wenig und
faſt gar keine Waldungen, keinen Wein, aber brave,
gute Leute, in deren ganzen Charakter und Weſen ſchon
mehr deutſche, geſetzte, maͤnnliche, ehrliche Art iſt. Man
hoͤrt da nicht immer ſingen, leiern, taͤndeln, fluchen,
ſchwoͤren, luͤgen, zotteln, wie in Frankreichs groſſen
Staͤdten. Die Leute ſind dienſtfertig, ſtille, und doch
weder muͤrriſch, noch grob. Die Straſſen ſind von
Bomtaim — einer Station zwiſchen Cambray und
Valenciennes, — aus, faſt ganz grade, und zu bei-
den Seiten, mit Baͤumen, wie Alleen, beſetzt.
Man baut erſtaunend viel Mohn. An manchen
Orten koͤmmt einem der betaͤubende Geruch, wenn ihn
der Wind herweht, ſo ſtark in die Naſe, daß man faſt
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aber auch unterm Getreide ſo ſtark ausgebreitet, daß
manche Felder wie ein recht ſchoͤner rother Teppich aus-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/414>, abgerufen am 21.12.2024.
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