die jetzt noch in der Neuenkirche ist. Oben ist eine Oef- nung fürs Herz, unten eine für die Eingeweide des Grafen.
Hinten in der Kirche soll Schöpflin's Bild an ei- ner Urne mit einer Inschrift hinkommen. Seine Schwe- ster und Erbin, die von der Stadt wegen der Bibliotheck eine Pension hat, läßt es ihm setzen.
Bemerkungen über Strasburg.
Das Aeusserliche der Stadt wird durch beständi- ges Bauen sehr verschönert.
Aber alle reiche Leute halten sich immer in Pa- ris auf.
Der Ton der Stadt ist ein widriges Gemisch von alten Reichsstädtischen, Teutschen, und Französischen Moden. Es gibt Stadtweiber hier, wie man sie viel- leicht selten findet.
In den Häusern trift man viele Marmorplatten auf Tischen an, die kommen von Schirmeck, 9 -- 10. Stunden von Strasburg. Dort soll eine herrliche Marmorschleife seyn.
In der Stadt selber sind viele Kuhmelkereien und doch wird eine Menge Milch und Butter vom Lande von beiden Seiten hereingebracht.
Die Soldaten stricken auf der Wachstube Filet; das Paar Mannsmanschetten verkaufen sie oft für 3. Liver.
In Bar nicht weit von Strasburg ist eine grosse lutherische Gemeinde, aber auch viele Katholiken. Es
gab
die jetzt noch in der Neuenkirche iſt. Oben iſt eine Oef- nung fuͤrs Herz, unten eine fuͤr die Eingeweide des Grafen.
Hinten in der Kirche ſoll Schoͤpflin’s Bild an ei- ner Urne mit einer Inſchrift hinkommen. Seine Schwe- ſter und Erbin, die von der Stadt wegen der Bibliotheck eine Penſion hat, laͤßt es ihm ſetzen.
Bemerkungen uͤber Strasburg.
Das Aeuſſerliche der Stadt wird durch beſtaͤndi- ges Bauen ſehr verſchoͤnert.
Aber alle reiche Leute halten ſich immer in Pa- ris auf.
Der Ton der Stadt iſt ein widriges Gemiſch von alten Reichsſtaͤdtiſchen, Teutſchen, und Franzoͤſiſchen Moden. Es gibt Stadtweiber hier, wie man ſie viel- leicht ſelten findet.
In den Haͤuſern trift man viele Marmorplatten auf Tiſchen an, die kommen von Schirmeck, 9 — 10. Stunden von Strasburg. Dort ſoll eine herrliche Marmorſchleife ſeyn.
In der Stadt ſelber ſind viele Kuhmelkereien und doch wird eine Menge Milch und Butter vom Lande von beiden Seiten hereingebracht.
Die Soldaten ſtricken auf der Wachſtube Filet; das Paar Mannsmanſchetten verkaufen ſie oft fuͤr 3. Liver.
In Bar nicht weit von Strasburg iſt eine groſſe lutheriſche Gemeinde, aber auch viele Katholiken. Es
gab
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die jetzt noch in der Neuenkirche iſt. Oben iſt eine Oef-
nung fuͤrs Herz, unten eine fuͤr die Eingeweide des Grafen.
Hinten in der Kirche ſoll Schoͤpflin’s Bild an ei-
ner Urne mit einer Inſchrift hinkommen. Seine Schwe-
ſter und Erbin, die von der Stadt wegen der Bibliotheck
eine Penſion hat, laͤßt es ihm ſetzen.
Bemerkungen uͤber Strasburg.
Das Aeuſſerliche der Stadt wird durch beſtaͤndi-
ges Bauen ſehr verſchoͤnert.
Aber alle reiche Leute halten ſich immer in Pa-
ris auf.
Der Ton der Stadt iſt ein widriges Gemiſch von
alten Reichsſtaͤdtiſchen, Teutſchen, und Franzoͤſiſchen
Moden. Es gibt Stadtweiber hier, wie man ſie viel-
leicht ſelten findet.
In den Haͤuſern trift man viele Marmorplatten
auf Tiſchen an, die kommen von Schirmeck, 9 — 10.
Stunden von Strasburg. Dort ſoll eine herrliche
Marmorſchleife ſeyn.
In der Stadt ſelber ſind viele Kuhmelkereien und
doch wird eine Menge Milch und Butter vom Lande
von beiden Seiten hereingebracht.
Die Soldaten ſtricken auf der Wachſtube Filet;
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In Bar nicht weit von Strasburg iſt eine groſſe
lutheriſche Gemeinde, aber auch viele Katholiken. Es
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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