der Savoyarde nahm ihn auf den Rücken. Die dicke, plumpe, schwerfällige Maschine, in einem schleppenden schwarzen Rocke auf dem kleinen lumpichten Savoyar- den. -- Man stelle sich die Figur vor. Ueberall war von unten bis oben alles an den Fenstern und lach- te den Mönch aus, besonders wie er nachher zahlen mu- ste, und der Savoyarde nicht gleich zufrieden war.
Den 4ten Jun.
Heute Vormittag fing ich bereits an, Abschiedsvisi- ten zu machen, und meine Empfehlungs-Briefe nach Holland zusammen zu bringen. Hr. Delor gab mir deren nach Chantilly an Hrn. Bomare, nach Mann- heim an Hrn. Abt Hemmer, nach Brüssel an Hrn. Needham: Hr. de Villoison einen nach dem Haag an Hr. von Meermann, nach Leyden an Hrn. Woor- da, nach Amsterdam an Hrn. Cras, nach Leyden an Hr. Ruhnken etc. Drauf nahm ich auch bei
Hr. D'Aubenton Abschied. So wie ich ehemals vom Universitätsleben sehr gern, und von einigen meiner Lehrer in Göttingen sehr ungern wegging; so könnt' ich auch heute schon den ganzen Pariser Lärmen fahren las- sen, ohne daß ich ihn im Geringsten regrettiren würde: aber von dem Manne Abschied nehmen, -- ward war- lich meinem Herzen schwer. Er hat so viel männliches im Karakter, als man selten beim Franzosen findet, er hat die ganze stille Heiterkeit, und grosse Ruhe, welche die Naturgeschichte ihren Freunden zur Belohnung aus- theilt. Er gab mir die Addresse an Hrn. Prof. Alle- mand in Leyden, und ich muste ihm meine Addresse in seine Schreibtafel schreiben. Ich fand ihn im Kabi-
net,
der Savoyarde nahm ihn auf den Ruͤcken. Die dicke, plumpe, ſchwerfaͤllige Maſchine, in einem ſchleppenden ſchwarzen Rocke auf dem kleinen lumpichten Savoyar- den. — Man ſtelle ſich die Figur vor. Ueberall war von unten bis oben alles an den Fenſtern und lach- te den Moͤnch aus, beſonders wie er nachher zahlen mu- ſte, und der Savoyarde nicht gleich zufrieden war.
Den 4ten Jun.
Heute Vormittag fing ich bereits an, Abſchiedsviſi- ten zu machen, und meine Empfehlungs-Briefe nach Holland zuſammen zu bringen. Hr. Delor gab mir deren nach Chantilly an Hrn. Bomare, nach Mann- heim an Hrn. Abt Hemmer, nach Bruͤſſel an Hrn. Needham: Hr. de Villoiſon einen nach dem Haag an Hr. von Meermann, nach Leyden an Hrn. Woor- da, nach Amſterdam an Hrn. Cras, nach Leyden an Hr. Ruhnken ꝛc. Drauf nahm ich auch bei
Hr. D’Aubenton Abſchied. So wie ich ehemals vom Univerſitaͤtsleben ſehr gern, und von einigen meiner Lehrer in Goͤttingen ſehr ungern wegging; ſo koͤnnt’ ich auch heute ſchon den ganzen Pariſer Laͤrmen fahren laſ- ſen, ohne daß ich ihn im Geringſten regrettiren wuͤrde: aber von dem Manne Abſchied nehmen, — ward war- lich meinem Herzen ſchwer. Er hat ſo viel maͤnnliches im Karakter, als man ſelten beim Franzoſen findet, er hat die ganze ſtille Heiterkeit, und groſſe Ruhe, welche die Naturgeſchichte ihren Freunden zur Belohnung aus- theilt. Er gab mir die Addreſſe an Hrn. Prof. Alle- mand in Leyden, und ich muſte ihm meine Addreſſe in ſeine Schreibtafel ſchreiben. Ich fand ihn im Kabi-
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der Savoyarde nahm ihn auf den Ruͤcken. Die dicke,
plumpe, ſchwerfaͤllige Maſchine, in einem ſchleppenden
ſchwarzen Rocke auf dem kleinen lumpichten Savoyar-
den. — Man ſtelle ſich die Figur vor. Ueberall war
von unten bis oben alles an den Fenſtern und lach-
te den Moͤnch aus, beſonders wie er nachher zahlen mu-
ſte, und der Savoyarde nicht gleich zufrieden war.
Den 4ten Jun.
Heute Vormittag fing ich bereits an, Abſchiedsviſi-
ten zu machen, und meine Empfehlungs-Briefe nach
Holland zuſammen zu bringen. Hr. Delor gab mir
deren nach Chantilly an Hrn. Bomare, nach Mann-
heim an Hrn. Abt Hemmer, nach Bruͤſſel an Hrn.
Needham: Hr. de Villoiſon einen nach dem Haag
an Hr. von Meermann, nach Leyden an Hrn. Woor-
da, nach Amſterdam an Hrn. Cras, nach Leyden an
Hr. Ruhnken ꝛc. Drauf nahm ich auch bei
Hr. D’Aubenton Abſchied. So wie ich ehemals
vom Univerſitaͤtsleben ſehr gern, und von einigen meiner
Lehrer in Goͤttingen ſehr ungern wegging; ſo koͤnnt’ ich
auch heute ſchon den ganzen Pariſer Laͤrmen fahren laſ-
ſen, ohne daß ich ihn im Geringſten regrettiren wuͤrde:
aber von dem Manne Abſchied nehmen, — ward war-
lich meinem Herzen ſchwer. Er hat ſo viel maͤnnliches
im Karakter, als man ſelten beim Franzoſen findet, er
hat die ganze ſtille Heiterkeit, und groſſe Ruhe, welche
die Naturgeſchichte ihren Freunden zur Belohnung aus-
theilt. Er gab mir die Addreſſe an Hrn. Prof. Alle-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/358>, abgerufen am 21.11.2024.
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