Die Heide *) wird immer mehr angebaut. Die neue Strasse darüber ist zu beiden Seiten mit Kirsch- und andern Bäumen besezt. Die Dörfer sehen meistens traurig aus, und sind katholisch. Vor Stol- hofen hat man auf der rechten Seite gegen den Rhein zu, ein sehr schönes ebenes Fruchtfeld; die Fahrenden machen aber neben der hinlänglich breiten Landstrasse noch eine andre schädliche, ziemlich breite, wodurch den Aeckern das Land entzogen wird; zur linken stößt das Feld gleich an einen lichten Wald. Die Berge, welche man in der Ferne sieht, waren noch ziemlich mit Schnee bedeckt. Stollhofen selber läßt der Reisende links liegen; es soll artige Häuser haben. Ein Dorf, Ulm genannt, ist nur durch etwa 100. Schritt Mattfeld von einem nicht ganz unansehnlichen Städtchen Lichtenau unterschieden. Ulm ist Baadisch, Lichtenau aber Hanauisch. Von
da
*) So wird die Ebene um Rastadt herum genannt. Herausgeber.
A 2
Reiſe von Carlsruhe uͤber Raſtadt nach Strasburg.
Den 11. und 12. April 1776.
Die Heide *) wird immer mehr angebaut. Die neue Straſſe daruͤber iſt zu beiden Seiten mit Kirſch- und andern Baͤumen beſezt. Die Doͤrfer ſehen meiſtens traurig aus, und ſind katholiſch. Vor Stol- hofen hat man auf der rechten Seite gegen den Rhein zu, ein ſehr ſchoͤnes ebenes Fruchtfeld; die Fahrenden machen aber neben der hinlaͤnglich breiten Landſtraſſe noch eine andre ſchaͤdliche, ziemlich breite, wodurch den Aeckern das Land entzogen wird; zur linken ſtoͤßt das Feld gleich an einen lichten Wald. Die Berge, welche man in der Ferne ſieht, waren noch ziemlich mit Schnee bedeckt. Stollhofen ſelber laͤßt der Reiſende links liegen; es ſoll artige Haͤuſer haben. Ein Dorf, Ulm genannt, iſt nur durch etwa 100. Schritt Mattfeld von einem nicht ganz unanſehnlichen Staͤdtchen Lichtenau unterſchieden. Ulm iſt Baadiſch, Lichtenau aber Hanauiſch. Von
da
*) So wird die Ebene um Raſtadt herum genannt. Herausgeber.
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[[3]/0027]
Reiſe von Carlsruhe uͤber Raſtadt
nach Strasburg.
Den 11. und 12. April 1776.
Die Heide *) wird immer mehr angebaut. Die
neue Straſſe daruͤber iſt zu beiden Seiten mit
Kirſch- und andern Baͤumen beſezt. Die Doͤrfer ſehen
meiſtens traurig aus, und ſind katholiſch. Vor Stol-
hofen hat man auf der rechten Seite gegen den Rhein
zu, ein ſehr ſchoͤnes ebenes Fruchtfeld; die Fahrenden
machen aber neben der hinlaͤnglich breiten Landſtraſſe noch
eine andre ſchaͤdliche, ziemlich breite, wodurch den Aeckern
das Land entzogen wird; zur linken ſtoͤßt das Feld gleich
an einen lichten Wald. Die Berge, welche man in der
Ferne ſieht, waren noch ziemlich mit Schnee bedeckt.
Stollhofen ſelber laͤßt der Reiſende links liegen; es ſoll
artige Haͤuſer haben. Ein Dorf, Ulm genannt, iſt
nur durch etwa 100. Schritt Mattfeld von einem nicht
ganz unanſehnlichen Staͤdtchen Lichtenau unterſchieden.
Ulm iſt Baadiſch, Lichtenau aber Hanauiſch. Von
da
*) So wird die Ebene um Raſtadt herum genannt.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/27>, abgerufen am 21.11.2024.
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