La Galerie des Tableaux au Palais du Lu- xemburg. Eine unschätzbare Sammlung von Ge- mälden, die alle Mittwoch und Sonnabend von 4. Uhr an, jedem offen steht. Man sieht erst im Corps de Logis in etlichen Zimmern Gemälde von den grösten Meistern in Frankreich, die fast alle ein dunkles Kolorit haben, und daher nicht jedem gefallen. Die Sujets sind aus der Bibel, aus dem menschlichen Leben, aus Ludwig des 14. Feldzügen etc. genommen. Alle herrlich, aber nichts reicht an die prächtigen 24. Stücke, in denen Ru- bens die Geschichte der Maria von Medicis, der Ge- malin Heinrich des 4. hinterlassen hat. Sie hängen im Pavillon rechter Hand, oben in einem langen Saal. Die Sujets dieser Gemälde sind in jedem Almanac de Paris angegeben. Mir thaten von vielen Anschauen end- lich die Augen weh; ich wolt' immer fort und konnte nicht, kam wieder, fing noch einmahl an, und bewunderte im- mer den grossen Pinsel des Malers.
Den 12ten Jun.
Le Jardin Royal. Da meine Arbeit auf dem Königl. Kabinet der Naturgeschichte zu Ende ging, und jetzt das Wetter auch etwas beständiger, und für die Bo- tanik günstiger wurde; so fing ich eine andre Beschäfti- gung mit den Pflanzen an. Aber es ist äusserst abmat- tend, 3. -- 4. Stunden nach einander mit dem Buche in der Hand in den Sonnenstralen gebückt stehen, und sehen und vergleichen. Doch die Natur belohnt die, wel- che sie lieben, und fern vom lärmenden Geräusch der Stadt, war's mir zugleich eine angenehme Erinnerung an
die
Von hier ging ich und beſah
La Galerie des Tableaux au Palais du Lu- xemburg. Eine unſchaͤtzbare Sammlung von Ge- maͤlden, die alle Mittwoch und Sonnabend von 4. Uhr an, jedem offen ſteht. Man ſieht erſt im Corps de Logis in etlichen Zimmern Gemaͤlde von den groͤſten Meiſtern in Frankreich, die faſt alle ein dunkles Kolorit haben, und daher nicht jedem gefallen. Die Sujets ſind aus der Bibel, aus dem menſchlichen Leben, aus Ludwig des 14. Feldzuͤgen ꝛc. genommen. Alle herrlich, aber nichts reicht an die praͤchtigen 24. Stuͤcke, in denen Ru- bens die Geſchichte der Maria von Medicis, der Ge- malin Heinrich des 4. hinterlaſſen hat. Sie haͤngen im Pavillon rechter Hand, oben in einem langen Saal. Die Sujets dieſer Gemaͤlde ſind in jedem Almanac de Paris angegeben. Mir thaten von vielen Anſchauen end- lich die Augen weh; ich wolt’ immer fort und konnte nicht, kam wieder, fing noch einmahl an, und bewunderte im- mer den groſſen Pinſel des Malers.
Den 12ten Jun.
Le Jardin Royal. Da meine Arbeit auf dem Koͤnigl. Kabinet der Naturgeſchichte zu Ende ging, und jetzt das Wetter auch etwas beſtaͤndiger, und fuͤr die Bo- tanik guͤnſtiger wurde; ſo fing ich eine andre Beſchaͤfti- gung mit den Pflanzen an. Aber es iſt aͤuſſerſt abmat- tend, 3. — 4. Stunden nach einander mit dem Buche in der Hand in den Sonnenſtralen gebuͤckt ſtehen, und ſehen und vergleichen. Doch die Natur belohnt die, wel- che ſie lieben, und fern vom laͤrmenden Geraͤuſch der Stadt, war’s mir zugleich eine angenehme Erinnerung an
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0231"n="207"/><p>Von hier ging ich und beſah</p><lb/><p><hirendition="#aq">La Galerie des Tableaux au Palais du Lu-<lb/>
xemburg.</hi> Eine unſchaͤtzbare Sammlung von Ge-<lb/>
maͤlden, die alle Mittwoch und Sonnabend von 4. Uhr<lb/>
an, jedem offen ſteht. Man ſieht erſt im Corps de Logis<lb/>
in etlichen Zimmern Gemaͤlde von den groͤſten Meiſtern<lb/>
in <hirendition="#fr">Frankreich,</hi> die faſt alle ein dunkles Kolorit haben,<lb/>
und daher nicht jedem gefallen. Die Sujets ſind aus<lb/>
der Bibel, aus dem menſchlichen Leben, aus <hirendition="#fr">Ludwig<lb/>
des</hi> 14. Feldzuͤgen ꝛc. genommen. Alle herrlich, aber<lb/>
nichts reicht an die praͤchtigen 24. Stuͤcke, in denen <hirendition="#fr">Ru-<lb/>
bens</hi> die Geſchichte der <hirendition="#fr">Maria von Medicis,</hi> der Ge-<lb/>
malin <hirendition="#fr">Heinrich des</hi> 4. hinterlaſſen hat. Sie haͤngen<lb/>
im Pavillon rechter Hand, oben in einem langen Saal.<lb/>
Die Sujets dieſer Gemaͤlde ſind in jedem <hirendition="#aq">Almanac de<lb/><hirendition="#i">Paris</hi></hi> angegeben. Mir thaten von vielen Anſchauen end-<lb/>
lich die Augen weh; ich wolt’ immer fort und konnte nicht,<lb/>
kam wieder, fing noch einmahl an, und bewunderte im-<lb/>
mer den groſſen Pinſel des Malers.</p></div><lb/><divn="3"><head>Den 12ten Jun.</head><lb/><p><hirendition="#aq">Le Jardin Royal.</hi> Da meine Arbeit auf dem<lb/>
Koͤnigl. Kabinet der Naturgeſchichte zu Ende ging, und<lb/>
jetzt das Wetter auch etwas beſtaͤndiger, und fuͤr die Bo-<lb/>
tanik guͤnſtiger wurde; ſo fing ich eine andre Beſchaͤfti-<lb/>
gung mit den Pflanzen an. Aber es iſt aͤuſſerſt abmat-<lb/>
tend, 3. — 4. Stunden nach einander mit dem Buche<lb/>
in der Hand in den Sonnenſtralen gebuͤckt ſtehen, und<lb/>ſehen und vergleichen. Doch die Natur belohnt die, wel-<lb/>
che ſie lieben, und fern vom laͤrmenden Geraͤuſch der<lb/>
Stadt, war’s mir zugleich eine angenehme Erinnerung an<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[207/0231]
Von hier ging ich und beſah
La Galerie des Tableaux au Palais du Lu-
xemburg. Eine unſchaͤtzbare Sammlung von Ge-
maͤlden, die alle Mittwoch und Sonnabend von 4. Uhr
an, jedem offen ſteht. Man ſieht erſt im Corps de Logis
in etlichen Zimmern Gemaͤlde von den groͤſten Meiſtern
in Frankreich, die faſt alle ein dunkles Kolorit haben,
und daher nicht jedem gefallen. Die Sujets ſind aus
der Bibel, aus dem menſchlichen Leben, aus Ludwig
des 14. Feldzuͤgen ꝛc. genommen. Alle herrlich, aber
nichts reicht an die praͤchtigen 24. Stuͤcke, in denen Ru-
bens die Geſchichte der Maria von Medicis, der Ge-
malin Heinrich des 4. hinterlaſſen hat. Sie haͤngen
im Pavillon rechter Hand, oben in einem langen Saal.
Die Sujets dieſer Gemaͤlde ſind in jedem Almanac de
Paris angegeben. Mir thaten von vielen Anſchauen end-
lich die Augen weh; ich wolt’ immer fort und konnte nicht,
kam wieder, fing noch einmahl an, und bewunderte im-
mer den groſſen Pinſel des Malers.
Den 12ten Jun.
Le Jardin Royal. Da meine Arbeit auf dem
Koͤnigl. Kabinet der Naturgeſchichte zu Ende ging, und
jetzt das Wetter auch etwas beſtaͤndiger, und fuͤr die Bo-
tanik guͤnſtiger wurde; ſo fing ich eine andre Beſchaͤfti-
gung mit den Pflanzen an. Aber es iſt aͤuſſerſt abmat-
tend, 3. — 4. Stunden nach einander mit dem Buche
in der Hand in den Sonnenſtralen gebuͤckt ſtehen, und
ſehen und vergleichen. Doch die Natur belohnt die, wel-
che ſie lieben, und fern vom laͤrmenden Geraͤuſch der
Stadt, war’s mir zugleich eine angenehme Erinnerung an
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/231>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.