Man brennt hier den Kaffee auf den Strassen, das Kasserole wird über einem Kohlenbecken herumgedreht.
Man findet Leute, die allerlei Sachen, alles für 4. Sous verkaufen, und das schreien sie beständig aus.
Geht man Nachts über den Pontneuf, so machen die vielen Lichter zu beiden Seiten am Wasser hinunter einen herrlichen Anblick. Bis 10. Uhr bleiben auch alle Boutiquen offen und hängen voll Lichter.
Den 5ten Jun.
Les Tapisseries des Gobelins, besah ich heute. Fast am äussersten Ende der Stadt stehen etliche Königl. alte Gebäude, die so heissen, und der bekannten prächti- gen Tapetenmanufaktur gewidmet sind. Heut war La petite Fete Dieu, und die ganze Stadt wieder mit Tapeten behangen, aus jeder Kirche zogen Prozessionen aus, besonders war die aus St. Sulpice sehr prächtig, und im Hof des Gobelins war in der Kapelle auch ein prächtiger Altar errichtet. Die Procession ging etliche- mahl dadurch, und da hingen dann vorne, im Eingang und inwendig, an allen Wänden der beiden Höfe die königlichen Tapeten aus. Man hatte eine kurze Anzeige davon gedruckt, verkaufte diese am Thor, und lies jeder- man hinein. Was ich da gesehen habe, ist unbeschreib- lich. Alle meine Freunde, und jeden, der fürs Schöne empfindsam ist, hätt' ich gern dahin gewünscht. Grosse Tapeten, breit, hoch, alle voll Figuren, Thiere, Blu- men, Geräthe, mit den schönsten Einfassungen, in den höchsten Farben, mit den feinsten Zügen; alles wunder-
bar
Bemerkungen.
Man brennt hier den Kaffee auf den Straſſen, das Kaſſerole wird uͤber einem Kohlenbecken herumgedreht.
Man findet Leute, die allerlei Sachen, alles fuͤr 4. Sous verkaufen, und das ſchreien ſie beſtaͤndig aus.
Geht man Nachts uͤber den Pontneuf, ſo machen die vielen Lichter zu beiden Seiten am Waſſer hinunter einen herrlichen Anblick. Bis 10. Uhr bleiben auch alle Boutiquen offen und haͤngen voll Lichter.
Den 5ten Jun.
Les Tapiſſeries des Gobelins, beſah ich heute. Faſt am aͤuſſerſten Ende der Stadt ſtehen etliche Koͤnigl. alte Gebaͤude, die ſo heiſſen, und der bekannten praͤchti- gen Tapetenmanufaktur gewidmet ſind. Heut war La petite Fete Dieu, und die ganze Stadt wieder mit Tapeten behangen, aus jeder Kirche zogen Prozeſſionen aus, beſonders war die aus St. Sulpice ſehr praͤchtig, und im Hof des Gobelins war in der Kapelle auch ein praͤchtiger Altar errichtet. Die Proceſſion ging etliche- mahl dadurch, und da hingen dann vorne, im Eingang und inwendig, an allen Waͤnden der beiden Hoͤfe die koͤniglichen Tapeten aus. Man hatte eine kurze Anzeige davon gedruckt, verkaufte dieſe am Thor, und lies jeder- man hinein. Was ich da geſehen habe, iſt unbeſchreib- lich. Alle meine Freunde, und jeden, der fuͤrs Schoͤne empfindſam iſt, haͤtt’ ich gern dahin gewuͤnſcht. Groſſe Tapeten, breit, hoch, alle voll Figuren, Thiere, Blu- men, Geraͤthe, mit den ſchoͤnſten Einfaſſungen, in den hoͤchſten Farben, mit den feinſten Zuͤgen; alles wunder-
bar
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Bemerkungen.
Man brennt hier den Kaffee auf den Straſſen, das
Kaſſerole wird uͤber einem Kohlenbecken herumgedreht.
Man findet Leute, die allerlei Sachen, alles fuͤr
4. Sous verkaufen, und das ſchreien ſie beſtaͤndig aus.
Geht man Nachts uͤber den Pontneuf, ſo machen
die vielen Lichter zu beiden Seiten am Waſſer hinunter
einen herrlichen Anblick. Bis 10. Uhr bleiben auch alle
Boutiquen offen und haͤngen voll Lichter.
Den 5ten Jun.
Les Tapiſſeries des Gobelins, beſah ich heute.
Faſt am aͤuſſerſten Ende der Stadt ſtehen etliche Koͤnigl.
alte Gebaͤude, die ſo heiſſen, und der bekannten praͤchti-
gen Tapetenmanufaktur gewidmet ſind. Heut war La
petite Fete Dieu, und die ganze Stadt wieder mit
Tapeten behangen, aus jeder Kirche zogen Prozeſſionen
aus, beſonders war die aus St. Sulpice ſehr praͤchtig,
und im Hof des Gobelins war in der Kapelle auch ein
praͤchtiger Altar errichtet. Die Proceſſion ging etliche-
mahl dadurch, und da hingen dann vorne, im Eingang
und inwendig, an allen Waͤnden der beiden Hoͤfe die
koͤniglichen Tapeten aus. Man hatte eine kurze Anzeige
davon gedruckt, verkaufte dieſe am Thor, und lies jeder-
man hinein. Was ich da geſehen habe, iſt unbeſchreib-
lich. Alle meine Freunde, und jeden, der fuͤrs Schoͤne
empfindſam iſt, haͤtt’ ich gern dahin gewuͤnſcht. Groſſe
Tapeten, breit, hoch, alle voll Figuren, Thiere, Blu-
men, Geraͤthe, mit den ſchoͤnſten Einfaſſungen, in den
hoͤchſten Farben, mit den feinſten Zuͤgen; alles wunder-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/172>, abgerufen am 21.11.2024.
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