eine Maschine mittels hochgespannter Luft oder eines sehr schnell ro- tierenden Wurfrades fortgesetzt scharfen Sand gegen das zu schleifende Stück, an welchem die Stellen, welche klar bleiben sollen, mit einer Schablone aus Blech oder Kautschuk bedeckt werden. Die getroffenen Stellen werden rauh geschliffen, so daß sich diese Methode vorzüglich zur Anbringung mattgehaltener Inschriften und Zeichnungen auf aller- hand Glaswaren eignet und sich als Hülfsmittel des älteren Schleif- verfahrens bereits sehr eingebürgert hat. Jedenfalls ist das Tilghmansche Verfahren auch ein sehr praktischer Ersatz für das Glasätzen mittels Flußsäure, deren man sich früher (schon seit 1670) zur Herstellung feiner rauher Zeichnungen auf Luxusglaswaren bediente. Dieses Ver- fahren, auf der auflösenden Eigenschaft der Flußsäure gegenüber dem Glas beruhend, wird wegen der gesundheitsschädlichen Eigenschaften der Säure heute nur noch beim Teilen von Glasinstrumenten ange- wandt, indem man die Stücke mit einem Ätzgrund von Wachs oder Asphalt überzieht, die Zeichnung eingraviert und nun die Flußsäure, die man durch Erhitzen von Flußspat und Schwefelsäure in Bleischalen erhält, einwirken läßt. An den freigelegten Stellen wird das Glas rauh, indem die Flußsäure mit dem Silicium des Glases Fluorkiesel- gas bildet.
f) Das Flintglas.
Die Notwendigkeit, achromatische Linsen für die optischen Instru- mente herzustellen, hat schon in ziemlich früher Zeit die Glastechniker veranlaßt, nach zwei Glassorten zu suchen, welche in Bezug auf das Verhältnis ihres Lichtbrechungsvermögens zu ihrer farbenzerstreuenden Kraft möglichst stark von einander abweichen. Zwei solche Glasarten hat man einerseits in dem oben genannten bleifreien und aus den reinsten Satzteilen hergestellten Crownglas, andererseits in einem sehr bleireichen Glase gefunden, welches, weil man zu seiner Darstellung früher gemahlenen Flintstein benutzte, mit dem Namen Flintglas belegt worden ist. Während die Fabrikation des Crownglases keine Schwierig- keiten bietet, häufen sich diese in sehr starker Weise bei der Herstellung des für die optischen Instrumente hochwichtigen Flintglases. Es hat dies seinen Grund in dem Bestreben, ein möglichst bleireiches Glas (mit 50 und mehr Prozent Bleioxyd) darzustellen. Leider zeigt sich aber beim Einschmelzen des betreffenden Satzes die störende Erschei- nung, daß sich am Boden des Hafens ein bleireicheres, schwereres, stärker brechendes Glas abscheidet, während ein bleiärmeres, leichteres, schwächer brechendes weiter oben liegt. Selbst durch Umrühren ist es, bei den so verschiedenen Temperaturen in den einzelnen Regionen des Hafens, nicht möglich, den Übelstand ganz zu beseitigen, besonders, da die eisernen Rührer das Glas färben. Die Folge davon ist, daß das Glas beim Erstarren Schlieren und Streifen zeigt, welche seine Anwendung zu optischen Zwecken vollständig in Frage stellen. Faraday,
Die Fabrikation und Verarbeitung des Glaſes.
eine Maſchine mittels hochgeſpannter Luft oder eines ſehr ſchnell ro- tierenden Wurfrades fortgeſetzt ſcharfen Sand gegen das zu ſchleifende Stück, an welchem die Stellen, welche klar bleiben ſollen, mit einer Schablone aus Blech oder Kautſchuk bedeckt werden. Die getroffenen Stellen werden rauh geſchliffen, ſo daß ſich dieſe Methode vorzüglich zur Anbringung mattgehaltener Inſchriften und Zeichnungen auf aller- hand Glaswaren eignet und ſich als Hülfsmittel des älteren Schleif- verfahrens bereits ſehr eingebürgert hat. Jedenfalls iſt das Tilghmanſche Verfahren auch ein ſehr praktiſcher Erſatz für das Glasätzen mittels Flußſäure, deren man ſich früher (ſchon ſeit 1670) zur Herſtellung feiner rauher Zeichnungen auf Luxusglaswaren bediente. Dieſes Ver- fahren, auf der auflöſenden Eigenſchaft der Flußſäure gegenüber dem Glas beruhend, wird wegen der geſundheitsſchädlichen Eigenſchaften der Säure heute nur noch beim Teilen von Glasinſtrumenten ange- wandt, indem man die Stücke mit einem Ätzgrund von Wachs oder Asphalt überzieht, die Zeichnung eingraviert und nun die Flußſäure, die man durch Erhitzen von Flußſpat und Schwefelſäure in Bleiſchalen erhält, einwirken läßt. An den freigelegten Stellen wird das Glas rauh, indem die Flußſäure mit dem Silicium des Glaſes Fluorkieſel- gas bildet.
f) Das Flintglas.
Die Notwendigkeit, achromatiſche Linſen für die optiſchen Inſtru- mente herzuſtellen, hat ſchon in ziemlich früher Zeit die Glastechniker veranlaßt, nach zwei Glasſorten zu ſuchen, welche in Bezug auf das Verhältnis ihres Lichtbrechungsvermögens zu ihrer farbenzerſtreuenden Kraft möglichſt ſtark von einander abweichen. Zwei ſolche Glasarten hat man einerſeits in dem oben genannten bleifreien und aus den reinſten Satzteilen hergeſtellten Crownglas, andererſeits in einem ſehr bleireichen Glaſe gefunden, welches, weil man zu ſeiner Darſtellung früher gemahlenen Flintſtein benutzte, mit dem Namen Flintglas belegt worden iſt. Während die Fabrikation des Crownglaſes keine Schwierig- keiten bietet, häufen ſich dieſe in ſehr ſtarker Weiſe bei der Herſtellung des für die optiſchen Inſtrumente hochwichtigen Flintglaſes. Es hat dies ſeinen Grund in dem Beſtreben, ein möglichſt bleireiches Glas (mit 50 und mehr Prozent Bleioxyd) darzuſtellen. Leider zeigt ſich aber beim Einſchmelzen des betreffenden Satzes die ſtörende Erſchei- nung, daß ſich am Boden des Hafens ein bleireicheres, ſchwereres, ſtärker brechendes Glas abſcheidet, während ein bleiärmeres, leichteres, ſchwächer brechendes weiter oben liegt. Selbſt durch Umrühren iſt es, bei den ſo verſchiedenen Temperaturen in den einzelnen Regionen des Hafens, nicht möglich, den Übelſtand ganz zu beſeitigen, beſonders, da die eiſernen Rührer das Glas färben. Die Folge davon iſt, daß das Glas beim Erſtarren Schlieren und Streifen zeigt, welche ſeine Anwendung zu optiſchen Zwecken vollſtändig in Frage ſtellen. Faraday,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0884"n="866"/><fwplace="top"type="header">Die Fabrikation und Verarbeitung des Glaſes.</fw><lb/>
eine Maſchine mittels hochgeſpannter Luft oder eines ſehr ſchnell ro-<lb/>
tierenden Wurfrades fortgeſetzt ſcharfen Sand gegen das zu ſchleifende<lb/>
Stück, an welchem die Stellen, welche klar bleiben ſollen, mit einer<lb/>
Schablone aus Blech oder Kautſchuk bedeckt werden. Die getroffenen<lb/>
Stellen werden rauh geſchliffen, ſo daß ſich dieſe Methode vorzüglich<lb/>
zur Anbringung mattgehaltener Inſchriften und Zeichnungen auf aller-<lb/>
hand Glaswaren eignet und ſich als Hülfsmittel des älteren Schleif-<lb/>
verfahrens bereits ſehr eingebürgert hat. Jedenfalls iſt das Tilghmanſche<lb/>
Verfahren auch ein ſehr praktiſcher Erſatz für das Glasätzen mittels<lb/>
Flußſäure, deren man ſich früher (ſchon ſeit 1670) zur Herſtellung<lb/>
feiner rauher Zeichnungen auf Luxusglaswaren bediente. Dieſes Ver-<lb/>
fahren, auf der auflöſenden Eigenſchaft der Flußſäure gegenüber dem<lb/>
Glas beruhend, wird wegen der geſundheitsſchädlichen Eigenſchaften<lb/>
der Säure heute nur noch beim Teilen von Glasinſtrumenten ange-<lb/>
wandt, indem man die Stücke mit einem Ätzgrund von Wachs oder<lb/>
Asphalt überzieht, die Zeichnung eingraviert und nun die Flußſäure,<lb/>
die man durch Erhitzen von Flußſpat und Schwefelſäure in Bleiſchalen<lb/>
erhält, einwirken läßt. An den freigelegten Stellen wird das Glas<lb/>
rauh, indem die Flußſäure mit dem Silicium des Glaſes Fluorkieſel-<lb/>
gas bildet.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">f</hi>) Das Flintglas.</hi></head><lb/><p>Die Notwendigkeit, achromatiſche Linſen für die optiſchen Inſtru-<lb/>
mente herzuſtellen, hat ſchon in ziemlich früher Zeit die Glastechniker<lb/>
veranlaßt, nach zwei Glasſorten zu ſuchen, welche in Bezug auf das<lb/>
Verhältnis ihres Lichtbrechungsvermögens zu ihrer farbenzerſtreuenden<lb/>
Kraft möglichſt ſtark von einander abweichen. Zwei ſolche Glasarten<lb/>
hat man einerſeits in dem oben genannten bleifreien und aus den<lb/>
reinſten Satzteilen hergeſtellten Crownglas, andererſeits in einem ſehr<lb/>
bleireichen Glaſe gefunden, welches, weil man zu ſeiner Darſtellung<lb/>
früher gemahlenen Flintſtein benutzte, mit dem Namen Flintglas belegt<lb/>
worden iſt. Während die Fabrikation des Crownglaſes keine Schwierig-<lb/>
keiten bietet, häufen ſich dieſe in ſehr ſtarker Weiſe bei der Herſtellung<lb/>
des für die optiſchen Inſtrumente hochwichtigen Flintglaſes. Es hat<lb/>
dies ſeinen Grund in dem Beſtreben, ein möglichſt bleireiches Glas<lb/>
(mit 50 und mehr Prozent Bleioxyd) darzuſtellen. Leider zeigt ſich<lb/>
aber beim Einſchmelzen des betreffenden Satzes die ſtörende Erſchei-<lb/>
nung, daß ſich am Boden des Hafens ein bleireicheres, ſchwereres,<lb/>ſtärker brechendes Glas abſcheidet, während ein bleiärmeres, leichteres,<lb/>ſchwächer brechendes weiter oben liegt. Selbſt durch Umrühren iſt es,<lb/>
bei den ſo verſchiedenen Temperaturen in den einzelnen Regionen des<lb/>
Hafens, nicht möglich, den Übelſtand ganz zu beſeitigen, beſonders,<lb/>
da die eiſernen Rührer das Glas färben. Die Folge davon iſt, daß<lb/>
das Glas beim Erſtarren Schlieren und Streifen zeigt, welche ſeine<lb/>
Anwendung zu optiſchen Zwecken vollſtändig in Frage ſtellen. Faraday,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[866/0884]
Die Fabrikation und Verarbeitung des Glaſes.
eine Maſchine mittels hochgeſpannter Luft oder eines ſehr ſchnell ro-
tierenden Wurfrades fortgeſetzt ſcharfen Sand gegen das zu ſchleifende
Stück, an welchem die Stellen, welche klar bleiben ſollen, mit einer
Schablone aus Blech oder Kautſchuk bedeckt werden. Die getroffenen
Stellen werden rauh geſchliffen, ſo daß ſich dieſe Methode vorzüglich
zur Anbringung mattgehaltener Inſchriften und Zeichnungen auf aller-
hand Glaswaren eignet und ſich als Hülfsmittel des älteren Schleif-
verfahrens bereits ſehr eingebürgert hat. Jedenfalls iſt das Tilghmanſche
Verfahren auch ein ſehr praktiſcher Erſatz für das Glasätzen mittels
Flußſäure, deren man ſich früher (ſchon ſeit 1670) zur Herſtellung
feiner rauher Zeichnungen auf Luxusglaswaren bediente. Dieſes Ver-
fahren, auf der auflöſenden Eigenſchaft der Flußſäure gegenüber dem
Glas beruhend, wird wegen der geſundheitsſchädlichen Eigenſchaften
der Säure heute nur noch beim Teilen von Glasinſtrumenten ange-
wandt, indem man die Stücke mit einem Ätzgrund von Wachs oder
Asphalt überzieht, die Zeichnung eingraviert und nun die Flußſäure,
die man durch Erhitzen von Flußſpat und Schwefelſäure in Bleiſchalen
erhält, einwirken läßt. An den freigelegten Stellen wird das Glas
rauh, indem die Flußſäure mit dem Silicium des Glaſes Fluorkieſel-
gas bildet.
f) Das Flintglas.
Die Notwendigkeit, achromatiſche Linſen für die optiſchen Inſtru-
mente herzuſtellen, hat ſchon in ziemlich früher Zeit die Glastechniker
veranlaßt, nach zwei Glasſorten zu ſuchen, welche in Bezug auf das
Verhältnis ihres Lichtbrechungsvermögens zu ihrer farbenzerſtreuenden
Kraft möglichſt ſtark von einander abweichen. Zwei ſolche Glasarten
hat man einerſeits in dem oben genannten bleifreien und aus den
reinſten Satzteilen hergeſtellten Crownglas, andererſeits in einem ſehr
bleireichen Glaſe gefunden, welches, weil man zu ſeiner Darſtellung
früher gemahlenen Flintſtein benutzte, mit dem Namen Flintglas belegt
worden iſt. Während die Fabrikation des Crownglaſes keine Schwierig-
keiten bietet, häufen ſich dieſe in ſehr ſtarker Weiſe bei der Herſtellung
des für die optiſchen Inſtrumente hochwichtigen Flintglaſes. Es hat
dies ſeinen Grund in dem Beſtreben, ein möglichſt bleireiches Glas
(mit 50 und mehr Prozent Bleioxyd) darzuſtellen. Leider zeigt ſich
aber beim Einſchmelzen des betreffenden Satzes die ſtörende Erſchei-
nung, daß ſich am Boden des Hafens ein bleireicheres, ſchwereres,
ſtärker brechendes Glas abſcheidet, während ein bleiärmeres, leichteres,
ſchwächer brechendes weiter oben liegt. Selbſt durch Umrühren iſt es,
bei den ſo verſchiedenen Temperaturen in den einzelnen Regionen des
Hafens, nicht möglich, den Übelſtand ganz zu beſeitigen, beſonders,
da die eiſernen Rührer das Glas färben. Die Folge davon iſt, daß
das Glas beim Erſtarren Schlieren und Streifen zeigt, welche ſeine
Anwendung zu optiſchen Zwecken vollſtändig in Frage ſtellen. Faraday,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 866. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/884>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.