Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite
VIII. Aus der chemischen Industrie.

1. Die chemische Industrie der Säuren und Alkalien.

Die chemische Industrie der heutigen Zeit umfaßt bekanntlich ein
kolossales Gebiet, dessen Grenzen sich jeden Tag erweitern. Ihre Ge-
samtdarstellung kann daher unmöglich einen Teil dieses Buches bilden,
weil eine solche die Grenzen desselben schon für sich allein -- selbst
bei knapper Darstellung -- weit überschritte. Indessen giebt es, ab-
gesehen von denjenigen, bestimmten Gewerben dienenden Zweigen,
welche an anderen Stellen dieses Werkes abgehandelt werden, doch
gewisse Teile der chemischen Industrie, welche wegen der allgemeinen
Wichtigkeit der aus ihnen hervorgehenden Produkte, sowie wegen der
manchmal ganz eigentümlichen Art ihrer historischen Entwicklung unser
Interesse in hervorragender Weise in Anspruch nehmen. Es handelt
sich hierbei um solche Stoffe, deren außerordentlich kräftige chemische
Wirkung selbst schon im Kindheitsalter der Chemie deutlich zu Tage
trat und sie daher schon frühzeitig hervorragend tauglich erscheinen ließ,
anderen Zweigen der Technik zu dienen.

Die Chemie kennt aber keine Substanzen von stärkerer Wir-
kung, als einerseits die unter dem Namen "Säuren", wie andererseits
die als "Alkalien" bekannten Körper. Mit der fabrikmäßigen Dar-
stellung der wichtigsten unter diesen Stoffen, sowie zum Teil mit
ihrer chemisch-technischen Verwendung hat es dieser Abschnitt unseres
Buches zu thun. Von wichtigen Säuren sind es die Schwefel-
säure, die Salpetersäure und die Salzsäure, deren Darstellung besonders
interessiert. Die Alkalien, eigentlich Verbindungen des Kaliums und
Natriums mit den Elementen des Wassers, spielen in ihren kohlen-
sauren Verbindungen eine Hauptrolle in der Technik, weil diese ganz
besonders reaktionsfähig, d. h. chemisch wirksam sind. Nach den Säuren
werden wir daher diese Körper, nämlich die Soda und die Pottasche zu
betrachten und deren wichtigsten Anwendungen kennen zu lernen haben.

VIII. Aus der chemiſchen Induſtrie.

1. Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien.

Die chemiſche Induſtrie der heutigen Zeit umfaßt bekanntlich ein
koloſſales Gebiet, deſſen Grenzen ſich jeden Tag erweitern. Ihre Ge-
ſamtdarſtellung kann daher unmöglich einen Teil dieſes Buches bilden,
weil eine ſolche die Grenzen desſelben ſchon für ſich allein — ſelbſt
bei knapper Darſtellung — weit überſchritte. Indeſſen giebt es, ab-
geſehen von denjenigen, beſtimmten Gewerben dienenden Zweigen,
welche an anderen Stellen dieſes Werkes abgehandelt werden, doch
gewiſſe Teile der chemiſchen Induſtrie, welche wegen der allgemeinen
Wichtigkeit der aus ihnen hervorgehenden Produkte, ſowie wegen der
manchmal ganz eigentümlichen Art ihrer hiſtoriſchen Entwicklung unſer
Intereſſe in hervorragender Weiſe in Anſpruch nehmen. Es handelt
ſich hierbei um ſolche Stoffe, deren außerordentlich kräftige chemiſche
Wirkung ſelbſt ſchon im Kindheitsalter der Chemie deutlich zu Tage
trat und ſie daher ſchon frühzeitig hervorragend tauglich erſcheinen ließ,
anderen Zweigen der Technik zu dienen.

Die Chemie kennt aber keine Subſtanzen von ſtärkerer Wir-
kung, als einerſeits die unter dem Namen „Säuren“, wie andererſeits
die als „Alkalien“ bekannten Körper. Mit der fabrikmäßigen Dar-
ſtellung der wichtigſten unter dieſen Stoffen, ſowie zum Teil mit
ihrer chemiſch-techniſchen Verwendung hat es dieſer Abſchnitt unſeres
Buches zu thun. Von wichtigen Säuren ſind es die Schwefel-
ſäure, die Salpeterſäure und die Salzſäure, deren Darſtellung beſonders
intereſſiert. Die Alkalien, eigentlich Verbindungen des Kaliums und
Natriums mit den Elementen des Waſſers, ſpielen in ihren kohlen-
ſauren Verbindungen eine Hauptrolle in der Technik, weil dieſe ganz
beſonders reaktionsfähig, d. h. chemiſch wirkſam ſind. Nach den Säuren
werden wir daher dieſe Körper, nämlich die Soda und die Pottaſche zu
betrachten und deren wichtigſten Anwendungen kennen zu lernen haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0842" n="[824]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Aus der chemi&#x017F;chen Indu&#x017F;trie.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">1. Die chemi&#x017F;che Indu&#x017F;trie der Säuren und Alkalien.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie chemi&#x017F;che Indu&#x017F;trie der heutigen Zeit umfaßt bekanntlich ein<lb/>
kolo&#x017F;&#x017F;ales Gebiet, de&#x017F;&#x017F;en Grenzen &#x017F;ich jeden Tag erweitern. Ihre Ge-<lb/>
&#x017F;amtdar&#x017F;tellung kann daher unmöglich einen Teil die&#x017F;es Buches bilden,<lb/>
weil eine &#x017F;olche die Grenzen des&#x017F;elben &#x017F;chon für &#x017F;ich allein &#x2014; &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
bei knapper Dar&#x017F;tellung &#x2014; weit über&#x017F;chritte. Inde&#x017F;&#x017F;en giebt es, ab-<lb/>
ge&#x017F;ehen von denjenigen, be&#x017F;timmten Gewerben dienenden Zweigen,<lb/>
welche an anderen Stellen die&#x017F;es Werkes abgehandelt werden, doch<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Teile der chemi&#x017F;chen Indu&#x017F;trie, welche wegen der allgemeinen<lb/>
Wichtigkeit der aus ihnen hervorgehenden Produkte, &#x017F;owie wegen der<lb/>
manchmal ganz eigentümlichen Art ihrer hi&#x017F;tori&#x017F;chen Entwicklung un&#x017F;er<lb/>
Intere&#x017F;&#x017F;e in hervorragender Wei&#x017F;e in An&#x017F;pruch nehmen. Es handelt<lb/>
&#x017F;ich hierbei um &#x017F;olche Stoffe, deren außerordentlich kräftige chemi&#x017F;che<lb/>
Wirkung &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon im Kindheitsalter der Chemie deutlich zu Tage<lb/>
trat und &#x017F;ie daher &#x017F;chon frühzeitig hervorragend tauglich er&#x017F;cheinen ließ,<lb/>
anderen Zweigen der Technik zu dienen.</p><lb/>
          <p>Die Chemie kennt aber keine Sub&#x017F;tanzen von &#x017F;tärkerer Wir-<lb/>
kung, als einer&#x017F;eits die unter dem Namen &#x201E;Säuren&#x201C;, wie anderer&#x017F;eits<lb/>
die als &#x201E;Alkalien&#x201C; bekannten Körper. Mit der fabrikmäßigen Dar-<lb/>
&#x017F;tellung der wichtig&#x017F;ten unter die&#x017F;en Stoffen, &#x017F;owie zum Teil mit<lb/>
ihrer chemi&#x017F;ch-techni&#x017F;chen Verwendung hat es die&#x017F;er Ab&#x017F;chnitt un&#x017F;eres<lb/>
Buches zu thun. Von wichtigen Säuren &#x017F;ind es die Schwefel-<lb/>
&#x017F;äure, die Salpeter&#x017F;äure und die Salz&#x017F;äure, deren Dar&#x017F;tellung be&#x017F;onders<lb/>
intere&#x017F;&#x017F;iert. Die Alkalien, eigentlich Verbindungen des Kaliums und<lb/>
Natriums mit den Elementen des Wa&#x017F;&#x017F;ers, &#x017F;pielen in ihren kohlen-<lb/>
&#x017F;auren Verbindungen eine Hauptrolle in der Technik, weil die&#x017F;e ganz<lb/>
be&#x017F;onders reaktionsfähig, d. h. chemi&#x017F;ch wirk&#x017F;am &#x017F;ind. Nach den Säuren<lb/>
werden wir daher die&#x017F;e Körper, nämlich die Soda und die Potta&#x017F;che zu<lb/>
betrachten und deren wichtig&#x017F;ten Anwendungen kennen zu lernen haben.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[824]/0842] VIII. Aus der chemiſchen Induſtrie. 1. Die chemiſche Induſtrie der Säuren und Alkalien. Die chemiſche Induſtrie der heutigen Zeit umfaßt bekanntlich ein koloſſales Gebiet, deſſen Grenzen ſich jeden Tag erweitern. Ihre Ge- ſamtdarſtellung kann daher unmöglich einen Teil dieſes Buches bilden, weil eine ſolche die Grenzen desſelben ſchon für ſich allein — ſelbſt bei knapper Darſtellung — weit überſchritte. Indeſſen giebt es, ab- geſehen von denjenigen, beſtimmten Gewerben dienenden Zweigen, welche an anderen Stellen dieſes Werkes abgehandelt werden, doch gewiſſe Teile der chemiſchen Induſtrie, welche wegen der allgemeinen Wichtigkeit der aus ihnen hervorgehenden Produkte, ſowie wegen der manchmal ganz eigentümlichen Art ihrer hiſtoriſchen Entwicklung unſer Intereſſe in hervorragender Weiſe in Anſpruch nehmen. Es handelt ſich hierbei um ſolche Stoffe, deren außerordentlich kräftige chemiſche Wirkung ſelbſt ſchon im Kindheitsalter der Chemie deutlich zu Tage trat und ſie daher ſchon frühzeitig hervorragend tauglich erſcheinen ließ, anderen Zweigen der Technik zu dienen. Die Chemie kennt aber keine Subſtanzen von ſtärkerer Wir- kung, als einerſeits die unter dem Namen „Säuren“, wie andererſeits die als „Alkalien“ bekannten Körper. Mit der fabrikmäßigen Dar- ſtellung der wichtigſten unter dieſen Stoffen, ſowie zum Teil mit ihrer chemiſch-techniſchen Verwendung hat es dieſer Abſchnitt unſeres Buches zu thun. Von wichtigen Säuren ſind es die Schwefel- ſäure, die Salpeterſäure und die Salzſäure, deren Darſtellung beſonders intereſſiert. Die Alkalien, eigentlich Verbindungen des Kaliums und Natriums mit den Elementen des Waſſers, ſpielen in ihren kohlen- ſauren Verbindungen eine Hauptrolle in der Technik, weil dieſe ganz beſonders reaktionsfähig, d. h. chemiſch wirkſam ſind. Nach den Säuren werden wir daher dieſe Körper, nämlich die Soda und die Pottaſche zu betrachten und deren wichtigſten Anwendungen kennen zu lernen haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/842
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. [824]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/842>, abgerufen am 22.12.2024.