erbaute Stecknitz-Kanal, welcher die Trave unter Benutzung der Delvenau mit der Elbe verbindet. Derselbe genügt allerdings nicht für die heutigen Schiffsverhältnisse, ist jedoch, wie eben schon gesagt, für flache Fahrzeuge noch heute in Gebrauch.
Im Anfange des 16. Jahrhunderts soll dann noch eine zweite Verbindung der beiden Meere, und zwar zwischen Trave und Beste kurze Zeit bestanden haben. Neben den Dänen waren es die Engländer, welche in den späteren Jahrhunderten den Bau eines für große See- schiffe befahrbaren Nord-Ostsee-Kanals zu wiederholten Malen beab- sichtigten. Auch Wallenstein soll einen solchen Plan gehegt und bereits begonnen haben. Der von den Dänen erbaute Eider-Kanal ist nur für kleinere Seeschiffe benutzbar. Der Bau des jetzigen Kanals wurde durch Reichsgesetz vom 10. März 1886 bestimmt. Fig. 434 stellt einen der gewaltigen bei der Aushebung des Kanals in Betrieb befindlichen Dampfbagger dar.
b) Der Schiffsbau.
Nachdem als erstes Fahrzeug zu Wasser jedenfalls der schwimmende Baumstamm und in weiterer Folge das aus mehreren zusammen- gebundenen Baumstämmen bestehende Floß gedient hatte, ging man alsbald dazu über, den Baumstamm mit Hilfe von Schneidewerkzeugen und des Feuers auszuhöhlen. Das so geschaffene Fahrzeug ist noch jetzt unter dem Namen Einbaum vielfach im Gebrauch.
Die Fortbewegung der ältesten Schiffe erfolgte durch Ruder. Jedoch gebrauchten bereits die Phönizier auf ihren großen Seereisen sowohl Ruder als auch Segel. Sie waren auch die ersten, welche die Fahrt bei Nacht nicht unterbrachen, sondern an dem Stande der Ge- stirne sich auf dem Meere orientierten.
Wohl das gewaltigste Schiff, von welchem geschichtliche Über- lieferungen uns vorliegen, ist das Prachtschiff des Ptolomäers Philo- pater. Dasselbe, in Fig. 435 im Schnitt dargestellt, hatte eine Länge von 128 m, eine Breite von 18 m und einen inneren Hohlraum von 22 m Tiefe. Zur Fortbewegung dieses gewaltigen Kolosses dienten 400 Ruder, welche von 2400 Ruderknechten bedient wurden. Wie aus Fig. 435 zu ersehen ist, waren diese Ruderer in fünf Etagen über einander verteilt; da dieselben von Zeit zu Zeit abgelöst werden mußten, so zählte die gesamte Schiffsmannschaft allein gegen 4000 Ruder- knechte.
Bei den Römern, welche bekanntlich der Schiffahrt geringere Auf- merksamkeit schenkten, sind die kleinen schnellsegelnden Schiffe zu er- wähnen, welche im Anschluß an die Landpost, den cursus publicus, Briefschaften und Nachrichten über die Meere brachten.
Die kühnen Meerfahrten der Phönizier finden ein Gegenbild in den zu Anfang des neunten Jahrhunderts beginnenden kriegerischen
Der Verkehr zu Waſſer.
erbaute Stecknitz-Kanal, welcher die Trave unter Benutzung der Delvenau mit der Elbe verbindet. Derſelbe genügt allerdings nicht für die heutigen Schiffsverhältniſſe, iſt jedoch, wie eben ſchon geſagt, für flache Fahrzeuge noch heute in Gebrauch.
Im Anfange des 16. Jahrhunderts ſoll dann noch eine zweite Verbindung der beiden Meere, und zwar zwiſchen Trave und Beſte kurze Zeit beſtanden haben. Neben den Dänen waren es die Engländer, welche in den ſpäteren Jahrhunderten den Bau eines für große See- ſchiffe befahrbaren Nord-Oſtſee-Kanals zu wiederholten Malen beab- ſichtigten. Auch Wallenſtein ſoll einen ſolchen Plan gehegt und bereits begonnen haben. Der von den Dänen erbaute Eider-Kanal iſt nur für kleinere Seeſchiffe benutzbar. Der Bau des jetzigen Kanals wurde durch Reichsgeſetz vom 10. März 1886 beſtimmt. Fig. 434 ſtellt einen der gewaltigen bei der Aushebung des Kanals in Betrieb befindlichen Dampfbagger dar.
b) Der Schiffsbau.
Nachdem als erſtes Fahrzeug zu Waſſer jedenfalls der ſchwimmende Baumſtamm und in weiterer Folge das aus mehreren zuſammen- gebundenen Baumſtämmen beſtehende Floß gedient hatte, ging man alsbald dazu über, den Baumſtamm mit Hilfe von Schneidewerkzeugen und des Feuers auszuhöhlen. Das ſo geſchaffene Fahrzeug iſt noch jetzt unter dem Namen Einbaum vielfach im Gebrauch.
Die Fortbewegung der älteſten Schiffe erfolgte durch Ruder. Jedoch gebrauchten bereits die Phönizier auf ihren großen Seereiſen ſowohl Ruder als auch Segel. Sie waren auch die erſten, welche die Fahrt bei Nacht nicht unterbrachen, ſondern an dem Stande der Ge- ſtirne ſich auf dem Meere orientierten.
Wohl das gewaltigſte Schiff, von welchem geſchichtliche Über- lieferungen uns vorliegen, iſt das Prachtſchiff des Ptolomäers Philo- pater. Dasſelbe, in Fig. 435 im Schnitt dargeſtellt, hatte eine Länge von 128 m, eine Breite von 18 m und einen inneren Hohlraum von 22 m Tiefe. Zur Fortbewegung dieſes gewaltigen Koloſſes dienten 400 Ruder, welche von 2400 Ruderknechten bedient wurden. Wie aus Fig. 435 zu erſehen iſt, waren dieſe Ruderer in fünf Etagen über einander verteilt; da dieſelben von Zeit zu Zeit abgelöſt werden mußten, ſo zählte die geſamte Schiffsmannſchaft allein gegen 4000 Ruder- knechte.
Bei den Römern, welche bekanntlich der Schiffahrt geringere Auf- merkſamkeit ſchenkten, ſind die kleinen ſchnellſegelnden Schiffe zu er- wähnen, welche im Anſchluß an die Landpoſt, den cursus publicus, Briefſchaften und Nachrichten über die Meere brachten.
Die kühnen Meerfahrten der Phönizier finden ein Gegenbild in den zu Anfang des neunten Jahrhunderts beginnenden kriegeriſchen
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Der Verkehr zu Waſſer.
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heutigen Schiffsverhältniſſe, iſt jedoch, wie eben ſchon geſagt, für flache
Fahrzeuge noch heute in Gebrauch.
Im Anfange des 16. Jahrhunderts ſoll dann noch eine zweite
Verbindung der beiden Meere, und zwar zwiſchen Trave und Beſte
kurze Zeit beſtanden haben. Neben den Dänen waren es die Engländer,
welche in den ſpäteren Jahrhunderten den Bau eines für große See-
ſchiffe befahrbaren Nord-Oſtſee-Kanals zu wiederholten Malen beab-
ſichtigten. Auch Wallenſtein ſoll einen ſolchen Plan gehegt und bereits
begonnen haben. Der von den Dänen erbaute Eider-Kanal iſt nur
für kleinere Seeſchiffe benutzbar. Der Bau des jetzigen Kanals wurde
durch Reichsgeſetz vom 10. März 1886 beſtimmt. Fig. 434 ſtellt einen
der gewaltigen bei der Aushebung des Kanals in Betrieb befindlichen
Dampfbagger dar.
b) Der Schiffsbau.
Nachdem als erſtes Fahrzeug zu Waſſer jedenfalls der ſchwimmende
Baumſtamm und in weiterer Folge das aus mehreren zuſammen-
gebundenen Baumſtämmen beſtehende Floß gedient hatte, ging man
alsbald dazu über, den Baumſtamm mit Hilfe von Schneidewerkzeugen
und des Feuers auszuhöhlen. Das ſo geſchaffene Fahrzeug iſt noch
jetzt unter dem Namen Einbaum vielfach im Gebrauch.
Die Fortbewegung der älteſten Schiffe erfolgte durch Ruder.
Jedoch gebrauchten bereits die Phönizier auf ihren großen Seereiſen
ſowohl Ruder als auch Segel. Sie waren auch die erſten, welche die
Fahrt bei Nacht nicht unterbrachen, ſondern an dem Stande der Ge-
ſtirne ſich auf dem Meere orientierten.
Wohl das gewaltigſte Schiff, von welchem geſchichtliche Über-
lieferungen uns vorliegen, iſt das Prachtſchiff des Ptolomäers Philo-
pater. Dasſelbe, in Fig. 435 im Schnitt dargeſtellt, hatte eine
Länge von 128 m, eine Breite von 18 m und einen inneren Hohlraum
von 22 m Tiefe. Zur Fortbewegung dieſes gewaltigen Koloſſes dienten
400 Ruder, welche von 2400 Ruderknechten bedient wurden. Wie
aus Fig. 435 zu erſehen iſt, waren dieſe Ruderer in fünf Etagen über
einander verteilt; da dieſelben von Zeit zu Zeit abgelöſt werden mußten,
ſo zählte die geſamte Schiffsmannſchaft allein gegen 4000 Ruder-
knechte.
Bei den Römern, welche bekanntlich der Schiffahrt geringere Auf-
merkſamkeit ſchenkten, ſind die kleinen ſchnellſegelnden Schiffe zu er-
wähnen, welche im Anſchluß an die Landpoſt, den cursus publicus,
Briefſchaften und Nachrichten über die Meere brachten.
Die kühnen Meerfahrten der Phönizier finden ein Gegenbild in
den zu Anfang des neunten Jahrhunderts beginnenden kriegeriſchen
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/800>, abgerufen am 21.11.2024.
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