Beim Schmiedeprozeß werden sie ganz wie Rauschgold behandelt. Entweder wird in Stäbe gegossenes Zinn von Anfang bis zum Ende mit dem Hammer behandelt, oder gegossene Platten werden vorgewalzt und erhalten ihre letzte Bearbeitung mit dem Hammer. Bei großen Spiegeln benutzt man zum Belegen Platten von 0,5 mm Dicke; die zum Einwickeln von Schokolade benutzte Zinnfolie hat aber oft nur eine Dicke von 0,008 mm.
Sehr viel benutzt zu allerlei Gefäßen, zu Eimern, Gießkannen, Dachrinnen etc. wird Zinkblech. Dessen Herstellung macht die meiste Mühe, weil seine größte Dehnbarkeit innerhalb ziemlich enger Tempe- raturgrenzen liegt. Dasselbe muß immer vorgewärmt und Sorge getragen werden, daß seine Temperatur durch den Walzdruck nicht über den günstigen Wärmegrad hinaus gesteigert werde. Auch hier werden die Walzen geölt.
Edelmetalle werden in Blechform vielfach zu Schmucksachen ver- arbeitet, die über einem Harzkern plattiert werden. Auch hier findet eine vorherige und nachherige Bearbeitung der gewalzten Bleche statt. Über die Herstellung des Blattgoldes wurde bereits ausführlicher ge- sprochen.
Die Staberzeugung.
Stabeisen, Faconeisen werden nur noch selten mit dem Hammer hergestellt, ja viele Formen, so z. B. die Eisenbahnschienen, würden sich überhaupt nicht durch Hämmern in die vorgeschriebene Form bringen lassen, hier ist man ausschließlich auf Kaliberwalzen angewiesen. Von anderen Metallen, wie Eisen, kommen Stäbe nicht unter die Walzen; wo sie einen Handelsartikel ausmachen, sind sie unmittelbar durch Guß hergestellt. Was bei der Blecherzeugung gesagt wurde, gilt auch hier, man benutzt Duowalzwerke, Triowalzwerke und Kehrwalzwerke. Diejenigen Teile des Eisenstückes, welche von der Walze unmittelbar getroffen werden, erleiden eine Verdichtung des Gefüges, während diejenigen Teile, welche seitwärts ausweichen müssen, eine Lockerung erfahren. Man dreht daher den Stab nach jedem Durchgange um einen be- stimmten Winkel, der meist 90° beträgt, damit alle Teile gleichmäßig beeinflußt werden. Vor dem Walzwerk bringt man Eisenplatten an, welche dem Werkstück nur gestatten, in einer bestimmten Lage hindurch zu gehen, die also als Führung dienen. Für jeden einzelnen Quer- schnitt des Eisens ist auch ein besonderes Kaliber nötig, so daß in einer größeren Werkstatt, die die verschiedensten Sorten von Eisen auf den Markt bringt, eine bedeutende Anzahl von Walzwerken Aufstellung finden, oder wenigstens von Walzen vorhanden sein muß. Für Stab- eisen mit rechteckigem Querschnitt beseitigt diese unangenehme Not- wendigkeit das Universalwalzwerk von R. Däelen zu Hörde in West- falen (1848). Bei diesem wird das Flacheisen durch zwei Paar glatte Walzen erzeugt, von denen die eine wagerecht, die zweite senkrecht
Die Blecherzeugung. — Die Staberzeugung.
Beim Schmiedeprozeß werden ſie ganz wie Rauſchgold behandelt. Entweder wird in Stäbe gegoſſenes Zinn von Anfang bis zum Ende mit dem Hammer behandelt, oder gegoſſene Platten werden vorgewalzt und erhalten ihre letzte Bearbeitung mit dem Hammer. Bei großen Spiegeln benutzt man zum Belegen Platten von 0,5 mm Dicke; die zum Einwickeln von Schokolade benutzte Zinnfolie hat aber oft nur eine Dicke von 0,008 mm.
Sehr viel benutzt zu allerlei Gefäßen, zu Eimern, Gießkannen, Dachrinnen ꝛc. wird Zinkblech. Deſſen Herſtellung macht die meiſte Mühe, weil ſeine größte Dehnbarkeit innerhalb ziemlich enger Tempe- raturgrenzen liegt. Dasſelbe muß immer vorgewärmt und Sorge getragen werden, daß ſeine Temperatur durch den Walzdruck nicht über den günſtigen Wärmegrad hinaus geſteigert werde. Auch hier werden die Walzen geölt.
Edelmetalle werden in Blechform vielfach zu Schmuckſachen ver- arbeitet, die über einem Harzkern plattiert werden. Auch hier findet eine vorherige und nachherige Bearbeitung der gewalzten Bleche ſtatt. Über die Herſtellung des Blattgoldes wurde bereits ausführlicher ge- ſprochen.
Die Staberzeugung.
Stabeiſen, Façoneiſen werden nur noch ſelten mit dem Hammer hergeſtellt, ja viele Formen, ſo z. B. die Eiſenbahnſchienen, würden ſich überhaupt nicht durch Hämmern in die vorgeſchriebene Form bringen laſſen, hier iſt man ausſchließlich auf Kaliberwalzen angewieſen. Von anderen Metallen, wie Eiſen, kommen Stäbe nicht unter die Walzen; wo ſie einen Handelsartikel ausmachen, ſind ſie unmittelbar durch Guß hergeſtellt. Was bei der Blecherzeugung geſagt wurde, gilt auch hier, man benutzt Duowalzwerke, Triowalzwerke und Kehrwalzwerke. Diejenigen Teile des Eiſenſtückes, welche von der Walze unmittelbar getroffen werden, erleiden eine Verdichtung des Gefüges, während diejenigen Teile, welche ſeitwärts ausweichen müſſen, eine Lockerung erfahren. Man dreht daher den Stab nach jedem Durchgange um einen be- ſtimmten Winkel, der meiſt 90° beträgt, damit alle Teile gleichmäßig beeinflußt werden. Vor dem Walzwerk bringt man Eiſenplatten an, welche dem Werkſtück nur geſtatten, in einer beſtimmten Lage hindurch zu gehen, die alſo als Führung dienen. Für jeden einzelnen Quer- ſchnitt des Eiſens iſt auch ein beſonderes Kaliber nötig, ſo daß in einer größeren Werkſtatt, die die verſchiedenſten Sorten von Eiſen auf den Markt bringt, eine bedeutende Anzahl von Walzwerken Aufſtellung finden, oder wenigſtens von Walzen vorhanden ſein muß. Für Stab- eiſen mit rechteckigem Querſchnitt beſeitigt dieſe unangenehme Not- wendigkeit das Univerſalwalzwerk von R. Däelen zu Hörde in Weſt- falen (1848). Bei dieſem wird das Flacheiſen durch zwei Paar glatte Walzen erzeugt, von denen die eine wagerecht, die zweite ſenkrecht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0679"n="661"/><fwplace="top"type="header">Die Blecherzeugung. — Die Staberzeugung.</fw><lb/>
Beim Schmiedeprozeß werden ſie ganz wie Rauſchgold behandelt.<lb/>
Entweder wird in Stäbe gegoſſenes Zinn von Anfang bis zum Ende mit<lb/>
dem Hammer behandelt, oder gegoſſene Platten werden vorgewalzt<lb/>
und erhalten ihre letzte Bearbeitung mit dem Hammer. Bei großen<lb/>
Spiegeln benutzt man zum Belegen Platten von 0,5 <hirendition="#aq">mm</hi> Dicke; die<lb/>
zum Einwickeln von Schokolade benutzte Zinnfolie hat aber oft nur<lb/>
eine Dicke von 0,008 <hirendition="#aq">mm</hi>.</p><lb/><p>Sehr viel benutzt zu allerlei Gefäßen, zu Eimern, Gießkannen,<lb/>
Dachrinnen ꝛc. wird Zinkblech. Deſſen Herſtellung macht die meiſte<lb/>
Mühe, weil ſeine größte Dehnbarkeit innerhalb ziemlich enger Tempe-<lb/>
raturgrenzen liegt. Dasſelbe muß immer vorgewärmt und Sorge<lb/>
getragen werden, daß ſeine Temperatur durch den Walzdruck nicht über<lb/>
den günſtigen Wärmegrad hinaus geſteigert werde. Auch hier werden<lb/>
die Walzen geölt.</p><lb/><p>Edelmetalle werden in Blechform vielfach zu Schmuckſachen ver-<lb/>
arbeitet, die über einem Harzkern plattiert werden. Auch hier findet<lb/>
eine vorherige und nachherige Bearbeitung der gewalzten Bleche ſtatt.<lb/>
Über die Herſtellung des Blattgoldes wurde bereits ausführlicher ge-<lb/>ſprochen.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Die Staberzeugung.</hi></head><lb/><p>Stabeiſen, Fa<hirendition="#aq">ç</hi>oneiſen werden nur noch ſelten mit dem Hammer<lb/>
hergeſtellt, ja viele Formen, ſo z. B. die Eiſenbahnſchienen, würden ſich<lb/>
überhaupt nicht durch Hämmern in die vorgeſchriebene Form bringen<lb/>
laſſen, hier iſt man ausſchließlich auf Kaliberwalzen angewieſen. Von<lb/>
anderen Metallen, wie Eiſen, kommen Stäbe nicht unter die Walzen;<lb/>
wo ſie einen Handelsartikel ausmachen, ſind ſie unmittelbar durch Guß<lb/>
hergeſtellt. Was bei der Blecherzeugung geſagt wurde, gilt auch hier, man<lb/>
benutzt Duowalzwerke, Triowalzwerke und Kehrwalzwerke. Diejenigen<lb/>
Teile des Eiſenſtückes, welche von der Walze unmittelbar getroffen<lb/>
werden, erleiden eine Verdichtung des Gefüges, während diejenigen<lb/>
Teile, welche ſeitwärts ausweichen müſſen, eine Lockerung erfahren.<lb/>
Man dreht daher den Stab nach jedem Durchgange um einen be-<lb/>ſtimmten Winkel, der meiſt 90° beträgt, damit alle Teile gleichmäßig<lb/>
beeinflußt werden. Vor dem Walzwerk bringt man Eiſenplatten an,<lb/>
welche dem Werkſtück nur geſtatten, in einer beſtimmten Lage hindurch<lb/>
zu gehen, die alſo als Führung dienen. Für jeden einzelnen Quer-<lb/>ſchnitt des Eiſens iſt auch ein beſonderes Kaliber nötig, ſo daß in<lb/>
einer größeren Werkſtatt, die die verſchiedenſten Sorten von Eiſen auf<lb/>
den Markt bringt, eine bedeutende Anzahl von Walzwerken Aufſtellung<lb/>
finden, oder wenigſtens von Walzen vorhanden ſein muß. Für Stab-<lb/>
eiſen mit rechteckigem Querſchnitt beſeitigt dieſe unangenehme Not-<lb/>
wendigkeit das Univerſalwalzwerk von R. Däelen zu Hörde in Weſt-<lb/>
falen (1848). Bei dieſem wird das Flacheiſen durch zwei Paar glatte<lb/>
Walzen erzeugt, von denen die eine wagerecht, die zweite ſenkrecht<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[661/0679]
Die Blecherzeugung. — Die Staberzeugung.
Beim Schmiedeprozeß werden ſie ganz wie Rauſchgold behandelt.
Entweder wird in Stäbe gegoſſenes Zinn von Anfang bis zum Ende mit
dem Hammer behandelt, oder gegoſſene Platten werden vorgewalzt
und erhalten ihre letzte Bearbeitung mit dem Hammer. Bei großen
Spiegeln benutzt man zum Belegen Platten von 0,5 mm Dicke; die
zum Einwickeln von Schokolade benutzte Zinnfolie hat aber oft nur
eine Dicke von 0,008 mm.
Sehr viel benutzt zu allerlei Gefäßen, zu Eimern, Gießkannen,
Dachrinnen ꝛc. wird Zinkblech. Deſſen Herſtellung macht die meiſte
Mühe, weil ſeine größte Dehnbarkeit innerhalb ziemlich enger Tempe-
raturgrenzen liegt. Dasſelbe muß immer vorgewärmt und Sorge
getragen werden, daß ſeine Temperatur durch den Walzdruck nicht über
den günſtigen Wärmegrad hinaus geſteigert werde. Auch hier werden
die Walzen geölt.
Edelmetalle werden in Blechform vielfach zu Schmuckſachen ver-
arbeitet, die über einem Harzkern plattiert werden. Auch hier findet
eine vorherige und nachherige Bearbeitung der gewalzten Bleche ſtatt.
Über die Herſtellung des Blattgoldes wurde bereits ausführlicher ge-
ſprochen.
Die Staberzeugung.
Stabeiſen, Façoneiſen werden nur noch ſelten mit dem Hammer
hergeſtellt, ja viele Formen, ſo z. B. die Eiſenbahnſchienen, würden ſich
überhaupt nicht durch Hämmern in die vorgeſchriebene Form bringen
laſſen, hier iſt man ausſchließlich auf Kaliberwalzen angewieſen. Von
anderen Metallen, wie Eiſen, kommen Stäbe nicht unter die Walzen;
wo ſie einen Handelsartikel ausmachen, ſind ſie unmittelbar durch Guß
hergeſtellt. Was bei der Blecherzeugung geſagt wurde, gilt auch hier, man
benutzt Duowalzwerke, Triowalzwerke und Kehrwalzwerke. Diejenigen
Teile des Eiſenſtückes, welche von der Walze unmittelbar getroffen
werden, erleiden eine Verdichtung des Gefüges, während diejenigen
Teile, welche ſeitwärts ausweichen müſſen, eine Lockerung erfahren.
Man dreht daher den Stab nach jedem Durchgange um einen be-
ſtimmten Winkel, der meiſt 90° beträgt, damit alle Teile gleichmäßig
beeinflußt werden. Vor dem Walzwerk bringt man Eiſenplatten an,
welche dem Werkſtück nur geſtatten, in einer beſtimmten Lage hindurch
zu gehen, die alſo als Führung dienen. Für jeden einzelnen Quer-
ſchnitt des Eiſens iſt auch ein beſonderes Kaliber nötig, ſo daß in
einer größeren Werkſtatt, die die verſchiedenſten Sorten von Eiſen auf
den Markt bringt, eine bedeutende Anzahl von Walzwerken Aufſtellung
finden, oder wenigſtens von Walzen vorhanden ſein muß. Für Stab-
eiſen mit rechteckigem Querſchnitt beſeitigt dieſe unangenehme Not-
wendigkeit das Univerſalwalzwerk von R. Däelen zu Hörde in Weſt-
falen (1848). Bei dieſem wird das Flacheiſen durch zwei Paar glatte
Walzen erzeugt, von denen die eine wagerecht, die zweite ſenkrecht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/679>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.