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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Das Pressen. -- Das Walzen.
genannten Preßhammer oder die Schmiedepresse scheint Haswell in
Wien angewendet zu haben. Er arbeitete schon 1861 damit, während
die Engländer Fairbairne 1861, Wilson 1862 und Yates 1863 Patente
darauf nahmen. Schon 1854 benutzte Smith in Smethwick bei Birming-
ham die hydraulische Presse, um Naben und Speichen zu Eisenbahn-
rädern aus weißglühendem Eisen in gußeisernen Formen oder Matrizen
herzustellen. Da man beim Pressen das Werkstück während der Arbeit
nicht drehen und wenden kann, so muß für jede Form desselben, die
hervorgebracht werden soll, ein besonderes Gesenke, eine Matrize benutzt
werden, gerade wie beim Gießen die Form, welche die äußere Gestalt
des Arbeitsstückes innen hat. Überall da, wo es sich um komplizirtere
Formen handelt, die man mit dem Hammer gar nicht, oder doch nur
schwer und unter besonders großem Zeitaufwande herstellen könnte,
tritt die Presse mit vollem Erfolge ein. Treibt man noch obenein die
hydraulische Presse mit Dampf, so ist die Wirkung derselben fast eine
ungemessene.

Das Walzen.

Für besondere Formen der zu erzeugenden Werkstücke, namentlich
auch für solche, welche in großer Anzahl in möglichst genau gleicher
Gestalt hergestellt werden sollen, hat sich das Walzen der Metalle in
neuerer Zeit außerordentlich eingebürgert. Das Walzen besteht der
Hauptsache nach in einem Strecken des Stückes, indem man dasselbe
zwischen zwei sich in entgegengesetzter Richtung drehenden Walzen hin-
durchführt, deren gegenseitiger Abstand geringer ist, als die Dicke
des Metalles. Die Walzen wirken hier wie die Hammerfinne beim
Zainen, die Streckung erfolgt daher in erster Linie in der Richtung
quer gegen die Achsen der Walzen, sie ist nur gering in der
Achsenrichtung derselben. Hierbei findet eine Querschnittsverdünnung
statt, eine Zusammendrückung, in der Richtung, in welcher der Druck
thätig ist, eine Ausdehnung nach allen Richtungen. Diese Ausdehnung
ist beim Walzen kalter Metalle am größten, entsprechend ist aber auch
die Streckung in die Länge geringer, das Metall wird dabei hart und
spröde. Ausglühen stellt die Dehnbarkeit und Weichheit wieder her.
Beim Walzen glühender Metalle treten diese Übelstände nicht auf.

Die Walzwerke werden in erster Linie zur Verarbeitung des Eisens
benutzt, aber nur wenig zur definitiven Formgebung, sie geben dem
Techniker das Material in die Hand, wie er es weiter verwerten kann,
und je nach der Form, in welcher dies geschieht, unterscheidet man die
Eisensorten, die verschiedenen Arten des Formeisens. Man kauft drei-
eckige, runde, halbrunde, dreiviertelrunde, ovale Eisen, keilförmiges,
Winkel- oder Eckeisen [Abbildung] , T-Eisen [Abbildung] , Doppel-T-Eisen [Abbildung] , auch H-Eisen
genannt, J-Eisen [Abbildung] , Kreuzeisen [Abbildung] und wie die vielen Arten sonst
noch heißen mögen. Auch die Eisenbahnschienen gehören zu diesen
Formeisen, ebenso wie die runden und quadratischen Röhren.

Das Preſſen. — Das Walzen.
genannten Preßhammer oder die Schmiedepreſſe ſcheint Haswell in
Wien angewendet zu haben. Er arbeitete ſchon 1861 damit, während
die Engländer Fairbairne 1861, Wilſon 1862 und Yates 1863 Patente
darauf nahmen. Schon 1854 benutzte Smith in Smethwick bei Birming-
ham die hydrauliſche Preſſe, um Naben und Speichen zu Eiſenbahn-
rädern aus weißglühendem Eiſen in gußeiſernen Formen oder Matrizen
herzuſtellen. Da man beim Preſſen das Werkſtück während der Arbeit
nicht drehen und wenden kann, ſo muß für jede Form desſelben, die
hervorgebracht werden ſoll, ein beſonderes Geſenke, eine Matrize benutzt
werden, gerade wie beim Gießen die Form, welche die äußere Geſtalt
des Arbeitsſtückes innen hat. Überall da, wo es ſich um komplizirtere
Formen handelt, die man mit dem Hammer gar nicht, oder doch nur
ſchwer und unter beſonders großem Zeitaufwande herſtellen könnte,
tritt die Preſſe mit vollem Erfolge ein. Treibt man noch obenein die
hydrauliſche Preſſe mit Dampf, ſo iſt die Wirkung derſelben faſt eine
ungemeſſene.

Das Walzen.

Für beſondere Formen der zu erzeugenden Werkſtücke, namentlich
auch für ſolche, welche in großer Anzahl in möglichſt genau gleicher
Geſtalt hergeſtellt werden ſollen, hat ſich das Walzen der Metalle in
neuerer Zeit außerordentlich eingebürgert. Das Walzen beſteht der
Hauptſache nach in einem Strecken des Stückes, indem man dasſelbe
zwiſchen zwei ſich in entgegengeſetzter Richtung drehenden Walzen hin-
durchführt, deren gegenſeitiger Abſtand geringer iſt, als die Dicke
des Metalles. Die Walzen wirken hier wie die Hammerfinne beim
Zainen, die Streckung erfolgt daher in erſter Linie in der Richtung
quer gegen die Achſen der Walzen, ſie iſt nur gering in der
Achſenrichtung derſelben. Hierbei findet eine Querſchnittsverdünnung
ſtatt, eine Zuſammendrückung, in der Richtung, in welcher der Druck
thätig iſt, eine Ausdehnung nach allen Richtungen. Dieſe Ausdehnung
iſt beim Walzen kalter Metalle am größten, entſprechend iſt aber auch
die Streckung in die Länge geringer, das Metall wird dabei hart und
ſpröde. Ausglühen ſtellt die Dehnbarkeit und Weichheit wieder her.
Beim Walzen glühender Metalle treten dieſe Übelſtände nicht auf.

Die Walzwerke werden in erſter Linie zur Verarbeitung des Eiſens
benutzt, aber nur wenig zur definitiven Formgebung, ſie geben dem
Techniker das Material in die Hand, wie er es weiter verwerten kann,
und je nach der Form, in welcher dies geſchieht, unterſcheidet man die
Eiſenſorten, die verſchiedenen Arten des Formeiſens. Man kauft drei-
eckige, runde, halbrunde, dreiviertelrunde, ovale Eiſen, keilförmiges,
Winkel- oder Eckeiſen [Abbildung] , T-Eiſen [Abbildung] , Doppel-T-Eiſen [Abbildung] , auch H-Eiſen
genannt, J-Eiſen [Abbildung] , Kreuzeiſen [Abbildung] und wie die vielen Arten ſonſt
noch heißen mögen. Auch die Eiſenbahnſchienen gehören zu dieſen
Formeiſen, ebenſo wie die runden und quadratiſchen Röhren.

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[655/0673] Das Preſſen. — Das Walzen. genannten Preßhammer oder die Schmiedepreſſe ſcheint Haswell in Wien angewendet zu haben. Er arbeitete ſchon 1861 damit, während die Engländer Fairbairne 1861, Wilſon 1862 und Yates 1863 Patente darauf nahmen. Schon 1854 benutzte Smith in Smethwick bei Birming- ham die hydrauliſche Preſſe, um Naben und Speichen zu Eiſenbahn- rädern aus weißglühendem Eiſen in gußeiſernen Formen oder Matrizen herzuſtellen. Da man beim Preſſen das Werkſtück während der Arbeit nicht drehen und wenden kann, ſo muß für jede Form desſelben, die hervorgebracht werden ſoll, ein beſonderes Geſenke, eine Matrize benutzt werden, gerade wie beim Gießen die Form, welche die äußere Geſtalt des Arbeitsſtückes innen hat. Überall da, wo es ſich um komplizirtere Formen handelt, die man mit dem Hammer gar nicht, oder doch nur ſchwer und unter beſonders großem Zeitaufwande herſtellen könnte, tritt die Preſſe mit vollem Erfolge ein. Treibt man noch obenein die hydrauliſche Preſſe mit Dampf, ſo iſt die Wirkung derſelben faſt eine ungemeſſene. Das Walzen. Für beſondere Formen der zu erzeugenden Werkſtücke, namentlich auch für ſolche, welche in großer Anzahl in möglichſt genau gleicher Geſtalt hergeſtellt werden ſollen, hat ſich das Walzen der Metalle in neuerer Zeit außerordentlich eingebürgert. Das Walzen beſteht der Hauptſache nach in einem Strecken des Stückes, indem man dasſelbe zwiſchen zwei ſich in entgegengeſetzter Richtung drehenden Walzen hin- durchführt, deren gegenſeitiger Abſtand geringer iſt, als die Dicke des Metalles. Die Walzen wirken hier wie die Hammerfinne beim Zainen, die Streckung erfolgt daher in erſter Linie in der Richtung quer gegen die Achſen der Walzen, ſie iſt nur gering in der Achſenrichtung derſelben. Hierbei findet eine Querſchnittsverdünnung ſtatt, eine Zuſammendrückung, in der Richtung, in welcher der Druck thätig iſt, eine Ausdehnung nach allen Richtungen. Dieſe Ausdehnung iſt beim Walzen kalter Metalle am größten, entſprechend iſt aber auch die Streckung in die Länge geringer, das Metall wird dabei hart und ſpröde. Ausglühen ſtellt die Dehnbarkeit und Weichheit wieder her. Beim Walzen glühender Metalle treten dieſe Übelſtände nicht auf. Die Walzwerke werden in erſter Linie zur Verarbeitung des Eiſens benutzt, aber nur wenig zur definitiven Formgebung, ſie geben dem Techniker das Material in die Hand, wie er es weiter verwerten kann, und je nach der Form, in welcher dies geſchieht, unterſcheidet man die Eiſenſorten, die verſchiedenen Arten des Formeiſens. Man kauft drei- eckige, runde, halbrunde, dreiviertelrunde, ovale Eiſen, keilförmiges, Winkel- oder Eckeiſen [Abbildung] , T-Eiſen [Abbildung] , Doppel-T-Eiſen [Abbildung] , auch H-Eiſen genannt, J-Eiſen [Abbildung] , Kreuzeiſen [Abbildung] und wie die vielen Arten ſonſt noch heißen mögen. Auch die Eiſenbahnſchienen gehören zu dieſen Formeiſen, ebenſo wie die runden und quadratiſchen Röhren.

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/673>, abgerufen am 22.12.2024.