feinkörnigen Sandstein oder gebrannten Thon; auch Gips, Serpentin und Schiefer sind vielfach in Anwendung gekommen, haben aber den Messing- und namentlich den billigen und dauerhaften Gußeisenformen weichen müssen. Größere hohle Stücke gießt man in Teilen, die nach- her zusammengelötet werden. Die weiteste Verbreitung hat das Zinn wohl in der Form von Zinnfolie (Stanniol) gewonnen. Masson in Paris hat 1860 für die Herstellung derselben einen mechanischen Apparat konstruiert, der eine große Arbeitsbeschleunigung gestattet. Dieses Papier wird ebenso wie Bleipapier gegossen. Man bespannt einen Rahmen straff mit Leinewand, die mit einer Mischung von Kreide und Eiweiß überstrichen ist, und stellt ihn unter einem Winkel von 15°, bei der Zinn- folie sehr steil unter einem Winkel von 75° gegen die Wagerechte geneigt auf und fährt dann mit einem Kästchen ohne Boden und Hinter- wand, in welches das Blei bez. Zinn eingegossen ist, rasch darüber fort. Je steiler der Rahmen, je flüssiger das Metall, je schneller die Be- wegung des Kästchens, um so dünner fällt das an der Leinewand hängen bleibende Plättchen aus. Masson läßt an einem Riemen ohne Ende zwei Zinkkästchen sich bewegen, von welchen das eine oben auf die Gießtafel tritt und mit Zinn gefüllt wird, sobald das andere unten angekommen ist und seinen Überschuß an Zinn ausgeleert hat. Mit Hilfe dieser Vorrichtung sollen zwei Männer, von einem Kinde unter- stützt, täglich 300 Blätter von 2,4 m Länge und 1 mm Dicke gießen.
Die Edelmetalle werden selten gegossen, höchstens in Form von Stäbchen oder Platten, die man zur weiteren Verarbeitung braucht; hierbei kommen schmiedeeiserne Formen zur Verwendung. Massive Ringe gießt man auch wohl in mit Kohlenstaub eingepulverten Formen aus Ossa Sepia, in welche das Modell, in zwei Platten je zur Hälfte eingedrückt ist. Ebenso selten werden Aluminium, Kupfer und Neusilber gegossen. Schmiedeeisen ist, wie ja auch sein Name schon besagt, der Formgebung durch Gießen überhaupt ganz unzugänglich.
Das Schmelzen.
Im vorangegangenen war überall vorausgesetzt, daß man flüssiges Metall zur Verfügung habe, es sollen nachträglich auch die Apparate Erwähnung finden, welche dazu dienen, das Metall flüssig zu machen. Einen finden wir schon erwähnt, den gigantischen Hochofen, in welchem aus den Erzen die Metalle ausgeschmolzen werden; auch dieser findet beim Gießen Anwendung, aber nur da, wo es sich um gewaltige Guß- stücke handelt. Überall da, wo kleinere und kleinste Erzeugnisse her- gestellt werden, wird man auch kleinere Öfen anwenden, und wo man leichtflüssige Metalle vor sich hat, wird man sich nicht der die höchsten Temperaturen hervorbringenden Hochöfen bedienen.
Zwei Gruppen von Schmelzapparaten haben wir zu unterscheiden, diejenigen, bei denen die Metalle in Gefäßen geschmolzen werden und
41*
Das Gießen. — Das Schmelzen.
feinkörnigen Sandſtein oder gebrannten Thon; auch Gips, Serpentin und Schiefer ſind vielfach in Anwendung gekommen, haben aber den Meſſing- und namentlich den billigen und dauerhaften Gußeiſenformen weichen müſſen. Größere hohle Stücke gießt man in Teilen, die nach- her zuſammengelötet werden. Die weiteſte Verbreitung hat das Zinn wohl in der Form von Zinnfolie (Stanniol) gewonnen. Maſſon in Paris hat 1860 für die Herſtellung derſelben einen mechaniſchen Apparat konſtruiert, der eine große Arbeitsbeſchleunigung geſtattet. Dieſes Papier wird ebenſo wie Bleipapier gegoſſen. Man beſpannt einen Rahmen ſtraff mit Leinewand, die mit einer Miſchung von Kreide und Eiweiß überſtrichen iſt, und ſtellt ihn unter einem Winkel von 15°, bei der Zinn- folie ſehr ſteil unter einem Winkel von 75° gegen die Wagerechte geneigt auf und fährt dann mit einem Käſtchen ohne Boden und Hinter- wand, in welches das Blei bez. Zinn eingegoſſen iſt, raſch darüber fort. Je ſteiler der Rahmen, je flüſſiger das Metall, je ſchneller die Be- wegung des Käſtchens, um ſo dünner fällt das an der Leinewand hängen bleibende Plättchen aus. Maſſon läßt an einem Riemen ohne Ende zwei Zinkkäſtchen ſich bewegen, von welchen das eine oben auf die Gießtafel tritt und mit Zinn gefüllt wird, ſobald das andere unten angekommen iſt und ſeinen Überſchuß an Zinn ausgeleert hat. Mit Hilfe dieſer Vorrichtung ſollen zwei Männer, von einem Kinde unter- ſtützt, täglich 300 Blätter von 2,4 m Länge und 1 mm Dicke gießen.
Die Edelmetalle werden ſelten gegoſſen, höchſtens in Form von Stäbchen oder Platten, die man zur weiteren Verarbeitung braucht; hierbei kommen ſchmiedeeiſerne Formen zur Verwendung. Maſſive Ringe gießt man auch wohl in mit Kohlenſtaub eingepulverten Formen aus Oſſa Sepia, in welche das Modell, in zwei Platten je zur Hälfte eingedrückt iſt. Ebenſo ſelten werden Aluminium, Kupfer und Neuſilber gegoſſen. Schmiedeeiſen iſt, wie ja auch ſein Name ſchon beſagt, der Formgebung durch Gießen überhaupt ganz unzugänglich.
Das Schmelzen.
Im vorangegangenen war überall vorausgeſetzt, daß man flüſſiges Metall zur Verfügung habe, es ſollen nachträglich auch die Apparate Erwähnung finden, welche dazu dienen, das Metall flüſſig zu machen. Einen finden wir ſchon erwähnt, den gigantiſchen Hochofen, in welchem aus den Erzen die Metalle ausgeſchmolzen werden; auch dieſer findet beim Gießen Anwendung, aber nur da, wo es ſich um gewaltige Guß- ſtücke handelt. Überall da, wo kleinere und kleinſte Erzeugniſſe her- geſtellt werden, wird man auch kleinere Öfen anwenden, und wo man leichtflüſſige Metalle vor ſich hat, wird man ſich nicht der die höchſten Temperaturen hervorbringenden Hochöfen bedienen.
Zwei Gruppen von Schmelzapparaten haben wir zu unterſcheiden, diejenigen, bei denen die Metalle in Gefäßen geſchmolzen werden und
41*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0661"n="643"/><fwplace="top"type="header">Das Gießen. — Das Schmelzen.</fw><lb/>
feinkörnigen Sandſtein oder gebrannten Thon; auch Gips, Serpentin<lb/>
und Schiefer ſind vielfach in Anwendung gekommen, haben aber den<lb/>
Meſſing- und namentlich den billigen und dauerhaften Gußeiſenformen<lb/>
weichen müſſen. Größere hohle Stücke gießt man in Teilen, die nach-<lb/>
her zuſammengelötet werden. Die weiteſte Verbreitung hat das Zinn<lb/>
wohl in der Form von Zinnfolie (Stanniol) gewonnen. Maſſon in<lb/>
Paris hat 1860 für die Herſtellung derſelben einen mechaniſchen Apparat<lb/>
konſtruiert, der eine große Arbeitsbeſchleunigung geſtattet. Dieſes Papier<lb/>
wird ebenſo wie Bleipapier gegoſſen. Man beſpannt einen Rahmen<lb/>ſtraff mit Leinewand, die mit einer Miſchung von Kreide und Eiweiß<lb/>
überſtrichen iſt, und ſtellt ihn unter einem Winkel von 15°, bei der Zinn-<lb/>
folie ſehr ſteil unter einem Winkel von 75° gegen die Wagerechte<lb/>
geneigt auf und fährt dann mit einem Käſtchen ohne Boden und Hinter-<lb/>
wand, in welches das Blei bez. Zinn eingegoſſen iſt, raſch darüber fort.<lb/>
Je ſteiler der Rahmen, je flüſſiger das Metall, je ſchneller die Be-<lb/>
wegung des Käſtchens, um ſo dünner fällt das an der Leinewand hängen<lb/>
bleibende Plättchen aus. Maſſon läßt an einem Riemen ohne Ende<lb/>
zwei Zinkkäſtchen ſich bewegen, von welchen das eine oben auf die<lb/>
Gießtafel tritt und mit Zinn gefüllt wird, ſobald das andere unten<lb/>
angekommen iſt und ſeinen Überſchuß an Zinn ausgeleert hat. Mit<lb/>
Hilfe dieſer Vorrichtung ſollen zwei Männer, von einem Kinde unter-<lb/>ſtützt, täglich 300 Blätter von 2,4 <hirendition="#aq">m</hi> Länge und 1 <hirendition="#aq">mm</hi> Dicke gießen.</p><lb/><p>Die Edelmetalle werden ſelten gegoſſen, höchſtens in Form von<lb/>
Stäbchen oder Platten, die man zur weiteren Verarbeitung braucht;<lb/>
hierbei kommen ſchmiedeeiſerne Formen zur Verwendung. Maſſive<lb/>
Ringe gießt man auch wohl in mit Kohlenſtaub eingepulverten Formen<lb/>
aus Oſſa Sepia, in welche das Modell, in zwei Platten je zur Hälfte<lb/>
eingedrückt iſt. Ebenſo ſelten werden Aluminium, Kupfer und Neuſilber<lb/>
gegoſſen. Schmiedeeiſen iſt, wie ja auch ſein Name ſchon beſagt, der<lb/>
Formgebung durch Gießen überhaupt ganz unzugänglich.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Das Schmelzen.</hi></head><lb/><p>Im vorangegangenen war überall vorausgeſetzt, daß man flüſſiges<lb/>
Metall zur Verfügung habe, es ſollen nachträglich auch die Apparate<lb/>
Erwähnung finden, welche dazu dienen, das Metall flüſſig zu machen.<lb/>
Einen finden wir ſchon erwähnt, den gigantiſchen Hochofen, in welchem<lb/>
aus den Erzen die Metalle ausgeſchmolzen werden; auch dieſer findet<lb/>
beim Gießen Anwendung, aber nur da, wo es ſich um gewaltige Guß-<lb/>ſtücke handelt. Überall da, wo kleinere und kleinſte Erzeugniſſe her-<lb/>
geſtellt werden, wird man auch kleinere Öfen anwenden, und wo man<lb/>
leichtflüſſige Metalle vor ſich hat, wird man ſich nicht der die höchſten<lb/>
Temperaturen hervorbringenden Hochöfen bedienen.</p><lb/><p>Zwei Gruppen von Schmelzapparaten haben wir zu unterſcheiden,<lb/>
diejenigen, bei denen die Metalle in Gefäßen geſchmolzen werden und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">41*</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[643/0661]
Das Gießen. — Das Schmelzen.
feinkörnigen Sandſtein oder gebrannten Thon; auch Gips, Serpentin
und Schiefer ſind vielfach in Anwendung gekommen, haben aber den
Meſſing- und namentlich den billigen und dauerhaften Gußeiſenformen
weichen müſſen. Größere hohle Stücke gießt man in Teilen, die nach-
her zuſammengelötet werden. Die weiteſte Verbreitung hat das Zinn
wohl in der Form von Zinnfolie (Stanniol) gewonnen. Maſſon in
Paris hat 1860 für die Herſtellung derſelben einen mechaniſchen Apparat
konſtruiert, der eine große Arbeitsbeſchleunigung geſtattet. Dieſes Papier
wird ebenſo wie Bleipapier gegoſſen. Man beſpannt einen Rahmen
ſtraff mit Leinewand, die mit einer Miſchung von Kreide und Eiweiß
überſtrichen iſt, und ſtellt ihn unter einem Winkel von 15°, bei der Zinn-
folie ſehr ſteil unter einem Winkel von 75° gegen die Wagerechte
geneigt auf und fährt dann mit einem Käſtchen ohne Boden und Hinter-
wand, in welches das Blei bez. Zinn eingegoſſen iſt, raſch darüber fort.
Je ſteiler der Rahmen, je flüſſiger das Metall, je ſchneller die Be-
wegung des Käſtchens, um ſo dünner fällt das an der Leinewand hängen
bleibende Plättchen aus. Maſſon läßt an einem Riemen ohne Ende
zwei Zinkkäſtchen ſich bewegen, von welchen das eine oben auf die
Gießtafel tritt und mit Zinn gefüllt wird, ſobald das andere unten
angekommen iſt und ſeinen Überſchuß an Zinn ausgeleert hat. Mit
Hilfe dieſer Vorrichtung ſollen zwei Männer, von einem Kinde unter-
ſtützt, täglich 300 Blätter von 2,4 m Länge und 1 mm Dicke gießen.
Die Edelmetalle werden ſelten gegoſſen, höchſtens in Form von
Stäbchen oder Platten, die man zur weiteren Verarbeitung braucht;
hierbei kommen ſchmiedeeiſerne Formen zur Verwendung. Maſſive
Ringe gießt man auch wohl in mit Kohlenſtaub eingepulverten Formen
aus Oſſa Sepia, in welche das Modell, in zwei Platten je zur Hälfte
eingedrückt iſt. Ebenſo ſelten werden Aluminium, Kupfer und Neuſilber
gegoſſen. Schmiedeeiſen iſt, wie ja auch ſein Name ſchon beſagt, der
Formgebung durch Gießen überhaupt ganz unzugänglich.
Das Schmelzen.
Im vorangegangenen war überall vorausgeſetzt, daß man flüſſiges
Metall zur Verfügung habe, es ſollen nachträglich auch die Apparate
Erwähnung finden, welche dazu dienen, das Metall flüſſig zu machen.
Einen finden wir ſchon erwähnt, den gigantiſchen Hochofen, in welchem
aus den Erzen die Metalle ausgeſchmolzen werden; auch dieſer findet
beim Gießen Anwendung, aber nur da, wo es ſich um gewaltige Guß-
ſtücke handelt. Überall da, wo kleinere und kleinſte Erzeugniſſe her-
geſtellt werden, wird man auch kleinere Öfen anwenden, und wo man
leichtflüſſige Metalle vor ſich hat, wird man ſich nicht der die höchſten
Temperaturen hervorbringenden Hochöfen bedienen.
Zwei Gruppen von Schmelzapparaten haben wir zu unterſcheiden,
diejenigen, bei denen die Metalle in Gefäßen geſchmolzen werden und
41*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/661>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.