Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Nahrungs- und Genußmittel.
um die eigene Achse besorgt wird. Solche Trommeln werden in einer
größeren Anzahl nebeneinander aufgestellt, und Fig. 281 zeigt die ge-
schlossenen Trommeln in einer solchen Anordnung.

[Abbildung] Fig. 281.

Keimtrommeln.

Die Bereitung der Bierwürze.

Während des Keimens nun hat sich ein ganz merkwürdiger Stoff
im Korne gebildet, den der Chemiker "Diastase" nennt, und der die
Eigenschaft hat, unter der Einwirkung von Säuren oder des tierischen
Speichels oder auch bei einer Temperatur von ca. 75°C das Stärke-
mehl des Malzes in Zucker zu verwandeln. Im Sudhause, wo die
Bildung des Zuckers aus dem Stärkemehl vorgenommen wird, brüht
der Brauer das geschrotene Malz mit heißem Wasser auf, und soll der
Sudhausbetrieb mit seinen modernen Einrichtungen nachfolgend be-
schrieben werden. Vorher darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß
nicht alle Völker von den drei genannten Hülfsmitteln, den Zucker aus
dem Stärkemehl zu erzeugen, gerade die erhöhte Temperatur wählen.
So erzählt uns z. B. v. Tschudi in seinem Werke "Reisen in Peru",
daß in gewissen Teilen der Sierra aus Maismalz ein Bier gebraut
wird, welches man dort "Chika" nennt und dessen beste Sorte dar-
gestellt wird, indem alle Mitglieder der Familie, wie auch eigens da-
für engagierte, möglichst zahnlose, alte Frauen das Maismalz im
Munde zerkauen und dann in ein Gefäß, "Kalabasche" genannt,
zurückspeien, welchen Brei man dann nach Zusatz von heißem Wasser
gähren läßt. Diese Chika wird "Chika maskada" d. h. gekaute Chika
genannt und sehr hoch geschätzt, so daß der Serrano, wenn er einen
Gast recht gut bewirten will, ihm stets diesen Trank mit der besonderen

Nahrungs- und Genußmittel.
um die eigene Achſe beſorgt wird. Solche Trommeln werden in einer
größeren Anzahl nebeneinander aufgeſtellt, und Fig. 281 zeigt die ge-
ſchloſſenen Trommeln in einer ſolchen Anordnung.

[Abbildung] Fig. 281.

Keimtrommeln.

Die Bereitung der Bierwürze.

Während des Keimens nun hat ſich ein ganz merkwürdiger Stoff
im Korne gebildet, den der Chemiker „Diaſtaſe“ nennt, und der die
Eigenſchaft hat, unter der Einwirkung von Säuren oder des tieriſchen
Speichels oder auch bei einer Temperatur von ca. 75°C das Stärke-
mehl des Malzes in Zucker zu verwandeln. Im Sudhauſe, wo die
Bildung des Zuckers aus dem Stärkemehl vorgenommen wird, brüht
der Brauer das geſchrotene Malz mit heißem Waſſer auf, und ſoll der
Sudhausbetrieb mit ſeinen modernen Einrichtungen nachfolgend be-
ſchrieben werden. Vorher darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß
nicht alle Völker von den drei genannten Hülfsmitteln, den Zucker aus
dem Stärkemehl zu erzeugen, gerade die erhöhte Temperatur wählen.
So erzählt uns z. B. v. Tſchudi in ſeinem Werke „Reiſen in Peru“,
daß in gewiſſen Teilen der Sierra aus Maismalz ein Bier gebraut
wird, welches man dort „Chika“ nennt und deſſen beſte Sorte dar-
geſtellt wird, indem alle Mitglieder der Familie, wie auch eigens da-
für engagierte, möglichſt zahnloſe, alte Frauen das Maismalz im
Munde zerkauen und dann in ein Gefäß, „Kalabaſche“ genannt,
zurückſpeien, welchen Brei man dann nach Zuſatz von heißem Waſſer
gähren läßt. Dieſe Chika wird „Chika maskada“ d. h. gekaute Chika
genannt und ſehr hoch geſchätzt, ſo daß der Serrano, wenn er einen
Gaſt recht gut bewirten will, ihm ſtets dieſen Trank mit der beſonderen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0510" n="492"/><fw place="top" type="header">Nahrungs- und Genußmittel.</fw><lb/>
um die eigene Ach&#x017F;e be&#x017F;orgt wird. Solche Trommeln werden in einer<lb/>
größeren Anzahl nebeneinander aufge&#x017F;tellt, und Fig. 281 zeigt die ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Trommeln in einer &#x017F;olchen Anordnung.</p><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 281. </head>
                <p>Keimtrommeln.</p>
              </figure>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Die Bereitung der Bierwürze.</hi> </head><lb/>
              <p>Während des Keimens nun hat &#x017F;ich ein ganz merkwürdiger Stoff<lb/>
im Korne gebildet, den der Chemiker &#x201E;Dia&#x017F;ta&#x017F;e&#x201C; nennt, und der die<lb/>
Eigen&#x017F;chaft hat, unter der Einwirkung von Säuren oder des tieri&#x017F;chen<lb/>
Speichels oder auch bei einer Temperatur von ca. 75°C das Stärke-<lb/>
mehl des Malzes in Zucker zu verwandeln. Im Sudhau&#x017F;e, wo die<lb/>
Bildung des Zuckers aus dem Stärkemehl vorgenommen wird, brüht<lb/>
der Brauer das ge&#x017F;chrotene Malz mit heißem Wa&#x017F;&#x017F;er auf, und &#x017F;oll der<lb/>
Sudhausbetrieb mit &#x017F;einen modernen Einrichtungen nachfolgend be-<lb/>
&#x017F;chrieben werden. Vorher darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß<lb/>
nicht alle Völker von den drei genannten Hülfsmitteln, den Zucker aus<lb/>
dem Stärkemehl zu erzeugen, gerade die erhöhte Temperatur wählen.<lb/>
So erzählt uns z. B. v. T&#x017F;chudi in &#x017F;einem Werke &#x201E;Rei&#x017F;en in Peru&#x201C;,<lb/>
daß in gewi&#x017F;&#x017F;en Teilen der Sierra aus Maismalz ein Bier gebraut<lb/>
wird, welches man dort &#x201E;Chika&#x201C; nennt und de&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;te Sorte dar-<lb/>
ge&#x017F;tellt wird, indem alle Mitglieder der Familie, wie auch eigens da-<lb/>
für engagierte, möglich&#x017F;t zahnlo&#x017F;e, alte Frauen das Maismalz im<lb/>
Munde zerkauen und dann in ein Gefäß, &#x201E;Kalaba&#x017F;che&#x201C; genannt,<lb/>
zurück&#x017F;peien, welchen Brei man dann nach Zu&#x017F;atz von heißem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gähren läßt. Die&#x017F;e Chika wird &#x201E;Chika maskada&#x201C; d. h. gekaute Chika<lb/>
genannt und &#x017F;ehr hoch ge&#x017F;chätzt, &#x017F;o daß der Serrano, wenn er einen<lb/>
Ga&#x017F;t recht gut bewirten will, ihm &#x017F;tets die&#x017F;en Trank mit der be&#x017F;onderen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[492/0510] Nahrungs- und Genußmittel. um die eigene Achſe beſorgt wird. Solche Trommeln werden in einer größeren Anzahl nebeneinander aufgeſtellt, und Fig. 281 zeigt die ge- ſchloſſenen Trommeln in einer ſolchen Anordnung. [Abbildung Fig. 281. Keimtrommeln.] Die Bereitung der Bierwürze. Während des Keimens nun hat ſich ein ganz merkwürdiger Stoff im Korne gebildet, den der Chemiker „Diaſtaſe“ nennt, und der die Eigenſchaft hat, unter der Einwirkung von Säuren oder des tieriſchen Speichels oder auch bei einer Temperatur von ca. 75°C das Stärke- mehl des Malzes in Zucker zu verwandeln. Im Sudhauſe, wo die Bildung des Zuckers aus dem Stärkemehl vorgenommen wird, brüht der Brauer das geſchrotene Malz mit heißem Waſſer auf, und ſoll der Sudhausbetrieb mit ſeinen modernen Einrichtungen nachfolgend be- ſchrieben werden. Vorher darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß nicht alle Völker von den drei genannten Hülfsmitteln, den Zucker aus dem Stärkemehl zu erzeugen, gerade die erhöhte Temperatur wählen. So erzählt uns z. B. v. Tſchudi in ſeinem Werke „Reiſen in Peru“, daß in gewiſſen Teilen der Sierra aus Maismalz ein Bier gebraut wird, welches man dort „Chika“ nennt und deſſen beſte Sorte dar- geſtellt wird, indem alle Mitglieder der Familie, wie auch eigens da- für engagierte, möglichſt zahnloſe, alte Frauen das Maismalz im Munde zerkauen und dann in ein Gefäß, „Kalabaſche“ genannt, zurückſpeien, welchen Brei man dann nach Zuſatz von heißem Waſſer gähren läßt. Dieſe Chika wird „Chika maskada“ d. h. gekaute Chika genannt und ſehr hoch geſchätzt, ſo daß der Serrano, wenn er einen Gaſt recht gut bewirten will, ihm ſtets dieſen Trank mit der beſonderen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/510
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/510>, abgerufen am 21.11.2024.