Nach diesem Gesichtspunkte können alle landwirtschaftlichen Maschinen in drei Gruppen geteilt werden, die sich als Bodenbearbeitungs-, als Saat- und Erntemaschinen bezeichnen lassen.
a) Die Bodenbearbeitungsmaschinen.
Die wichtigste der Bodenbearbeitungsmaschinen, ist der Pflug, und es ist besonders interessant, die Entwickelung dieses Gerätes zu be- trachten. Der Pflug hat die Aufgabe, einen bestimmten Erdstreifen völlig umzuwenden, und zwar je nach dem vorliegenden Zweck und der vorhandenen Beschaffenheit des Bodens diese Arbeit mehr oder weniger tief, aber stets von einer ganz bestimmten Tiefe auszuführen. Ein solcher Erdstreifen muß für den umzuwendenden Teil wagerecht und senkrecht scharf abgegrenzt werden und die zwischen je zwei solcher umgewendeten Erdstreifen entstehenden Furchen müssen vollständig rein und ausgeräumt erscheinen. Je vollkommener nun bei möglichst ge- ringem Kraftaufwand der Pflug diese Aufgabe löst, desto besser ist er natürlich, und recht zahlreiche Konstruktionen sind für die Lösung dieser Aufgabe in Konkurrenz getreten.
Als der Mensch anfing, den Boden zu bearbeiten, wurde die heute vom Pfluge verrichtete Arbeit unter Zuhilfenahme verschiedener Gerätschaften bewerkstelligt, und zwar waren es Spaten, Schaufel, Hacke und schließlich Rechen, welche dem Menschen hierzu dienten und deren Arbeit der Pflug übernommen hat, indem gleichzeitig an Stelle der verschiedenen Kräfte, welche zur Handhabung jener Gerätschaften notwendig waren, nunmehr eine einzige, nämlich die Zugkraft, trat.
Soweit unsere Forschungen zurückreichen, finden wir den ersten Pflug bei den Ägyptern und zwar in Abbildungen auf altägyptischen Denkmälern, gleichzeitig ein Beweis dafür, daß der Ackerbau schon damals in hohen Ehren stand. Dieser Pflug (Fig. 224) bestand aus einem starken, gekrümmten und an einem Ende zugespitzten Baumzweige a, dessen anderes Ende in zwei Äste b b auslief, die als Handhaben dienten, und an welche die Zugstange c mit dem für das Anspannen des Zugtieres notwendigem Querholz d angebracht war. Die Über- lieferungen der römischen Schriftsteller, ganz besonders die so vor- züglichen des Plinius, dem wir zahlreiche, sehr schätzenswerte Mit- teilungen über den Ackerbau der Römer und Griechen verdanken, machen uns auch mit der ersten Verbesserung des ägyptischen Pfluges durch die Römer bekannt. Sie setzten, wie es Fig. 225 zeigt, an dem unteren Teile des Baumes a die Pflugschar b aus Eisen an, ohne zuerst die Zugführung c d wesentlich zu verändern. Gerade dieser Pflug ist sehr instruktiv für die Entstehung des Pfluges aus der Schaufel, denn er zeigt fast das Bild einer schräg in den Boden gestoßenen Schaufel, deren Herausheben, wie es vorher nach jedem Spatenstich notwendig war, unterbleibt, und bei welcher für die stoßende Kraft des Menschen die
Die landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte.
Nach dieſem Geſichtspunkte können alle landwirtſchaftlichen Maſchinen in drei Gruppen geteilt werden, die ſich als Bodenbearbeitungs-, als Saat- und Erntemaſchinen bezeichnen laſſen.
a) Die Bodenbearbeitungsmaſchinen.
Die wichtigſte der Bodenbearbeitungsmaſchinen, iſt der Pflug, und es iſt beſonders intereſſant, die Entwickelung dieſes Gerätes zu be- trachten. Der Pflug hat die Aufgabe, einen beſtimmten Erdſtreifen völlig umzuwenden, und zwar je nach dem vorliegenden Zweck und der vorhandenen Beſchaffenheit des Bodens dieſe Arbeit mehr oder weniger tief, aber ſtets von einer ganz beſtimmten Tiefe auszuführen. Ein ſolcher Erdſtreifen muß für den umzuwendenden Teil wagerecht und ſenkrecht ſcharf abgegrenzt werden und die zwiſchen je zwei ſolcher umgewendeten Erdſtreifen entſtehenden Furchen müſſen vollſtändig rein und ausgeräumt erſcheinen. Je vollkommener nun bei möglichſt ge- ringem Kraftaufwand der Pflug dieſe Aufgabe löſt, deſto beſſer iſt er natürlich, und recht zahlreiche Konſtruktionen ſind für die Löſung dieſer Aufgabe in Konkurrenz getreten.
Als der Menſch anfing, den Boden zu bearbeiten, wurde die heute vom Pfluge verrichtete Arbeit unter Zuhilfenahme verſchiedener Gerätſchaften bewerkſtelligt, und zwar waren es Spaten, Schaufel, Hacke und ſchließlich Rechen, welche dem Menſchen hierzu dienten und deren Arbeit der Pflug übernommen hat, indem gleichzeitig an Stelle der verſchiedenen Kräfte, welche zur Handhabung jener Gerätſchaften notwendig waren, nunmehr eine einzige, nämlich die Zugkraft, trat.
Soweit unſere Forſchungen zurückreichen, finden wir den erſten Pflug bei den Ägyptern und zwar in Abbildungen auf altägyptiſchen Denkmälern, gleichzeitig ein Beweis dafür, daß der Ackerbau ſchon damals in hohen Ehren ſtand. Dieſer Pflug (Fig. 224) beſtand aus einem ſtarken, gekrümmten und an einem Ende zugeſpitzten Baumzweige a, deſſen anderes Ende in zwei Äſte b b auslief, die als Handhaben dienten, und an welche die Zugſtange c mit dem für das Anſpannen des Zugtieres notwendigem Querholz d angebracht war. Die Über- lieferungen der römiſchen Schriftſteller, ganz beſonders die ſo vor- züglichen des Plinius, dem wir zahlreiche, ſehr ſchätzenswerte Mit- teilungen über den Ackerbau der Römer und Griechen verdanken, machen uns auch mit der erſten Verbeſſerung des ägyptiſchen Pfluges durch die Römer bekannt. Sie ſetzten, wie es Fig. 225 zeigt, an dem unteren Teile des Baumes a die Pflugſchar b aus Eiſen an, ohne zuerſt die Zugführung c d weſentlich zu verändern. Gerade dieſer Pflug iſt ſehr inſtruktiv für die Entſtehung des Pfluges aus der Schaufel, denn er zeigt faſt das Bild einer ſchräg in den Boden geſtoßenen Schaufel, deren Herausheben, wie es vorher nach jedem Spatenſtich notwendig war, unterbleibt, und bei welcher für die ſtoßende Kraft des Menſchen die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0468"n="450"/><fwplace="top"type="header">Die landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte.</fw><lb/>
Nach dieſem Geſichtspunkte können alle landwirtſchaftlichen Maſchinen<lb/>
in drei Gruppen geteilt werden, die ſich als Bodenbearbeitungs-, als<lb/>
Saat- und Erntemaſchinen bezeichnen laſſen.</p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">a</hi>) Die Bodenbearbeitungsmaſchinen.</hi></head><lb/><p>Die wichtigſte der Bodenbearbeitungsmaſchinen, iſt der Pflug, und<lb/>
es iſt beſonders intereſſant, die Entwickelung dieſes Gerätes zu be-<lb/>
trachten. Der Pflug hat die Aufgabe, einen beſtimmten Erdſtreifen<lb/>
völlig umzuwenden, und zwar je nach dem vorliegenden Zweck und der<lb/>
vorhandenen Beſchaffenheit des Bodens dieſe Arbeit mehr oder weniger<lb/>
tief, aber ſtets von einer ganz beſtimmten Tiefe auszuführen. Ein<lb/>ſolcher Erdſtreifen muß für den umzuwendenden Teil wagerecht und<lb/>ſenkrecht ſcharf abgegrenzt werden und die zwiſchen je zwei ſolcher<lb/>
umgewendeten Erdſtreifen entſtehenden Furchen müſſen vollſtändig rein<lb/>
und ausgeräumt erſcheinen. Je vollkommener nun bei möglichſt ge-<lb/>
ringem Kraftaufwand der Pflug dieſe Aufgabe löſt, deſto beſſer iſt er<lb/>
natürlich, und recht zahlreiche Konſtruktionen ſind für die Löſung dieſer<lb/>
Aufgabe in Konkurrenz getreten.</p><lb/><p>Als der Menſch anfing, den Boden zu bearbeiten, wurde die<lb/>
heute vom Pfluge verrichtete Arbeit unter Zuhilfenahme verſchiedener<lb/>
Gerätſchaften bewerkſtelligt, und zwar waren es Spaten, Schaufel,<lb/>
Hacke und ſchließlich Rechen, welche dem Menſchen hierzu dienten und<lb/>
deren Arbeit der Pflug übernommen hat, indem gleichzeitig an Stelle<lb/>
der verſchiedenen Kräfte, welche zur Handhabung jener Gerätſchaften<lb/>
notwendig waren, nunmehr eine einzige, nämlich die Zugkraft, trat.</p><lb/><p>Soweit unſere Forſchungen zurückreichen, finden wir den erſten<lb/>
Pflug bei den Ägyptern und zwar in Abbildungen auf altägyptiſchen<lb/>
Denkmälern, gleichzeitig ein Beweis dafür, daß der Ackerbau ſchon<lb/>
damals in hohen Ehren ſtand. Dieſer Pflug (Fig. 224) beſtand aus<lb/>
einem ſtarken, gekrümmten und an einem Ende zugeſpitzten Baumzweige <hirendition="#aq">a</hi>,<lb/>
deſſen anderes Ende in zwei Äſte <hirendition="#aq">b b</hi> auslief, die als Handhaben<lb/>
dienten, und an welche die Zugſtange <hirendition="#aq">c</hi> mit dem für das Anſpannen<lb/>
des Zugtieres notwendigem Querholz <hirendition="#aq">d</hi> angebracht war. Die Über-<lb/>
lieferungen der römiſchen Schriftſteller, ganz beſonders die ſo vor-<lb/>
züglichen des Plinius, dem wir zahlreiche, ſehr ſchätzenswerte Mit-<lb/>
teilungen über den Ackerbau der Römer und Griechen verdanken,<lb/>
machen uns auch mit der erſten Verbeſſerung des ägyptiſchen Pfluges<lb/>
durch die Römer bekannt. Sie ſetzten, wie es Fig. 225 zeigt, an dem<lb/>
unteren Teile des Baumes <hirendition="#aq">a</hi> die Pflugſchar <hirendition="#aq">b</hi> aus Eiſen an, ohne zuerſt<lb/>
die Zugführung <hirendition="#aq">c d</hi> weſentlich zu verändern. Gerade dieſer Pflug iſt<lb/>ſehr inſtruktiv für die Entſtehung des Pfluges aus der Schaufel, denn<lb/>
er zeigt faſt das Bild einer ſchräg in den Boden geſtoßenen Schaufel,<lb/>
deren Herausheben, wie es vorher nach jedem Spatenſtich notwendig<lb/>
war, unterbleibt, und bei welcher für die ſtoßende Kraft des Menſchen die<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[450/0468]
Die landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräte.
Nach dieſem Geſichtspunkte können alle landwirtſchaftlichen Maſchinen
in drei Gruppen geteilt werden, die ſich als Bodenbearbeitungs-, als
Saat- und Erntemaſchinen bezeichnen laſſen.
a) Die Bodenbearbeitungsmaſchinen.
Die wichtigſte der Bodenbearbeitungsmaſchinen, iſt der Pflug, und
es iſt beſonders intereſſant, die Entwickelung dieſes Gerätes zu be-
trachten. Der Pflug hat die Aufgabe, einen beſtimmten Erdſtreifen
völlig umzuwenden, und zwar je nach dem vorliegenden Zweck und der
vorhandenen Beſchaffenheit des Bodens dieſe Arbeit mehr oder weniger
tief, aber ſtets von einer ganz beſtimmten Tiefe auszuführen. Ein
ſolcher Erdſtreifen muß für den umzuwendenden Teil wagerecht und
ſenkrecht ſcharf abgegrenzt werden und die zwiſchen je zwei ſolcher
umgewendeten Erdſtreifen entſtehenden Furchen müſſen vollſtändig rein
und ausgeräumt erſcheinen. Je vollkommener nun bei möglichſt ge-
ringem Kraftaufwand der Pflug dieſe Aufgabe löſt, deſto beſſer iſt er
natürlich, und recht zahlreiche Konſtruktionen ſind für die Löſung dieſer
Aufgabe in Konkurrenz getreten.
Als der Menſch anfing, den Boden zu bearbeiten, wurde die
heute vom Pfluge verrichtete Arbeit unter Zuhilfenahme verſchiedener
Gerätſchaften bewerkſtelligt, und zwar waren es Spaten, Schaufel,
Hacke und ſchließlich Rechen, welche dem Menſchen hierzu dienten und
deren Arbeit der Pflug übernommen hat, indem gleichzeitig an Stelle
der verſchiedenen Kräfte, welche zur Handhabung jener Gerätſchaften
notwendig waren, nunmehr eine einzige, nämlich die Zugkraft, trat.
Soweit unſere Forſchungen zurückreichen, finden wir den erſten
Pflug bei den Ägyptern und zwar in Abbildungen auf altägyptiſchen
Denkmälern, gleichzeitig ein Beweis dafür, daß der Ackerbau ſchon
damals in hohen Ehren ſtand. Dieſer Pflug (Fig. 224) beſtand aus
einem ſtarken, gekrümmten und an einem Ende zugeſpitzten Baumzweige a,
deſſen anderes Ende in zwei Äſte b b auslief, die als Handhaben
dienten, und an welche die Zugſtange c mit dem für das Anſpannen
des Zugtieres notwendigem Querholz d angebracht war. Die Über-
lieferungen der römiſchen Schriftſteller, ganz beſonders die ſo vor-
züglichen des Plinius, dem wir zahlreiche, ſehr ſchätzenswerte Mit-
teilungen über den Ackerbau der Römer und Griechen verdanken,
machen uns auch mit der erſten Verbeſſerung des ägyptiſchen Pfluges
durch die Römer bekannt. Sie ſetzten, wie es Fig. 225 zeigt, an dem
unteren Teile des Baumes a die Pflugſchar b aus Eiſen an, ohne zuerſt
die Zugführung c d weſentlich zu verändern. Gerade dieſer Pflug iſt
ſehr inſtruktiv für die Entſtehung des Pfluges aus der Schaufel, denn
er zeigt faſt das Bild einer ſchräg in den Boden geſtoßenen Schaufel,
deren Herausheben, wie es vorher nach jedem Spatenſtich notwendig
war, unterbleibt, und bei welcher für die ſtoßende Kraft des Menſchen die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/468>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.