aräometer ist bis in das hohe Altertum hinein zu verfolgen; sicher ist, daß schon Archimedes (+ 212 v. Chr.) ein gut konstruirtes Aräometer von Blech mit einer in Grade geteilten Skala entweder erfand oder mindestens gebrauchte. In Deutschland wurden sie besonders zur Bestimmung des Salzgehaltes der Sole benutzt, und als hölzerne Cylinder, unten mit Blei ausgegossen, hergestellt. Jetzt dienen sie den allerverschiedensten Zwecken. Ein Normalinstrument stellt man in der Weise her, daß man von einer Flüssigkeit sich auf irgend eine Weise das spezifische Gewicht bestimmt, dann das Aräometer in dieselbe Flüssigkeit hineinsenkt und dem Punkt, bis zu welchem das Aräometer eintaucht, die Bezeichnung des spezifischen Gewichts der Flüssigkeit beifügt. In einer leichteren Flüssigkeit hat das Aräometer geringeren Auftrieb, wird also tiefer einsinken, in einer schwereren weniger tief. Steckt man z. B. ein Aräometer zuerst in Wasser, so wird man den Punkt bis zu dem es einsinkt mit 1,00 bezeichnen, in Petroleum sinkt es tiefer ein bis zu einem Punkte der entsprechend der Dichte der Flüssigkeit die Bezeichnung 0,82 erhalten würde. Hat man sich auf diese Weise ein solches Instrument hergestellt, so kann man wieder umgekehrt, wenn man dasselbe in eine Flüssigkeit eintaucht, sofort das spezifische Gewicht an der Skala ablesen. Dies Verfahren ist so einfach und geht so leicht und schnell vor sich, daß die Skalenaräometer die weiteste Verbreitung gefunden haben. Ebenso wie für spezifische Ge- wichte kann man die Aräometer natürlich auch für Prozente einrichten und je nach der Flüssigkeit für welche sie bestimmt sind, tragen sie verschiedene Namen. So zeigt ein Gewichtsalkoholometer, wieviel Gewichtsteile Alkohol in hundert Gewichtsteilen einer Mischung von Alkohol mit Wasser enthalten sind, ein Saccharimeter wieviel Gewichtsteile Zucker in hundert Gewichtsteilen einer Zuckerlösung sich befinden u. s. w., kurz fast auf allen Gebieten, wo es sich um die Wertbestimmung von Flüssigkeiten durch die Dichte derselben handelt, trifft man auf Skalen- aräometer.
Die Apparate zur Wärmemessung.
Alle Körper haben die Eigenschaft, bei der Erwärmung sich auszu- dehnen, bei der Erkaltung sich wieder zusammenzuziehen, wie schon mehr- fach erwähnt wurde. Diese Thatsache war schon im Altertum bekannt, aber erst im 16. Jahrhundert kam der Holländer Cornelius Drebbel auf den Gedanken, dieselbe nun auch zu der Messung der Wärme anzuwenden. Das Drebbelsche Instrument bestand aus einer dünnen Glasröhre, an welche oben eine Kugel angeblasen war, das untere offene Ende war in ein Gefäß gesteckt, in welchem sich eine Lösung von Kupfer in ver- dünntem Scheidewasser befand. In Folge des Luftdrucks (siehe auch Seite 29) drang die Flüssigkeit in die Röhre bis zu einer gewissen Höhe; wurde aber die Luft in der Kugel erwärmt, so dehnte sie sich aus und zwang die Flüssigkeit zu sinken; bei abnehmender Wärme zog
Die Erfindung der Maße und Gewichte.
aräometer iſt bis in das hohe Altertum hinein zu verfolgen; ſicher iſt, daß ſchon Archimedes († 212 v. Chr.) ein gut konſtruirtes Aräometer von Blech mit einer in Grade geteilten Skala entweder erfand oder mindeſtens gebrauchte. In Deutſchland wurden ſie beſonders zur Beſtimmung des Salzgehaltes der Sole benutzt, und als hölzerne Cylinder, unten mit Blei ausgegoſſen, hergeſtellt. Jetzt dienen ſie den allerverſchiedenſten Zwecken. Ein Normalinſtrument ſtellt man in der Weiſe her, daß man von einer Flüſſigkeit ſich auf irgend eine Weiſe das ſpezifiſche Gewicht beſtimmt, dann das Aräometer in dieſelbe Flüſſigkeit hineinſenkt und dem Punkt, bis zu welchem das Aräometer eintaucht, die Bezeichnung des ſpezifiſchen Gewichts der Flüſſigkeit beifügt. In einer leichteren Flüſſigkeit hat das Aräometer geringeren Auftrieb, wird alſo tiefer einſinken, in einer ſchwereren weniger tief. Steckt man z. B. ein Aräometer zuerſt in Waſſer, ſo wird man den Punkt bis zu dem es einſinkt mit 1,00 bezeichnen, in Petroleum ſinkt es tiefer ein bis zu einem Punkte der entſprechend der Dichte der Flüſſigkeit die Bezeichnung 0,82 erhalten würde. Hat man ſich auf dieſe Weiſe ein ſolches Inſtrument hergeſtellt, ſo kann man wieder umgekehrt, wenn man dasſelbe in eine Flüſſigkeit eintaucht, ſofort das ſpezifiſche Gewicht an der Skala ableſen. Dies Verfahren iſt ſo einfach und geht ſo leicht und ſchnell vor ſich, daß die Skalenaräometer die weiteſte Verbreitung gefunden haben. Ebenſo wie für ſpezifiſche Ge- wichte kann man die Aräometer natürlich auch für Prozente einrichten und je nach der Flüſſigkeit für welche ſie beſtimmt ſind, tragen ſie verſchiedene Namen. So zeigt ein Gewichtsalkoholometer, wieviel Gewichtsteile Alkohol in hundert Gewichtsteilen einer Miſchung von Alkohol mit Waſſer enthalten ſind, ein Saccharimeter wieviel Gewichtsteile Zucker in hundert Gewichtsteilen einer Zuckerlöſung ſich befinden u. ſ. w., kurz faſt auf allen Gebieten, wo es ſich um die Wertbeſtimmung von Flüſſigkeiten durch die Dichte derſelben handelt, trifft man auf Skalen- aräometer.
Die Apparate zur Wärmemeſſung.
Alle Körper haben die Eigenſchaft, bei der Erwärmung ſich auszu- dehnen, bei der Erkaltung ſich wieder zuſammenzuziehen, wie ſchon mehr- fach erwähnt wurde. Dieſe Thatſache war ſchon im Altertum bekannt, aber erſt im 16. Jahrhundert kam der Holländer Cornelius Drebbel auf den Gedanken, dieſelbe nun auch zu der Meſſung der Wärme anzuwenden. Das Drebbelſche Inſtrument beſtand aus einer dünnen Glasröhre, an welche oben eine Kugel angeblaſen war, das untere offene Ende war in ein Gefäß geſteckt, in welchem ſich eine Löſung von Kupfer in ver- dünntem Scheidewaſſer befand. In Folge des Luftdrucks (ſiehe auch Seite 29) drang die Flüſſigkeit in die Röhre bis zu einer gewiſſen Höhe; wurde aber die Luft in der Kugel erwärmt, ſo dehnte ſie ſich aus und zwang die Flüſſigkeit zu ſinken; bei abnehmender Wärme zog
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Die Erfindung der Maße und Gewichte.
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daß ſchon Archimedes († 212 v. Chr.) ein gut konſtruirtes Aräometer
von Blech mit einer in Grade geteilten Skala entweder erfand oder
mindeſtens gebrauchte. In Deutſchland wurden ſie beſonders zur
Beſtimmung des Salzgehaltes der Sole benutzt, und als hölzerne
Cylinder, unten mit Blei ausgegoſſen, hergeſtellt. Jetzt dienen ſie den
allerverſchiedenſten Zwecken. Ein Normalinſtrument ſtellt man in der
Weiſe her, daß man von einer Flüſſigkeit ſich auf irgend eine Weiſe
das ſpezifiſche Gewicht beſtimmt, dann das Aräometer in dieſelbe
Flüſſigkeit hineinſenkt und dem Punkt, bis zu welchem das Aräometer
eintaucht, die Bezeichnung des ſpezifiſchen Gewichts der Flüſſigkeit
beifügt. In einer leichteren Flüſſigkeit hat das Aräometer geringeren
Auftrieb, wird alſo tiefer einſinken, in einer ſchwereren weniger tief.
Steckt man z. B. ein Aräometer zuerſt in Waſſer, ſo wird man den
Punkt bis zu dem es einſinkt mit 1,00 bezeichnen, in Petroleum ſinkt
es tiefer ein bis zu einem Punkte der entſprechend der Dichte der
Flüſſigkeit die Bezeichnung 0,82 erhalten würde. Hat man ſich auf
dieſe Weiſe ein ſolches Inſtrument hergeſtellt, ſo kann man wieder
umgekehrt, wenn man dasſelbe in eine Flüſſigkeit eintaucht, ſofort das
ſpezifiſche Gewicht an der Skala ableſen. Dies Verfahren iſt ſo einfach
und geht ſo leicht und ſchnell vor ſich, daß die Skalenaräometer die
weiteſte Verbreitung gefunden haben. Ebenſo wie für ſpezifiſche Ge-
wichte kann man die Aräometer natürlich auch für Prozente einrichten
und je nach der Flüſſigkeit für welche ſie beſtimmt ſind, tragen ſie
verſchiedene Namen. So zeigt ein Gewichtsalkoholometer, wieviel
Gewichtsteile Alkohol in hundert Gewichtsteilen einer Miſchung von
Alkohol mit Waſſer enthalten ſind, ein Saccharimeter wieviel Gewichtsteile
Zucker in hundert Gewichtsteilen einer Zuckerlöſung ſich befinden u. ſ. w.,
kurz faſt auf allen Gebieten, wo es ſich um die Wertbeſtimmung von
Flüſſigkeiten durch die Dichte derſelben handelt, trifft man auf Skalen-
aräometer.
Die Apparate zur Wärmemeſſung.
Alle Körper haben die Eigenſchaft, bei der Erwärmung ſich auszu-
dehnen, bei der Erkaltung ſich wieder zuſammenzuziehen, wie ſchon mehr-
fach erwähnt wurde. Dieſe Thatſache war ſchon im Altertum bekannt,
aber erſt im 16. Jahrhundert kam der Holländer Cornelius Drebbel auf
den Gedanken, dieſelbe nun auch zu der Meſſung der Wärme anzuwenden.
Das Drebbelſche Inſtrument beſtand aus einer dünnen Glasröhre, an
welche oben eine Kugel angeblaſen war, das untere offene Ende war
in ein Gefäß geſteckt, in welchem ſich eine Löſung von Kupfer in ver-
dünntem Scheidewaſſer befand. In Folge des Luftdrucks (ſiehe auch
Seite 29) drang die Flüſſigkeit in die Röhre bis zu einer gewiſſen
Höhe; wurde aber die Luft in der Kugel erwärmt, ſo dehnte ſie ſich
aus und zwang die Flüſſigkeit zu ſinken; bei abnehmender Wärme zog
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/42>, abgerufen am 22.02.2025.
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