Das Polieren folgt auf dieselbe Weise hinterher, Schmirgel und Zinn- asche sind die dabei verwendeten Mittel. Der Stein selbst bewegt sich dabei auf einem Schlitten unter den Eisenscheiben hin. Mit der Ver- wendung zu Bauten ist -- wie jeder weiß -- der Gebrauch der Steine nicht abgeschlossen. Wir begegnen ihnen bei Denkmälern in ihrer Ge- staltung zu mannigfachen Figuren und in Schmucksachen. Für alle diese Verwendungen sind ebenfalls besondere Maschinen gebaut worden; Graviermaschinen, in denen ein Stahlstift schnell gedreht wird, halfen bei den feineren Arbeiten. In den letzten Jahren haben sich für diese Zwecke die sogenannten Preßluftwerkzeuge eingeführt, bei denen die Expansion verdichteter Luft die treibende Kraft ist; sie helfen dem Steinmetzen und dem Bildhauer, die Steine zu verarbeiten, und erhöhen die Leistungsfähigkeit eines Arbeiters auf das Sechsfache. Den Steinen, die sich bereits in Bauwerken befinden, geben sie die gewünschte Form, und bringen die schönsten Reliefs an Giebelfeldern und Kapitälen an. Alle diese Instrumente enthalten einen Schlagkolben, den die gepreßte Luft in der Minute sechs- bis zehntausend Schläge ausführen läßt.
Die Verbindungsstoffe.
Sehr bald wird das bloße Aufeinanderlegen der Steine den Wunsch nach einem genügend festen Bau nicht mehr erfüllt haben. Die ältesten aus künstlichen Steinen aufgemauerten Bauten Ägyptens und Babyloniens zeigen uns die Anwendung besonderer Bindemittel, ja der Mörtel mag älter als diese Kunststeine selbst sein. Man verstand darunter einen Kalkbrei, der mit Sand oder anderen Zusätzen gemengt ist. Die Eigenschaften des Kalkes lassen ihn zu dem bezeichneten Dienste hervorragend tauglich erscheinen. Der Kalk ist ein in der Natur ungemein verbreiteter Körper. Aber er findet sich nicht in der Form, in der er sofort zu Mörtel verarbeitet werden könnte. Mit der Kohlensäure verbunden bildet er als körniger Kalk, Marmor, Kreide und Kalkstein ungeheure Lager. Erst wenn diese Gesteine ihres Ge- haltes an Kohlensäure beraubt sind, bieten sie sich zu ferneren Diensten dar. Das geschieht, indem man die kalkhaltigen Mineralien brennt. So erhält man den gebrannten Kalk. Dieser wieder muß in eine innige Verbindung mit Wasser gebracht, er muß gelöscht werden. An der Luft trocknet der gelöschte Kalk bald ein, indem er die in der Atmosphäre enthaltene Kohlensäure wieder an sich zieht, und wenn er dabei unter einem hinreichenden Drucke steht, so erlangt er nach dem Trocknen die Härte des Marmors. Das ist die Eigenschaft, die ihn zu Mörtel verwenden läßt. Das erste Verfahren also, dem der natür- liche Kalkstein zu unterwerfen ist, ist das Brennen. Dasselbe geschah früher vielfach in besonders gebauten Meilern, heute wird es meist in Öfen vorgenommen, die, je nachdem sie in fortwährendem Betriebe sind, oder nur periodisch dem Zwecke des Kalkbrennens dienen, verschieden
Die Baumaterialien.
Das Polieren folgt auf dieſelbe Weiſe hinterher, Schmirgel und Zinn- aſche ſind die dabei verwendeten Mittel. Der Stein ſelbſt bewegt ſich dabei auf einem Schlitten unter den Eiſenſcheiben hin. Mit der Ver- wendung zu Bauten iſt — wie jeder weiß — der Gebrauch der Steine nicht abgeſchloſſen. Wir begegnen ihnen bei Denkmälern in ihrer Ge- ſtaltung zu mannigfachen Figuren und in Schmuckſachen. Für alle dieſe Verwendungen ſind ebenfalls beſondere Maſchinen gebaut worden; Graviermaſchinen, in denen ein Stahlſtift ſchnell gedreht wird, halfen bei den feineren Arbeiten. In den letzten Jahren haben ſich für dieſe Zwecke die ſogenannten Preßluftwerkzeuge eingeführt, bei denen die Expanſion verdichteter Luft die treibende Kraft iſt; ſie helfen dem Steinmetzen und dem Bildhauer, die Steine zu verarbeiten, und erhöhen die Leiſtungsfähigkeit eines Arbeiters auf das Sechsfache. Den Steinen, die ſich bereits in Bauwerken befinden, geben ſie die gewünſchte Form, und bringen die ſchönſten Reliefs an Giebelfeldern und Kapitälen an. Alle dieſe Inſtrumente enthalten einen Schlagkolben, den die gepreßte Luft in der Minute ſechs- bis zehntauſend Schläge ausführen läßt.
Die Verbindungsſtoffe.
Sehr bald wird das bloße Aufeinanderlegen der Steine den Wunſch nach einem genügend feſten Bau nicht mehr erfüllt haben. Die älteſten aus künſtlichen Steinen aufgemauerten Bauten Ägyptens und Babyloniens zeigen uns die Anwendung beſonderer Bindemittel, ja der Mörtel mag älter als dieſe Kunſtſteine ſelbſt ſein. Man verſtand darunter einen Kalkbrei, der mit Sand oder anderen Zuſätzen gemengt iſt. Die Eigenſchaften des Kalkes laſſen ihn zu dem bezeichneten Dienſte hervorragend tauglich erſcheinen. Der Kalk iſt ein in der Natur ungemein verbreiteter Körper. Aber er findet ſich nicht in der Form, in der er ſofort zu Mörtel verarbeitet werden könnte. Mit der Kohlenſäure verbunden bildet er als körniger Kalk, Marmor, Kreide und Kalkſtein ungeheure Lager. Erſt wenn dieſe Geſteine ihres Ge- haltes an Kohlenſäure beraubt ſind, bieten ſie ſich zu ferneren Dienſten dar. Das geſchieht, indem man die kalkhaltigen Mineralien brennt. So erhält man den gebrannten Kalk. Dieſer wieder muß in eine innige Verbindung mit Waſſer gebracht, er muß gelöſcht werden. An der Luft trocknet der gelöſchte Kalk bald ein, indem er die in der Atmoſphäre enthaltene Kohlenſäure wieder an ſich zieht, und wenn er dabei unter einem hinreichenden Drucke ſteht, ſo erlangt er nach dem Trocknen die Härte des Marmors. Das iſt die Eigenſchaft, die ihn zu Mörtel verwenden läßt. Das erſte Verfahren alſo, dem der natür- liche Kalkſtein zu unterwerfen iſt, iſt das Brennen. Dasſelbe geſchah früher vielfach in beſonders gebauten Meilern, heute wird es meiſt in Öfen vorgenommen, die, je nachdem ſie in fortwährendem Betriebe ſind, oder nur periodiſch dem Zwecke des Kalkbrennens dienen, verſchieden
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Die Baumaterialien.
Das Polieren folgt auf dieſelbe Weiſe hinterher, Schmirgel und Zinn-
aſche ſind die dabei verwendeten Mittel. Der Stein ſelbſt bewegt ſich
dabei auf einem Schlitten unter den Eiſenſcheiben hin. Mit der Ver-
wendung zu Bauten iſt — wie jeder weiß — der Gebrauch der Steine
nicht abgeſchloſſen. Wir begegnen ihnen bei Denkmälern in ihrer Ge-
ſtaltung zu mannigfachen Figuren und in Schmuckſachen. Für alle
dieſe Verwendungen ſind ebenfalls beſondere Maſchinen gebaut worden;
Graviermaſchinen, in denen ein Stahlſtift ſchnell gedreht wird, halfen
bei den feineren Arbeiten. In den letzten Jahren haben ſich für dieſe
Zwecke die ſogenannten Preßluftwerkzeuge eingeführt, bei denen die
Expanſion verdichteter Luft die treibende Kraft iſt; ſie helfen dem
Steinmetzen und dem Bildhauer, die Steine zu verarbeiten, und erhöhen
die Leiſtungsfähigkeit eines Arbeiters auf das Sechsfache. Den Steinen,
die ſich bereits in Bauwerken befinden, geben ſie die gewünſchte Form,
und bringen die ſchönſten Reliefs an Giebelfeldern und Kapitälen an.
Alle dieſe Inſtrumente enthalten einen Schlagkolben, den die gepreßte
Luft in der Minute ſechs- bis zehntauſend Schläge ausführen läßt.
Die Verbindungsſtoffe.
Sehr bald wird das bloße Aufeinanderlegen der Steine den
Wunſch nach einem genügend feſten Bau nicht mehr erfüllt haben. Die
älteſten aus künſtlichen Steinen aufgemauerten Bauten Ägyptens und
Babyloniens zeigen uns die Anwendung beſonderer Bindemittel, ja
der Mörtel mag älter als dieſe Kunſtſteine ſelbſt ſein. Man verſtand
darunter einen Kalkbrei, der mit Sand oder anderen Zuſätzen gemengt
iſt. Die Eigenſchaften des Kalkes laſſen ihn zu dem bezeichneten
Dienſte hervorragend tauglich erſcheinen. Der Kalk iſt ein in der
Natur ungemein verbreiteter Körper. Aber er findet ſich nicht in der
Form, in der er ſofort zu Mörtel verarbeitet werden könnte. Mit der
Kohlenſäure verbunden bildet er als körniger Kalk, Marmor, Kreide
und Kalkſtein ungeheure Lager. Erſt wenn dieſe Geſteine ihres Ge-
haltes an Kohlenſäure beraubt ſind, bieten ſie ſich zu ferneren Dienſten
dar. Das geſchieht, indem man die kalkhaltigen Mineralien brennt.
So erhält man den gebrannten Kalk. Dieſer wieder muß in eine
innige Verbindung mit Waſſer gebracht, er muß gelöſcht werden. An
der Luft trocknet der gelöſchte Kalk bald ein, indem er die in der
Atmoſphäre enthaltene Kohlenſäure wieder an ſich zieht, und wenn er
dabei unter einem hinreichenden Drucke ſteht, ſo erlangt er nach dem
Trocknen die Härte des Marmors. Das iſt die Eigenſchaft, die ihn
zu Mörtel verwenden läßt. Das erſte Verfahren alſo, dem der natür-
liche Kalkſtein zu unterwerfen iſt, iſt das Brennen. Dasſelbe geſchah
früher vielfach in beſonders gebauten Meilern, heute wird es meiſt in
Öfen vorgenommen, die, je nachdem ſie in fortwährendem Betriebe ſind,
oder nur periodiſch dem Zwecke des Kalkbrennens dienen, verſchieden
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/282>, abgerufen am 21.11.2024.
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