dem den Angriffen der Atmosphäre besser standhaltenden Überzuge von Kupfer versehen werden können. Solche Körper sind z. B. die Telegraphendrähte. Dieselben ganz aus Kupfer herzustellen, wäre zu teuer. Man benutzt als Material das viel billigere Eisen, aber man giebt ihm einen Überzug von Kupfer. Am ausgedehntesten wird diese Verkupferung der Drähte von der Pontal-Telegraph- Company in New-York betrieben. 25 Dynamomaschinen liefern den Strom, der durch 200 Zersetzungszellen geht und in einem Tage 16 Kilometer Stahldraht mit 5 Zentnern Kupfer überzieht, indem der Draht langsam durch eine Reihe von Bädern hindurchwandert. Die Betriebskosten werden dabei zum guten Teil durch einen Nebenverdienst aufgebracht. Es fällt nämlich bei dem Prozesse in den Zellen viel metallisches Silber zu Boden, welches in dem verwendeten Kupfervitriol vorkommt, das aber selbständig zu gewinnen nicht lohnen würde.
Das Versilbern, Vergolden und Vernickeln.
Das Kupfer, an sich durch seine Widerstandsfähigkeit gegen die Einflüsse der Luft hinreichend geschützt, wird immerhin nicht dauernd sein Aussehen behalten. Andere Metalle sind darin bevorzugter und dem Auge gefälliger. Silber, Gold und Nickel sind von dieser Art. Das Messing, freilich kein einfaches Metall, sondern aus Zink und Kupfer zusammen- gesetzt, hat dieselbe Eigentümlichkeit. Silber und Gold, die als edle Metalle das Bleiben an der Luft ohne Schaden vertragen, sind durch ihre Kostbarkeit an vielen Stellen ausgeschlossen. Das Nickel macht sich durch seine Härte ganz besonders geeignet, als Uberzug zu dienen. Man ist im Stande, alle diese Körper aus entsprechenden Lösungen, ebenso wie das Kupfer aus der Kupfervitriollösung, durch einen galvanischen Strom an der passenden Stelle zum Niederschlage zu zwingen. Das Vermessingen von Eisen- und Zinkwaren geschieht durch Zersetzung einer Cyankupfer- und -Zinklösung. Durch passende Regulierung der Stromstärke hat man es dabei in der Gewalt, die Farbe des Niederschlages zwischen dem Kupferrot und dem Zinkweiß beliebig variieren zu lassen. Man überzieht jetzt viele Haushaltungs- gegenstände, Lampenfüße u. dgl., mit einer dünnen Schicht von Messing, die ihnen das Aussehen von Bronzen giebt. Werden sie dann noch poliert, so ist kein Unterschied von echten Bronzen zu erkennen, sie erhalten sogar nach längerem Gebrauch jenen schönen blauen Überzug von kohlensaurem Kupfer, der als Edelpatina bekannt ist.
Da wir von der Patina sprechen, wollen wir im Vorübergehen eines sehr wenig erwünschten Überzuges von Bronzen gedenken, der sogenannten unechten Patina, welche aus Chlorkupfer besteht, sich recht oft zum Schmerze des Forschers an antiken Bronzen findet und, indem sie die ganze Masse derselben durchsetzt, den Gegenstand der Zerstörung anheim giebt. Nun ist -- und deshalb kommen wir darauf zu sprechen --
Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln.
dem den Angriffen der Atmoſphäre beſſer ſtandhaltenden Überzuge von Kupfer verſehen werden können. Solche Körper ſind z. B. die Telegraphendrähte. Dieſelben ganz aus Kupfer herzuſtellen, wäre zu teuer. Man benutzt als Material das viel billigere Eiſen, aber man giebt ihm einen Überzug von Kupfer. Am ausgedehnteſten wird dieſe Verkupferung der Drähte von der Pontal-Telegraph- Company in New-York betrieben. 25 Dynamomaſchinen liefern den Strom, der durch 200 Zerſetzungszellen geht und in einem Tage 16 Kilometer Stahldraht mit 5 Zentnern Kupfer überzieht, indem der Draht langſam durch eine Reihe von Bädern hindurchwandert. Die Betriebskoſten werden dabei zum guten Teil durch einen Nebenverdienſt aufgebracht. Es fällt nämlich bei dem Prozeſſe in den Zellen viel metalliſches Silber zu Boden, welches in dem verwendeten Kupfervitriol vorkommt, das aber ſelbſtändig zu gewinnen nicht lohnen würde.
Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln.
Das Kupfer, an ſich durch ſeine Widerſtandsfähigkeit gegen die Einflüſſe der Luft hinreichend geſchützt, wird immerhin nicht dauernd ſein Ausſehen behalten. Andere Metalle ſind darin bevorzugter und dem Auge gefälliger. Silber, Gold und Nickel ſind von dieſer Art. Das Meſſing, freilich kein einfaches Metall, ſondern aus Zink und Kupfer zuſammen- geſetzt, hat dieſelbe Eigentümlichkeit. Silber und Gold, die als edle Metalle das Bleiben an der Luft ohne Schaden vertragen, ſind durch ihre Koſtbarkeit an vielen Stellen ausgeſchloſſen. Das Nickel macht ſich durch ſeine Härte ganz beſonders geeignet, als Uberzug zu dienen. Man iſt im Stande, alle dieſe Körper aus entſprechenden Löſungen, ebenſo wie das Kupfer aus der Kupfervitriollöſung, durch einen galvaniſchen Strom an der paſſenden Stelle zum Niederſchlage zu zwingen. Das Vermeſſingen von Eiſen- und Zinkwaren geſchieht durch Zerſetzung einer Cyankupfer- und -Zinklöſung. Durch paſſende Regulierung der Stromſtärke hat man es dabei in der Gewalt, die Farbe des Niederſchlages zwiſchen dem Kupferrot und dem Zinkweiß beliebig variieren zu laſſen. Man überzieht jetzt viele Haushaltungs- gegenſtände, Lampenfüße u. dgl., mit einer dünnen Schicht von Meſſing, die ihnen das Ausſehen von Bronzen giebt. Werden ſie dann noch poliert, ſo iſt kein Unterſchied von echten Bronzen zu erkennen, ſie erhalten ſogar nach längerem Gebrauch jenen ſchönen blauen Überzug von kohlenſaurem Kupfer, der als Edelpatina bekannt iſt.
Da wir von der Patina ſprechen, wollen wir im Vorübergehen eines ſehr wenig erwünſchten Überzuges von Bronzen gedenken, der ſogenannten unechten Patina, welche aus Chlorkupfer beſteht, ſich recht oft zum Schmerze des Forſchers an antiken Bronzen findet und, indem ſie die ganze Maſſe derſelben durchſetzt, den Gegenſtand der Zerſtörung anheim giebt. Nun iſt — und deshalb kommen wir darauf zu ſprechen —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0159"n="141"/><fwplace="top"type="header">Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln.</fw><lb/>
dem den Angriffen der Atmoſphäre beſſer ſtandhaltenden Überzuge<lb/>
von Kupfer verſehen werden können. Solche Körper ſind z. B. die<lb/>
Telegraphendrähte. Dieſelben ganz aus Kupfer herzuſtellen, wäre<lb/>
zu teuer. Man benutzt als Material das viel billigere Eiſen,<lb/>
aber man giebt ihm einen Überzug von Kupfer. Am ausgedehnteſten<lb/>
wird dieſe Verkupferung der Drähte von der Pontal-Telegraph-<lb/>
Company in New-York betrieben. 25 Dynamomaſchinen liefern den<lb/>
Strom, der durch 200 Zerſetzungszellen geht und in einem Tage<lb/>
16 Kilometer Stahldraht mit 5 Zentnern Kupfer überzieht, indem der<lb/>
Draht langſam durch eine Reihe von Bädern hindurchwandert. Die<lb/>
Betriebskoſten werden dabei zum guten Teil durch einen Nebenverdienſt<lb/>
aufgebracht. Es fällt nämlich bei dem Prozeſſe in den Zellen viel<lb/>
metalliſches Silber zu Boden, welches in dem verwendeten Kupfervitriol<lb/>
vorkommt, das aber ſelbſtändig zu gewinnen nicht lohnen würde.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln.</hi></head><lb/><p>Das Kupfer, an ſich durch ſeine Widerſtandsfähigkeit gegen die<lb/>
Einflüſſe der Luft hinreichend geſchützt, wird immerhin nicht dauernd ſein<lb/>
Ausſehen behalten. Andere Metalle ſind darin bevorzugter und dem Auge<lb/>
gefälliger. Silber, Gold und Nickel ſind von dieſer Art. Das Meſſing,<lb/>
freilich kein einfaches Metall, ſondern aus Zink und Kupfer zuſammen-<lb/>
geſetzt, hat dieſelbe Eigentümlichkeit. Silber und Gold, die als edle<lb/>
Metalle das Bleiben an der Luft ohne Schaden vertragen, ſind durch<lb/>
ihre Koſtbarkeit an vielen Stellen ausgeſchloſſen. Das Nickel macht ſich<lb/>
durch ſeine Härte ganz beſonders geeignet, als Uberzug zu dienen.<lb/>
Man iſt im Stande, alle dieſe Körper aus entſprechenden Löſungen,<lb/>
ebenſo wie das Kupfer aus der Kupfervitriollöſung, durch einen<lb/>
galvaniſchen Strom an der paſſenden Stelle zum Niederſchlage zu<lb/>
zwingen. Das Vermeſſingen von Eiſen- und Zinkwaren geſchieht<lb/>
durch Zerſetzung einer Cyankupfer- und -Zinklöſung. Durch paſſende<lb/>
Regulierung der Stromſtärke hat man es dabei in der Gewalt, die<lb/>
Farbe des Niederſchlages zwiſchen dem Kupferrot und dem Zinkweiß<lb/>
beliebig variieren zu laſſen. Man überzieht jetzt viele Haushaltungs-<lb/>
gegenſtände, Lampenfüße u. dgl., mit einer dünnen Schicht von Meſſing,<lb/>
die ihnen das Ausſehen von Bronzen giebt. Werden ſie dann noch<lb/>
poliert, ſo iſt kein Unterſchied von echten Bronzen zu erkennen, ſie<lb/>
erhalten ſogar nach längerem Gebrauch jenen ſchönen blauen Überzug<lb/>
von kohlenſaurem Kupfer, der als Edelpatina bekannt iſt.</p><lb/><p>Da wir von der Patina ſprechen, wollen wir im Vorübergehen eines<lb/>ſehr wenig erwünſchten Überzuges von Bronzen gedenken, der ſogenannten<lb/>
unechten Patina, welche aus Chlorkupfer beſteht, ſich recht oft zum<lb/>
Schmerze des Forſchers an antiken Bronzen findet und, indem ſie die<lb/>
ganze Maſſe derſelben durchſetzt, den Gegenſtand der Zerſtörung anheim<lb/>
giebt. Nun iſt — und deshalb kommen wir darauf zu ſprechen —<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[141/0159]
Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln.
dem den Angriffen der Atmoſphäre beſſer ſtandhaltenden Überzuge
von Kupfer verſehen werden können. Solche Körper ſind z. B. die
Telegraphendrähte. Dieſelben ganz aus Kupfer herzuſtellen, wäre
zu teuer. Man benutzt als Material das viel billigere Eiſen,
aber man giebt ihm einen Überzug von Kupfer. Am ausgedehnteſten
wird dieſe Verkupferung der Drähte von der Pontal-Telegraph-
Company in New-York betrieben. 25 Dynamomaſchinen liefern den
Strom, der durch 200 Zerſetzungszellen geht und in einem Tage
16 Kilometer Stahldraht mit 5 Zentnern Kupfer überzieht, indem der
Draht langſam durch eine Reihe von Bädern hindurchwandert. Die
Betriebskoſten werden dabei zum guten Teil durch einen Nebenverdienſt
aufgebracht. Es fällt nämlich bei dem Prozeſſe in den Zellen viel
metalliſches Silber zu Boden, welches in dem verwendeten Kupfervitriol
vorkommt, das aber ſelbſtändig zu gewinnen nicht lohnen würde.
Das Verſilbern, Vergolden und Vernickeln.
Das Kupfer, an ſich durch ſeine Widerſtandsfähigkeit gegen die
Einflüſſe der Luft hinreichend geſchützt, wird immerhin nicht dauernd ſein
Ausſehen behalten. Andere Metalle ſind darin bevorzugter und dem Auge
gefälliger. Silber, Gold und Nickel ſind von dieſer Art. Das Meſſing,
freilich kein einfaches Metall, ſondern aus Zink und Kupfer zuſammen-
geſetzt, hat dieſelbe Eigentümlichkeit. Silber und Gold, die als edle
Metalle das Bleiben an der Luft ohne Schaden vertragen, ſind durch
ihre Koſtbarkeit an vielen Stellen ausgeſchloſſen. Das Nickel macht ſich
durch ſeine Härte ganz beſonders geeignet, als Uberzug zu dienen.
Man iſt im Stande, alle dieſe Körper aus entſprechenden Löſungen,
ebenſo wie das Kupfer aus der Kupfervitriollöſung, durch einen
galvaniſchen Strom an der paſſenden Stelle zum Niederſchlage zu
zwingen. Das Vermeſſingen von Eiſen- und Zinkwaren geſchieht
durch Zerſetzung einer Cyankupfer- und -Zinklöſung. Durch paſſende
Regulierung der Stromſtärke hat man es dabei in der Gewalt, die
Farbe des Niederſchlages zwiſchen dem Kupferrot und dem Zinkweiß
beliebig variieren zu laſſen. Man überzieht jetzt viele Haushaltungs-
gegenſtände, Lampenfüße u. dgl., mit einer dünnen Schicht von Meſſing,
die ihnen das Ausſehen von Bronzen giebt. Werden ſie dann noch
poliert, ſo iſt kein Unterſchied von echten Bronzen zu erkennen, ſie
erhalten ſogar nach längerem Gebrauch jenen ſchönen blauen Überzug
von kohlenſaurem Kupfer, der als Edelpatina bekannt iſt.
Da wir von der Patina ſprechen, wollen wir im Vorübergehen eines
ſehr wenig erwünſchten Überzuges von Bronzen gedenken, der ſogenannten
unechten Patina, welche aus Chlorkupfer beſteht, ſich recht oft zum
Schmerze des Forſchers an antiken Bronzen findet und, indem ſie die
ganze Maſſe derſelben durchſetzt, den Gegenſtand der Zerſtörung anheim
giebt. Nun iſt — und deshalb kommen wir darauf zu ſprechen —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/159>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.