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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Gas-Motoren.
treten. Die erforderliche Verbrennungsluft tritt entweder durch die
Feuerthür f oder durch den Aschenfall b in den Feuerraum a hinein.

Handelt es sich um die Verbrennung von pulverförmigem oder
feinkörnigem Brennmaterial, wie z. B. Braunkohle, so bedient man
sich des in Fig. 84 dargestellten Treppenrostes. Bei diesem wird das
Brennmaterial in den Trichter d eingefüllt und sinkt von hier aus
auf dem schräg abwärts gerichteten Roste a hinab, hierbei allmählich
verbrennend. Zur Entfernung der Asche und der Schlacken dient der
Schieber f. e ist ein kleiner Feuerrost, auf welchem die völlige Ver-
brennung des auf a hinabrutschenden Brennstoffes sich vollzieht. Die
Feuergase ziehen bei h zu dem Dampfkessel ab.

e) Die auf der chemischen Verwandtschaft verschiedener
Körper beruhenden Motoren.
1. Die Gasmotoren.

Das Verdienst, zuerst die Explosion des Leuchtgases zur Erzeugung
motorischer Kraft ausgenutzt und eine auf diesem Prinzipe beruhende
Kraftmaschine gebaut zu haben, gebührt, wenn man von den das Stadium
der Versuche nicht überschreitenden Maschinen von Brown, Weight, Bar-
santi u. A. absieht, dem Franzosen Lenoir. Die Gaskraftmaschine
jedoch auf die heutige Vervollkommung gebracht und dieselbe überhaupt
derartig gestaltet zu haben, daß sie in einen erfolgreichen Wettkampf
mit den bisher bekannten Motoren einzutreten vermochte, gebührt
Nicolaus August Otto, geboren im Jahre 1832 zu Holzhausen in
Nassau. Was James Watt für die Dampfmaschine, das hat Otto der
Gasmaschine geleistet.

Mischt man Leuchtgas mit atmosphärischer Luft, so explodiert dieses
Gemisch, sobald es entzündet wird, eine Folge des Umstandes, daß
die beiden bisher nur mechanisch mit einander gemengten Körper, dank
der ihnen inne wohnenden chemischen Verwandtschaft, sich zu einem
einzigen Körper unter erheblicher Entwickelung von Kraft vereinigen.

Merkwürdigerweise gehörte der eigentliche Vater der Gasmaschine,
Nicolaus August Otto, gleich James Watt dem Kaufmannsstande
an, war also weder im Besitz einer entsprechenden Vorbildung, noch
hatte er früher Anregung gefunden, sich mit Problemen der praktischen
Mechanik zu befassen. Als jedoch im Jahre 1861 sich die Kunde von
Lenoirs Entdeckung über die civilisierte Welt verbreitete, da fühlte sich
Otto durch dieselbe so mächtig angeregt, daß er von Stund' ab, mit
eiserner Energie und Zähigkeit an seinem Streben festhielt, in der Gas-
maschine eine ebenbürtige Rivalin der damals noch allmächtigen Dampf-
maschine zu schaffen. Die gleiche Anregung hatten durch Lenoirs Maschine
noch viele andere Sterbliche empfangen, aber keinem derselben war es

Die Gas-Motoren.
treten. Die erforderliche Verbrennungsluft tritt entweder durch die
Feuerthür f oder durch den Aſchenfall b in den Feuerraum a hinein.

Handelt es ſich um die Verbrennung von pulverförmigem oder
feinkörnigem Brennmaterial, wie z. B. Braunkohle, ſo bedient man
ſich des in Fig. 84 dargeſtellten Treppenroſtes. Bei dieſem wird das
Brennmaterial in den Trichter d eingefüllt und ſinkt von hier aus
auf dem ſchräg abwärts gerichteten Roſte a hinab, hierbei allmählich
verbrennend. Zur Entfernung der Aſche und der Schlacken dient der
Schieber f. e iſt ein kleiner Feuerroſt, auf welchem die völlige Ver-
brennung des auf a hinabrutſchenden Brennſtoffes ſich vollzieht. Die
Feuergaſe ziehen bei h zu dem Dampfkeſſel ab.

e) Die auf der chemiſchen Verwandtſchaft verſchiedener
Körper beruhenden Motoren.
1. Die Gasmotoren.

Das Verdienſt, zuerſt die Exploſion des Leuchtgaſes zur Erzeugung
motoriſcher Kraft ausgenutzt und eine auf dieſem Prinzipe beruhende
Kraftmaſchine gebaut zu haben, gebührt, wenn man von den das Stadium
der Verſuche nicht überſchreitenden Maſchinen von Brown, Weight, Bar-
ſanti u. A. abſieht, dem Franzoſen Lenoir. Die Gaskraftmaſchine
jedoch auf die heutige Vervollkommung gebracht und dieſelbe überhaupt
derartig geſtaltet zu haben, daß ſie in einen erfolgreichen Wettkampf
mit den bisher bekannten Motoren einzutreten vermochte, gebührt
Nicolaus Auguſt Otto, geboren im Jahre 1832 zu Holzhauſen in
Naſſau. Was James Watt für die Dampfmaſchine, das hat Otto der
Gasmaſchine geleiſtet.

Miſcht man Leuchtgas mit atmoſphäriſcher Luft, ſo explodiert dieſes
Gemiſch, ſobald es entzündet wird, eine Folge des Umſtandes, daß
die beiden bisher nur mechaniſch mit einander gemengten Körper, dank
der ihnen inne wohnenden chemiſchen Verwandtſchaft, ſich zu einem
einzigen Körper unter erheblicher Entwickelung von Kraft vereinigen.

Merkwürdigerweiſe gehörte der eigentliche Vater der Gasmaſchine,
Nicolaus Auguſt Otto, gleich James Watt dem Kaufmannsſtande
an, war alſo weder im Beſitz einer entſprechenden Vorbildung, noch
hatte er früher Anregung gefunden, ſich mit Problemen der praktiſchen
Mechanik zu befaſſen. Als jedoch im Jahre 1861 ſich die Kunde von
Lenoirs Entdeckung über die civiliſierte Welt verbreitete, da fühlte ſich
Otto durch dieſelbe ſo mächtig angeregt, daß er von Stund’ ab, mit
eiſerner Energie und Zähigkeit an ſeinem Streben feſthielt, in der Gas-
maſchine eine ebenbürtige Rivalin der damals noch allmächtigen Dampf-
maſchine zu ſchaffen. Die gleiche Anregung hatten durch Lenoirs Maſchine
noch viele andere Sterbliche empfangen, aber keinem derſelben war es

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[109/0127] Die Gas-Motoren. treten. Die erforderliche Verbrennungsluft tritt entweder durch die Feuerthür f oder durch den Aſchenfall b in den Feuerraum a hinein. Handelt es ſich um die Verbrennung von pulverförmigem oder feinkörnigem Brennmaterial, wie z. B. Braunkohle, ſo bedient man ſich des in Fig. 84 dargeſtellten Treppenroſtes. Bei dieſem wird das Brennmaterial in den Trichter d eingefüllt und ſinkt von hier aus auf dem ſchräg abwärts gerichteten Roſte a hinab, hierbei allmählich verbrennend. Zur Entfernung der Aſche und der Schlacken dient der Schieber f. e iſt ein kleiner Feuerroſt, auf welchem die völlige Ver- brennung des auf a hinabrutſchenden Brennſtoffes ſich vollzieht. Die Feuergaſe ziehen bei h zu dem Dampfkeſſel ab. e) Die auf der chemiſchen Verwandtſchaft verſchiedener Körper beruhenden Motoren. 1. Die Gasmotoren. Das Verdienſt, zuerſt die Exploſion des Leuchtgaſes zur Erzeugung motoriſcher Kraft ausgenutzt und eine auf dieſem Prinzipe beruhende Kraftmaſchine gebaut zu haben, gebührt, wenn man von den das Stadium der Verſuche nicht überſchreitenden Maſchinen von Brown, Weight, Bar- ſanti u. A. abſieht, dem Franzoſen Lenoir. Die Gaskraftmaſchine jedoch auf die heutige Vervollkommung gebracht und dieſelbe überhaupt derartig geſtaltet zu haben, daß ſie in einen erfolgreichen Wettkampf mit den bisher bekannten Motoren einzutreten vermochte, gebührt Nicolaus Auguſt Otto, geboren im Jahre 1832 zu Holzhauſen in Naſſau. Was James Watt für die Dampfmaſchine, das hat Otto der Gasmaſchine geleiſtet. Miſcht man Leuchtgas mit atmoſphäriſcher Luft, ſo explodiert dieſes Gemiſch, ſobald es entzündet wird, eine Folge des Umſtandes, daß die beiden bisher nur mechaniſch mit einander gemengten Körper, dank der ihnen inne wohnenden chemiſchen Verwandtſchaft, ſich zu einem einzigen Körper unter erheblicher Entwickelung von Kraft vereinigen. Merkwürdigerweiſe gehörte der eigentliche Vater der Gasmaſchine, Nicolaus Auguſt Otto, gleich James Watt dem Kaufmannsſtande an, war alſo weder im Beſitz einer entſprechenden Vorbildung, noch hatte er früher Anregung gefunden, ſich mit Problemen der praktiſchen Mechanik zu befaſſen. Als jedoch im Jahre 1861 ſich die Kunde von Lenoirs Entdeckung über die civiliſierte Welt verbreitete, da fühlte ſich Otto durch dieſelbe ſo mächtig angeregt, daß er von Stund’ ab, mit eiſerner Energie und Zähigkeit an ſeinem Streben feſthielt, in der Gas- maſchine eine ebenbürtige Rivalin der damals noch allmächtigen Dampf- maſchine zu ſchaffen. Die gleiche Anregung hatten durch Lenoirs Maſchine noch viele andere Sterbliche empfangen, aber keinem derſelben war es

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/127>, abgerufen am 21.11.2024.