Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die vervielfältigenden Künste.
des photographierten Objektes entsprechenden Partieen der Kopie die
meisten weißen Quecksilberteilchen haften. Das Bild bekam aber durch
das Quecksilber einen etwas harten und kalten Ton und war außerdem
noch nicht dauernd haltbar. Dies wurde erst durch Fizeaus Ver-
goldungsmethode im Jahre 1840 erreicht, die gleichzeitig dem Bilde
einen schönen, warmen Ton verlieh. Die fertige Platte wurde mit
einer verdünnten Chlorgoldlösung übergossen und diese Lösung schnell
über Spiritus zum Kochen gebracht. Das Chlor verbindet sich dann mit
dem Silber der Platte und das Gold legt sich als feiner, schön wirkender
Überzug über das ganze. Nach kurzer Zeit schon muß man die Platte
herausnehmen und in kaltem Wasser abwaschen, worauf sie sehr wider-
standsfähig geworden ist. Die Daguerreotypie erfuhr im Jahre 1841
noch eine weitere Vervollkommnung durch die Entdeckung von Claudet,
daß die Anwendung von Jodchlor ein beschleunigteres Aufnahmeverfahren
erlaubt, sodaß man mit wenigen Sekunden Expositionszeit ausreicht.

3. Die Talbottypie und die moderne Photographie.

Kurz vor der Veröffentlichung des Verfahrens von Daguerre legte
der Engländer Fox Talbot am 20. Januar 1839 der Königlichen Ge-
sellschaft in London ein Verfahren vor, das im ganzen und großen
das Vorbild des heutigen photographischen Verfahrens geworden ist.
Zunächst handelte es sich bei ihm allerdings noch nicht um Aufnahmen
nach der Natur mittels der Camera, sondern er hatte nur ein Ver-
fahren erfunden, Kupferstiche, Stahlstiche und ähnliches mit Hilfe des
Lichtes beliebig oft zu vervielfältigen. Er legte den Kupferstich auf
Papier, das mit Chlorsilber und salpetersaurem Silberoxyd getränkt war;
in der Sonne wurde dann das Papier an allen hellen Stellen des Stichs
geschwärzt, an den Bildstellen blieb es mehr oder weniger weiß, sodaß

[Abbildung] Fig. 522.

Negatives Bild.

[Abbildung] Fig. 523.

Vositives Bild.

Die vervielfältigenden Künſte.
des photographierten Objektes entſprechenden Partieen der Kopie die
meiſten weißen Queckſilberteilchen haften. Das Bild bekam aber durch
das Queckſilber einen etwas harten und kalten Ton und war außerdem
noch nicht dauernd haltbar. Dies wurde erſt durch Fizeaus Ver-
goldungsmethode im Jahre 1840 erreicht, die gleichzeitig dem Bilde
einen ſchönen, warmen Ton verlieh. Die fertige Platte wurde mit
einer verdünnten Chlorgoldlöſung übergoſſen und dieſe Löſung ſchnell
über Spiritus zum Kochen gebracht. Das Chlor verbindet ſich dann mit
dem Silber der Platte und das Gold legt ſich als feiner, ſchön wirkender
Überzug über das ganze. Nach kurzer Zeit ſchon muß man die Platte
herausnehmen und in kaltem Waſſer abwaſchen, worauf ſie ſehr wider-
ſtandsfähig geworden iſt. Die Daguerreotypie erfuhr im Jahre 1841
noch eine weitere Vervollkommnung durch die Entdeckung von Claudet,
daß die Anwendung von Jodchlor ein beſchleunigteres Aufnahmeverfahren
erlaubt, ſodaß man mit wenigen Sekunden Expoſitionszeit ausreicht.

3. Die Talbottypie und die moderne Photographie.

Kurz vor der Veröffentlichung des Verfahrens von Daguerre legte
der Engländer Fox Talbot am 20. Januar 1839 der Königlichen Ge-
ſellſchaft in London ein Verfahren vor, das im ganzen und großen
das Vorbild des heutigen photographiſchen Verfahrens geworden iſt.
Zunächſt handelte es ſich bei ihm allerdings noch nicht um Aufnahmen
nach der Natur mittels der Camera, ſondern er hatte nur ein Ver-
fahren erfunden, Kupferſtiche, Stahlſtiche und ähnliches mit Hilfe des
Lichtes beliebig oft zu vervielfältigen. Er legte den Kupferſtich auf
Papier, das mit Chlorſilber und ſalpeterſaurem Silberoxyd getränkt war;
in der Sonne wurde dann das Papier an allen hellen Stellen des Stichs
geſchwärzt, an den Bildſtellen blieb es mehr oder weniger weiß, ſodaß

[Abbildung] Fig. 522.

Negatives Bild.

[Abbildung] Fig. 523.

Voſitives Bild.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f1000" n="982"/><fw place="top" type="header">Die vervielfältigenden Kün&#x017F;te.</fw><lb/>
des photographierten Objektes ent&#x017F;prechenden Partieen der Kopie die<lb/>
mei&#x017F;ten weißen Queck&#x017F;ilberteilchen haften. Das Bild bekam aber durch<lb/>
das Queck&#x017F;ilber einen etwas harten und kalten Ton und war außerdem<lb/>
noch nicht dauernd haltbar. Dies wurde er&#x017F;t durch Fizeaus Ver-<lb/>
goldungsmethode im Jahre 1840 erreicht, die gleichzeitig dem Bilde<lb/>
einen &#x017F;chönen, warmen Ton verlieh. Die fertige Platte wurde mit<lb/>
einer verdünnten Chlorgoldlö&#x017F;ung übergo&#x017F;&#x017F;en und die&#x017F;e Lö&#x017F;ung &#x017F;chnell<lb/>
über Spiritus zum Kochen gebracht. Das Chlor verbindet &#x017F;ich dann mit<lb/>
dem Silber der Platte und das Gold legt &#x017F;ich als feiner, &#x017F;chön wirkender<lb/>
Überzug über das ganze. Nach kurzer Zeit &#x017F;chon muß man die Platte<lb/>
herausnehmen und in kaltem Wa&#x017F;&#x017F;er abwa&#x017F;chen, worauf &#x017F;ie &#x017F;ehr wider-<lb/>
&#x017F;tandsfähig geworden i&#x017F;t. Die Daguerreotypie erfuhr im Jahre 1841<lb/>
noch eine weitere Vervollkommnung durch die Entdeckung von Claudet,<lb/>
daß die Anwendung von Jodchlor ein be&#x017F;chleunigteres Aufnahmeverfahren<lb/>
erlaubt, &#x017F;odaß man mit wenigen Sekunden Expo&#x017F;itionszeit ausreicht.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">3. Die Talbottypie und die moderne Photographie.</hi> </head><lb/>
              <p>Kurz vor der Veröffentlichung des Verfahrens von Daguerre legte<lb/>
der Engländer Fox Talbot am 20. Januar 1839 der Königlichen Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft in London ein Verfahren vor, das im ganzen und großen<lb/>
das Vorbild des heutigen photographi&#x017F;chen Verfahrens geworden i&#x017F;t.<lb/>
Zunäch&#x017F;t handelte es &#x017F;ich bei ihm allerdings noch nicht um Aufnahmen<lb/>
nach der Natur mittels der Camera, &#x017F;ondern er hatte nur ein Ver-<lb/>
fahren erfunden, Kupfer&#x017F;tiche, Stahl&#x017F;tiche und ähnliches mit Hilfe des<lb/>
Lichtes beliebig oft zu vervielfältigen. Er legte den Kupfer&#x017F;tich auf<lb/>
Papier, das mit Chlor&#x017F;ilber und &#x017F;alpeter&#x017F;aurem Silberoxyd getränkt war;<lb/>
in der Sonne wurde dann das Papier an allen hellen Stellen des Stichs<lb/>
ge&#x017F;chwärzt, an den Bild&#x017F;tellen blieb es mehr oder weniger weiß, &#x017F;odaß<lb/><figure><head>Fig. 522. </head><p>Negatives Bild.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 523. </head><p>Vo&#x017F;itives Bild.</p></figure><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[982/1000] Die vervielfältigenden Künſte. des photographierten Objektes entſprechenden Partieen der Kopie die meiſten weißen Queckſilberteilchen haften. Das Bild bekam aber durch das Queckſilber einen etwas harten und kalten Ton und war außerdem noch nicht dauernd haltbar. Dies wurde erſt durch Fizeaus Ver- goldungsmethode im Jahre 1840 erreicht, die gleichzeitig dem Bilde einen ſchönen, warmen Ton verlieh. Die fertige Platte wurde mit einer verdünnten Chlorgoldlöſung übergoſſen und dieſe Löſung ſchnell über Spiritus zum Kochen gebracht. Das Chlor verbindet ſich dann mit dem Silber der Platte und das Gold legt ſich als feiner, ſchön wirkender Überzug über das ganze. Nach kurzer Zeit ſchon muß man die Platte herausnehmen und in kaltem Waſſer abwaſchen, worauf ſie ſehr wider- ſtandsfähig geworden iſt. Die Daguerreotypie erfuhr im Jahre 1841 noch eine weitere Vervollkommnung durch die Entdeckung von Claudet, daß die Anwendung von Jodchlor ein beſchleunigteres Aufnahmeverfahren erlaubt, ſodaß man mit wenigen Sekunden Expoſitionszeit ausreicht. 3. Die Talbottypie und die moderne Photographie. Kurz vor der Veröffentlichung des Verfahrens von Daguerre legte der Engländer Fox Talbot am 20. Januar 1839 der Königlichen Ge- ſellſchaft in London ein Verfahren vor, das im ganzen und großen das Vorbild des heutigen photographiſchen Verfahrens geworden iſt. Zunächſt handelte es ſich bei ihm allerdings noch nicht um Aufnahmen nach der Natur mittels der Camera, ſondern er hatte nur ein Ver- fahren erfunden, Kupferſtiche, Stahlſtiche und ähnliches mit Hilfe des Lichtes beliebig oft zu vervielfältigen. Er legte den Kupferſtich auf Papier, das mit Chlorſilber und ſalpeterſaurem Silberoxyd getränkt war; in der Sonne wurde dann das Papier an allen hellen Stellen des Stichs geſchwärzt, an den Bildſtellen blieb es mehr oder weniger weiß, ſodaß [Abbildung Fig. 522. Negatives Bild.] [Abbildung Fig. 523. Voſitives Bild.]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/1000
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 982. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/1000>, abgerufen am 21.11.2024.